Читать книгу Kristallschädel - Dankmar H. Isleib - Страница 7

III

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»DAS kann doch nicht sein! Immer diese Alleingänge von Achim und nun das! Was wollte der in München? Was wollte er mit dem Schädel?! Sein eigenes Süppchen kochen? Die hat den doch nicht mehr. Da möchte ich jede Wette eingehen. Wer konnte damals schon ahnen, dass die Dinger plötzlich so wertvoll werden würden! Nach zwanzig Jahren? Damals dachten wir, dass es nur wenige Verrückte gibt, die so einen Nazischeiß sammeln und waren froh, die Alte gefunden zu haben. Eine halbe Million hat sie uns bezahlt. Cash auf die Kralle! Nur weil der Schädel tatsächlich von den Nazis kam! Wisst ihr noch, was wir damals für ein Zeugs zusammengesammelt hatten? Alles aus der Nazizeit. Eine Dechiffrieranlage, Unterlagen für den Bau von Superraketen, wie sie Wernher von Braun später für die USA gebaut hat, ein paar dieser komischen Schädel, das Bernsteinzimmer usw. Das alles hatten wir und haben es an Russen, Deutsche und Amerikaner verscherbelt. Aus heutiger Sicht viel zu billig. Eben verscherbelt! Wir waren eine Rockercrew, die viel Spaß hatte und wir wurden erst mit den Jahren zu einer der schlagkräftigsten Mafiabanden im deutschsprachigen Raum! Wir waren stolz drauf, nie mit Drogen und so einem Scheiß gehandelt zu haben. Wir waren immer sauber. Aber wer konnte das damals ahnen, dass die Preise für die Schädel plötzlich so durch die Decke gehen würden! Dass ihr beide jetzt fast gleichzeitig ins Haus der Doberman eindringen wolltet! Das war so nicht vorgesehen. Dich hatte ich hingeschickt. Und das auch nur, weil ich mir sicher war, dass die alte Hexe die letzten drei der unserem Käufer noch fehlenden Schädel irgendwo gebunkert hat. Wo sonst sollen die sein? Wir haben in Bolivien, Paraguay und Marokko gesucht. In Mexiko und Panama! Die Schlange war so raffiniert. Das hätte ich ihr nie zugetraut. Ich muss übermorgen nach Houston fliegen und den aus unserer Sammlung, den wir nicht mehr haben, an Fitzgerald verkaufen. Eine Milliarde will der dafür zahlen. Für jeden einzelnen. Versteht ihr, eine Milliarde Dollar. Bis er alle 13 in seinen Besitz genommen hat. Dann gehört ihm die Welt, sagt er. Besser noch: Der Kosmos, daran glaubt er. Also zumindest unsere Galaxie! Wenn … ja wenn … Aber wir haben sie nicht. Das wäre für uns der Schlussstrich in dieser Sache gewesen. Zwanzig Jahre harte Arbeit und wir hätten unseren Laden wegen Reichtum schließen können.«

Arnim von Radebusch saß mit seinen Kumpels im Garten seiner Villa in Münchsmünster an der Donau im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, etwa 15 km donauabwärts von Ingolstadt. Er war der Geschäftsführer der dortigen Bank. Er und seine Kumpels, sie waren inzwischen fast alle so Mitte fünfzig, gut situierte Geschäftsleute, zum Teil verheiratet und nach außen hin ehrbar, bieder und angesehen, Harley-Fans und seit ihrer Jugend befreundet. Dass sie neben ihrem biederen Leben in der kleinen Kleinstadt, eher dem großen Dorf, große Fans der Nazizeit waren und letztlich Sammler von Devotionalien aus allen Zeiten des Katholizismus und speziell eben des Tausendjährigen Reiches, ahnte in dem Nest niemand. Dass sie bei ihrer Suche nach wertvollen Stücken über Leichen gingen und mindestens so skrupellos waren wie ihre sizilianischen Kollegen Mafiosi, das ahnten nicht mal ihre Frauen und Kinder. Bis zum gestrigen Tage gingen Arnim von Radebusch, Gernfried Klabau, Harry Röckeschmid, Wilhelm Wanderbausch und Norbert Köterich davon aus, dass sie sich auch auf Achim Mäzler verlassen konnten. Sie waren immer nur zu sechst gewesen in all den Jahren. Eine verschworene, aufeinander eingespielte Bande, die über die Grenzen Bayerns, Deutschlands und Europas hinaus gute, sehr gute und weniger gute Geschäfte gemacht hatte und auf deren Konto bis jetzt ebenso viele Morde gingen, wie sie an Mitgliedern zählten. Sechs! Und nun war Achim, der Verräter, ihr blonder Halbgott, tot, und Wilhelm Wanderbausch schon wieder in München, um herauszubekommen, was da im Haus der Doberman gelaufen war …

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