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Nasiriyya – Nach dem Abendessen

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Das Aufnahmesystem gab ein doppeltes beep ab und wurde wieder aktiviert. Die Stimme der Frau Doktor kam wieder aus dem kleinen Lautsprecher im Fahrzeug. «Ich glaube, es ist Zeit zu gehen, Jack. Ich muss morgen früh aufstehen, um mit den Ausgraben fortzufahren.»

«Ok» antwortete der Colonel. «Ich gehe und danke dem Chef und dann können wir aufbrechen.»

«So ein Mist» rief der Magere. «Wegen dir haben wir den besten Teil verpasst.»

«Na komm, war doch keine Absicht» verteidigte sich der Dicke. «Wir können ja sagen, dass eine Fehlfunktion des Systems aufgetreten ist und dass wir deswegen einen Teil der Unterhaltung nicht aufnehmen konnten.»

«Immer muss ich dir den Arsch retten» sagte der andere.

«Ich revanchiere mich. Ich habe schon einen Plan, um an das Pad unserer Frau Doktor zu kommen.» Er nahm die Nase zwischen Zeigefinger und Daumen und sagte dann «Wir schleichen heute Nach in ihr Zimmer und kopieren alle Daten, ohne dass sie es merkt.»

«Und was machen wir, damit sie nicht aufwacht, singen wir ihr ein Schlaflied?»

«Mach dir keine Sorgen mein Freund. Ich habe einige Asse im Ärmel» und zwinkerte mit dem Auge.

In der Zwischenzeit bereiteten sich Elisa und Jack vor, das Restaurant zu verlassen. Der Colonel schaltete sein tragbares Kommunikationsgerät ein und kontaktierte die Begleiter «Wir kommen raus.»

«Hier draußen ist alles ruhig, Colonel» antwortete eine Stimme im Hörgerät.

Mit Vorsicht öffnete der Colonel die Tür des Lokals und schaute aufmerksam nach Draußen. Draußen, neben dem Wagen, stand noch der Militär, der Elisa begleitet hatte.

«Du kannst gehen, Junge» befahl der Colonel. «Ich begleite die Frau Doktor.»

Der Soldat ging in Habachtstellung, salutierte militärisch und sagte etwas in seinen Kommunikator, während er in der Nacht verschwand.

«Es war ein wundervoller Abend, Jack.» sagte Elisa beim Hinausgehen. Sie atmete die frische Nachtluft tief ein und fügte hinzu «Es ist wirklich sehr lange her, dass so einen Abend verbrachte. Wirklich vielen Dank» und unterstrich dies mit einem ihrer wunderbaren Lächeln.

«Komm, es ist noch nicht so sicher, sich in diesem Bereich im Freien aufzuhalten» und er öffnete die Tür und half ihr beim Einsteigen.

Der große dunkle Wagen mit dem Colonel am Steuer fuhr schnell los und hinterließ eine große Staubwolke.

«Auch ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich hätte nie gedacht, dass ein Abend mit einer “weisen Frau Doktor” so angenehm sein könnte.»

«Weise? So siehst du mich?» sie tat so, als wäre sie beleidigt drehte sich weg.

«Weise ja, aber auch sehr sympathisch, intelligent und sehr sexy.» Da sie aus dem Fenster sah, nahm er die Gelegenheit und streichelte zärtlich ihre Haare im Nacken.

Der Kontakt rief eine Reihe angenehmer Schauer auf ihrem Rücken hervor. Sie durfte so schnell nicht nachgeben. Ihre Erregung wuchs jedoch immer mehr an. Sie entschied sich, nichts zu sagen und diese angenehme kleine Massage zu genießen. Jack, ermutigt durch die fehlende Reaktion auf seine Geste, streichelte weiter ihre langen Haare. Plötzlich ließ er seine Hand zuerst auf ihre Schulter, dann auf ihren Arm und immer weiter nach unten gleiten, bis er ihre Finger leicht berührte. Sie schaute noch immer aus dem Fenster, nahm seine Hand und drückte sie fest. Es war eine große und starke Hand. Dieser Kontakt vermittelte so viel Geborgenheit.

Nicht weit entfernt verfolgte ein anderer dunkler Wagen die beiden und versuchte, irgendein anderes interessantes Gespräch mitzuhören.

«Ich glaube, dass die zehn Dollar ihren Weg ändern, mein Alter» sagte der Dicke. «Er bringt sie jetzt ins Hotel, sie lässt ihn mitkommen, um etwas zu trinken und dann ist es soweit.»

«Bete, dass es nicht so kommt, denn sonst will ich sehen, wie du die Daten aus dem IPad rauskopieren willst.»

«Mist, daran habe ich nicht gedacht.»

«Du denkst nie an was Anderes als das, was die Möglichkeit hat, in deinem bodenlosen Magen zu verschwinden.»

«Lass dich nicht zu weit zurückfallen» sagte der Dicke und ignorierte die Provokation. «Ich will das Signal nicht nochmal verlieren.»

Eine Wiese hielten sich die Hände, ohne etwas zu sagen. Beide mit dem Blick über die Windschutzscheibe hinaus. Das Hotel kam immer näher und Jack fühlte sich so tollpatschig. Es war ja nicht das erste Mal, dass er mit einem Mädchen ausging, aber an diesem Abend kam die ganze Schüchternheit wieder hervor, die ihn als Jungen gefoltert hatte und von der er gedacht hatte, er hätte sie längst überwunden. Dieser so lange Kontakt hatte ihn wie gelähmt. Vielleicht hätte er etwas sagen sollen, um dieses verlegene Schweigen zu brechen, aber, da er Angst hatte, jedes Wort hätte diesen magischen Moment ruinieren können, entschied er sich, zu schweigen.

Er dankte dem Automatikgetriebe, dass er ihre Hand nicht zum Schalten loslassen musste und fuhr weiter durch die Nacht.

Elisa jedoch kamen einzeln alle möglichen “Männer ihres Lebens” ins Gedächtnis zurück. Verschiedene Geschichten, viele Träume Projekte und Glücksmomente, aber am Ende immer viel Enttäuschung, Bitterkeit und Schmerz. Es war, als ob das Schicksal schon alles für sie beschlossen hatte. Ihr war sicher ein Weg voller Genugtuung und Würdigungen in Ihrem Beruf vorgezeichnet, aber auf diesem Weg schien es, als ob niemand an ihrer Seite vorgesehen wäre. Jetzt war sie hier, in einem fremden Land, während die durch die Nacht fuhr, Hand in Hand mit einem Mann, den sie bis zum Tag vorher nur als Hindernis für ihre Pläne sah und der ihr jedoch jetzt so viel Zärtlichkeit und Liebe entgegenbrachte. Mehr als einmal fragte sie sich, was sie tun sollte.

«Alles in Ordnung?» fragte Jack besorgt, weil er sah, dass ihr Augen immer mehr glänzten.

«Ja, Danke Jack. Nur ein Moment der Traurigkeit. Es geht gleich vorbei.»

«Ist das meine Schuld?» fragte sofort der Colonel. «Habe ich etwas Falsches gesagt oder gemacht?»

«Nein, gar nicht» antwortete sie sofort mit einer süßen Stimme und fügte hinzu «Bitte, bleib bei mir.»

«Hey, ich bin hier. Du musst dir über nichts Sorgen machen. Ich werde niemals zulassen, dass dir irgendetwas passiert, ok?»

«Danke, ich danke dir» sagte Elisa, während sie versuchte, ihre Tränen zu trocknen, die langsam ihre Wangen hinunter rannen. «Du bist ein Schatz.» Jack sagte nichts und drückte ihre Hand noch fester.

Das Schild des Hotels erschien am Ende der Straße. Sie fuhren durch die Straße und sagten nichts mehr. Dann fuhr der Colonel langsamer und hielt den Wagen genau vor dem Eingang an. Die beiden schauten sich tief in die Augen. Für einige unendliche Augenblicke traute sich keiner, etwas zu sagen. Jack wusste, dass er den ersten Schritt machen müsste, aber Elisa kam ihm zuvor «Jetzt müsstest du mir sagen, dass es ein wunderschöner Abend war, dass ich wundervoll bin und ich müsste dich bitten, mit mir reinzugehen und noch was zu trinken.»

«Tja, die Praxis würde dies vorgeben» kommentierte Jack, der durch ihre Worte etwas verwirrt war. «Es würde so gehen, wenn d eine wie viele wärst, aber das ist nicht, was ich denke.» Er nahm Luft und fuhr fort. «Ich glaube, dass du wirklich ein sehr besonderer Mensch bist und dieser Abend, den wir zusammen verbracht haben, gab mir die Möglichkeit, dich besser kennen zu lernen und Dinge zu entdecken, von denen ich nie gedacht hätte, sie in “einer Archäologin” zu finden.»

«Ich nehme das als Kompliment» sagte sie, um die Situation etwas zu entspannen.

«Ich glaube, dass sich hinter dieser Rüstung der starken und unzerstörbaren Frau ein süßer und verängstigter Welpe versteckt. Du bist ein sehr süßes und einzigartig sensibles Mädchen.» Vielleicht würde er es bereuen, was er jetzt sagte, aber er nahm all seinen Mut zusammen und fuhr fort «Ehrlich gesagt, ich bin nicht an einem One-Night-Stand interessiert, den ich dann zu den Akten lege, wie andere unnütze Dinge, die am Morgen danach nichts als eine unendliche Leere hinterlassen. Ich will mehr von dir. Ich muss gestehen, du hast mir immer sehr gut gefallen.» Er konnte sich nicht mehr stoppen. Er nahm ihre Hände, drückte sie zwischen den seinen und fuhr fort. «Seit ich dich das erste Mal in meinem Büro getroffen habe, habe ich verstanden, dass du etwas Besonderes bist. Anfangs war ich natürlich von deiner Schönheit angezogen, aber dann, deine Stimme, deine Art zu sprechen, deine Gesten, deine Art zu laufen, den Lächeln...» er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu «Dein Zauber hat mich verhext. Er hat mir das Herz gestohlen. Ich glaube nicht, dass ich mir ein Leben ohne dich noch vorstellen kann und es wird auch nicht der Abschluss dieses Abends sein, durch den ich meine Meinung ändere.»

Elisa, die auf keinen Fall solch eine Erklärung erwartet hatte, war einen Moment sprachlos, schaute ihm immer noch in die Augen und näherte sich ihm dann langsam. Sie zögerte einen Moment und küsste ihn dann.

Es war ein langer und intensiver Kuss. Alte und neue Emotionen stiegen in den Gedanken beider auf. Plötzlich trennte sich Elisa, blieb einen Zentimeter von ihm weg und sagte «Danke für deine Worte, Jack. Auch ich hätte nicht gewollt, dass unser Treffen in einem faden One-Night-Stand endet. Dieser Abend gab mir die Gelegenheit, etwas mehr über dich zu erfahren und den Mann in dir zu schätzen. Auch ich hätte nie gedacht, hinter einem mürrischen “Colonel” eine so liebenswerte und sensible Person vorzufinden. Ich muss dir gestehen, dass ich mein Herz schon seit langem nicht mehr so stark habe klopfen hören. Ich weiß, dass ich kein kleines Mädchen mehr bin, aber ich möchte jetzt nicht alles ruinieren, indem ich dich jetzt mit hochnehme.» Sie machte eine lange Pause und fügte dann hinzu «Ich würde dich sehr gerne wiedersehen.»

Sie küsste ihn nochmals, stieg aus dem Wagen aus und lief schnell ins Hotel. Sie hatte Angst, dass wenn sie sich umgedreht hätte, nicht mehr das einhalten konnte, was sie vorher gesagt hatte.

Jack folgte ihr mit seinem Blick, bis sie hinter der Drehtür des Hotels verschwand. Er schaute die sich drehenden Türflügel weiter unbeweglich an, bis sie komplett stillstanden. Dann schaute er ein letztes Mal auf das schwankende Schild des Hotels, trat das Gaspedal durch und verschwand mit quietschenden Reifen in der Nacht.

Die beiden obskuren Männer, die das Paar verfolgt hatten, parkten ihren Wagen auf der Rückseite des Hotels, wobei sie darauf achteten, nicht gesehen zu werden. Von hier aus konnten sie das Fenster von Elisas Zimmer sehen, das sich nach nicht einmal einer Minute erhellte.

«Sie ist drin und allein» sagte der Dicke.

Der Magere erinnerte den Anderen sofort daran, dass er die Wette verloren hatte. «Tja mein Lieber, raus mit den Dollars» und rieb den Zeigefinger und den Daumen aneinander.

«Alles hätte ich erwartet, außer dass es so endet» antwortete der Dicke. «Es sieht so aus, als ob sich unser lieber Colonel gewaltig verknallt hat.»

«Und auch sie scheint ein gutes Stück voran zu sein.»

«Wirklich ein schönes “Pärchen”» kommentierte der Dicke mit seinem üblichen Lachen. «Jetzt warten wir, bis die Kleine ins Bett geht und dann schleichen wir in ihr Zimmer und kopieren alle Daten auf dem Pad.» Er stieg aus dem Wagen aus und fügte hinzu «Ich bereite schon mal das Werkzeug vor und du kontrollierst, ob das Licht ausgeht.»

Elisa wurde von tausenden von Gedanken gequält. War es richtig, ihn einfach so stehen zu lassen? Wie hat er es aufgenommen? Würde er sie wirklich gerne wiedersehen? Aber er war es ja gewesen, der vorgeschlagen hatte, zu verzichten. Ohne Zweifel hatte Jack seine Seriosität gezeigt. War sein Gefühl, das er mit diesen wundervollen Worten ausgedrückt hatte wirklich ehrlich gemeint oder war es nur eine Strategie um sie immer mehr in einem geschickt geknüpften Netz zu fangen? Eine weitere enttäuschte Liebe, weiteren Schmerz und weiteren Kummer hätte sie nicht ertragen können. Sie entschied sich, für den Moment nicht drüber nachzudenken. Das Ziel, das sie sich vorgegeben hatte, hatte sie erreicht: der Colonel hatte ihr zwei weitere Wochen zugesagt, um ihre Forschungen zu beenden. Der Rest war nur “Erwartungen” und sie hatte mittlerweile gelernt, sich keine allzu vielen Hoffnungen zu machen. Sie konnte sich einen weiteren Reinfall nicht erlauben. Dieses Mal würde sie nicht mehr aufstehen können.

Sie zog ihre Kleider aus und warf sie aufs Bett. Der Alkohol hatte sie ziemlich benebelt. Jetzt war ihr größter Wunsch nur noch richtig tief zu schlafen. Sie löschte das Licht und schlief fast sofort ein.

Während Jack zur Basis fuhr, quälten ihn mehr oder weniger dieselben Fragen. Hatte er sie enttäuscht? Würde sie ihn wirklich gerne wiedersehen? Trotz allem war er sich sicher, eine gute Figur gemacht zu haben, indem er auf so elegante Weise die Gelegenheit ablehnte, mit ihr ins Bett zu steigen. Wenige andere hätten dies getan und er war sich sicher, dass sie dies sehr schätzte. Und wenn was draus werden sollte, hätte er alle Zeit der Welt, um mit ihr zusammen zu sein. Ein Tag mehr oder weniger würde keinen Unterschied machen.

«Sie hat das Licht gelöscht» sagte der Magere leide, als ob er Angst hätte, sie zu wecken. Er nahm eine große Tasche aus dem Kofferraum und fügte hinzu «Wir können gehen.»

Mit vorsichtigen Schritten gingen die beiden zum Eingang des Hauses neben dem Hotel, in dem die ein Zimmer gemietet hatten.

«Wir müssen es jetzt tun» sagte der Dicke. «Das blöde Pad trägt sie mit sich, wie ihre Unterhosen. Die einzige Möglichkeit, dran zu kommen, ist, wenn sie schläft.»

Sie stiegen langsam die Treppe hoch, wobei sie unnötige Geräusche vermieden. Ein Rucken des Schlosses und die Tür öffnete sich quietschend. Das Zimmer war voller Schachteln, Tüten und Plunder aller Art. Es sah aus, wie ein verlassenes Lager. Eine mit den Jahren verstaubte Lampe an der Wand beleuchtete dämmrig den Raum.

«Wir schleichen rein, indem wir über die Trennwand der Terrasse zwischen ihrem und unserem Zimmer steigen» sagte der Dicke.

«Wir schleichen uns rein? Du willst wohl sagen, ich schleiche mich rein.» sagte der andere. «Wie glaubst du, dass du mit all den Fettpolstern, die du bei dir trägst, da drübersteigen kannst?»

«Willst du etwa meine athletischen Qualitäten bestreiten?»

«Nein, wie denn auch. Das würde ich mir nie erlauben» antwortete der Magere mit sarkastischem Tonfall. «Hör auf, Mist zu labern und gebe‘ mir das Seil. Wenn ich ausrutschen sollte, versuch wenigstens, mich festzuhalten. Ich habe keine Lust, platt gedrückt auf dem Fußgängerweg dieser langweiligen Stadt zu sterben.»

Die Rückkehr

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