Читать книгу Der Hetero von Mindria - Cristian Cruceta - Страница 5
Kapitel 2
ОглавлениеHm, ich fasste meine Gedanken kurz zusammen. Ich bin in einer Welt gelandet in denen Schwule und Lesben leben und werde verurteilt, weil ich bei irgendeiner Zeremonie gestört habe. Wie beschissen ist das denn? Da fühlt man sich wortwörtlich wie im Mittelalter. Das war bestimmt der Alkohol oder es ist einfach ein Alptraum aus dem ich nicht erwachen kann. Aber es fühlte sich so echt an. Ich rieb mir mehrmals meine Augen und kniff mir an meinem Bauch. Autsch. Verdammt! Es ist kein Traum. Wo zur Hölle bin ich hier? Das ist doch alles nur ein schlechter Scherz! Nach schätzungsweise zehn Minuten Fußmarsch erreichten der König, die Wachen und ich einen riesigen Palast. Wow, der Palast sah gigantisch aus. Er war von verschiedenen Steinen besetzt, die ich selbst noch nie in meiner Welt gesehen habe. Der Boden auf dem wir liefen war umsäht von roten Teppichen. Also kann es kein Traum sein. Ich schaute mich um. Um uns standen sehr viele männliche Butler die sich beim Gang von König Viktor verneigten. Dieser Schuppen hier ist ja wirklich edel. Da fühlt man sich ja sofort willkommen. Aber ich denke, dass die sogenannte Willkommensparty für mich nicht so wichtig sein würde. Ich muss erstmal überleben und versuchen zu flüchten. Die Soldaten hielten mich immer noch angebunden. Ich schaute mich um. Kein einziger Fluchtweg, Mist! Ich muss mir etwas überlegen, denn ich denke, dass der König keine Späße erduldet. Ich muss hier sofort raus. Wieso hilft mir denn keiner? Plötzlich stießen mich die Soldaten zu Boden. Vor lauter Schreck blieb ich erstmal liegen. Ich sah wie der König mit dem Namen Viktor sich auf einen goldenen Thron setzte und mich so seltsam ansah. Auf einmal kamen Butler herbei und brachten ihm Trauben sowie Käse. Was? Der Penner bekommt das Essen sogar auf einen goldenen Teller? Wo gibt es denn so etwas?
Da möchte man auch gerne König sein und sich von schönen Frauen bedienen lassen. Am besten sollten sie dann meinen Palast aufräumen und jeden Tag nackt herumlaufen. Das wäre ein Traum. Ich stellte mir das bildlich vor, aber in dieser Sekunde bekam ich einen Schlag auf meinem Nacken. Dabei schaute ich verdutzt durch die Gegend. Vor lauter Gedanken habe ich total vergessen in welcher ernsten Angelegenheit ich mich befand. „Wer bist du und was suchst du in meinem Königreich! “, schrie Viktor mit kräftiger Stimme. „Du hast meine heilige Zeremonie geschändet!“. Warum machte mir seine Stimme Angst? Vielleicht war es auch die Nervosität. Als ich Viktor genauer im Gesicht betrachtete, konnte ich eine Narbe an seinem Auge erkennen. Vielleicht hatte er viel durchgemacht als König. Bestimmt ist er ein großer Männerschwarm in dieser Welt. Ich kann es ihm auch nicht verübeln. Er ist ein schöner Mann. Was denke ich denn da nur? Ich muss mich konzentrieren. Viktor erwartet eine ehrliche Antwort von mir. Hm. „Mein Name ist Nick Winter, bin 20 Jahre alt, heterosexuell und ich habe keine Ahnung wie ich in dieser Welt gelandet bin!“, sagte ich mit überzeugender Stimme. Blitzartig begannen auf einmal die Soldaten und Butler zu schreien und wurden extrem unruhig. „Oh mein Gott ein Hetero, ein Hetero, tötet ihn, tötet ihn schnell!“, schrien die Wachen. Die Butler begannen sich zu ducken und knieten sich nieder vor Angst. Der König stand abrupt von seinem Thron und hielt auf einmal ein Schwert in seiner Hand. Dies richtete er gegen mich. Was geht denn jetzt ab? Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan? Sind die geisteskrank? Und von wo hatte er das Schwert auf einmal her? Ich verstehe das nicht. Dabei fühlte ich mich ehrlich gesagt unbehaglich. Aber meine Situation wurde umso schlimmer als gedacht. „Im Namen des Gesetzes von Mindria erteile ich, König Viktor, Wächter des Landes Orinde und der Stadt Mysohandria, Nick Winter die Todesstrafe!“, rief Viktor mit voller Kraft. Ich war geschockt. War dies mein Ende?
Plötzlich begannen die Wachsoldaten mich festzuhalten. „Lasst mich los, lasst mich los!“, brüllte ich. Aber es war zwecklos. König Viktor kam näher und hob sein Schwert über mich. Dabei blickte er mir niederträchtig in meine Augen. „Hast du noch letzte Worte? “, schrie Viktor. „Dein Heterogestank verpestet mir hier die Luft!“. Das konnte ich nicht glauben. Was war das für ein Wichser! Dieser Penner geht ja total unmenschlich mit mir um! Das habe ich nicht verdient. Wie kann man nur so heterophob sein? Ich habe doch nichts gemacht? Innerlich breitete sich in mir Panik aus. Werde ich jetzt sterben? Nur wegen meiner Sexualität? Ich will nicht sterben! Nein, verdammt, warum hilft denn keiner? Auf einmal hörte ich eine Stimme. „Halt, sofort aufhören König Viktor!“, schrie jemand. Als ich mich umdrehte konnte ich es nicht fassen. Das war doch der junge nette Mann mit den Sommerspossen im Gesicht, wie hieß er nochmal? Lars, genau, er hieß Lars. Er rannte geradewegs auf uns zu. Wollte er mir helfen? Viktor warf das Schwert auf dem Boden. „Du wagst es deinen König Befehle zu erteilen “, brüllte Viktor mit tobender Stimme. Voller Entsetzen des Königs begann Lars zu nicken. Lars meinte, dass ich mich hier in dieser Welt verlaufen habe und dass ich ihm höflich nach dem Weg gefragt hätte. Alles sei ein großes Missverständnis. „Und wie erklärst du mir, dass Nick hetero ist?“, fragte der König aufbrausend. Lars konnte dazu keine Antwort geben und war still. König Viktor schaute ihn wütend an. „Dachte ich es mir doch “, rief der König. „Damals wurden Heteros ausgerottet zum Schutz der Schwulen und Lesben, da sie eine Gefahr waren für die Menschheit in Mindria“. Plötzlich zeigte Viktor mit seinem Finger auf mich und meinte, dass ich die größte Gefahr sei und niedergestreckt werden müsste. Er kam näher und gab mir eine heftige Ohrfeige die nur so klatschte. So durfte er mit mir nicht umgehen. Überhaupt nicht! Dieser scheiß Penner! In dieser Sekunde spukte ich ihn ins Gesicht und schrie, dass er eine scheiß Schwuchtel sei.
Viktor wischte sich meine Spucke von seinem Gesicht weg und drehte sich um. „Tötet ihn!“, befahl er. Auf einmal steuerten die Soldaten von Viktor auf mich zu. Ruckartig rannte Lars zu mir und stellte sich mit erhobenen Händen vor mir. Er bettelte darum, dass mir Viktor nichts antun sollte und er bereit wäre jede Strafe anzunehmen. Wie süß! Wieso machte er das? Er riskiert sein Leben für mich! Das hatte noch nie jemand für mich gemacht! Wie mutig! Viktor begann zu lachen und befahl den Wachen einen Strick zu holen um Lars auszupeitschen. Ich blickte Lars vorwurfsvoll an und fragte was das sollte. Er meinte nur dass dies in Ordnung sei und ich nicht hinschauen sollte. Was sagte er da? Aber warum? Irgendwie machten mich seine Worte traurig. Wieso kann ich nichts machen? Jetzt steckt auch er in meinen Schlamassel. Der arme Lars. Das hat er nicht verdient. Die Wachen brachten Viktor den Strick und er richtete diesen gegen Lars. Er forderte ihn auf, dass Lars sein Oberteil ausziehen sollte und mit dem Rücken gerichtet hinknien sollte. Lars hatte ja einen muskulösen Körper. Sogar ein Sixpack. Ich erhaschte schnell einen kurzen Blick, aber als der König den Strick in der Hand hielt war ich für einen kurzen Moment erstarrt. Er würde doch niemals! Doch würde er. König Viktor befahl den Butler jeden Schlag, den er mit dem Strick auf Lars einschlug, mitzuzählen. Wie grausam und unmenschlich! Lars begann mich anzuschreien, dass ich wegschauen sollte. Ich sollte nicht hinschauen. Aber ich konnte nicht. Ich wollte ihm irgendwie helfen aber ich konnte einfach nicht. Plötzlich holte Viktor aus und schlug mit dem Strick auf Lars ein. Lars begann zu schreien. Die Butler die ihren Kopf gesenkt hatten riefen im Chor die Zahl eins. Und jedes Mal, wenn der König mit dem Strick auf Lars schlug, umso mehr begann ich zu zittern. Seine Schreie waren unerträglich. Ich begann zu weinen und schrie, dass Viktor aufhören sollte. Aber das ließ ihn nicht aufhalten und er schlug umso fester mit dem Strick. Vor lauter Verzweiflung begann ich zu schreien und forderte Viktor auf damit aufzuhören. Aber dies tat er nicht. Er hörte einfach nicht auf! Was ist das für ein Arschloch! Nach zwanzig Hieben hörte der König auf und sagte, dass er fertig sei und ich Lars mitnehmen könnte.
Endlich hörte es auf. Ich blickte auf Lars Rücken. Dabei schaute ich mir Lars Rücken genau an. Er war total blutig, voller Wunden und das schockte mich gewaltig. Ich rannte schnell zu ihn und hob ihn leicht mit seinem Körper an. Er begann aber vor Schmerz zu schreien. Ich forderte ihn auf, dass er auf meinen Rücken aufsteigen sollte damit ich ihn tragen konnte. Wie gesagt getan. Ich blickte den König sehr wütend an. Er war für mich ein Arschloch und ein Unmensch. Wie kann man nur so sein. Ich fühlte mich erschöpft aber ich musste stark bleiben. Schließlich ließ sich Lars für mich auspeitschen. Ich darf keine Schwäche zeigen. Am liebsten würde ich Viktor eine reinhauen. Dafür, dass er so ein Arsch ist, hat er es vollkommen verdient. „Nick, ich weiß nicht aus welcher Welt du herstammst aber eines kann ich dir sagen“, rief Viktor. „Hier in Mindria herrschen andere Gesetze und du musst diese befolgen, sonst endest du als toter Mann!“. Dieser dreckige Bastard. Innerlich könnte ich explodieren. Aber um mehr Stress oder Missverständnisse zu vermeiden nickte ich nur und verließ mit Lars den Palast. Meine Gedanken waren erstmals bei Lars. Man muss seine Wunden am Rücken reinigen, sonst entzünden sich diese. Aber etwas beschäftigte mich sehr. Warum kam Lars herbei um mich zu retten? Er ließ sich sogar für mich auspeitschen! Das ist das menschlichste was ich je in meinem Leben gesehen und erlebt habe. Auch wenn ich nicht lange in dieser Welt war, aber von einer Person war ich überzeugt. Von Lars, mein Schutzengel. Nach geschätzten zehn Minuten endloser Fußmarsch erreichte ich sein kleines Häuschen am Orangenfeld. Lars, den ich an meinem Rücken trug, zeigte mit dem ausgestreckten Finger sein Haus. Dort angekommen, legte ich Lars ins Bett und reinigte mit einem Tuch und sauberen Wasser seine Wunden. Verdammt, Desinfektionsmittel gibt es hier also nicht. Vielleicht aber Alkohol oder Kräuter. Ich schaute mich draußen um und war ratlos. Hätte ich bloß im Biologieunterricht aufgepasst, statt mit einer Tusse zu flirten. Da musste ich eben improvisieren.