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Nassiriya – Restaurant Masgouf

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Colonel Hudson lief nervös schräg, durch den Vorraum des Restaurants auf und ab. Er schaute jede Minute auf die taktische Uhr, die er immer am linken Handgelenk trug und nie, auch nicht zum Schlafen, ablegte. Er war aufgeregt, wie ein kleiner Junge beim ersten Date.

Um die Wartezeit zu verkürzen, hatte er sich einen Martini mit Eis und einer Scheibe Zitrone beim bärtigen Barmann bestellt, der ihn unter seinen dichten Brauen heraus neugierig musterte, während er langsam eine Reihe von langstieligen Gläsern trocknete.

Der Alkohol war in islamischen Ländern natürlich nicht erlaubt, aber für diesen Abend wurde eine Ausnahme gemacht. Das kleine Restaurant war nur für die beiden reserviert.

Der Colonel hatte sofort nach dem Telefongespräch mit Dr. Hunter den Besitzer des Lokals angerufen und ausdrücklich den Spezialteller Masgouf bestellt, von dem das Restaurant seinen Namen ableitete. Da er wusste, wie schwierig es war, die Hauptzutat, Stör aus dem Tigris, zu beschaffen, wollte er sichergehen, dass das Lokal ihn hatte. Da er auch wusste, dass die Zubereitung gute zwei Stunden beanspruchte, wollte er, dass alles ohne Eile und mit absoluter Perfektion gekocht wurde.

Da die mimetische Uniform für die Situation sicher nicht geeignet war, hatte er sich für diesen Abend entschieden, seinen dunklen Valentino-Anzug mit einer Seidenkravatte Regimental-Style mit grauen und weißen Streifen anzuziehen. Die schwarzen, auf Glanz gebrachten Schuhe, wie dies nur ein Militär aufpolieren konnte, waren ebenfalls italienischer Manufaktur. Sicher, die taktische Uhr passte gar nicht dazu, aber ohne sie ging es einfach nicht.

«Sie kommen.» Die Stimme kam kratzend aus dem handyähnlichen Empfänger, den er in der Innentasche seiner Jacke trug. Er schaltete ihn aus und schaute durch die Glastür hinaus.

Aus dem großen dunklen Wagen wurde eine zerknüllte Tüte geworfen, die vom leichten Abendwind faul auf der Straße vor sich her rollte. Mit einem schnellen Manöver hielt der Wagen vor dem Eingang des Restaurants. Der Fahrer wartete, bis sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte und stieg dann aus dem Fahrzeug aus. Aus seinem halb versteckten Ohrhörer in seinem rechten Ohr, kam eine Serie von “all clear”. Er schaute aufmerksam zu allen vorher festgelegten Postationen, bis er sicher war, alle seine Kommilitonen gefunden hatte, die in Kampfstellung, den ganzen Abend für die Sicherheit der beiden Gäste sorgen würden.

Der Bereich war sicher.

Er öffnete die Fondtür, bot höflich seine rechte Hand an und half seinem Gast dabei, auszusteigen.

Elisa dankte freundlich dem Militär und stieg mit eleganten Bewegungen aus dem Wagen aus. Sie schaute nach oben und während sie ihre Lungen mit der klaren Nachtluft füllte, schenkte sie sich einen Augenblick des überwältigenden Spektakels, das nur der Sternenhimmel der Wüste in Szene setzen konnte.

Der Colonel war für einen Moment unentschlossen, ob er ihr entgegengehen oder im Restaurant auf sie warten sollte. Am Ende entschied er sich, sitzen zu bleiben, um seine Aufregung besser überspielen zu können. Mit gleichgültiger Miene näherte er sich dem Tresen, setzte sich auf einen Barhocker, legte den linken Ellenbogen auf die dunkle Holzfläche, drehte den restlichen Likör ins einem Glas und beobachtete den Zitronenkern, der sich langsam auf dem Glasboden absetzte.

Die Tür öffnete sich mit einem leisten Quietschen und der Fahrer kontrollierte, dass auch alles in Ordnung war. Der Colonel gab ihm ein leichtes Zeichen mit dem Kopf und der Begleiter brachte Elise hinein, indem er ihr mit einer weiten Geste den Vortritt ließ.

«Guten Abend Dr. Hunter» sagte der Colonel, verließ seinen Hocker und zeigte sein bestes Lächeln. «War die Fahrt angenehm?»

«Guten Abend Colonel» antwortete Elisa mit einem genauso strahlenden Lächeln «Alles gut, Danke. Ihr Fahrer war sehr freundlich.»

«Sie können gehen, Danke» sagte der Colonel mit autoritärem Ton in Richtung des Begleiters, der sich mit militärischen Gruß auf dem Absatz umdrehte und in die Nacht verschwand.

«Ein Aperitif, Frau Doktor?» fragte der Colonel und rief den bärtigen Barmann mit einer Geste der Hand zu sich.

«Das, was Sie trinken» antwortete Elisa sofort und zeigte auf das Glas Martini, das der Colonel noch in der Hand hielt. Sie fügte hinzu «Nennen Sie mich ruhig Elisa Colonel, das ist mit lieber.»

«Perfekt. Und du nenn mich Jack. “Colonel” lassen wir meinen Soldaten.»

Ein guter Anfang, dachte der Colonel.

Der Barmann bereitete sorgfältig den zweiten Martini zu und servierte ihn der neu Angekommenen. Sie näherte ihr Glas dem des Colonels und ließ die Gläser leicht klingen.

«Zum Wohl» sagte sie fröhlich und trank einen Schluck.

«Elisa, ich muss schon sagen, dass Sie heute Abend wirklich glänzend aussehen» sagte der Colonel und ließ seinen Blick vom Kopf bis zu den Füßen seines Gastes schweifen.

«Nun, auch du bist nicht schlecht. Die Uniform hat sicher ihren Reiz, aber ich mag dich lieber so» sagte sie mit einem maliziösen Lächeln, während sie den Kopf leicht zur Seite neigte.

Etwas verlegen schaute Jack auf den Inhalt des Glases, das er in der Hand hielt. Er schaute ihn einen Augenblick an und trank dann alles in einem Zug.

«Wie wär’s, wenn wir zu unserem Tisch gehen?»

«Gute Idee» sagte Elisa. «Ich habe Hunger wie ein Wolf.»

«Ich habe die Spezialität des Hauses vorbereiten lassen. Ich hoffe, es trifft deinen Geschmack.»

«Nein, sag mir nicht, dass du es geschafft hast, dass sie Masgouf kochen» rief sie verblüfft und weitete ihre wunderschönen grünen Augen. «Es ist praktisch unmöglich, zu dieser Jahreszeit den Stör aus dem Tigris zu bekommen.»

«Für einen Gast wie dich konnte ich nichts anderes als das Beste verlangen» sagte der Colonel zufrieden, da es schien, dass seine Wahl die richtige gewesen war. Er bot ihr seine rechte Hand an und bat sie, ihm zu folgen. Mit maliziösem Lächeln nahm sie die Hand an und ließ sich zum Tisch begleiten.

Das Lokal war sehr elegant im typischen Stil des Ortes ausgestattet. Warmes und dämmriges Licht, große Vorhänge bedeckten fast alle Wände und fielen auch von der Decke wich nach unten. Ein großer Teppich mit Eslimi Toranjdar-Zeichnungen, bedeckte fast den ganzen Boden, während andere kleinere Teppiche an den Ecken des Raums gelegt waren, als ob sie alles einrahmen sollten. Sicher, die Tradition hätte es gewollt, dass das Mahl auf bequemen und weichen Kissen auf dem Boden liegend eingenommen wird, aber als guter Abendländer, hatte der Colonel den „klassischen“ Tisch vorgezogen. Auch dieser war gekonnt und sorgfältig gedeckt und die Farben, die für die Tischdekoration ausgewählt wurden, fügten sich perfekt in den Rest des Lokals eins. Eine Hintergrundmusik, wo ein Darbuka9 Den Rhythmus Maqsum10 die Melodie eines Oud11 begleitete, erfüllte auf angenehme Weise den Raum.

Ein perfekter Abend.

Ein großer und magerer Kellner näherte sich höflich mit einer Verneigung und bat die beiden Gäste, sich zu setzen. Der Colonel ließ erst Elisa Platz nehmen und rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich dann gegenüber, wobei er darauf achtete, dass seine Krawatte nicht auf den Teller rutschte.

«Es ist wirklich sehr schön hier» sagte Elisa, während sie ihren Blick schweifen ließ.

«Danke» sagte der Colonel. «Ich muss gestehen, dass ich etwas Angst hatte, es würde dir nicht gefallen. Dann habe über deine Leidenschaft für diese Orte nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es die beste Wahl ist.

«Volltreffer!» bestätigte Elisa, wobei sie wieder ihr wundervolles Lächeln zeigte.

Der Kellner öffnete eine Flasche Champagner und während er beide Kelche füllte, kam ein anderer mit einer Schale und sagte «Möchten Sie zu Beginn ein Most-o-bademjun12 kosten».

Die beiden Gäste schauten sich befriedigt an, nahmen die beiden Kelche und prosteten sich erneut zu.

Etwa hundert Meter entfernt vom Lokal saßen zwei seltsame Typen in einem dunklen Wagen und fuchtelten mit einem ausgeklügelten Überwachungssystem herum.

«Hast du gesehen, wie der Colonel das Hühnchen verwöhnt?» sagte schluchzend der entschieden Übergewichtige auf dem Fahrersitz, während er einen Biss von einem großen Sandwich nahm und die Krümel auf Bauch und Hosen fielen.

«Es war eine geniale Idee, den Transmitter im Ohrring der Frau Doktor zu verstecken» antwortete der Andere, der viel magerer war und große dunkle Augen hatte, während er aus einem großen braunen Becher seinen Kaffee schlürfte. «Von hier aus können wir alles mithören, was sie sagen.»

«Mach bloß kein Durcheinander und nehme alles auf» knurrte der andere «sonst lassen die uns die Ohrringe zum Frühstück verzehren.»

«Mach dir keine Sorgen. Ich kenne dieses Gerät in- und auswendig. Es wird uns kein Flüstern entgehen.»

«Wir müssen herausfinden, was die Frau Doktor entdeckt hat» fügte der Dicke hinzu. «Unser Boss hat einen Haufen Geld investiert und heimlich die Forschungsarbeiten zu beobachten.»

«Das war schon wegen der beachtlichen Sicherheitsvorkehrungen des Colonels sicher nicht einfach.» Der Magere Typ hob träumerisch seinen Blick zum Himmel und fügte hinzu «Wenn ich auch nur ein Tausendstel von all dem Geld bekommen hätte, würde ich jetzt unter einer Palme auf Kuba liegen und meine einzige Sorge wäre, dass ich mich zwischen einem Margarita oder einer Piña Colada entscheiden müsste.»

«Und vielleicht noch mit ein paar Mädels im Bikini, die dich mit Sonnencreme einreiben» sagte der Dicke um dann laut loszulachen, während von seinem vom Lachen wackelnder Bauch das herunterfiel, was vorher draufgefallen war.

«Diese Vorspeise ist exquisit.» Die Stimme der Frau Doktor kam leicht verzerrt aus dem Lautsprecher aus dem Armaturenbrett. «Ich muss dir gestehen, dass ich nicht geglaubt hätte, dass hinter dieser “Schale” des rüden Militärs ein solch raffinierter Mann stecken könnte.»

«Danke Elisa. Auch ich hätte nie gedacht, dass eine so hoch qualifizierte “Frau Doktor”, außer schön, auch sehr zuverlässig und sympathisch sein könnte» sagte die ebenfalls etwas verzerrte aber leisere Stimme des Colonels.

«Hör dir an, wie die turteln» sagte der Mann auf dem Fahrersitz. «Meiner Meinung nach landen die in der Kiste.»

«Da bin ich nicht so sicher» sagte der andere. «Unsere Frau Doktor ist sehr schlau und ich glaube nicht, dass ein Abendessen und ein paar fade Komplimente ausreichen können, um damit sie in seine Arme fällt.»

«Zehn Dollar, dass er sie heute Abend rumkriegt» sagte der Dicke und streckte die rechte Hand zum Kollegen aus.

«Ok, ich bin dabei» sagte der andere und schüttelte die ausgestreckte Hand.

Die Rückkehr

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