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Wenn wir dem Leben nicht mehr vertrauen können
ОглавлениеFühlst Du Dich geborgen und vom Leben getragen? Mit der Welt und den Menschen verbunden? Vertraust Du darauf, dass am Ende alles gut wird? Dass das Leben oder eine höhere Macht auf Dich aufpasst und Du in jeder Sekunde gesehen und beschützt bist? Dass das Leben es gut mit Dir meint?
Viele Menschen haben dieses tiefe Urvertrauen bereits als Kind oder auch später im Verlauf ihres Lebens verloren. Sie mussten die Welt und das Leben als bedrohlich und beängstigend und sich selbst in wichtigen Situationen als isoliert und allein gelassen erleben oder haben erlebt, dass sie einer übermächtigen Gefahr schutzlos ausgeliefert waren.
Unser Urvertrauen ist unser Vertrauen in das Leben, in Gott oder das Universum und in die Menschen, in alles, was da draußen, außerhalb von uns selbst ist.
Und wir verlieren es aus vielen Gründen.
Entweder weil wir selbst die Erfahrung gemacht haben, dass wir dem Leben nicht vertrauen können. Oder weil wir diese Sichtweise, diese Perspektive auf das Leben, aus unserem Elternhaus oder von den Menschen in unserer Umgebung übernommen haben.
Der Verlust von Urvertrauen bei uns oder den Menschen in unserem Umfeld kann von prägenden Verlassenserfahrungen oder auch von Traumata herrühren. Traumata, die wir als Kinder oder Erwachsene selbst erlebt haben oder älteren, die über Generationen, zum Beispiel noch aus dem zweiten Weltkrieg, innerhalb von Familien in sich abschwächender Form an die jeweils nächste Generation übertragen wurden. Auch aus dieser Zeit gibt es bis heute wesentlich mehr Traumata in vielen Familien, über die nicht gesprochen wird, als wir glauben wollen.
Aber ein Mangel an Urvertrauen entsteht auch dadurch, dass Familienstrukturen heute weniger stabil sind als früher und dass die Verlagerung sozialer Kontakte auf digitale Medien zu einer zunehmenden Isolierung der Menschen führt.
Unser Zeitgeist propagiert zudem die Selbstverwirklichung und die Individualisierung des Menschen, und das lässt uns immer weniger auf andere Menschen, und immer mehr auf uns selbst bezogen sein. Wir isolieren uns selbst. Und dadurch sind wir in einen Zustand geraten, in dem wir uns auch nicht mehr ehrlich mit anderen Menschen austauschen. So fällt es uns umso schwerer, unser Urvertrauen wieder zu finden.
Wir erleben unter anderem aus diesen Gründen immer weniger sichere Bindung, die wir als Menschen so sehr brauchen, um vertrauen zu können. Wir erleben, dass wir uns auf Beziehungen zu anderen Menschen nicht mehr verlassen können und dass jahrelange Freundschaften, Partnerschaften und auch Beziehungen zu unserer Herkunftsfamilie wegen Kleinigkeiten, die stören oder „nicht mehr passen“ zusammenbrechen können.
Und auch unser Vertrauen in die Welt leidet. Denn die immer schneller werdenden Veränderungen, die durch den technischen Fortschritt unsere Welt auf den Kopf stellen und mit denen es uns zunehmend schwerfällt, in ihrem Tempo Schritt zu halten, machen uns Angst und nehmen uns den Halt.
Natürlich führen auch Veränderungen auf globaler Ebene, zum Beispiel der immer härter werdende Kampf um Ressourcen bei weiter steigender Weltbevölkerung, klimatische Veränderungen und andere Bedrohungen, über die wir im Zeitalter des Internets besser und massiver informiert werden als früher, dazu, dass wir die Welt oft als zunehmend bedrohlich erleben und Angst bekommen.
Und auch der Rückgang von Gottesglaube und religiösen Traditionen in den westlichen Gesellschaften nehmen uns einen Halt, an dem Menschen sich seit Jahrtausenden festgehalten haben.
Es ist nicht verwunderlich, dass wir immer mehr unser Urvertrauen verlieren und unsere Ängste zunehmen. Schließlich finden viele von uns heute weder in lebenslangen sicheren Bindungen, noch in einer tiefen Verbundenheit zur Natur, noch in Gott oder stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen Halt. Eigentlich ist es unausweichlich, dass uns dieser Lebenswandel unser Gefühl von Verbundenheit mit der Welt und somit unser Urvertrauen nimmt.
Uns fehlt der Halt. Und so fehlt uns auch eine stabile Verwurzelung im Leben und in dieser Welt. Dadurch sind wir oft ein Leben lang auf der Suche nach einem Zuhause für unser Herz, nach Wurzeln, die uns Halt geben, nach einem sicheren Hafen und nach Geborgenheit.
Ohne Urvertrauen sind wir unruhig, angespannt und müssen die Dinge kontrollieren, wollen uns am liebsten nur noch auf uns selbst verlassen, kämpfen hart um das, was wir haben wollen, weil wir glauben, vom Leben nichts geschenkt zu bekommen und uns selbst beschützen zu müssen, und tun so oft sehr viel, um zu bekommen, was wir uns wünschen.
Wir können uns schlecht fallen oder vom Leben tragen lassen, tun uns schwer damit, Dinge oder Menschen loszulassen und haben Schwierigkeiten, Verantwortung an andere abzugeben und zu vertrauen.
Und wir haben Angst. Angst vor Veränderungen, Angst vor Neuem, Angst davor, (falsche) Entscheidungen zu treffen, oder auch Angst vor Menschen, Angst vor Bindung und Nähe, Angst vor dem Leben und der Zukunft.
Wir merken, dass unser Leben mit den Jahren immer mühsamer wird und sich in einen Kampf verwandelt, der nie aufzuhören scheint… Und wir fühlen uns falsch.
Falsch, weil wir nicht vertrauen, weil wir uns nicht einfach entspannen und die Dinge locker sehen können… Weil wir das vielleicht auch von Anderen gespiegelt bekommen.
Doch sind wir wirklich falsch, wenn wir dem Leben nicht mehr vertrauen können?