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Februar

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Im Februar feierte man die Parentalia (13.–21.2.), im Rahmen derer man der toten Angehörigen gedachte. In dieser Zeit blieben die Tempel geschlossen und es dufte nicht geheiratet werden. Eingeleitet wurden die Parentalia, indem die oberste Vestapriesterin Mittags am 13. Februar ein Opfer zelebrierte; im Anschluss brachten die Römer ihren Angehörigen kleine Opfergaben und Speisen an die Grabstellen, um die Seelen der Toten zu besänftigen. Wenn man das nicht tat, konnte das (laut Ovid) schlimme Folgen haben.

Ich kann es kaum glauben, aber es heißt, dass die Geister der Ahnen

in der Stille der Nacht ächzend aus ihren Gräbern kamen,

und unförmige Geister, eine körperlose Menge, heulten

durch die Straßen der Stadt und durch die weiten Felder.

Dann gab man den Toten die vernachlässigte Ehre zurück

und den Vorzeichen und Beerdigungen die angestammte Form.

(Ovid, Fasti 2.551ff.)

Während der neun Tage dauernden Parentalia fand aber noch ein weiteres Fest statt: die Lupercalia (15.2.), eines der ältesten römischen Feste, das angeblich auf Romulus zurückging. Tatsächlich wurde es eventuell bereits sogar vor der Entstehung Roms in Italien gefeiert. Es war ein Fest der Reinigung und der Fruchtbarkeit, bei dem eine dem Faunus geheiligte Grotte auf dem Palatin, das Lupercal, eine Rolle spielte; dort wurden u.a. Ziegen geopfert, und zwei ausgewählten jungen Männern wurde das Blut der Tiere auf die Stirn gestrichen. Der Name der Grotte geht wahrscheinlich auf lupa zurück, die Wölfin, die dem Mythos nach Romulus und Remus säugte. Im Jahr 2007 entdeckten italienische Archäologen unterhalb des Palasts des Augustus tatsächlich eine 16 Meter tiefe Höhle, die das antike Lupercal sein könnte, nur den Eingang hat man noch nicht gefunden.

Es fehlte nicht im alten Rom an Emotionen,

Die Todten wurde öffentlich daselbst verbrannt,

Es freute Rom Bestattungsfeiern beizuwohnen,

Es kam die Plebs der ganzen Urbs herbeigerannt.

Ja, Rom ergötzte sich an Trauerbacchanalien,

Es ward in früher Zeit bereits in Rom gepraßt,

Im Heldenlenze gab es schon die Luperkalien,

Vom Schaulusttaumel ward das ganze Volk erfaßt.

(Theodor Däubler: Das Nordlicht, Leipzig 1922)

An die Parentalia schloss sich ein fröhlicherer Feiertag an, der sich im privaten Rahmen abspielte: die Caristia am 22. Februar. Hier feierte man den Zusammenhalt der Familie, die zusammen speiste und den Hausgöttern, den Laren, opferte. Aber man kümmerte sich auch um entferntere Verwandte; es war ein „Tag der Aussöhnung“, an dem man Streitigkeiten beilegte und einander Geschenke machte. Das ging natürlich nur, wenn man, wie Ovid anmerkt (fast. 2.624), diejenigen Verwandten ausklammerte, die sich uneinsichtig zeigten.

Der Dichter Martial beschreibt an den Caristia das Dilemma derer, die es allen rechtmachen wollen.

Am Verwandtentag, an dem man vielerlei Geflügel verschenkt,

während ich Stella und dir, Flaccus, Drosseln als Geschenk einpacke,

muss ich an die ganzen Leute denken (das belastet mich),

von denen jeder glaubt, er sei für mich der Wichtigste.

Euch beide möchte ich für mich gewinnen; doch die vielen anderen

zu brüskieren schadet nur, und alle zu beschenken ist schwierig.

Ich sehe nur eine Möglichkeit, aus der Situation herauszukommen:

der Stella keine Drosseln zu schenken, und dir auch nicht, Flaccus.

(Martial 9.55)

Es folgten am 23. Februar die Terminalia zu Ehren des Gottes Terminus (die bis zur Einführung des Julianischen Kalenders den Schaltmonat einläuteten). Terminus war einerseits die lateinische Bezeichnung für einen Grenzstein, der markierte, wo ein Grundstück zu Ende war und das nächste begann; andererseits war es der Name der göttlichen Kraft, von der man glaubte, dass sie einem solchen Grenzstein innewohnte. Im Rahmen der Terminalia schmückte man seine privaten Grenzsteine mit Blumen und Girlanden. Von staatlicher Seite aus ehrte man ebenfalls bestimmte termini, beispielsweise den 6. Meilenstein an der Via Laurentina, der in der römischen Königszeit die Grenze des ager Romanus gebildet haben soll, und den Grenzstein in der Mitte Roms, um den herum der Jupitertempel auf dem Kapitol errichtet wurde. Aufgrund der göttlichen Kraft der termini galt es als kultischer Vorgang, einen solchen Stein zu setzen oder umzusetzen. Schon deshalb stellte die Unverrückbarkeit der Grenzsteine einen wesentlichen Aspekt der Rechtssicherheit dar. Ursprünglich stellten die Terminalia den letzten Tag des römischen Kalenderjahres dar, bis man den Jahresbeginn auf Anfang Januar verschob – was dem Fest für Terminus natürlich ein wenig seiner Bedeutung nahm.

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