Читать книгу Das wundersame Leben des Justin Hoppa - Clochard Raade - Страница 4
Wie Justin Hoppa heranwuchs
ОглавлениеIn den ersten acht oder zehn Monaten war Justin das Opfer eines systematischen Betrugs und fortgesetzter Gaunerei. Er wurde nämlich auf Kosten der Gemeinde aufgepäppelt. Die Armenhausbehörde meldete den elenden Zustand des Waisenkindes pflichtbewusst an den Gemeindevorstand. Dieser forderte einen Bericht darüber, ob sich "in dem Hause" keine Frau befände, die in der Lage sei, dem kleinen Justin Hoppa die Nahrung zu reichen, deren er bedurfte. Die wahrheitswidrige Antwort der Armenhausbehörde fiel verneinend aus, worauf der Gemeindevorstand den hochherzigen Entschluss fasste, Justin in einer fünf Kilometer entfernten Filiale des Armenhauses unterzubringen. Dort wuchsen unter der mütterlichen Aufsicht einer älteren Frau zwanzig bis dreißig andere jugendliche Übertreter der Armengesetze auf, ohne das die Gemeinde von den Kosten für Kleidung und Nahrung allzu sehr belästigt zu wurde. Die Matrone nahm die kleinen Verbrecher gegen eine Entschädigung von wöchentlich zehn Schilling und einem halben Pence pro Kopf auf. Damit lässt sich ein Kind recht gut ernähren. Der Betrag reicht sogar aus, einen Magen zu überladen. Doch nur den der Matrone. Die alte Dame war eine kluge und erfahrene Frau, sie wusste, was für Kinder - und noch mehr, was für sie selber gut war. Sie verwendete den größeren Teil des Kostgeldes zu ihrem eigenen Nutzen und setzte die heranwachsende Jugend auf noch kleinere Rationen, als von der Behörde beabsichtigt war.
Jedermann kennt die Geschichte eines praktischen Lebenskünstlers, der eine herrliche Theorie erfunden hatte, gänzlich ohne Nahrung zu leben. Der Versuch gelang so weit, dass er seine eigene Ernährung auf einen Löffel Honig am Tag herunterbrachte. Sicherlich wäre er irgendwann ein gefragter Mann gewesen, wenn er nicht vierundzwanzig Stunden vor dem Tage krepiert wäre, wo er sich zum ersten Male ausschließlich von Wasser und Luft ernähren wollte. Unglücklicherweise hatte das System der Frau, deren Fürsorge Justin Hoppa anvertraut war, gewöhnlich einen ähnlichen Erfolg. Gerade wenn ein Kind so weit gekommen war, von dem kleinstmöglichen Teile der möglichst schwächsten Nahrung zu leben, so kam es acht-, bis neunmal in zehn Fällen vor, dass es erkrankte, und im Krankenhaus wieder zu Kräften gefüttert werden musste. Halbwegs am Leben, wurde es dann wieder an die Matrone ausgeliefert. Jedoch kam es nicht selten vor, dass eines der bedauernswerten kleinen Wesen auf Grund der schäbigen Behandlung in eine andere, bessere Welt abgerufen wurde. Peinliche Untersuchungen durch die Gemeinde gab es aus verständlichen Gründen nicht. Man stellte lediglich erfreut fest, dass wieder eine Kostenstelle gestrichen werden konnte. Man kann nicht erwarten, dass diese Erziehungsmethode glänzende Ergebnisse zeigte. Justin Hoppa war an seinem neunten Geburtstag ein blasses, schmächtiges, im Wachstum zurückgebliebenes Kind. Aber Natur oder Vererbung hatte in seine Brust einen gesunden, kräftigen Geist gepflanzt, der auch, dank der spärlichen Diät der Anstalt hinreichend Raum hatte, sich auszudehnen. Vielleicht ist es nur diesem Umstand zuzuschreiben, dass er sich überhaupt seines neunten Geburtstages erfreuen durfte. Er feierte denselben in der erlesenen Gesellschaft zweier anderen jungen Herren im Kohlenkeller, wo sie nach einer tüchtigen Tracht Schläge eingesperrt worden waren, weil sie sich erdreistet hatten, hungrig zu sein. An diesem Tage wurde Frau Billig, die würdige Vorsteherin der Anstalt durch die unerwartete Erscheinung des Gemeindedieners, Herrn Braun, in Schrecken gesetzt. Er bemühte sich gerade, die Gartentür zu öffnen.
"Herr du meine Güte! Sind Sie es, Herr Braun?" rief Frau Billig, indem sie ihren Kopf aus dem Fenster steckte, anscheinend hocherfreut dem Kirchendiener zu.
"Leyla, hole rasch den Justin und die beiden anderen Rangen aus dem Keller und wasche sie. - Ach, wie mich das freut, Herr Braun. Freue mich wirklich, Sie mal wiederzusehen"
Herr Braun war ein dicker und außerdem jähzorniger Mann und anstatt die freundliche Begrüßung zu erwidern, gab er der Gartentür einen Stoß, wie ihn nur der Fuß eines Gemeindedieners zu geben imstande ist.
"Mein Gott", sagte Frau Billig hinaus eilend - denn die drei Jungen waren inzwischen aus dem Keller geholt worden - "dass ich das vergessen konnte. Der lieben Kinder wegen hatte ich ja die Tür verriegelt. Treten Sie
näher, Herr Braun, bitte kommen Sie rein."
Obgleich diese Einladung mit einer Liebenswürdigkeit vorgebracht wurde, die sogar das Herz eines Kirchenältesten erweicht hätte, besänftigte sie den Gemeindediener durchaus nicht.
"Ist es etwa ein geziemendes und höfliches Benehmen, Frau Billig", fragte Herr Braun, "die Gemeindebeamten am Gartentor stehen zu lassen, wenn sie in Angelegenheiten, die die Gemeindewaisen betreffen, hierher kommen?'
"Glauben Sie mir, ich war gerade dabei, den lieben Kindern zu erzählen, dass Sie kämen", erwiderte Frau
Mann unterwürfig. Herr Braun hatte eine hohe Meinung von seiner Beredsamkeit und seiner Wichtigkeit. Die eine hatte er entfaltet und die andere geltend gemacht. Er wurde dadurch milde gestimmt.
"Schon gut, Frau Billig", entgegnete er in sanfterem Tone, "ich will es Ihnen glauben. Gehen Sie nur voran, Frau Billig, ich komme dienstlich und habe Ihnen etwas auszurichten."
Frau Billig führte den Gemeindediener in ein kleines Zimmer, holte einen Stuhl herbei und nahm ihm dienstbeflissen den dreieckigen Hut und seinen Stock ab. Sie legte beides auf den Tisch vor ihm. Herr Braun wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte wohlgefällig auf den dreieckigen Hut. Dann lächelte er. Tatsächlich, er lächelte. Gemeindediener sind auch nur Menschen, und Herr Braun lächelte.
"Nehmen Sie mir nicht übel, was ich Ihnen jetzt sage", bemerkte Frau Billig mit bestrickender Liebenswürdigkeit, "aber Sie haben einen weiten Spaziergang gemacht, darf ich Ihn mit einem Gläschen aufwerten, Herr Braun?"
"Nicht einen Tropfen, nicht einen!" erwiderte Herr Braun und wehrte mit seiner rechten Hand würdevoll, aber nicht unfreundlich ab.
"Sie dürfen es mir nicht abschlagen", sagte Frau Billig, der der Ton seiner Weigerung und die ihn begleitende Gebärde nicht entgangen war.
"Nur ein kleines Gläschen mit ein wenig kaltem Wasser und ein Stückchen Zucker." Herr Braun hustete.
"Nur einen Tropfen!" fuhr Frau Billig im überredenden Tone fort.
"Was ist es denn?" fragte der Gemeindediener.
"Nun, es ist etwas, von dem ich immer einen kleinen Vorrat haben muss, um es den lieben Kindern in den Kaffee gießen zu können, wenn sie nicht wohl sind", entgegnete Frau Billig, indem sie einen Eckschrank öffnete und eine Flasche nebst Glas zum Vorschein brachte.
"Es ist Pfefferminz Likör."
"Den geben Sie den Kindern mit dem Kaffee, Frau Billig?" fragte er, dabei mit seinen Augen den interessanten Vorgang der Mischung verfolgend.
"Ja, der liebe Gott weiß es, ich tue es, so teuer er auch ist. Sie wissen ja, mein Herr, dass ich sie nicht vor meinen Augen leiden sehen könnte!“
"Nein", sagte Herr Braun, "nein, das könnten Sie nicht. Ich weiß, dass Sie eine menschlich denkende Frau
sind, Frau Billig" (hier setzte sie ihm das Glas hin), "ich werde bei passender Gelegenheit den Gemeindevorstand besonders darauf aufmerksam machen." (Er zog das Glas näher an sich.) "Sie fühlen wie eine Mutter" (er hob das Glas), "ich - mit Vergnügen trinke ich auf Ihre Gesundheit, Frau Billig", damit trank er das Glas zur Hälfte leer.
"Doch nun zu unserm Geschäft!" rief der Gemeindediener, indem er eine lederne Brieftasche herauszog.
"Das mit der Nottaufe versehene Kind Justin Hoppa ist heute neun Jahre alt geworden."
"Gott segne ihn!" fiel Frau Billig ein und rieb sich mit dem Schürzenzipfel ihr linkes Auge rot.
"Und trotz der angebotenen Belohnung von zehn Pfund, die nachher auf zwanzig erhöht wurde, trotz der äußersten - ich möchte fast sagen übernatürlichen - Anstrengungen seitens der Gemeinde sind wir nicht
imstande gewesen, seinen Vater oder die Heimat, noch den Namen und den Stand seiner Mutter ausfindig zu machen."
"Wie kommt es aber, dass er überhaupt einen Namen hat?" fragte Frau Billig.
Der Gemeindediener warf sich in die Brust und entgegnete: "Den habe ich erfunden!"
"Sie, Herr Braun?"
"Jawohl. Wir geben unsern Findlingen Namen nach dem Alphabet. Der letzte war ein J - ich taufte ihn Justin. Der nächste war ein H - ich benannte ihn Hoppa."
"Sie sind ja ein wahrer Gelehrter, Herr Braun."
"Vielleicht", sagte der Gemeindediener geschmeichelt,
"kann sein, Frau Billig. - Justin ist nun zu alt für
dieses Haus, der Vorstand hat beschlossen, ihn wieder zurückzunehmen,.und ich soll ihn abholen. Bringen Sie ihn mal her."
"Ich werde ihn sofort holen", sagte Frau Billig und verließ das Zimmer. Justin war inzwischen von dem Schmutz, der sein Gesicht und seine Hände bedeckte, so weit gereinigt worden, als es durch eine einmalige
Wäsche geschehen konnte. An der Hand seiner wohlwollenden Beschützerin betrat er nun das Zimmer.
"Mach einen Diener vor dem Herrn, Justin", sagte Frau Billig.
Justin machte eine tiefe Verbeugung sowohl vor Herrn Braun auf dem Stuhl, als auch vor dem Dreispitz auf dem Tisch.
"Willst du mit mir gehen, Justin?" fragte Herr Braun mit hoheitsvoller Stimme.
Justin wollte gerade sagen, dass er gern mit jedem fortgehen würde, als er bemerkte, dass ihm Frau Billig, die hinter den Stuhl des Gemeindedieners getreten war, mit wütender Miene die Faust zeigte. Er verstand diese Zeichensprache.
"Wird sie auch mitgehen?" fragte der arme Junge.
"Nein, aber sie wird dich hin und wieder besuchen", sagte Herr Braun. Das war kein sonderlicher Trost für Justin. Trotz seiner Jugend war er jedoch klug genug, sich so zu haben, als verließe er Frau Billig nur ungern. Es wurde ihm nicht schwer, Tränen ins Auge zu locken, da Hunger und kürzlich überstandene Misshandlungen recht geeignet sind, sie herbeizuführen. So weinte Justin sehr natürlich. Frau Billig umarme ihn wohl tausendmal und gab ihm ein großes Butterbrot, damit er nicht allzu hungrig im Armenhaus ankäme. Unnötig zu sagen, dass ihm das Butterbrot lieber war als die tausend Umarmungen der Frau Billig. Mit einer kleinen braunen Tuchmütze auf dem Kopf verließ nun Justin die armselige Stätte, wo nie ein freundliches Wort oder ein zärtlicher Blick das Dunkel seiner Kinderjahre erhellt hatte. Herr Braun holte mit weiten Schritten aus, und der kleine Junge trabte neben ihm her, wobei er alle fünf Minuten fragte, ob sie nicht bald "da" seien. Justin war noch keine Viertelstunde im Armenhaus und kaum mit der Vertilgung eines zweiten Stückchen Brotes fertig, als Braun ihm sagte, dass heute Abend eine Vorstandssitzung sei, und dass er unverzüglich vor dem Kollegium zu erscheinen habe. Die Begriffe von Sitzung und Kollegium waren Justin nicht besonders klar. Er wusste deshalb nicht, ob er bei dieser Nachricht lachen oder weinen sollte. Braun führte ihn in ein großes weißgetünchtes Zimmer, wo acht bis zehn wohlbeleibte Herren um einen Tisch saßen. Oben am Tische machte sich auf einem Lehnstuhl,der etwas höher als die übrigen Stühle war, ein besonders wohlgenährter Herr mit einem sehr runden, roten Gesicht breit.
"Verbeuge dich vor den Vorstandsmitgliedern!" sagte Braun, und Justin tat es.
"Wie heißt du, Junge?" fragte der Mann im hohen Lehnstuhl.
Der Anblick so vieler Herren brachte Justin so aus der Fassung, dass er zu zittern anfing. Er antwortete daher nur leise und schüchtern.
"Junge!" sagte der Vorsitzende, "du weißt doch, dass du eine Waise bist?"
"Was ist das?" fragte der arme Kerl.
"Du weißt doch, dass du keinen Vater und keine Mutter hast und dass du von der Gemeinde erzogen wirst, nicht wahr?"
"Jawohl, Herr", erwiderte Justin, bitterlich weinend.
"Warum heulst du?" fragte ein Herr mit einer grünen Weste. In der Tat, der Grund, weshalb er weinte, war sehr schwer zu finden.
"Ich hoffe, du betest jeden Abend vorm Zubettgehen für die Leute, die dich aufziehen, wie es sich für einen Christen geziemt", fragte ein anderer Herr mit barscher Stimme.
"Ja, Herr", stotterte der Junge.
"Nun, wir haben dich hierherkommen lassen, damit du erzogen wirst und ein nützliches Gewerbe lernst", sagte der Vorsitzende.
"Du wirst daher morgen früh um sechs Uhr anfangen, und Kraut zupfen", fügte der Herr mit der grünen Weste hinzu. Für die Verbindung dieser beiden Wohltaten machte Justin auf einen Wink des Gemeindedieners eine tiefe Verbeugung und wurde dann schnell in einen großen Saal geführt, wo er sich auf einer harten Pritsche in den Schlaf weinte.
Armer Justin! Er dachte nicht daran, als er so in einer glücklichen Selbstvergessenheit schlummernd dalag, dass jene Männer am selben Tage einen Entschluss gefasst hatten, der den größten Einfluss auf sein künftiges Geschick haben sollte. Und doch war es der Fall, wie wir in folgendem sehen werden. Die Mitglieder des Gemeinderats waren sehr weise, einsichtsvolle, philosophische Männer. Als sie ihre Aufmerksamkeit dem Armenhaus zuwandten, fanden sie mit einem Male, was bisher noch kein gewöhnlicher Sterblicher entdeckt hatte, dass es den Armen darin zu gut gefiel. Es war in ihren Augen ein rechtes Vergnügungslokal für die besitzlosen Klassen, ein Wirtshaus, wo nichts bezahlt wurde jahrein, jahraus Frühstück, Mittagessen, Tee und Abendbrot auf öffentliche Kosten -, ein Elysium aus Backsteinen und Mörtel mit Spiel und Tanz, ohne jede Arbeit. "Oho", sagten die Gemeinderäte, "das muss anders werden, und zwar sofort." Sie setzten daher als Richtlinie fest, dass die armen Leute die Wahl haben sollten (denn es war nicht ihre Absicht, jemand zu zwingen), in dem Hause langsam oder außer dem Hause schnell Hungers zu sterben. Zu diesem Zwecke schlossen sie mit den Wasserwerken einen Vertrag über die Lieferung einer unbegrenzten Menge Wasser und trafen mit dem Getreidelieferanten eine Übereinkunft, von Zeit zu Zeit kleine Mengen Hafermehl herbeizuschaffen. So erhielten dann die Insassen des Armenhauses dreimal täglich einen dünnen Haferschleim, außerdem zweimal in der Woche eine Zwiebel und sonntags eine halbe Semmel. Schon in den ersten sechs Monaten nach Justins Rückkehr war dieses System in vollem Gange. Der Raum, in dem die Jungen abgefüttert wurden, war eine große Halle aus Stein, an deren einem Ende ein kupferner Kessel stand. Aus diesem schöpfte der Speisemeister, unterstützt von einigen Frauen, zur Essenszeit den Haferschleim. Von dieser köstlichen Speise erhielt jeder Junge einen Napf voll, und nicht mehr – festliche Anlässe ausgenommen, an denen sie auch noch ein nicht allzu großes Stück Brot bekamen. Die Näpfe brauchten nicht abgewaschen zu werden, die Jungens bearbeiteten sie mit ihren Löffeln so lange, bis sie wieder spiegelblank waren. Kinder haben fast immer Hunger. Justin und seine Kameraden hatten die Qualen des langsamen Hungertodes drei Monate lang ausgehalten. Da erklärte ein ziemlich großer Junge, dessen Vater eine kleine Kneipe hatte, und der daher reichliches Essen gewöhnt war, er fürchte seinen Schlafkameraden einmal nachts aufzuessen, wenn er nicht noch einen weiteren Napf Haferschleim täglich erhielte. Dabei rollten seine Augen wild. Die Jungen beratschlagen und losten dann, wer nach dem Abendessen zum Speisemeister gehen und um mehr bitten solle. Das Los fiel auf Justin Hoppa. Der Abend kam heran, der Speisemeister stellte sich an den Kessel, und nachdem ein langes Tischgebet über das kurze Mahl gesprochen war, wurde der Haferbrei aus, geteilt. Dieser war schnell im Magen der Kinder verschwunden, als Justin aufstand und mit Napf und Löffel vor den Speisemeister hintrat. Hunger und Elend ließen ihn alle Rücksichten vergessen, doch zitterte er, als er sagte: "Bitte, Herr, ich möchte noch etwas mehr."
Der wohlgenährte, rotbäckige Koch wurde bei diesen Worten blass und musste sich am Kessel festhalten. Er blickte mit starrem Entsetzen auf den kleinen Rebellen und stieß schließlich mit schwacher Stimme aus:
"Was?"
"Bitte, Herr, ich möchte noch etwas mehr!"
Da schlug ihn der Küchenmeister mit dem Löffel über den Kopf, packte Justin bei den Händen und rief laut nach dem Gemeindediener. Der Verwaltungsausschuss hielt eben eine Sitzung ab, als Herr Braun aufgeregt ins Zimmer stürzte. Er wandte sich an den Vorsitzenden:
"Verzeihung, Herr Labskaus! Justin Hoppa hat mehr haben wollen!"
Alle waren starr.
"Mehr?" fragte Herr Labskaus. "Nehmen Sie sich zusammen, Braun, und antworten Sie mir klar und deutlich. Habe ich das so zu verstehen, dass er noch mehr verlangte, nachdem er bereits seinen vorschriftsmäßigen Anteil erhalten hatte?"
"Jawohl, Herr!"
"Der Junge wird am Galgen enden", sagte der Herr mit der grünen Weste. "Ich bin ganz sicher, dass der Bursche dereinst gehängt wird!"
Niemand widersprach dieser Prophezeiung. Nach kurzer Beratung wurde Justin eingesperrt. Am nächsten Morgen wurde ein Anschlag an das Tor geklebt, der jedem, der Justin der Gemeinde abnähme, eine Summe von fünf Pfund verhieß. Mit anderen Worten, Justin Hoppa wurde nebst fünf Pfund jedem Mann oder jeder Frau - wer eben einen Lehrling oder einen Laufburschen brauchte – angeboten.