Читать книгу Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen - Cornelia Reiwald - Страница 25
ES WAR UND WIRD EINMAL DIE SEIDENSTRAẞE
ОглавлениеIm alten Zug von Paris nach Beijing: drei Wochen, 100 Journalisten. In der Mitte der Wagen das Militär zum Schutz. Jeder Stopp ein Welcome. Chinesisch lernen und mit Beamten flirten. An der Grenze 24 Stunden verschlossene Kabinentüren ohne WC, unsere Plastiksäcke ersetzen dieses. Das Personal amüsiert es. In Beijing großer Empfang mit Musik und tanzenden Löwen. Der damals langsame Zug erlaubte, die Seidenstraße aus dem Fenster zu sehen. Man sah viel Natur, Tiere, Steppen, Dörfer ohne Menschen, vergammelte Fabriken, traurige Städte, den Baikalsee, Ulan Batoor, Schneegipfel, Einsamkeit, sowjetisch-sympathische Zustände. Jugend die noch nichts anderes kennt und vor dem Fernseher träumt. Es war einmal … Der Zug fährt immer schneller.
Ich hörte von der Seidenstraße 2000 in China. Die Medien interessierten sich kaum, waren aber bald voll davon. Was und wo war diese Straße? Kaum einer wusste es. Insider investierten auf einer Straße, die als gefährlich galt. Balkanische Zustände werden mit Gewalt, Korruption, Brutalität, Rückständigkeit gleichgesetzt und dem zivilisierten West-Europa gegenübergestellt. – Ganz schön frech und in Unkenntnis der Tatsachen. Dschingis Khan oder Attila: Die als brutal abgestempelten Mongolen beherrschen die Erinnerungen bis heute. Wissenschaftler raten und widersprechen. Europa sprach von Rom, die Perser wurden nicht erwähnt.
Die Seidenstraße gehört zu den in Vergessenheit geratenen Kultur- und Natur-Giganten der Welt, deren Entwicklung nicht spurlos an der Straße vorbeiging. Noch kennt man wenige, Helden werden vergessen. Die Koordinierung der Straße bedeutet Infrastruktur, Straßen, Flughäfen, Schienen, Häfen, Bahnhöfe, Milliarden-Investitionen, Bildung und Wissenschaften. Mehr Menschen bekommen Zugang zu einem besseren Leben, einen Blick nach draußen in die Welt. Die bereits fortgeschrittene Idee bringt Lob und Kritik.
Die unendliche Seidenstraße bleibt weiterhin unentdeckt und bietet alle Möglichkeiten, Jahrtausende Jahre Natur, Geschichte und Zukunft zu entdecken und mitzuerleben. Entlang der Seidenstraße geschieht etwas, das wir nur langsam begreifen.
Die Seidenstraße ist ein Erlebnis-, eine Business- und Bildungsreise. Vieles ist erhalten, wird noch heute erzählt oder im Museum gezeigt. Diese werden immer intelligenter, ergänzend; Konservatoren suchen, finden, stellen aus und erklären. Die Budgets steigen. Eine Woche, ein Jahr, ein Leben reichen nicht, um zu verstehen. Auf dieser Straße lebten alle Ethnien Asiens oder der ganzen Welt.
Die Seidenstraße gehört laut Statistik zum Traumziel 2020/2025. Noch sind keine Horden unterwegs. Ist die Schweiz ein Land? wird gefragt. Die Seidenstraße ist ein Seidennetz, in dem man sich verirren kann. Online-Infos gibt es Abertausende, was will man auf der Seidenstraße? Stämme, Sippen, Business, Nationalparks, Bazaar, Hamam, Kultur, Hochkultur, Religion, Wüste, Schneegipfel, Cappadoce oder Cumalikizik? Man ist verwirrt.
Die Neue Seidenstraße ist ein Jahrzehnte-/Jahrhundert-/Jahrtausend-Projekt in die Zukunft. Sie wird mit sechs Landkorridoren und maritimen Seidenstraßen China und Asien mit eurasischen Ländern und Afrika verbinden, eines Tages wird sie bis Amerika reichen. Dies wird Auswirkungen auf weltweite Handelsströme haben. Zurzeit verhindern noch schlechte Straßen und veraltete Schienen den Handel und den Zugang zu Rohstoffen, aber die Infrastruktur ist realistisch geplant oder schon da.
Durch neues Wachstum und Infrastruktur entstehen konkurrenzfähige Kosten, Reduzierung der Risiken, Absicherung für den Zahlungsverkehr. Ziel ist, den internationalen Wohlstand zu erhöhen. 30 beteiligte Häfen und 71 bislang beteiligte Länder, insgesamt 65 % der Weltbevölkerung sind betroffen. Und die Zahl steigt.
Noch ist China der Hauptinvestor, der Leader, der Macher. China reiße das Trillionen Projekt an sich, ist eine Übertreibung, weil das nicht möglich ist. Als Gründer aber sieht es anfänglich so aus. China kennt Zentralasien am besten. Jedes Land hat wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten, die es lautstark anzubringen hat. Starke Exportabhängigkeit von China oder Russland wird kontrolliert. Bereits bestehende Handelsverträge sind zu berücksichtigen. Die Straße ist eine Schule, wo man jeden Tag dazulernt.
Ausbeutung höre ich immer wieder, dabei öffnet die Straße neue Türen, viele kennen wir noch nicht. Die Zusammenarbeit so vieler Länder ist nicht einfach, Große sollten Kleine beraten und nicht ausnutzen, Kooperationen, Verbesserung des Austausches und Risiken absichern sowie Entwicklung alternativer Finanzierungen vorschlagen.
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist einer der größten Entwicklungserfolge der Weltgeschichte. Die Neue-Seidenstraße-Initiative ist einmalig und richtig. China hat das Projekt im Detail ausgearbeitet und bezog erst einmal die Rolle des Erfinders. China kann das Projekt nicht im Alleingang realisieren und sucht Partner und Kommunikation. Kooperation mit und von allen Beteiligten, Informationsaustausch, zuhören und dazulernen von allen, Initiativen einbringen, korrigieren, kritisieren ist besser, als Eigeninitiativen, die versuchen, Handelsabkommen außerhalb der BRI oder Belt und Road Initiative zu machen. Das Projekt Seidenstraße ist dafür zu gigantisch. Mit statt gegen den Strom schwimmen. Gerade für Jungunternehmer ist ein Einblick interessant und eine Inforeise spannend.
Die Seidenstraße wird politisch ausgenutzt, COVID und Trump, verschlechterten das Klima, Biden folgt, und das Ost-West-Säbelrasseln ist hörbar. Was hat der Westen gegen die Seidenstraße? Gar nichts, antworten die Unternehmen, die Seidenstraße ist unsere Rettung, aber Fragen beantworten wir nicht.
Noch ist Amerika die wichtigste Handelsnation. China steht dicht dahinter und entwickelt sich auch zum Wissenschaftsleader mit mindestens zwei der besten Universitäten der Welt. Erstarrter Westen, flexibler Osten, Dekadenz gegen Ideen. Ost und West driften auseinander Langsam gegen Schnell, Probleme kreieren, statt sie zu lösen.
China ist das einzige Land der Welt, das den Mut und die Möglichkeiten hat, ein solches Projekt zu starten. »Die Zeit ist gekommen«, sagte ein deutscher Unternehmer, »an der Welt zu rütteln, ehe sie untergeht. Keiner wagt, es laut zu sagen«, ergänzte er, »Ost und West arbeiten mehr zusammen, als man sich vorstellen kann. Wir publizieren nicht, wir arbeiten.«