Читать книгу Orgien, wir wollen Orgien! - Cornelius Hartz - Страница 17
Oktober
ОглавлениеIm Oktober ging es einmal mehr um Wein: Am 11. Oktober beging man die Meditrinalia und verkostete (und opferte) zum ersten Mal den neuen Most, den man mit Wein vom Vorjahr mischte. Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort für „heilen“ (mederi, vgl. Medizin) ab, denn man nahm an, dass der junge Wein zusammen mit dem alten der Gesundheit besonders förderlich sei. Wie die anderen Weinfeste stand im zeremoniellen Teil des Festes Jupiter im Vordergrund. Im Rahmen der Meditrinalia ist eine außergewöhnliche Entwicklung zu beobachten: Im 2. Jahrhundert n. Chr. taucht auf einmal die Gesundheitsgöttin Meditrina in der Literatur auf, und es scheint, als sei sie erst im Nachgang zu diesem alten Weinfest erfunden worden.
Im Monat Oktober, so sagt man, bringt der Tag der Meditrinalia Heilung, denn Flaccus sagte, dass ein Marspriester an diesem Tag neuen und alten Wein als Trankopfer darzubringen und zu trinken pflegte, um seiner heilenden Kraft willen; weil man das immer tat, pflegt man auch heute noch zusagen: „Ich trinke neuen und alten Wein: So heile ich mich von neuer und alter Krankheit.“
(Varro, ling. 6.3)
Mitte Oktober fanden kurz hintereinander zwei wichtige rituelle Feste zu Ehren des Kriegsgottes Mars statt: Das erste war das sogenannte „Oktoberpferd“ (equus October). Hierzu wurde am 15. Oktober ein Wagenrennen auf dem Marsfeld veranstaltet, bei dem Zweispänner gegeneinander antraten, und eines der zwei siegreichen Pferde wurde anschließend geopfert. Aus dem Blut dieses Pferdes wurde höchstwahrscheinlich das suffimen hergestellt, ein Räuchermittel zur rituellen Reinigung, das man im April bei den Parilia verwendete (eventuell zusammen mit der Asche der an den Fordicidia getöteten ungeborenen Kälber). Die Ursprünge dieses Brauchs gehen wahrscheinlich bis nach Troja zurück, wo man laut Timaios ein Pferd tötete, um den Fall der Stadt durch das mythische Trojanische Pferd rituell zu rächen. Kurze Zeit später, am 19. Oktober, erfolgte das Armilustrium, die feierliche rituelle „Reinigung“ der Waffen, mit Armeeparade, Tieropfern und Saliertänzen auf dem Aventin. Ursprünglich diente der Brauch dazu, die Waffen winterfest zu machen und einzulagern (in archaischer Zeit, als man im Winter generell nicht kämpfte).