Читать книгу SIE FINDEN DICH. - Dankmar H. Isleib - Страница 7

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IV

New York. Dreizehn Männer saßen schweigend um den Kamin. Downtown. #13, Mulberry Street. Nie waren sie in den letzten Jahren zufriedener gewesen als heute. Ihnen waren gerade gigantische Zahlen durch Joe Wood gemeldet worden. Mit zwei Dutzend der besten Agenten, die der >Rat der Dreizehn< über Wood zur Verfügung hatte, leitete dieser von Kapstadt aus die Kontrollaktion der in Indien eingesetzten Agenten. Da spielte es auch im Moment keine Rolle, dass Wood in Sachen Vernichtung des Franco Mignello noch nicht erfolgreich war.

Der Souveräne General-Großinspekteur Juda Weisenfeld hatte heute, nur kurz nach dem Beginn der Getreideernte in Indien, die ersten einhundert Millionen Toten verzeichnen können. An den Zahlen, die Wood geliefert hatte, war nichts zu rütteln. Drei Bundesländer waren so gut wie ausgelöscht. Von Menschen befreit. Der Tod selbst würde auch noch zu einem gigantischen Geschäft werden können. Das hatte Weisenfeld in seiner Konzentration auf das eigentliche Ziel anfangs völlig aus den Augen gelassen. Dass er da falsch lag, war seiner Arroganz zuzuschreiben ... Ein Fehler, den er sich in dem Moment der stillen Einkehr mit seinen Ratsbrüdern eingestand. Ein Novum. Denn Weisenfeld war selbstherrlich.

Mehr als das.

Er fühlte sich als Stellvertreter Gottes.

So weit ging sein Wahnsinn.

Eigentlich wollte er ja nur den Anweisungen folgen, die ihm das Oberhaupt der Familie, dem die Erde mit ihren Ressourcen zu mindestens 80 Prozent gehört, vor wenigen Jahren gegeben hatte. Eine Genmanipulation an einem Lebensmittel so zu entwickeln und umzusetzen, dass sie gezielt auf einem Kontinent mit extremer Überbevölkerung eingesetzt werden könne. Dass das Saatgut von Gerry Bigson und seiner Grain-Brain-Firma in Südafrika dermaßen vorzüglich funktionieren würde, hatte er gehofft, aber anfangs nicht so recht daran geglaubt. Jetzt übertraf der Erfolg seine kühnsten Träume!

Still und verzückt, entrückt und abartig selig, saßen die Verwalter der Herrscherfamilien der Welt, die sich im ´Rat der 13´ widerspiegelten, und lauschten dem Knistern des schwer, aber letztlich vorzüglich lange brennenden Teakholzes in dem überdimensionierten Kamin.

Die 13 Anwesenden agierten und lebten streng nach und mit der magischen Zahl der Kabbala, der 7. Es ist die mächtigste Zahl im Okkultismus. Der 7-Jahres-Zyklus hatte zuerst erfolgreich die letzte Finanzkatastrophe ausgearbeitet, dann ausgelöst und gnadenlos durchgezogen. Zum Nutzen der wenigen Familien. In dieser Zeit hatte Weisenfeld im Auftrag seiner Herren auch die Gen-Manipulation in Auftrag gegeben. Dass die Umsetzung etwas mehr als sieben Jahre gedauert hatte, war ein aus heutiger Sicht zu vernachlässigender Lapsus gewesen.

Alles, was sie, die wahren Herrscher des Planeten Erde, in den letzten einhundert Jahren geplant und durchgeführt hatten, war in diesen 7-Jahres-Zyklen verlaufen. Supersiege für die Globalisten, die sich die Welt untertan gemacht hatten. 7 Jahre hatte man Hitler gewähren lassen, bis man erneut Krieg führte. Der Zweite Weltkrieg dauerte kalendarisch 7 Jahre und brachte immerhin 70 Millionen Tote. Mit seinem – exakt so geplanten – Ausgang machte der Krieg erst Bretton-Woods möglich. Dort wurde das weltweite Währungskartell aufgebaut. Als Ergebnis des Währungskartells wurde der IWF geschaffen. Der erfolgreiche Aufbau des sogenannten Internationalen Währungsfonds dauerte 7 Jahre. Der IWF bestimmt seitdem, wer was geopolitisch wie durchführen muss, um die Unterjochung komplett zu machen. Dazu haben die Illuminaten-Familien in einem weiteren Sieben-Jahres-Zyklus noch andere Werkzeuge geschaffen, wie zum Beispiel die BIS (Bank for International Settlements) in Basel, die ebenfalls von nur einer Familie kontrolliert wird. Alle künstlich eingeleiteten Wirtschaftskatastrophen dienten und dienen nur einem Ziel: Der Weltherrschaft einer Machtelite, die im Kern letztlich aus wenigen Familien, exakt 7 – manche sagen, es seien 13, andere 5, was eine bewusste Irreführung ist – besteht.

Von einer einzigen Blutlinie angeführt.

Was für die Völker Katastrophen sind, gilt als besonderer Sieg der Illuminaten über die Völker. Im Sabbat-Jahr 2007/2008 wechselte das Weltvermögen im Zuge der sorgfältig geplanten und durch das ausführende Organ, den Rat der 13, im Auftrage ihrer Eigentümer vom Zaun gebrochenen siebenjährigen Welt-Finanz-Krise, die Besitzer. Es ging nun endgültig fast vollständig in die Hände der sieben größten Wall-Street-Banken über. Und wenn man weiß, dass sich am Ende des ablaufenden Zyklus nach 2008 – innerhalb der okkulten 7 – 2015 ein besonderes Jahr angeschlossen hatte, dann wird klar, dass der Rat der 13 jetzt an diesem Abend in New York Downtown feierte.

2015: Die Elite beging damals das Jubel-Jahr! In diesem Jahr hatten sie auch beschlossen, einen Gegenspieler zu Hillary Clinton bei der Wahl des neuen Präsidenten der USA zu installieren. Den Geschäftemacher Donald Trump. Da sie ihn installiert hatten, wussten sie, er würde gewinnen und ihnen gute Dienste leisten. Zu dumm, dass die amerikanische Bevölkerung – und nicht nur die – dachte, dass der ihnen nicht gehören würde.

Ein Irrtum.

Ihnen, den sieben Familien, gehörten natürlich beide Kandidaten. Letztlich war es völlig egal, wer gewann: Sie würden immer die Fäden ziehen und abkassieren.

Es war ein Spiel.

Ein Spiel um des Spielens willen.

Es ging eigentlich um nichts.

Und alles.

Wenn dir der FC Bayern München und der FC Barcelona gehören, ist es letztlich egal, wer den Europapokal der Landesmeister gewinnt – Hauptsache die Stadien sind voll und du verdienst daran. Immer. Diese blöden Europäer ...

So sinnierte Juda Weisenfeld. Seine Gedanken waren noch bei der BIS, die man in Basel, im Herzen Europas, installiert hatte, um die Welt zu kontrollieren. Fußball interessierte Weisenfeld überhaupt nicht, war aber ein guter Geschäftsfaktor und gerade in Europa die Volksverdummung und Ablenkung von den wahren Zielen der Elite schlechthin.

Die Menschheit geriet außer Kontrolle. Es wurden einfach zu viele. Denn Bevölkerungsökonomen gingen davon aus, dass die Erde bis 2050 von mehr als zehn Milliarden Menschen besiedelt sein würde.

Das widersprach den Gesetzen der Kabbala, der heiligen Sieben. Oberstes Ziel für das Jubel-Jahr war es, zu verhindern, dass die 7 Milliarden dauerhaft überstiegen werden. Sie waren derzeit knapp unter acht Milliarden. Höchste Zeit zu reagieren ...

Den meisten Profit mit der Ware Mensch konnte man nach der Kabbala nur mit 7 Milliarden erzielen. Die Hardliner unter den Illuminaten legten die heilige Sieben sogar konsequent anders aus: Sie wollten nur 700 Millionen Menschen das Leben gestatten, denn inzwischen hatten sie alles erreicht. Die Erde gehörte ihnen und es ging nur noch um die perfekte Verwaltung der Ware Mensch und um perverse Gewinnoptimierung.

100 Millionen Tote.

Ein guter Tag.

Ein verheißungsvoller Anfang, der völlig neue Geschäftsfelder ermöglichte.

Jonkershoek. Wenn nicht Sam Gilmore, fünfzig Jahre jung, Verwalter des Weingutes IN VINO VERITAS und Schwager von Alberto de Morrero gewesen wäre, sowie die Mutter von Stella Henderson, wäre das Gut als Kindergarten durchgegangen. Maite, Mah´ma, Brian & Wendy waren eingetroffen. Sie waren irgendwie total aufgeregt, eigenwillig, witzig, aber zugleich sehr konzentriert. Auch für sie war die Begegnung etwas Besonderes. Bisher kannten sie sich alle nur vom Bildschirm. Sie hatten sich bis zum heutigen Tage nie live gegenübergestanden. Schräge Typen mit einer starken Macke: Computer-Nerds der besonderen Art. Völlig klar im Kopf, aufgeweckt. Beseelt von einem einzigen Ziel: die IT-Technologie dazu zu nutzen, die Welt besser zu machen. Um sie dann, wenn das Ziel erreicht worden sein würde, in den Orkus zu schicken. Also dem gallischen Gott der Unterwelt zuzuführen, dem Ort des Vergessens, denn diese Technologie war und ist menschenfeindlich! Schon heute gibt es zwei Milliarden Süchtige, die dem Spieltrieb verfallen sind. Die IT-Branche feiert das, die Illuminaten erst recht, denn es ist ein gigantisches Geschäft und macht die Menschen abhängig – und verblödet sie zugleich.

Alberto de Morrero war begeistert. Er stand ein wenig abseits und beobachtete, wie die fünf Hackerfreaks miteinander umgingen. Wie sie binnen weniger Minuten zu einer Einheit verschmolzen.

Um nicht aufzufallen und die Sicherheit des Weingutes zu gewährleisten, hatte er sie von einigen seiner Mitarbeiter vom Flughafen abholen lassen. Vorbereitet vom Profi Sam Gilmore, der das mit militärisch-geheimdienstlicher Akribie geplant hatte, damit sie am Airport keine Aufmerksamkeit erregten. Der Drohnenangriff saß ihnen noch im Nacken. Das Gut war seitdem perfekt geschützt. Es war ihnen auch niemand vom Flughafen aus gefolgt.

Einsatz gelungen.

Auftrag erfüllt.

Winnfried von Löske übernahm wie selbstverständlich die Leitung der Gruppe, ohne dass er sich dabei in den Vordergrund schob. Nur keine Zeit verlieren. Er zeigte auf Franco.

»Das ist Franco. Ihr wisst, wer er ist. Die anderen alten Leute braucht ihr nicht weiter zu beachten. Sie sind alle klasse und helfen uns. Wenn ihr was braucht, geht zu Alberto. Dem gehört das Weingut. Das ist der da mit dem Zopf, der abseits steht, okay? Ich habe ihm bereits gestern eine Liste gegeben mit all dem, was ihr essen wollt, um fit zu sein. Es ist für alles gesorgt. Und jetzt lasst uns gleich anfangen. Es wartet eine riesige Aufgabe auf uns. Als Erstes müssen wir verstehen, was da abläuft. Alberto und ich haben schon mal vorgearbeitet. Es geht im Prinzip um die Lösung dieser Aufgaben:

1. Wir müssen die Zahl 7 im Zusammenhang mit den kosmischen Gesetzen verstehen lernen.

2. Wir müssen die 7 in ihrer zentralen Bedeutung und Einflussnahme innerhalb des Aufbaus des Genoms verstehen lernen. Im abstrakten Sinn versteht man mit dem ‚GenomX die Gesamtheit der vererbbaren Informationen.

3. Wir müssen, wenn unsere Erkenntnisse ausreichen, verhindern, dass weitere Millionen Menschen an genmanipuliertem Getreide sterben.

4. Wir müssen eine Logistik schaffen, die dem zurzeit betroffenen Kontinent hilft die Toten würdevoll in die Anderswelt zu überführen.

5. Wir müssen endgültig die die Erde beherrschenden Familien auf humane Weise entmachten und enteignen. Das wird relativ einfach werden. Glaubt mir!

6. Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir auch eine neue, wirklich den Menschen achtende Weltordnung entwickeln. Abseits vom Kapitalismus, abseits vom Kommunismus, der nur das Spiegelbild des Kapitalismus ist und von der gleichen Clique von Machthabern entwickelt wurde, die noch das Sagen haben, um die Menschheit zu unterdrücken, auszubeuten und geistig zu manipulieren.«

Kurze Pause.

»Ihr seht: Maite, Mah´ma, Brian, Wendy, Franco. Es wartet eine Menge Arbeit auf uns. Wir brauchen Lösungen, die für die nächsten Generationen halten. ‚Müssen‘ ist ein derbes Wort, aber alles, was wir jetzt machen, muss tatsächlich sein. Der Kosmos erwartet das von uns. Und wenn ihr bessere Ideen habt – dann lasst sie in unser Denken einfließen.«

Der Schwarm schwärmte aus.

Alberto wurde warm ums Herz. Was gibt es für tolle Kids! Ich werde sie unterstützen, so gut ich kann, sagte er zu sich und ging in die Küche, um für seine neue Großfamilie das Abendessen vorbereiten zu lassen. Gemäß den Anweisungen vom Ex-Headbanger WvL ...

London. Die >City of London<, ein eigenes ‚Königreich‘ innerhalb Londons, besitzt seit dem Jahr 886 das Recht zur Selbstverwaltung, verfügt über eine eigene Polizeibehörde, eine eigene Flagge, ist ein sogenanntes autonomes Gebiet innerhalb Großbritanniens und eben auch in der Stadt London. Und ´die City´, wie sie kurzerhand in London genannt wird, ist einer der größten Finanzhandelsplätze der Welt. Lebten im Jahr 1700 noch über 200.000 Menschen in der City of London, so sind es heute nur noch rund 11.000. Etliche private Wohnhäuser mussten in den vergangenen Jahrzehnten den gigantischen Bank-Towers weichen.

Selbst die Queen stellt vor dem Betreten der ´City of London´ am Temple Bar ein Gesuch an den Lord Mayor of London – nicht zu verwechseln mit dem Oberbürgermeister Londons, dem Mayor of London –, den Vorsitzenden der ´City of London Corporation´. Erst dann darf die Queen das Gebiet betreten. Der Lord Mayor hat die offizielle Aufgabe, die City als eines der führenden internationalen Finanzzentren – dort befinden sich Schwergewichte wie Goldman Sachs, die angeschlagene Deutsche Bank, HSBC, JP Morgan, oder die UBS, die Bank of England und die Royal Exchange, verschiedene Börsen, etc. – zu fördern und auf der ganzen Welt die Interessen der City of London zu vertreten.

Der Lord Mayor von 2015/16, Nr. 689, verfügte in einem City-of-London-Dekret, dass es einer in der Öffentlichkeit völlig unbekannten Firma, die sich ausschließlich mit der Entwicklung von Nanotechnologie im Bereich der Militärtechnik beschäftigt, gestattet ist, ihr Headquarter in der ‚Square Mile‘, so wird die City of London auch genannt, anzusiedeln. Das hatte einen guten Grund: Diese Firma, in der die größten Cracks auf dem Gebiet der Nanoforschung arbeiten, gehört den wenigen Besitzern der großen Banken, die diese Firma mit Unsummen finanzieren, die sie letztlich aus Steuergeldern requirieren, da ihnen natürlich auch die Regierungen der meisten Industrienationen der Erde gehören. Und auf ihrem eigenen Territorium kann die City of London Corporation dadurch die Nanoforschungs-Firma umfassender und perfekter überwachen als irgendwo anders auf dem Planeten Erde, ohne selbst von irgendjemand kontrolliert werden zu können ...

Nano-Technologie wird weltweit als eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft angesehen. Sie ist bereits jetzt, alle Investitionen zusammengefasst, die mit Abstand am höchsten geförderte Technologie. Natürlich steht die Forschung und Entwicklung im Bereich der Militärtechnik an der Spitze. Aber nicht minder wichtig sind die Bereiche Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Medizin, Konsumgüter, Pharmazie, und: Überwachung. Letztlich die längst wichtigsten Bereiche der modernen Kriegsführung. Die in der City of London etablierte Firma ist eine Tochter der Research Private Agency, einer Militärforschungs-Agentur der USA.

Sir Peter Shapiro ist der Boss der kleinen, aber überaus effektiven Company in ´the City´, der INSC – International Nano Society Corporation – die nur 60 Mitarbeiter hat. Fast ausschließlich Nanoforscher, die sich die INSC mit Summen, wie man sie sonst nur auf dem Fußballmarkt für Ablösemillionen und Gehälter bezahlt, auf dem Weltmarkt zusammengekauft hatte. Und mit Erpressung, falls der angebotene Betrag zum Wechsel zur INSC nicht Anreiz genug gewesen war.

Unauffällig. Die Firma. Versteht sich.

Untergebracht in einem ebenso unauffälligen Haus. Die hochrangigen Wissenschaftler lebten zum Teil in dem großen Gebäude und eine Handvoll ´Sekretärinnen´, deren Aufgabe es war, die Wissenschaftler zu überwachen. Die Damen waren alle bestens ausgebildete Profis eines ultrageheimen Geheimdienstes, der direkt dem Rat der 13 unterstellt war. Wenn es sein musste, weil einer der Wissenschaftler sexuell nicht zufrieden war, erbrachten sie auch widerspruchslos diese Leistungen, nicht ohne dadurch noch besseren Einblick in das Innenleben der gekauften Genies zu erhalten.

Er, Shapiro, feierte heute ebenfalls. Ein Anruf aus New York, direkt vom Boss der Bosse, einem gewissen Juda Weisenfeld, den er noch nie persönlich getroffen hatte, berichtete ihm kurz und knapp, dass die Arbeit der RPA-Tochter in London entscheidend zu einem großen Erfolg in Asien beigetragen habe.

Ist das ein Grund zum Feiern?

JA!

Er hatte sich, wie leichtsinnig, zwei Edelnutten kommen lassen. Er, Shapiro, Herrscher über die wichtigste Nano-Schmiede des Landes, nein, der westlichen und sonstigen Welt, ließ es ordentlich krachen. Der Mann aus New York City hatte ihm gesagt, er möge doch auf sein Konto schauen. Was sah er mit Freuden? Es waren 77 Millionen mehr drauf. Von einem Tag auf den anderen. Aktueller Kontostand: 95,4 Millionen schöne britische Pfund.

Was er nicht ahnte: Eine der beiden jungen, überaus attraktiven Damen, die er sich in seine luxuriöse Wohnung hatte kommen lassen – Sir Shapiro war geschieden –, war eine Agentin des Geheimdienstes des Vatikans ...

Joe Wood war total genervt. Die Aktion gegen Franco Mignello war gescheitert. Der Job mit Indien ließ ihn nicht zum Schlafen kommen, die Schlampe Stella Henderson war wie vom Erdboden verschwunden. Es war ihm bis heute nicht gelungen auf das Weingut einen Spitzel einzuschleusen. Offensichtlich hatte er es mit einem Gegner zu tun, der sein Handwerk verstand. Da er nicht zum Frust-Säufer werden wollte, vergnügte er sich hin und wieder mit Frauen, die er im Tiger Tiger Club auflas, den er regelmäßig besuchte. Tiger Tiger war immer noch einer der angesagten Läden in Kapstadt und nirgends findet man mehr frisches Material, wenn man Kohle hat. Und die hatte Wood im Überfluss. Keine konnte Stella das Wasser reichen, aber er vögelte sich durch die Farben der Stadt ...

Multikulti im Hotelbett.

Auch heute Nacht wieder, eine kleine Asiatin, nervig, da auf Speed, aber geil. Nach dreißig Minuten schmiss er sie raus. Er war gezwungen in wenigen Stunden nach Rom zu fliegen. Einer der Kardinäle wollte ihn unbedingt unter vier Augen sprechen. What a fucking asshole, murmelte Wood verärgert in sich hinein. Der Trip passte gar nicht in seine Planung.

Rom. Für Wood nichts Besonderes. Nur echte Römer und Touristen lieben diese Stadt, die chaotisch, alt und ziemlich heruntergekommen ist. Er war weder Tourist, noch alt, noch Römer. Wood landete um 22 Uhr. Der Kardinal erwartete ihn schon am Ausgang. Natürlich nicht in scharlachroter Porpora, Mozetta und Birett, sondern in einem grauen Anzug.

Unauffällig bleiben.

»Was gibt es so Dringliches, Kardinal Miller, dass Sie mich nach Rom kommen lassen?«, begrüßte ihn der mürrische Wood.

Kardinal Donald F. Miller aus Michigan war einer der 111 wahlberechtigten Kardinäle von insgesamt 211, die die katholische Kirche im Würgegriff für ihre Auftraggeber und die Gläubigen dumm hielten und seit Jahrtausenden geschickt abzockten. Da die katholische Kirche ebenfalls dem Rat der 13 untersteht und derzeit von einem Jesuiten geführt wird, der, wie seine Kollegen auch, natürlich mit der Zahlenkabbala bestens vertraut war, wussten die 111 Kardinäle, was diese außergewöhnliche Zahl der Macht bedeutet. Die 1 ist die Mutter aller Primzahlen.

Die Eins entspricht der Einheit mit Gott.

Wir kommen aus der Einheit und gehen wieder in die Einheit.

Heißt es in der Kabbala.

Es gibt nur ein einziges auserwähltes Gottesvolk – die wahrhaftige 1 – gegenüber den 70 Heidenvölkern, die zu wuchern begonnen hatten.

Die 1, das bedeutet schon Power. Dreimal die 1, die 111, zudem eine unendliche Machtfülle. So hat zum Beispiel Aleph (1-30-80) den äußeren Wert 1 und den vollen Wert 111 als Summe von 1 (Aleph), 30 (Lamed) und 80 (Peh).

Sagt die Bibel.

Nur die mystische 7 steht in der Hierarchie noch weit über der 111.

Sie ist für Kabbalisten die Quintessenz aus 111.

Miller war einer der drei Kardinäle, die Wood direkt unterstellt waren. Miller leitete den Geheimdienst des Papstes.

»Gestern ist eine meiner Agentinnen zurückgekommen. Sie war in meinem Auftrag für einige Monate in der City of London missionarisch für unsere Sache unterwegs. Sie wissen, Wood, die City of London ist ein Sündenpfuhl, den es ständig zu kontrollieren gilt.«

»Kommen Sie zur Sache, Kardinal. Ich habe zu tun, bin müde und muss morgen früh schon wieder zurückfliegen.«

»Meine Agentin, Sie kennen sie nicht, nennen wir sie Lisa, lag vorgestern – zusammen mit einer weiteren Dame, die ebenfalls für uns als Prostituierte tätig ist – in den Armen von Sir Peter Shapiro, der ...«

»... der Chef der RPA-Tochter INSC in London ist und die Nutten gevögelt hat, sehe ich doch richtig, Kardinal?!«, unterbrach Wood den umständlich daherredenden Kardinal.

Räuspern des Kardinals.

Das Gespräch war ihm in dem von Wood eingeschlagenen Jargon unangenehm.

»Ja. Dieser Mann hat sich nicht korrekt verhalten. Es lagen höchst sensible Dokumente der Tätigkeit der INSC auf seinem Nachttisch. Unsere Agentin war so frei, sie an sich zu nehmen. Ebenso hätte es aber auch die zweite Prostituierte machen können. Wir hatten Glück, denn wenn das Material in die falschen Hände gerät, dann ...«

Der Kardinal führte nicht weiter aus, was ihn beschäftigte.

Wood hatte begriffen. Die Schlampe, die für den Kardinal auf dem Edelstrich ging, hatte höchst geheime Forschungsarbeiten im Bereich Nano-Militärtechnik geklaut und hoffentlich nur dem Kardinal abgeliefert.

Kardinal Miller griff in seine feine, dunkelblaue Dokumentenmappe und überreichte Wood einige Blätter des Materials. Wood überflog sie und war begeistert, ohne seine Freude zu zeigen. Er wusste, was zu tun ist.

»Kardinal, Sie haben richtig gehandelt. Danke. Ich brauche nur noch den vollständigen Namen und die Adresse der jungen ‚Dame‘, die so freundlich war und das geheime Material hoffentlich nur Ihnen übergeben hat. Um den Rest kümmere ich mich.«

»Das habe ich vorbereitet«, sagte der schwule Pfaffe und gab Wood ein Kärtchen mit den Koordinaten der Agentin und der zweiten Prostituierten ...

Neu-Delhi. Der indische Premier saß mit dem gesamten Kabinett in den privaten Räumen seines Amtssitzes. Was er öffentlich niemals sagen würde: Die Toten in Andhra Pradesh kamen ihm sehr gelegen. Er wusste nur zu gut von den Problemen, die es mit der Überbevölkerung Indiens, der Abwanderung vom Land in die Stadt, seit Jahren gibt. Deshalb hatte er bereits vor zwei Jahren den Bau von 100 „Smart Citys“ am Rande der jetzigen Millionen-Metropolen angeordnet, um die Mega-Citys zu entlasten.

Ein Schritt zu weit war der Regierungschef des Bundesstaates Andhra Pradesh gegangen. Der ließ bereits die neue Hauptstadt des Bundeslandes, Amaravati, auf einer 7.000 Quadratkilometer großen Grünfläche errichten und prahlte damit, dass sie sogar besser sein würde als Singapur. Während Singapur bekannt für eine perfekte Infrastruktur und ein makelloses Stadtbild ist, gehören für die Bewohner indischer Großstädte regelmäßige Stromausfälle, endlose Staus, vermüllte Straßen und gelegentlich auch Kühe auf dem Gehweg zum Alltag.

Der Teufel Zufall hatte dem indischen Premier, so seine Sicht, gute Karten zugespielt. 186.527.000 Millionen Tote sollten es inzwischen sein. Überwiegend in Andhra Pradesh, aber auch schon mehr als 100 Millionen in anderen Bundesländern. Das Dossier hatte ihm heute Morgen der Chef des Inlandgeheimdienstes vorgelegt. Da er ohnehin der Meinung war, dass Indien mit einer Milliarde Menschen schon nicht mehr lebensfähig war, litt er zwar mit den betroffenen Familien, aber war gleichzeitig auch erleichtert. Denn die Behörden des Landes, die regionalen Verwaltungen und die Landesregierung waren mit ihren Kapazitäten längst am Anschlag. Wenig Industrie, eine mittelmäßig funktionierende Landwirtschaft. Armut, wohin man schaut. Der Premier war der Meinung, dass die derzeitige Entwicklung für das Land langfristig gesehen nur förderlich sein konnte. Wenn sie nur nicht das Problem der schnellen Entsorgung der toten Menschenmassen hätten. Zynisch, aber realistisch. Deshalb hatte er sein Kabinett zu sich geladen, um ohne Medien und die Opposition nach Lösungen zu suchen, damit nicht unbeherrschbare Seuchen dazu kämen ...

SIE FINDEN DICH.

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