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7) Bond für die Ohren

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Als die James-Bond-Filme mit großem Erfolg in den Kinos liefen, war abzusehen, dass bald andere Zweige der Multimediabranche an diesem Erfolg teilhaben wollten. So erschienen in Deutschland die James-Bond-Hörspiele bei „Europa“, als erstes „James Bond 007 jagt Dr. No“. Das Ergebnis war enttäuschend, denn bis auf den Originalton, den man auch vorm heimischen Bildschirm hätte aufnehmen können, bieten diese Audio-Kassetten nichts wirklich Ansprechendes. Hinzu kommt, dass man die Handlung kaum versteht, wenn man den Film nicht vorher gesehen oder zumindest das Buch gelesen hat.

Lediglich ein Sprecher versucht, den Hörer auf dem Laufenden zu halten. Der Autor wiederum war nicht gut mit der Materie vertraut; so ist die Rede von Bonds Beretta, während 007 schon längst eine Walther PPK hat, oder von Strangway statt Strangways, obwohl der Name im Filmsound schon mehrfach genannt wurde.

Beim zweiten Hörspiel zum Film wurden die Informationen durch den Sprecher noch weiter reduziert. Ein Durchschauen der Handlung ist für den unerfahrenen Hörer nicht möglich. Der Sprecher bei den Hörspielveröffentlichungen war Norbert Langer133. Peter Bondy war für die Bearbeitung und Heikedine Körting134 für die Regie der Hörspielbearbeitung zuständig. Beim dritten Hörspiel „Goldfinger“ straffte man die Handlung wie bei den beiden Vorgängern. Besonders Actionszenen, wo nur Explosionen oder Reifenquietschen zu hören waren, beschrieb der Sprecher. Auf Shirley Bassies Ohrwurm „Goldfinger“ wollte man aber nicht ganz verzichten, und so ist ein Teil des Originalvorspann- und Abspannsounds zu hören. Oddjobs Demonstration der tödlichen Melone fehlt ganz, und im Moment, als Oddjob ums Leben kommt, sind die Geräusche für den unwissenden Hörer unmöglich bestimmten Aktionen zuzuordnen.

Zum Kinofilm „Feuerball“ (1965) ist kein Hörspiel erschienen, denn im ersten Teil des Films wird die Handlung von Aktionen dominiert, kaum gesprochen, und der rote Faden wäre für einen Bond-unerfahrenen Hörer nicht zu erkennen. Die zahlreichen Unterwasserpassagen des Films sind für eine Hörspielversion ungeeignet.

Die Firma „Europa“ veröffentlichte als viertes Abenteuer des Agenten überraschenderweise „Diamantenfieber“. Die umfangreichen Textpassagen brachten dieses Hörspiel zu einer Laufzeit von über 70 Minuten. Wieder scheint der Autor mit der Materie nicht vertraut zu sein. Das das automatisch fahrende elektrische Schweißgerät, das in der Pipeline auf James Bond zufährt und ihn in Bedrängnis bringt, wird zu einem Reinigungsgerät. Ferner wird sinnverfälschend davon gesprochen, dass Tiffany Case absichtlich von der Ölbohrinsel gesprungen sei. Im Film erkennt man sofort, dass es sich um eine Ungeschicklichkeit handelte und sie hinunterstürzte. Die Hörspiele dürfen eine bestimmte Laufzeit nicht überschreiten. So wurde die Pre-Title-Sequenz von „Diamantenfieber“ von 4 Minuten 35 Sekunden Laufzeit im Film auf 2 Minuten 33 Sekunden im Hörspiel verkürzt. In „Der Mann mit dem goldenen Colt“ fehlt die Pre-Title-Sequenz komplett, das Hörspiel beginnt mit einer musikalischen Einleitung, die in das Titellied des Films übergeht. Nachdem der Song kurz zu hören ist, werden die ersten Dialoge in „Ms“ Büro geführt.

Der Sprecher erklärt vieles. Der Bond-unerfahrene Hörer bekommt einen besseren Überblick, obwohl der Sprecher Unrichtiges von sich gibt. Er spricht von einer halb gesunkenen Dschunke statt von der Queen Elisabeth135 im Hafen von Hong Kong.

Schon im Hörspiel „Leben und sterben lassen“ sind dem Autor Fehler unterlaufen. Er scheint große Probleme mit den Namen zu haben: Aus Quarrel Jr. wird Skipper, Harold Strutter heißt bei ihm Trotter, und nachdem er Quarrel als diesen identifiziert hat, nennt er ihn Squorrel oder so ähnlich.

Es drängt sich die Vermutung auf, dass man bei der Produktion dieser Hörspiele nicht sehr viel Zeit gehabt hat. Der Sprecher ist an einigen Stellen zu langsam, dafür hört man anschließend den Filmton, der schon läuft, als der Sprecher noch zu hören ist, ein weiteres Mal. Es gibt Tonüberlagerungen und schlechte Schnitte.

Auch die zusätzliche „Spannungsmusik“ wertet das Ganze nicht auf. Und wenn die Stimme vom Tonband wieder von Bonds Beretta spricht, die von Tee Hee verbogen wird, kann der Bond-Fan nur den Kopf schütteln. Ebenso heißt es auf der Kassette, James Bond hätte die Brandbomben auf Kanangas Mohnfeldern gelegt, es war aber Quarrel.

Der Schreiber dieses Hörspiels schien eine Vorliebe für den Ausdruck „sprach es“ als Ersatz für „sagte“ zu haben und nervt den Zuhörer damit. In „Der Spion, der mich liebte“ bezeichnet der Sprecher Beißer als den „weißen Hai“, statt ihn beim deutschen Filmnamen zu nennen. In der englischsprachigen Originalversion heißt Beißer „Jaws“, und so hieß der Film „Der weiße Hai“ auf Englisch.

„Moonraker“ als Hörspiel - zehn Jahre nach dem Film erschienen - bietet wenig Neues. Zwar nutzte man für den Abspann den Originalsong (komplett), der auch am Ende des Films zu hören ist, doch liefen Film- und Sprecherton wieder asynchron. So ist der Sprecher schon bei der handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Bond und Chang zu hören, als der Ton der in Drax' Labor sterbenden Wissenschaftler eingeblendet wird - eine Szene, die im Film viel früher läuft. Einziger Lichtblick sind die von Norbert Langer gesprochenen Kommentare, die dem Hörer ermöglichen, zumindest dem Plot zu folgen.

Kürzungen und Fehler gab es auch im Hörspiel „In tödlicher Mission“: Es beginnt wieder einmal ohne Pre-Title-Sequenz. Ohne den Film zu kennen, versteht niemand, warum Bond auf seinen Lotus verzichten muss und mit Melinas „Ente“ (2 CV) flüchtet. Weder hängt, wie behauptet, an Bonds Hotelzimmertür ein „Bitte nicht stören“-Schild, bevor er auf Bibi (Lynn-Holly Johnson136) trifft, noch versteht der Zuhörer, warum die „St. Georges“ gesunken ist. Als später von einer Treibmine die Rede ist, kann man dem Handlungsfaden kaum folgen. Klare Handlungen werden völlig verkehrt dargestellt: Columbo hat sein Tonband (mit dem das Gespräch zwischen Kristatos und Bond mitgeschnitten wird) nicht in der Tasche, und 007 hechtet auch nicht, wie behauptet, absichtlich durch das Klosterfenster, um Kristatos zu fangen. Wer den Film kennt, weiß, dass er während einer Schlägerei hindurchstürzt. Kristatos stirbt im Hörspiel übrigens zweimal (Tonwiederholung).

Ähnliche Probleme treten auch bei „Octopussy“ auf: Das Hörspiel beginnt sofort in der Residenz des Botschafters in Berlin. Es wird behauptet, dass Gobinda 007 mit einem Knüppel niederschlägt (obwohl er es mit der bloßen Handkante tut), Kamal Khan bekommt bei der Tigerjagd angeblich zunächst nichts von James Bonds Flucht mit. Orlows Tod wird verfrüht beschrieben: Er stirbt durch den Kugelhagel seiner eigenen Männer, und auch Kamal findet laut dem Sprecher bereits im Monsun-Palast „kein rühmliches Ende“. Die komplette Passage mit Bonds Kampf gegen Gobinda (dessen Verbleib im Hörspiel ungeklärt bleibt) auf der Außenhaut eines Flugzeugs und Kamals Absturz fehlen gänzlich.

Hörspiel-Übersicht:

Folge 1)

James Bond jagt Dr. No (1988)

Folge 2)

Liebesgrüße aus Moskau (1988)

Folge 3)

Goldfinger (1988)

Folge 4)

Diamantenfieber (1988)

Folge 5)

Man lebt nur zweimal (1988)

Folge 6)

Im Auftrag Ihrer Majestät137 (1988)

Folge 7)

Leben und sterben lassen (1989)

Folge 8)

Der Spion, der mich liebte (1989)

Folge 9)

Der Mann mit dem goldenen Colt (1989)

Folge 10)

Moonraker, streng geheim (1989)

Folge 11)

In tödlicher Mission (1989)

Folge 12)

Octopussy (1989)

Folge 13)

Die Welt ist nicht genug (2 Teile) (2000)

Zum Thema „Bond für die Ohren“ gehört auch der Sound in den Filmen. Ein Paradebeispiel ist „James Bond jagt Dr. No“ (1962). Alle Soundeffekte in diesem Film sind im positiven Sinne übertrieben.

Norman Wanstall138 war der verantwortliche Sounddesigner des ersten Bond-Abenteuers. Er entschied, in diesem damals futuristisch anmutenden Film die Geräusche zu verstärken und zu ergänzen.

Das Ganze wurde als „Steigerung des Produktionswertes“ des Films beschrieben.

Wanstall ließ Stimmen einfügen, die von Menschen im Hintergrund der entsprechenden Szene stammen sollten.

In der Casino-Szene am Anfang des Films unterhalten sich beispielsweise zwei Frauen über ihr Kleingeld. Am Hafen, als 007 und Quarrel erstmals aufeinandertreffen, sprechen zwei Fischer über ihre Netze.

Die Art der Geräuschzusammenstellung ist aufwendig. Wanstall, der seine Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Winston Ryder139 gesammelt hatte, benutzte allein für das Geräusch des Zerdrückens der Statue auf Dr. Nos Tisch sieben verschiedene Tonelemente, die er miteinander kombinierte (eines davon war das Zerdrücken einer Cola-Dose). Norman Wanstall bezeichnete dieses Geräusch als eine der kompliziertesten und aufwendigsten Tonproduktionen an „James Bond 007 jagt Dr. No“.

Auch Bonds Flucht durch das Röhrensystem in Julius Nos Hauptquartier wurde durch zusätzliche unbekannte und auch real nicht existierende Geräusche verstärkt. Was mit dem Geräusch eines normalen Lüftungsschachts beginnt, steigert sich zu einem Dröhnen und fremdartigen Echo. Für das Donnern des heranrollenden Wassers erinnerte sich Wanstall an seinen Kollegen Gordon K. McCallum140. Dieser hatte ein Donnern für den Film „El Cid“141 erzeugt, das das Geräusch von galoppierenden Pferden darstellen sollte.

Wanstall lieh sich die Tonspur aus und legte sie über die Passage im Film, in der das Wasser auf 007 zuschießt.

Die Reaktionen auf die Soundeffekte in diesem Film waren nicht nur von Seiten des Publikums sehr stark, sogar in Radiosendungen wurde darauf eingegangen.

Wanstall führte seine Arbeit bei „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), „Goldfinger“ (1964), „Feuerball“ (1965), und „Man lebt nur zweimal“ (1967) fort. Für „Goldfinger“ gewann er einen Oscar für die Soundeffekte.

Auch das übertriebene Geräusch beim Öffnen eines Vorhangs in „Feuerball“ (1965) stammt von Norman Wanstall.

Um nur einige Szenen zu nennen, in denen die Geräuschverstärkung (auch von anderen) als Stilmittel eingesetzt wurde: Bei der Schlägerei zwischen James Bond und drei Handlangern vor Dracos Büro in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) sind zahlreiche Töne mit Hall unterlegt, das Geräusch der zersplitternden Fensterscheibe im Zug, als sich Bond und Grant in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) prügeln, wurde mehrfach übereinander gelegt und so verstärkt.

Peter Hunt, der bei „Feuerball“ (1965) hauptamtlich für den Schnitt verantwortlich war, ließ mehrere Personen (auch in anderen Bond-Filmen) von Sprechern nachsynchronisieren, deren Stimmen eine ähnliche Klangfarbe hatten.

Äußerst aufwendig gestaltete sich die Geräuschcollage in „Skyfall“ (2012) in der Szene, in der Silva sich die Wangenknochenprothese herausnimmt. Sam Mendes behauptet, dass ihm beim Ansehen der Szene noch immer übel wird.

Neben Mendes und Scott Millan arbeiteten am Geräusch Greg P. Russell, Per Hallberg und Karen Baker Landers mit.

Außer den offensichtlichen Tonspielereien gibt es auch unterschwellige Töne. Als das Columbia-Logo am Anfang zu sehen ist, hört man einen Muezzin und bekommt so einen Hinweis darauf, wo sich 007 befindet.

Die Produzenten schickten George Lazenby zu einem Sprachlehrer, damit er seinen australischen Akzent ablegte, und als Lazenby seinen ersten Termin bei diesem Lehrer hatte, verließ gerade ein anderer Schüler die Praxis: Harold Wilson142. Trotz des Unterrichts verlangten Lazenbys Stimme und die Reste seines Akzents nach einer besonderen Lösung; deshalb wurde Lazenby von dem Moment ab im Film synchronisiert, als er sich als Sir Hilary Bray ausgibt. So sprach der Darsteller des Bray, George Baker143, 007 die meiste Zeit. Nach Bonds Enttarnung ist wieder die Originalstimme George Lazenbys zu hören.

In der deutschen Version kommt es nicht zur Stimmveränderung. Hier wird Lazenby durchgängig von Gert Günther Hoffmann144 gesprochen, der auch Sean Connery in allen 007-Filmen die deutsche Stimme lieh, mit Ausnahme von „Sag niemals nie“ (1983). Hier wechselt Connerys deutsche Stimme in einigen Szenen von einem Sprecher zum anderen, weil Gert Günther Hoffmann 1997 verstorben war. Erst nach seinem Tod kam eine erweiterte DVD zu „Sag niemals nie“ auf den deutschen Markt, die bisher nicht übersetzte Szenen enthielt. Die zusätzlichen Szenen wurden von Engelbert von Nordhausen145 gesprochen.

Noch eine Stimme kommt in der englischen Originalversion von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ vor: Der Darsteller Gabriele Ferzetti146 (er spielt Tracys Vater Marc Ange Draco) wurde von David de Keyser147 synchronisiert. De Keyser wiederum spielte im folgenden Film „Diamantenfieber“ (1971) den Zahnarzt Dr. Tynan, der von Mr. Wint (Bruce Glover148) und Mr. Kidd (Putter Smith149) getötet wird.

Die Nachsynchronisation von „Sag niemals nie“ (1983) ist nachvollziehbar. Auch einige Passagen aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) mussten für eine erweiterte DVD-Version neu synchronisiert werden, da sie in der alten nicht enthalten waren. Doch abgesehen von der Aufwertung mit zusätzlichen Geräuschen, wie beispielsweise einem passenden Glockenläuten, als 007 mit einem Wagen vor der Anwaltskanzlei Gumpold ankommt, und den verschiedenen Vogelstimmen am Piz Gloria, leistete man sich im Tonstudio unverzeihliche Fehler. Zum einen synchronisierte man Szenen George Lazenbys neu, die bereits mit der Stimme von Gert Günther Hoffmann für den deutschsprachigen Markt existierten (gleiches passierte auch in einigen Szenen, in denen Blofeld, Tracy, Marc-Ange Draco und „Q“ sprachen), zum anderen wurde ungenau gearbeitet. So bei einer neu enthaltenen Szene, in der sich Draco und Tracy in seinem Auto unterhalten: Draco: „Ich werde morgen mit Malone sprechen.“

Der Zuhörer fragt sich, wer dieser geheimnisvolle Malone ist. Im englischen Original sagt Draco allerdings: „Tomorrow I will speak to him alone.“ Aus „him alone“ wurde im Deutschen „Malone“!

Aber gelegentlich gibt es auch im Originalton Seltsames zu hören: In „Diamantenfieber“ (1971) ist eine Textzeile zweimal vorhanden, nämlich als Sir Donald Munger (Laurence Naismith150) „M“ und Bond über Diamanten und deren Gewinnung aufklärt: „The whole process operates under an airtight security system.“ Derselbe Satz fällt einmal im Gespräch mit Munger und einmal aus dem Off.

In der deutschen Synchronversion von „Feuerball“ (1965) wurde unverständlicherweise ein Datum geändert. Hieß es im Originalton, die Diamanten sollen am 27. Mai (1965) abgeworfen werden, wurde daraus der 25. März. Im selben Film sagt der Minister in der deutschen Version zu „M“: „Uns bleiben noch genau 12 Stunden und zwanzig Minuten.“, im englischen Original: „We have exactly 14 hours and 50 minutes.“

Man sollte sich nicht wundern, wenn einem in Versionen der Filme Stimmen von unterschiedlichen Figuren seltsam vertraut erscheinen. Monica van der Zyl, eine Synchronsprecherin, die berühmt wurde, weil sie Ursula Andress in „Dr. No“ ihre Stimme lieh151, sprach in dem Film auch alle anderen weiblichen Rollen, außer Miss Moneypenny, Miss Taro und möglicherweise Schwester Rose und Schwester Lily.

Außerdem war van der Zyl die Sprachtrainerin für Gert Fröbe, dessen Englisch begrenzt war.

[no image in epub file]Nicht nur 007 kann tanzen - Nikki van der Zyl und Autor Danny Morgenstern 2013 in Braunschweig. Foto © Henry Behrens

Zurzeit arbeitet sie als Künstlerin, Dichterin und öffentliche Rednerin. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in London. Zum 50. Jubläum von „Liebesgrüße aus Moskau“ berichtete van der Zyl in Braunschweig vor 750 Gästen in einer Talkrunde von ihren Erfahrungen mit den Bond-Filmen. In Berlin widmete sich 2013/14 eine umfangreiche Ausstellung ihrem Leben.

Synchronisationsrollen von van der Zyl (sie gab in einem Interview an, sich gar nicht mehr an alle Sprechrollen zu erinnern, deshalb könnte die Auflistung unvollständig sein):

„Dr. No“ (1962): Ursula Andress (Honey Rider) und andere weibliche Figuren in diesem Film.

„From Russia with Love“ (1963): Eunice Gayson (Sylvia Trench) und die Büroangestellten im Hotel in Istanbul.

„Goldfinger“ (1964): Shirley Eaton (Jill Masterson) und Nadja Regin (Bonita).

„Thunderball“ (1965): Claudine Auger (Domino) und Diane Hartford (die Frau mit dem roten Kleid im Nachtclub).

„Casino Royale“ (1967): Ursula Andress (Vesper Lynd).

„You Only Live Twice“ (1967): Mie Hama (Kissy Suzuki).

„On Her Majesty's Secret Service“ (1969): Virginia North (Olympe) und verschiedene andere Darstellerinnen.

„Diamonds Are Forever“ (1971): die Touristenführerin auf dem Boot in Amsterdam.

„Live and Let Die“ (1973): einige Textpassagen von Jane Seymour (Solitaire).

„The Man with the Golden Gun“ (1974): Francoise Therry (Chew Mee) und verschiedene andere Darstellerinnen.

„Moonraker“ (1979): Corinne Cléry (Corinne Dufour) und andere Darstellerinnen.

In seltenen Fällen führen auch Tonfehler zu Ungereimtheiten in James-Bond-Filmen. In der Pre-Title-Sequenz von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) ist das Reifenquietschen von Bonds Aston Martin zu hören, obwohl der Wagen am Strand auf Sand fährt und bremst. Damit der Wagen auf dem Sand beschleunigen konnte, wurden Bahnschwellen vergraben, und Tracy Di Vicenzo fuhr in der entsprechenden Szene schnell davon.

Als der Lieferwagen, mit dem Bond und Anya Amassova in „Der Spion, der mich liebte“ (1977) in Ägypten durch die Wüste fahren, den Geist aufgibt, hört man zunächst etwas Blechernes auf dem Boden entlangrollen und dann erst das Geräusch, wie das Objekt zu Boden fällt (Bond kommentiert: „Die Zylinderkopfdichtung ist hin“).

Manchmal bekommen wir Bond für die Ohren, wo im Original Totenstille herrscht. Als sich 007 in „Leben und sterben lassen“ (1973) auf den Weg nach Amerika macht, sieht die Hellseherin Solitaire (Jane Seymour152) die Zukunft voraus: „Ein Mann kommt an. Er reist sehr schnell. Er kommt über das Wasser. Er reist mit anderen. Er ist unser Feind. Er bringt Gewalt und Zerstörung.“ Bis zum letzten Satz stimmt die Übersetzung auch mit den Inhalten überein, doch als 007 durch die Halle des JFK-Flughafens in New York geht, sagt die Solitaire-Stimme aus dem Off plötzlich: „Er ist eingetroffen.“ An der entsprechenden Stelle ist im Originalfilm nichts zu hören.

Einige Töne in der Welt des 007 haben ganz besonderen Wiedererkennungswert wie das seit 1962 immer wiederkehrende Sirenengeheul:

In „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) hört es der Kinobesucher zum ersten Mal, als James Bond in Dr. Nos Hauptquartier den Atomreaktor außer Kontrolle bringt und zusammen mit Honey Rider flieht. Die Sirene ertönt, bevor beide in ein Boot steigen und fliehen.

Die Sirene ist zu hören, bevor Bond in „Man lebt nur zweimal“ (1967) über den Torpedo-Schacht das U-Boot verlässt, um an die Küste Hongkongs zu gelangen, und später noch einmal, als er den Safe von Osato (Teru Shimada153) knackt und daraus Dokumente stiehlt, beim Raketenstart in Blofelds Krater und auch, als eine Wache Alarm auslöst („Unbekannte Männer im Krater“).

Blofeld benutzt die Sirene in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969), als 007 mit Skiern vom Piz Gloria flieht und auch, als die Helikopter154 die Bergfestung angreifen.

In „Diamantenfieber“ (1971) ist die Sirene beim Angriff auf die Ölbohrinsel zu hören, in einer leicht geänderten Tonlage schließlich 1977, als der Helikopter mit den Entwicklern des U-Boot-Ortungssystems in „Der Spion, der mich liebte“ Karl Strombergs „Atlantis“ verlässt.

Das Geräusch wurde von den Tontechnikern auch in „Casino Royale“ (2006) verwendet: Bond verfolgt Obanno in die Botschaft und löst das Alarmsignal aus, als er beginnt, Amok zu laufen. Und auch die Fans der Bond-Computerspiele bekommen den altbekannten Ton zu hören: So in „Tomorrow Never Dies“, wenn 007 auf der Suche nach Paris Carver (Teri Hatcher155) ist, und ebenso im Level sieben nach dem Deaktivieren eines Sicherheitssystems.

In „Lizenz zum Töten“ (1989) geben die von einem Truck abprallenden Projektile aus einem Maschinengewehr die Tonfolge des James-Bond-Themas wieder und in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) erklingen genau in dem Moment die ersten Töne aus dem Film „James Bond jagt Dr. No“ (1962), als 007 nach einem Herzstillstand wieder ins Leben zurückkehrt. Damit wird der „Geburtsmoment“ der Agentenserie ins Gedächtnis der Zuschauer zurückgerufen.

Als sich der Geheimagent in „Lizenz zum Töten“ (1989) an der Fassade des „Casino de Isthmus“ abseilt, um zum Bürofenster von Franz Sanchez zu gelangen, stößt er sich von der rechten Brust einer Statue ab. Dazu ist aus dem Straßenlärm vor dem Kasino ein Hupen zu hören, als hätte Bond es mit dem Druck auf die Brust ausgelöst.

Neben den Geräuschen verdient die Musik in den Filmen Beachtung, so zum Beispiel das Lied „The Look of Love“ aus dem Soundtrack „Casino Royale“ (1967). Der Song brachte Sérgio Mendez und Brazil '66156 am 10. April 1968 eine Oscar-Nominierung ein. Das Lied wurde von Burt Bacharach157 geschrieben und von Dusty Springfield158 gesungen (in der deutschen Version des Films als „Ein Blick von dir“ von Mireille Mathieu159). Mike Myers soll das Lied 1997 im Autoradio gehört haben und es regte ihn zur James-Bond-Parodie „Austin Powers160“ an. Myers brachte das Lied in seinem Film unter und konnte Burt Bacharach zu einem Cameo-Auftritt bewegen.

Bacharach gewann 1982 einen Oscar für den besten Song zum Film „Arthur - Kein Kind von Traurigkeit“, und deshalb gingen Bill Conti161 (Musik) und Michael Leeson (Text), die für den besten Song mit „For Your Eyes Only“ zum Film „In tödlicher Mission“ (1981) nominiert waren, leer aus.

Neben Mireille Mathieu sangen noch andere Interpreten James-Bond-Titellieder (meist minder erfolgreich) mit deutschem Text. So gab es am Ende von „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) in den deutschen Kinos einige Kopien, in denen man das Lied „Die Wolga ist weit“ von Ruth Berlé162 gegen den Song „From Russia with Love“ ausgetauscht hatte.

André Gissy163 sang die deutsche Version von „You Only Live Twice“ mit dem Titel „Man lebt nur zweimal“.

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Gissy André - Man lebt nur zweimal

Tanja Berg164 interpretierte „Diamanten sind für immer“ und orientierte sich dabei an Shirley Bassey.

Tine Kemp war mit „Kein anderer fliegt mich höher“, der deutschen Version von „Nobody Does It Better“, erfolglos.

Zu guter Letzt gab es da noch Sollie Nero, der mit „In deinen Augen“ - dem deutschen Pendant zu „For Your Eyes Only“ keinen Erfolg hatte. Seit dieser Eindeutschung hat sich kein weiterer Interpret an eine deutsche Version eines 007-Titelliedes gewagt.

„Echte“ Interpreten von James-Bond-Songs können aber sicher sein, dass ihre Lieder, auch wenn sie keine Oscars gewinnen und vielleicht sogar nicht den Geschmack der breiten Masse treffen, durch das allgemeine Interesse an den James-Bond-Filmen Aufmerksamkeit erhalten. Die Band Garbage erreichte mit dem Titellied „The World is not enough“ zum gleichnamigen Film von 1999 in Deutschland Platz 35 der nationalen Verkaufscharts. Das ist Garbages bisher höchste Platzierung in Deutschland. In den USA und Großbritannien schaffte die Single den Sprung in die Top 20.

Und auch der umstrittene Song „Die Another Day“ von Madonna165 machte Kasse. Madonna hatte das Lied gemeinsam mit Mirwais166 geschrieben. Es ist einer der ersten Titel mit gewollten Tonaussetzern am Anfang, und selbst Bond-Regisseur Lee Tamahori meinte, er habe sich zunächst mit dem Stück schwergetan.

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Charles Mingus - Die CD wurde am Set vor Fields Bett positioniert.

Dennoch: „Die Another Day“ wurde zum meistverkauften Bond-Titellied aller Zeiten, wozu auch die Verbreitung von Musik im Internet beitrug.167

Ein Erfolg in Zahlen zwar, der sich aber nicht mit dem Erfolg des Liedes „Goldfinger“ vergleichen lassen kann. „Goldfinger“ stammt aus einer anderen Zeit, die Verbreitung von Tonträgern steckte 1964 im Vergleich zum Jahre 2002 noch in den Kinderschuhen.

Das Lied „Goldfinger“ von John Barry - inspiriert von der „Moritat von Mackie Messer“168 - war so erfolgreich, dass es das zeitgleich veröffentlichte Lied der Beatles („A Hard Day's Night“169) schlug. Eine ungewollte Anspielung darauf findet sich im Film, als 007 sagt, man könne den Beatles nicht ohne Ohrenschützer zuhören.170

Man versuchte, an diesen großen Erfolg anzuknüpfen, indem man das Team Barry/Bassey auch bei den Titelliedern „Diamonds Are Forever“ und „Moonraker“ zusammenarbeiten ließ.

[no image in epub file]Shirley Bassey bei der Royale Premiere von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002)

Als Barry den Song „Diamonds Are Forever“ fertiggestellt hatte, lud er Regisseur Guy Hamilton, die Produzenten Saltzman und Broccoli sowie einige weitere Mitglieder der Crew zu einer Hörprobe zu sich ein. Alle Gäste waren von dem Song begeistert, nur Harry Saltzman nicht. Barry wusste um Saltzmans mangelnde Musikalität und bat ihn, die ersten Takte von „Rule, Britannia!“171 zu pfeifen. Jeder im Raum wusste, dass er dies nicht konnte. Saltzman verließ türenknallend den Raum. Dieser Vorfall wurde jahrelang totgeschwiegen.

Als 007 in einer Szene in „Der Hauch des Todes“ (1987) von „Q“ einen Schlüsselfinder bekommt, der auch ein K.-o.-Gas versprühen kann, teilt der Waffenmeister Bond die Tonfolge mit, die das Gerät auslöst: „...und jetzt pfeifen Sie die ersten Takte von „Rule, Britannia!“, worauf der Schlüsselfinder zu qualmen beginnt; zur Explosion wird er mit dem Playboy-Pfiff gebracht.

Nachdem Maximilian Largo (Klaus Maria Brandauer) Domino in „Sag niemals nie“ (1983) seine wahre Gesinnung offenbart hat und sie ihn für verrückt erklärt, pfeift er „Die Forelle“172 von Franz Schubert173, bevor er sie zum Sklavenmarkt bringt, wo sie versteigert werden soll.

Der Text zu Schuberts Lied „Die Forelle“ ist das gleichnamige Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart174.

In „Der Spion, der mich liebte“ (1977) werden etliche bekannte klassische Stücke angespielt. Als Strombergs Sekretärin (Marilyn Galswerthy175) dem Hai zum Fraß vorgeworfen wird, erklingt „Air“ von Johann Sebastian Bach176, später beim Auftauchen der Unterwasserstadt Atlantis aus dem Meer, der zweite Satz (Andante) aus Wolfgang Amadeus Mozarts177 Klavierkonzert Nr. 21178 „Elvira Madigan“. Der Einsatz dieses Stückes im Film war ursprünglich nicht vorgesehen. Cutter John Glen legte die Musik beim Rohschnitt nur als Gag unter die Szenen, und Marvin Hamlisch179, der für den Soundtrack verantwortlich war, setzte sich später dafür ein, dass diese zufällig entstandene Verbindung erhalten blieb.180

Aber es sind auch ganz andere Töne zu hören. Als James Bond in einer Szene mit Triple X (Barbara Bach181) durch die Wüste marschiert, ist das Thema aus dem Film „Lawrence of Arabia“ von Maurice Jarre182 zu hören; dieses Lied ist aus rechtlichen Gründen auf dem Soundtrack nicht vorhanden. Die Szene, in der dieses Lied bei 007 zu hören ist, spielt auf den mit sieben Oscars preisgekrönten Film an, der zum Teil, genau wie „Der Spion, der mich liebte“ (1977) in Kairo spielt. Der Kameramann Freddie Young183 hatte nicht nur an „Lawrence von Arabien“ mitgewirkt, sondern auch bei „Man lebt nur zweimal“ (1967).

Hier arbeitete er mit Regisseur Lewis Gilbert zusammen, der auch „Der Spion, der mich liebte“ (1977) inszenierte.184

Roger Moore bezeichnete den Einsatz dieses Liedes als Hommage an den Regisseur David Lean185, der einen Cameo-Auftritt in „Man lebt nur zweimal“ (1967) hatte.

In „Lawrence von Arabien“ spielt Peter O'Toole186 die Hauptrolle. Er wiederum sollte James Bond in „Casino Royale“ (1967) sein, lehnte aber mit der Begründung ab, dass Sean Connery als Geheimagent jeden anderen in der Rolle blass aussehen lasse. Dennoch hatte Peter O'Toole einen Gastauftritt in der Bond-Parodie von 1966.

Geplant war der Einsatz des Liedes nicht, doch ein humorvoller Mitarbeiter, der Szenen zur Ansicht für die Crew zusammenschneiden sollte, unterlegte Bonds Marsch durch die Wüste mit der bekannten Musik. Bei den Testvorführungen kam die Kombination so gut an, dass man das Lied beibehielt. Im selben Film erklingt später „Nocturne No. 8 in D-moll, Op. 27 No. 2“ von Frédéric Chopin187, ebenso wie ein Auszug Charles Camille Saint-Saëns'188 „Aquarium“ aus „Karneval der Tiere“.

Als James Bond auf der Suche nach Fekkesh eine abendliche Darbietung bei den Pyramiden besucht, bekommen er und der Zuschauer „Son et lumière“189 dargeboten.

In „License Renewed“ sagt Ann Reilly über eines der von ihr erfundenen Gadgets: „h come on, James. The transformation's easy: micro and electronics; son et lumière. I built it all myself.“

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Blanche Ravalec alias Dolly in „Moonraker - streng geheim“ (1979) hat ihre alten Zöpfe abgeschnitten

Neben in „Der Spion, der mich liebte“ (1977) sind in „Moonraker - streng geheim“ (1979) die meisten klassischen Stücke zu hören. Hugo Drax (Michael Lonsdale190) spielt das „Regentropfenprélude191“ von Fryderyk Chopin am Klavier und lässt sich vom eintreffenden 007 kaum stören. Später im Film ist die Ouvertüre zu „Romeo und Julia“ von Tschaikowski192 zu hören, als Beißer (Richard Kiel193) seine Freundin Dolly (Blanche Ravalec194) trifft.

Bonds rasende Fahrt mit der Bondola über den Markusplatz wird mit der „Tritsch-Tratsch-Polka“195 von Johann Strauß196 untermalt.

In Venedig gibt es später im Film klassischen Live-Gesang, der unsanft von James Bond unterbrochen wird: Ein Tenor singt Caninos „Recitar! ... Vesti la giubba“197 aus Leoncavallos „I Pagliacci“, als 007 seinen Gegner Chang aus einem oberen Stockwerk wirft und dieser im Flügel eines Musikers stecken bleibt. Der Gesang verstummt, und auch Bond hat Ruhe.

Acht Jahre nach „Moonraker - streng geheim“ (1979) ist die Arie im Film „Die Unbestechlichen“198 (1987) zu hören. Al Capone199 (gespielt von Robert de Niro200) ist davon zu Tränen gerührt.

Der Tenor in der Rolle des Canio verstummt bei Bond nach der Zeile „... vesti la giubba“201.

Anders als alle vorherigen Bond-Titel von John Barry wurde die Titelmusik für „Moonraker - streng geheim“ (1979) in Paris aufgenommen, denn wegen eines Generalstreiks in Großbritannien wurde die Produktion nach Frankreich verlegt. Die Titelmusik von „Moonraker - streng geheim“ (1979) wurde niemals komplett veröffentlicht, da die Originalaufnahmen in Frankreich nicht wiedergefunden wurden.

Marvin Hamlisch spielte nach eigenen Angaben Mozart auf seinem Klavier, als er mit Carly Simon202 am Titellied zu „Der Spion, der mich liebte“ (1977) arbeitete. Plötzlich sang sie dazu die Textzeile „Nobody does it better“ - das Thema des neuen Titelliedes.203

Bei der Komposition des Soundtracks von „Der Spion, der mich liebte“ (1977) zitierte Hamlisch die Bee Gees204, weil er deren Musik sehr mochte.

In „Octopussy“ (1983) ist Julius Fučíks205 „Einzug der Gladiatoren“206, im Volksmund „Zirkusmarsch“, bei einer Vorstellung des Octopus-Zirkus zu hören. Im Roman „Stille Wasser sind tödlich“ hört der junge James Bond diesen Marsch mit seiner Tante bei einer Zirkusvorstellung.

John Barry207, der insgesamt die Soundtracks zu 14 James-Bond-Filmen schrieb, zitiert sich in „Im Angesicht des Todes“ (1985) selbst. Als der Eiffelturm208 in Großaufnahme zu sehen ist, hört man das Thema aus dem Film „Until September“209 - eine Arbeit von Barry.

In der Pre-Title-Sequenz von „Im Angesicht des Todes“ (1985) flüchtet 007 mit einem Snowboard vor seinen Verfolgern zu „California Girls“210 von den Beach Boys211. Der Einsatz dieser 007-untypischen Musik unterstreicht einmal mehr die Entwicklung der Bond-Figur vom harten Action-Helden der Connery-Ära hin zur eigenen Parodie mit einem „Ulk-Agenten“ (ein Vorwurf, den sich Roger Moore als Bond von den Kritikern immer wieder gefallen lassen musste). 1985 hatten solche Töne bei Bond keine negativen Auswirkungen, weil man an den ironischen Moore-Bond gewöhnt war.

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Badete mit Bond und danach in der Menge - Fiona Fullerton im Jahre 2002. Sie spielte Pola Ivanova in „Im Angesicht des Todes“ (1985)

Neben Pop-Musik ist in „Im Angesicht des Todes“ (1985) auch wieder Klassik zu hören, wie der „Frühling“ aus „Die vier Jahreszeiten“212 von Vivaldi213, als sich 007 auf dem Schloss Max Zorins befindet.

Zu Beginn des letzten Filmdrittels entspannen sich 007 und die KGB-Agentin Pola Ivanova (Fiona Fullerton214) in einem türkischen Bad bei gegenseitigen Massagen zu Musik aus dem Ballett „Dornröschen“215 von Tschaikowsky.216

Das Titellied „A View to a Kill“ von Duran Duran217 war eine eigenständige Single, die für den James-Bond-Film komponiert wurde, und sie ist der einzige James-Bond-Titelsong, der die Nr. 1 der „Billboard Hot 100“218 erreichte. In Großbritannien war der Titel Nr. 2 der Single-Charts.

Da das Bond-Girl Kara Milovy Cello spielt, sind in „Der Hauch des Todes“ (1987) Passagen aus Mozarts „großer“ g-moll-Sinfonie, KV 550, aus dem Jahre 1788, Passagen aus Borodins219 Streichquartett in D, aus Antonín Dvořáks220 b-Moll-Konzert für Cello und, zum dritten Mal in einem 007-Film, etwas von Tschaikowsky zu hören: die Rokoko-Variationen A-Dur op. 33 für Violoncello und Orchester (1876/1877).

Milovys Cello trägt im Film den Namen „The Lady Rose“, angeblich ein Instrument von Stradivari. (In der Kurzgeschichte „The Living Daylights“ (1966), auf der Teile des Films basieren, fällt der Name der portugiesischen Cellistin Suggia.)221

Professor Joe Butcher (Wayne Newton) hört in seinem privaten Meditationsraum in „Lizenz zum Töten“ (1989) das Stück „Für Elise“ von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1810. „Der Brautchor“ (auch „Hochzeitsmarsch“) aus der Oper „Lohengrin“222 von Richard Wagner223 wird bei der Hochzeit von Felix Leiter und Della Churchill (Priscilla Barnes224) in „Licence to Kill“ (1989) gespielt und geht mit einer Überleitung direkt in den Titelsong (gesungen von Gladys Knight) über.

Der Originaltext lautet:

„Treulich geführt ziehet dahin,

wo euch der Segen der Liebe bewahr!

Siegreicher Mut, Minnegewinn

eint euch in Treue zum seligsten Paar.

Streiter der Jugend, schreite voran!

Zierde der Jugend, schreite voran!

Rauschen des Festes seid nun entronnen,

Wonne des Herzens sei euch gewonnen!“

Das Lied wird meistens nicht gesungen, sondern nur gespielt.

Auf James Bonds eigener Hochzeit in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) hören wir keine Musik, die auf eine Trauung schließen lässt (auch das Ja-Wort fiel auf der Leinwand nicht).

Minnie Driver225 singt als Zukovskys Geliebte in „GoldenEye“ (1995) eine schräge Version von „Stand by Your Man“. Kurz bevor die Szene gedreht wurde, sollte eigentlich der Titel „Memories“ aus dem Musical „Cats“ interpretiert werden. Eine Dialogzeile, passend dazu, ist in „GoldenEye“ (1995) noch enthalten: Bond fragt Zukovsky im Original: „Who strangles the cat?“, worauf Zukovsky ausrastet.

Gardner schrieb dazu später in seinem auf dem Drehbuch basierenden Roman: „Irena schickte sich an, Lloyd-Webber hinzurichten“.226

Man wählte das Lied „Stand by Your Man“227 von Billy Sherril.

Klassik gibt es in keinem der Pierce-Brosnan-Bonds, von einer kleinen Ausnahme abgesehen228, aber einen Evergreen im Original: Als Gustav Graves (Toby Stephens229) mit dem Fallschirm über London abspringt, erklingt „London Calling“ vom 1979 veröffentlichten Album der Gruppe „The Clash230“. Geschrieben haben es Mick Jones231 und Joe Strummer232. Der Song unterstreicht das mit der Ankunft des Schurken im Film drohende Unheil.233 Laut Greil Marcus234 beschreibt das Lied das gleichzeitige Hereinbrechen aller möglichen Katastrophen:

„Now war is declared, and battle come down

... The ice age is coming, the sun's zooming in

Meltdown expected, the wheat is growing thin

Engines stop running, but I have no fear

Cause London is drowning, and I live by the river

... A nuclear error, but I have no fear“

Nach Silvas Outing in „Skyfall“ (2012) geht er mit seinen Männern und Bond über das verwahrloste Gelände von Silvas Geisterinsel, und es ertönt aus den Lautsprechern das Lied „Boum!“ von Charles Trenet235 aus dem Jahre 1938. Der französische Sänger hatte während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg wegen seiner Homosexualität große Probleme.

Regisseur Sam Mendes wollte ursprünglich ein Lied von Jacques Brel236 in dieser Szene verwenden.

Als Silva am Ende des Films die Skyfall-Lodge, 007s Elternhaus, angreift, spielt er über Lautsprecher an seinem Wildcat Helicopter „Boom Boom“ ab. Das Lied wurde von John Lee Hooker237 geschrieben und in dieser Version von den „Animals“, einer englischen Rockband aus den 1960er Jahren, gespielt.

Des Weiteren sind in „Skyfall“ (2012) eine Passage von „Moonlight“ von Jun Chen und das Thema der Nachrichten von CNN mit dem Titel „CNN Breaking News Theme #2“ von Herb Avery zu hören.

In „Skyfall“ (2012) wurde das Musikstück „Konyali“ vom Ensemble Hüseyn Türkmenier vorgetragen. Es stammt aus dem Album „Turkish Bellydance“.

Aus Adeles238 „Skyfall“ ist das James-Bond-Thema deutlich herauszuhören. Ein Musikspezialist hat den Song analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass schon die ersten Töne an das James-Bond-Thema erinnern, lediglich die Tonart wurde gewechselt.

Auch die Töne, die Adele singt, sind genau die drei, mit denen auch die Haupttöne der James-Bond-Melodie gebaut sind, nur die Reihenfolge wurde geändert.239

Dass Adele das Lied zu „Skyfall“ (2012) singen würde, wurde erst am 1. Oktober 2012 offiziell bekanntgegeben, veröffentlicht wurde es am 5. Oktober 2012 - genau 50 Jahre nach der Uraufführung des ersten Bond-Filmes - um 00:07 Uhr britischer Sommerzeit.

Bond-untypisch ist die Marschmusik in „Diamantenfieber“ (1971): Bond will auf Blofelds Ölbohrinsel eine Steuerkassette für Computerbänder, die als Musikkassette mit Marschmusik getarnt ist, mit einer echten Kassette vertauschen, auf der die Märsche sind. Blofeld hört sich den Titel „The British Grenadiers“, gespielt von einer Militärkapelle, an.

Die Kassette trägt den Titel „World Greatest Marches“.

Nur einmal kommt ein für eine Actionszene komponiertes Stück eines Soundtracks auch in einem anderen James-Bond-Film vor: Das Lied „Death of Dr. No“ aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) ist auch in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) zu hören, als die Spectre-Boote Feuer fangen.240

Die Originalaufnahmen des Soundtracks gelten als verloren und erschienen nicht, als die Soundtracks neu aufgenommen auf CD herausgebracht wurden. Das Album unterscheidet sich vom Film insofern, als in der Aufnahme der Haupttitel keine Orgel vorkommt und sie langsamer klingt. Etliche Titel waren im fertigen Film nicht zu hören.

Allen offiziellen Filmen gemeinsam ist das James-Bond-Thema, ein weltweit bekanntes Instrumentalthema von Monty Norman241 (heißt es), das die Figur Bond im ersten Kinofilm charakterisierte. Wohl kein anderes Lied aus den Filmen wurde so häufig gecovert. Sehr erfolgreich war u.a. eine Technoversion von Moby242 im Jahre 1997. Jonas Åkerlund243, der das Musikvideo zu Mobys „James Bond Theme“ inszenierte, hätte gern auch einmal bei einem Bond-Film Regie geführt, bisher wurde ihm das aber verwehrt.

John Barry244 hatte lange Jahre behauptet, er habe die Bond-Erkennungsmelodie komponiert. Er setzte dieses Stück immer dann ein, wenn 007 etwas tat, was nur Bond tun kann. Auf „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) trifft das noch nicht zu, wohl aber auf die folgenden Filme.

[no image in epub file]John Barrys Hauseingang wurde in „Skyfall“ (2012) von M betreten.

Das James-Bond-Thema ist besonders häufig im Soundtrack von „Octopussy“ (1983) zu hören, da ein Konkurrenz-Bond-Film mit Sean Connery in die Kinos kommen sollte („Sag niemals nie“). Albert R. Broccoli beauftragte Barry, das Thema so oft wie möglich einzusetzen, um zu unterstreichen, dass es sich um einen offiziellen Film handelte. Die Nachahmer, die keine Rechte an diesem Lied hatten, verloren so ein wichtiges 007-Erkennungsmerkmal.

Bei der Musik zu „Die Welt ist nicht genug“ (1999) griff David Arnold245 vermehrt auf elektronisch erzeugte Rhythmuselemente zurück. Einige seiner Kompositionen sind nicht nur in diesem, sondern auch im Folgefilm „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören: Ein Thema, das die Figur Renard (Robert Carlyle246) charakterisieren sollte, findet sich 2002 während einer Szene mit dem Antonow-Transportflugzeug als Klavierstück wieder.

Ein weiteres musikalisches Thema aus „Die Welt ist nicht genug“ (1999) wurde von Arnold als „romantisches Bond-Stück“ beschrieben. Es wird streckenweise im Lied „Christmas in Turkey“ benutzt und ist leicht abgewandelt als „Going Down Together“ im Soundtrack von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören.247

Nicht alle Komponisten konnten ihre Lieder frei in mehreren Filmen verwenden, und nicht alle Stücke wurden angenommen. So bei Arnolds Vorgänger Éric Serra248. Sein Soundtrack zu „GoldenEye“ (1995) wurde nicht nur massiv kritisiert, weil er sich so weit von den bereits existierenden, wegweisenden Soundtracks entfernt hatte, sondern die Produzenten engagierten später sogar John Altman249, um für die Panzerverfolgungsjagd in St. Petersburg ein neues spannungsgeladenes Actionthema zu schreiben, das die Bond-Melodie enthielt.

Der Original-Track von Serra ist zwar auf dem Soundtrack zum Film unter dem Titel „A Pleasant Drive In St. Petersburg“ enthalten, im Film bekommt man ihn jedoch nicht zu hören.

Sechs Jahre zuvor schrieben Eric Clapton250 und Vic Flick251 eine Version des Titelsongs zu „Lizenz zum Töten“ (1989).

Es soll sich dabei um eine neue Version des James-Bond-Themas gehandelt haben.

Das Stück wurde nicht genommen, und Gladys Knight sang den Titel von Narada Michael Walden252, Jeffrey Cohen und Walter Afanasieff253, der später in den Top Ten in Großbritannien war.

„Licence to kill“, das längste Lied in einem Bond-Film, basiert auf dem Hornthema aus „Goldfinger“ (1964) und bescherte den Originalschreibern fürstliche Honorare.

Das Musik-Video zu „Lizenz zum Töten“ (1989) entstand unter der Regie von Daniel Kleinman, der später Maurice Binders Nachfolger wurde und den ersten seiner bisher sechs James-Bond-Vorspänne für den Film „GoldenEye“ (1995) schuf.

Alle Instrumentalstücke aus „Lizenz zum Töten“ (1989) sind Mischungen verschiedener musikalischer Konzepte und nicht, wie oft bei anderen Filmen, Interpretationen des Titelthemas.

Obwohl der letzte Titel des Films „If You Asked Me To“ unter den Top Ten der „Rhythm and Blues Charts“ und ein unbedeutender Pophit für Patti LaBelle254 war, wurde der Song 1992 von Céline Dion255 gecovert und für sie ein viel größerer Hit.

Das Stück „Wedding Party“, das während der Hochzeit von Felix Leiter und Della Churchill erklingt, ist eine Anspielung auf „Jump Up“, einem Stück aus dem ersten James-Bond-Film.

Über die Existenz einer weiteren Hommage streiten sich Experten noch heute. Der Soundtrack von „Licence to Kill“ enthält im Lied „Sanchez is in the Bahamas“ bei 01:26 ein rhythmisches Motiv, sehr ähnlich dem aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), als Bond die Vogelspinne erschlägt.

In zwei James-Bond-Filmen sind die Titellieder Teil der Handlung: In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) läuft das Titellied im Radio, als James Bond und Sylvia Trench zusammen Picknick machen und in „Leben und sterben lassen“ (1973) tritt die Sängerin B.J. Arnau256 im Fillet of Soul auf und singt „Live and Let Die“.

Durch die Synchronisation kann ein Film erhebliche Veränderungen erfahren, und zwar durch die Stimmen der (deutschen) Synchronsprecher und leichte Veränderungen der Texte.

In „Im Angesicht des Todes“ (1985) wurde „silicon“, von dem der Schurke Max Zorin im englischen Original spricht, in der deutschen Version zu „Silikon“. Mikrochips sind nicht aus Silikon, sondern aus Silizium, und das heißt im Englischen „silicon“. Silikon dagegen heißt auf Englisch „silicone“.

Das Titellied „You Know My Name“ zum Film „Casino Royale“ (2006), das James-Bond-Thema aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), „We have all the Time in the World“ aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und „All Time High“257 aus „Octopussy“ (1983) sind Lieder, in denen nicht der Titel des Films genannt wird. Der Soundtrack zu „Casino Royale“ (2006) wurde am 11.10.2006 von David Arnold fertiggestellt, erschien am 14. November 2006 im Handel und erhielt überwiegend positive Kritiken. Die bekam auch Daniel Craig für seine Darstellung Bonds. Er ist bisher der einzige 007-Darsteller, der für den Preis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde.

Der „Casino Royale Sound“ wurde 2007 mit dem BAFTA-Award258 für den besten Ton ausgezeichnet.

Neben den James-Bond-Darstellern auf der Leinwand sind drei zu nennen, die 007 spielten, aber nur zu hören waren: Bob Holness, Michael Jayston und Toby Stephens.

Bob Holness259 lieh Bond 1956 seine Stimme. Es handelte sich um die erste Adaption des Romans „Moonraker“ im „South African Radio“.

Michael Jayston260 lieh dem Agenten 007 seine Stimme für die Radiofassung von „You Only Live Twice“ im Jahre 1990.

Toby Stephens spielte Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002). Im April 2008 strahlte die BBC eine Radioversion von „Dr. No“ aus, in der Stephens 007 sprach, Dr. No wurde von David Suchet261 gesprochen. Als BBC Radio 4 im Jahre 2012 eine Version von „From Russia with Love“ ausstrahlte, sprach Stephens ebenfalls James Bond. 2014 folgte die Radioversion von „On Her Majesty's Secret Service“. Joanna Lumley262 spielt darin Irma Bunt.

[no image in epub file]Toby Stephens - Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) und James Bond in zahlreichen Hörspielen

Zu guter Letzt soll noch der Synchronsprecher Corey Burton263 erwähnt werden. Er sprach James Bond Jr., den Neffen James Bonds, in der gleichnamigen Zeichentrickserie.

Es gab mehrere Titellieder, die von den Bond-Film-Produzenten als „unpassend“ abgelehnt wurden. Die Band „Blondie“264 lieferte beispielsweise das Titellied „For Your Eyes Only“; es findet sich auch auf ihrem Album „The Hunt“ (1982), bei James Bond aber ist es nicht zu hören. Und auch die Gruppe „Ace of Base“265 landete einen Fehlversuch. Ihr Lied „The Goldeneye“ für den Film „GoldenEye“ (1995) wurde nicht akzeptiert. Man ersetzte die Band durch Tina Turner, die ihr eigenes Lied sang. Aus rechtlichen Gründen durfte Ace of Base „The Goldeneye“ nicht auf einem Album veröffentlichen. Sie nannten das Stück in „The juvenile“ um und ersetzten die Textpassage „The Goldeneye“ dadurch. Das Lied wurde 2002 auf dem Album „Da Capo“ veröffentlicht und schaffte es in Deutschland auf Platz 78 der Charts.

Wie sich der Erfolg der Bond-Songs auch heute noch fortsetzt, ist gut daran zu erkennen, welche Musikgrößen sich bei den Klängen aus den Agentenfilmen bedienen. 1998 brachte Robbie Williams (der vor „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) selbst als möglicher Bonddarsteller ins Gespräch gebracht wurde) sein Lied „Millennium“266 heraus, das auf dem Song „You Only Live Twice“ basiert, und stürmte damit die Charts. Eine Rock-Version von „You Only Live Twice“ wurde schließlich ein Hit für Coldplay auf deren Tour im Jahre 2001. Eine weitere Coverversion kam von Natacha Atlas (*20. März 1964) auf den Markt und ist auf dem Album „The Best of Natacha Atlas“ (2005) zu hören.

James Bond für Besserwisser

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