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Januar

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Am 1. Januar wurden die neuen römischen Konsuln eingeführt, die höchsten Beamten des römischen Staates; diese Sitte gab es seit 153 v. Chr. und hielt sich bis zum Ende des Römischen Reichs. 530 n. Chr. gab es zum letzten Mal zwei Konsuln, die sich das Amt teilten, danach noch elf Jahre lang jeweils einen. Im Rahmen der Amtseinführung der neuen Konsuln fanden öffentliche Opferfeierlichkeiten statt, deren Echo noch heute nachhallt, denn der Beginn des politischen Jahres im alten Rom ist heute noch der Anfang unseres Jahres und damit ein Feiertag (während das Mittelalter hindurch meist der 6. Januar, der Dreikönigstag, als Jahresanfang galt). Etwa ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Inauguration der Konsuln aufwendiger, mit Circusspielen, Wagenrennen und einem Umzug.

Ebenfalls im Januar fanden die Compitalia statt, ursprünglich ein Bauernfest. Das Datum war beweglich, einiges deutet auf Anfang Januar hin, vielleicht sogar schon den 1. Januar. Seinen Namen hatte das Fest vom den compitum, dem Kreuzweg in einem Dorf, an dem in der Regel ein Schrein für die Laren, die Hausgötter, aufgestellt war. Die Compitalia waren ursprünglich dazu da, diese Kreuzweg-Laren zu ehren, und entwickelten sich zu einem heiter-volkstümlichen Volksfest. Landbewohner, die in die Städte zogen, brachten das Fest mit, und so wurde es auch in den Städten zu einer festen Institution – dort gab es sogar eigene collegia compitalicia, also Vereine, die ausschließlich dazu da waren, die ludi compitalicii zu organisieren: Dabei fanden auf den Dorfplätzen und in Städten wie Rom an den Ecken der großen Straßenkreuzungen Volksbelustigungen statt, mit Schauspielern, Gauklern, Gladiatoren und vielem anderem mehr, wobei man in der Stadt ein starkes Gewicht auf die ländlich-bäuerliche Herkunft des Festes (und historisch gesehen auch der Römer) legte. So waren die Compitalia schon rein traditionell ein Fest der „einfachen Leute“, und es verwundert kaum, dass es dabei immer wieder zu Unruhen und Aufständen gegen die herrschende Klasse kam. In den Jahren 67–65 v. Chr. waren diese besonders heftig; Als Reaktion verbot der Senat die collegia compitalicia (und mehrere weitere collegia) im Jahre 64 v. Chr. (andere Quellen sprechen von 68 v. Chr.). Es gibt widersprüchliche Angaben darüber, ob das Fest danach weiter stattfand oder nicht; anzunehmen ist, dass die Menschen sich ihr Fest nicht einfach so verbieten ließen und auch ohne offiziell genehmigte Organisation in irgendeiner Form begingen. Danach gab es immer wieder Bemühungen, die collegia erneut einzurichten, so 58 v. Chr. durch Clodius Pulcher, doch spätestens Caesar verbot sie im Jahr 46 v. Chr. wieder komplett. Erst in der Kaiserzeit wurden die Compitalia wieder offiziell gefeiert, und man weitete sie sogar auf drei Tage aus: Im Jahre 7 n. Chr. erfolgte unter Augustus eine administrative Neuordnung Roms in 265 Bezirke; den Larenschreinen fügte man ab sofort Abbilder des Genius des Augustus hinzu – so wurden die früheren Treffpunkte subversiver Kräfte über Nacht zum Ausdruck einer neuen Frömmigkeit dem Kaiser gegenüber. Und endlich durften die Compitalia wieder organisiert und gefeiert werden.

In der Regierungszeit des Tarquinius Priscus, so heißt es, erschien auf seinem Herd inmitten der Asche etwas, das aussah wie das männliche Geschlechtsorgan. Die Sklavin Ocrisia, Dienerin der Königin Tanaquil, die dabeisaß, stand auf und war auf einmal schwanger. Sie gebar später Servius Tullius, der dem König auf den Thron folgte. Es heißt, dass man, während das Kind im Palast schlief, eine Flamme sah, die um seinen Kopf spielte, und infolgedessen glaubte man, dass der Lar des Hauses sein Stammvater war. Aufgrund dieses Umstands wurden die Compitalia, die Spiele zu Ehren des Laren, eingeführt.

(Plinius d. Ä., nat. 36.70)

Ende Januar/Anfang Februar beging man außerdem noch die Sementivae, eine Art Sä-Fest zu Ehren von Tellus (Mutter Erde) und Ceres (Göttin der Landwirtschaft). Die erste Hälfte der Sementivae fand zu Ehren der Tellus statt, die andere folgte eine Woche später für Ceres. Auf dem Lande feierte man zur Zeit der Sementivae die Paganalia, die denselben Zweck hatten; eventuell handelt es sich dabei nur um eine andere Bezeichnung desselben Festes, auch wenn man dort, wo man tatsächlich etwas aussäte, andere Schwerpunkte setzte. Dort, in den pagi, hatte das Fest auch eine wichtige soziale und integrative Funktion, denn ab dem Zeitpunkt der Aussaat musste die Dorfgemeinschaft gemeinsam ihre Äcker schützen – vor tierischen, aber auch vor menschlichen Räubern, beispielsweise Landstreichern, aber auch durchreisenden Soldaten, die sich gerne auf fremden Äckern bedienten. Da sich der Zeitpunkt dieses Festes danach richtete, wann die Aussaat stattfand, und dies u.a. vom Wetter abhing, gehörte es zu den beweglichen Feiertagen, wie Ovid es sehr schön in seinen Fasti beschreibt.

Drei oder vier Mal habe ich den Kalender durchsucht,

doch nirgends fand ich die Sementivae.

„Dieser Tag“, sagte die Muse, als sie das merkte, „wird von den

Priestern festgelegt, was suchst du bewegliche Tage im Kalender?

Obwohl der Tag des Festes nicht festgelegt ist, ist seine Zeit bekannt:

Wenn der Samen gesät ist und der Acker fruchtbar.“

(Ovid, Fasti 1.657ff.)

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