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Kapitel 5

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London, 16.Dezember

Raphajelle sah ihn schon von ihrem Wagen aus im Café sitzen. Er hatte eine Tasse vor sich und rührte gelangweilt darin herum. Milan trug einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt, der seine athletische Figur betonte. Seine recht blasse Haut stand im Kontrast zu seinen dunklen Haaren und ließ seine großen Augen hervorstechen. Sowohl Raphajelle von der anderen Straßenseite, als auch einige weibliche Kunden des Cafés starrten ihn an. Doch ihn schien das nicht zu beeindrucken. Völlig gelassen saß er auf dem weißen Holzstuhl und wartete darauf, dass Raphajelle durch die Tür kam und sich zu ihm gesellte. Manchmal verstand sie nicht, warum er ausgerechnet bei ihr war, wenn er doch alleine durch seine angeborenen Lockreize jede andere haben könnte. Nicht, dass er diese nötig hätte, aber sie trugen schon dazu bei, dass sie manchmal dem ein oder anderen Streit schneller nachgab, als angedacht. Lächelnd schloss sie nun endlich die Tür ihres Wagens und überquerte die Straße. Er begrüßte sie, noch bevor er sie überhaupt gesehen hatte … und Raphajelle war mittlerweile daran gewöhnt. Es gab fast nichts mehr, mit dem er sie noch überraschen konnte. Schwungvoll nahm sie vor ihm Platz und kramte das Adressbuch mit dem alten Bild ihrer Großcousine Laura darin heraus. Zögernd schob sie es ihrem Verlobten zu, der es daraufhin wortlos betrachtete.

»Das ist also Laura, hm?«

Die Tatsache, dass er mal wieder ihre Gedanken gelesen hatte ignorierend, nickte sie und entgegnete: »Ja, das ist sie. Ich würde gerne mal mit ihr sprechen. Nur um mal zu hören wie es ihr geht. Vielleicht erinnert sie sich ja noch an mich.«

Milan schwieg und betrachtete das alte Polaroid in seiner Hand. Er wirkte skeptisch, aus einem Grund, den sie sich nicht erklären konnte. Milan legte das Bild beiseite und sagte: »Liebling, weißt du denn ob diese Nummer noch aktuell ist?«

»Nein, woher denn? Ich habe sie ja noch nicht angerufen.«

Plötzlich kam sie sich vor wie ein kleines Mädchen, das gerade von ihrem Vater erklärt bekam, dass sie die Puppe nicht haben konnte. Betrübt fuhr sie fort: »Ich kann es doch einfach versuchen. Auch wenn es nicht mehr ihre Nummer ist, dann habe ich es zumindest probiert.«

»Ich möchte einfach nicht, dass du enttäuscht wirst. Außerdem habe ich das Gefühl, da steckt noch mehr dahinter.«

Wütend blickte Raphajelle ihren zukünftigen Ehemann an.

»Das ist kein Gefühl, sondern deine blöde Fähigkeit, von der ich dir schon tausendmal gesagt habe, dass du sie nicht bei mir benutzen sollst! Es ist einfach … ich möchte sie hierher einladen. Zu Weihnachten. Ich möchte nur einen kleinen Hauch von Normalität. Nach allem was in letzter Zeit passiert ist, wäre es schön, mal Jemanden zu sehen, der mir keine uralten, und noch dazu gruseligen, Geheimnisse beibringen will.«

Sie hätte darauf schwören können, dass Milan eingeschnappt sein wird, aber er lächelte.

»Ich verstehe dich ja und du kannst es natürlich gerne probieren. Aber bitte sei nicht allzu enttäuscht, wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast.«

Er reicht ihr sein Telefon, zusammen mit dem Adressbuch von Aida. Zufrieden nahm Raphajelle es entgegen.

»Ha. Wer kriegt jetzt die Puppe nicht?«

Milan lachte und nahm ihre Hand, als sie mit der anderen die Nummer eingab.

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

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