Читать книгу Fallschirmkinder. Fallschirmerziehung oder Kinderzüchtung anstatt Kindererziehung - Dantse Dantse - Страница 17

Zu viel Liebe, Übervorsorge, Verwechslung von Liebe und Sentimentalität, Kinder wie zerbrechliche Eier zu behandeln

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Zu viel Liebe führt zu Egozentrismus, Narzissmus, emotionaler Destabilisierung und vielem mehr. Das ist das erste Merkmal von Fallschirmeltern.

Eltern geben Kindern mehr Wichtigkeit als sie eigentlich brauchen und nötig haben.

Eltern, die sich überfürsorglich verhalten, schaden ihrem Kind, obwohl sie das Gegenteil wollen.

Überbehütung und Vernachlässigung schaden den Kindern und machen sie auch als Erwachsene unselbständig. Außerdem können sie schwer Selbstvertrauen entwickeln.

Beim Volk der Bamileké in Kamerun sagt ein Sprichwort:

Zu viel des Guten schadet dem Guten.“

Allgemein kann alles, was zu viel ist, auch wenn es gut ist, am Ende doch schaden. Eltern trauen ihren Kindern immer weniger zu. Kinder müssen Fehler und negative Erfahrungen machen dürfen. Nur aus eigenen Erfahrungen können Kinder Selbstvertrauen aufbauen. Niemals nur aus den Erfahrungen der Eltern.

Heutige Eltern sind viel zu vorsorglich geworden. Sie passen auf alles auf, wollen den Kindern alles ermöglichen und sie verwöhnen.

Wir wollen die Zukunft unserer Kinder fest im Griff haben. Wir sind halt modern. Die modernen, kompetenten Eltern aus der Mittelschicht, die alles können und alles erreichen wollen.

Aus Liebe möchten wir bis ins Detail alles wissen, was die Kinder machen, mit wem sie in der Schulpause ein Wort gewechselt, mit wem sie gelacht, gestritten und gespielt haben.

Die Freunde unserer Kinder werden unsere Freunde, um die Freundschaft noch zu vertiefen und noch mehr Kontrolle über das Kind zu bekommen – selbstverständlich „aus Liebe für und Interesse am Kind“. Wenn die Freunde unserer Kinder uns nicht passen, reden wir mit unseren Kindern so, dass sie die Freundschaft nicht fortführen. Wir informieren uns genauestens über alle Menschen, die mit unseren Kindern zu tun haben. Alle Schul- und Sportaufführungen und alle Freizeitaktivitäten unserer Kinder laufen nur über uns. „Es ist doch klar, dass wir da mitmachen müssen“. Eltern, die das nicht tun, werden als unmodern, asozial, mit niedrigem Niveau abgestempelt. Wir haben Mitleid mit ihnen und ihren Kindern und manchmal bieten wir uns sogar an, ihnen zu zeigen, wie man Kindern die Aufmerksamkeit gibt, die sie brauchen.

Bei kleinsten Schwierigkeiten sind wir schon da, intervenieren sofort und lassen nicht zu, dass das Kind alleine versucht, selbstständig die Schwierigkeiten zu beseitigen oder gar erst einmal richtig zu erkennen. Alles dreht sich um das Kind. Das ganze Programm geht um das Kind. Was wir essen, trinken, reden, bestimmen nun die Bedürfnisse der Kinder.

Das Wort Schatz ist, wenn wir mit Kindern reden, ständig in unserem Mund. Fällt das Kind zum Beispiel bei einem Fußballspiel auf den Boden, rennen wir sofort auf das Spielfeld: „Oje, mein Schatz, war es schlimm, ja, es hat wehgetan, gell? Ja komm, Liebling, ja, es ist schlimm“ und wir drücken es fest an uns ohne zu wissen, dass wir dabei sind, etwas zu zerquetschen. Ja, das Selbstvertrauen des Kindes zu zerquetschen. Wir überbewerten den Wert des Kindes und nehmen so einen großen Einfluss auf die Persönlichkeit der Kinder, die wir schwächen.

Die Wünsche der Kinder sind fast Befehle.

Die Kinder entscheiden über ihre Freizeitaktivitäten und wir Eltern müssen uns jammernd zur Verfügung stellen. Wollen sie in der Woche zum Fußball, zum Basketball, zum Tanzunterricht, zur Musikstunde, richten wir unseren Zeitplan danach, auch wenn es für uns zeitlich kaum zu schaffen ist. Aber wir müssen doch unseren Kindern alle Chancen geben, vielleicht wird er morgen ein Messi oder ein Michael Jackson oder Michael Jordan oder ein Michael Schumacher? Ja, die anderen müssen sehen, wie sehr wir uns für die Zukunft unserer Kinder einsetzen. Dass wir dafür den Tag so angespannt planen, dass zu Hause kaum ein richtig entspanntes Familienleben (Beziehungszeit) möglich ist, was für das Kind noch viel wichtiger wäre, übersehen wir.

Kinder werden kapriziös und verlieren allen Respekt vor den Eltern und anderen Erwachsenen und vor sich selbst. Sie wollen etwas und zwar jetzt sofort auf der Stelle und sie bekommen es auch. „Bloß nicht die Nachbarn und Freunde bzw. Eltern der Freunde unserer Kinder denken lassen, dass wir unseren Kindern etwas Materielles nicht kaufen können.“


Die Kinder wissen selbst nicht mehr, was sie wollen und was nicht, was gut für sie ist und was nicht.

Wir sehen Kinder, die jeden Tag einen neuen Freizeitwunsch haben und sich kaum Zeit nehmen, sich auf irgendetwas zu konzentrieren und es zu lernen. Die Kinder haben keine Ausdauer, keine Geduld. Die Freundschaften werden auch gewechselt wie Unterhosen.

Wir lieben unsere Kinder zu sehr und verwechseln dabei Liebe mit Sentimentalität. Sentimentalität ist eine Eigenschaft, die schwach macht. Die Kinder werden fast nur gelobt, auch wenn sie das Lob nicht verdient haben. Manche Eltern betrachten ihre Kinder sogar als Freunde.


Konsequenzen: sie werden Fallschirmkinder, auch als Erwachsene

Die Kinder sind überfordert, stehen unter Konkurrenzdruck, haben Bindungsschwierigkeiten und -ängste, haben keine gefestigte innere Stabilität, sind ständig unzufrieden, neidisch, eifersüchtig, sind mental labil, haben Schwierigkeiten, sich alleine durchzusetzen, sind unselbständig, kleben an den Eltern. Manche schaffen es hart, aber nicht stark zu sein. Sie sind psychisch instabiler als andere Kinder, sie rasten von jetzt auf gleich völlig aus. Sie sind unruhig, manche werden gewalttätig. Sie schaffen es nicht richtig, sich von den Eltern zu befreien und das verhindert ihre totale Entfaltung. Sie können Probleme mit dem Selbstvertrauen haben und bei ersten Schwierigkeiten fühlen sie sich überfordert, besonders, wenn die Eltern nicht an ihrer Seite stehen. Die Kinder schätzen das Besondere nicht mehr, weil es das Besondere jeden Tag gibt, das führt wiederum zu schnellerer Frustration.


Damit ist gezeigt, wie wir mit unserer Liebe unseren Kindern Schaden zugefügt haben, obwohl wir nur etwas Gutes tun wollten. Egal, ob wir es wollten oder nicht, erschaffen wir ein Verhältnis der Bedürftigkeit. Das Verhältnis kippt dann um. Unbewusst kämpfen wir immer stärker für uns, als für die Kinder. Wenn die Kinder gut in der Schule sind, dann sind wir gute Eltern. Wenn die Kinder nur gute Noten haben, dann sind wir intelligent, wenn die Kinder gut im Sport sind, dann sind wir tolle, sportliche Eltern, wenn die Kinder nur Markenkleidung tragen, dann sehen die Leute, dass wir es finanziell gut haben, wenn die Kinder Probleme haben und wir sie sofort lösen, dann erkennt das Kind, wie wichtig wir sind, wie liebevoll und gutmütig. Wenn es aber anders ist, dann sind wir gescheitert. Die Kinder dienen uns als Zweck, damit wir uns gut fühlen. Wir brauchen die Energie unserer Kinder, um selbst glücklich zu sein.


Wir werden – ohne es zu wollen oder beabsichtigt zu haben – Energievampire. Das ist ein Fall von Energievampirismus, obwohl wir etwas „Gutes“ tun wollten.


Wir sind nun bedürftig und die Kinder werden unsere Bedürfniserfüller.

Wir ziehen durch unser Verhalten die Energie der Kinder ab, ohne dass es ihnen bewusst wird. Sie glauben immer noch, dass sie eine tolle Kindheit hatten und wir Eltern sind dann erstaunt, wenn die Kinder irgendwann bei einem Psychologen landen. Es war doch klar. Diese Energie, die wir ihnen geraubt haben, um uns als tolle Eltern darzustellen, fehlt ihnen irgendwo. Sie haben für sich selbst keine Energie mehr und „fallen um“.

Viele sehr behütete Kinder werden in ihrem Leben immer externe Hilfe suchen, um ihre Mitte zu finden. Sie sind auch mental sehr fragil und sind anfällig für psychische Probleme.

Während meiner „Ausbildung“ als Papa und Mama für meine Geschwister, als ich ca.15 war, sagten meine Eltern mir oft, wenn wir alles daran setzen, dass die Kinder erfolgreich sind, um uns als kompetent, toll, wunderbar zu sehen und zu feiern, schaden wir der Seele dieser Kinder, sogar mehr, als die Seelen der Kinder beschädigt werden, die man auf der Straße gelassen hat, die sogenannten vernachlässigten Kinder.

Die Überbehütung und das Fokussieren darauf, dass die Kinder keine Fehler machen, sich nicht wehtun, der unbedingte Wille, die Kinder zu schützen, beim ersten Hilfeaufruf schon diverse Hilfe anzubieten, ist fast immer nur eine narzisstische Liebe; es ist Egoismus. Es bringt am Ende nur denjenigen etwas, die überbehüten und nicht denen, die überbehütet werden. Diese Eltern brauchen die Rückmeldung der Kinder (du willst mir nur Gutes tun, du tust mir Gutes, du bist mir sehr wichtig, ohne dich bin ich verloren, ihr seid gute Eltern, usw.), um selbst leben zu können. Es sind oft Eltern, die selbst voller Unsicherheiten und Ängste sind und so, ohne es zu wissen, die Energie der Kinder rauben.

Hierzu habe ich auch ein Beispiel einer Klientin (38), die ich lange betreut habe. Sie schrieb:

Als Kind war ich meiner Mutter die allerbeste Freundin, Seelsorgerin, Krankenschwester. Ich hatte eine sehr behütete Kindheit und wurde stets gefördert. Ich habe viel, fast alles, bekommen, aber im Gegenzug erwartete man von mir schulische Leistung und Anpassung. Meine Eltern haben viel mit mir zu Hause für die Schule geübt. Wenn ich eine 3 schrieb, war zu Hause Weltuntergangsstimmung. Meine Mutter war sehr fürsorglich. Sie kaufte immer etwas, wenn sie meinte, ich könnte es gebrauchen. Auch bringt sie heute noch aus Urlauben immer viel für mich mit. Meine Mutter ruft fast jeden Tag an. Als ich mit meinem Mann und Kind im Urlaub war, schenkte sie mir noch drei weitere Tage auf der Insel und ich das musste annehmen, um sie nicht zu enttäuschen. Ich habe mit 14 meine Tage bekommen. Meine Mutter hatte mich darauf vorbereitet; allerdings war es ein komisches Gefühl. Zu diesem Zeitpunkt schlief ich noch ab und zu nachts liebend gern neben meiner Mutter im Ehebett, z.B. wenn ich eine gute Note erhalten hatte. In diesem Fall musste mein Vater dann in mein Kinderzimmer ausweichen, damit ich Mama knutschen durfte. Meine Mutter war sehr fürsorglich, sie erfüllte mir fast jeden Wunsch

Dieser Frau geht heute sehr schlecht. Sie kann kaum eine Beziehung führen, ihre Mutter hat bis heute Macht über sie und entscheidet mit, wie ihre Liebesbeziehung sein sollte. Sie ist depressiv, aggressiv, benimmt sich mit 38 noch wie ein kleines Mädchen, hängt total an ihrem Mann, der sie misshandelt. Sie schafft es nicht, auch nur die kleinste Sache selber zu machen. Sie ist schnell überfordert, egoistisch. Sie erwartet alles von anderen und von ihrem Mann und selbst gibt sie nichts. Sie erwartet, dass ihr Mann sie behandelt wie ihre Mama sie behandelt, wie ein kleines Mädchen. Sie ist psychisch instabil, hat Zwänge, ist kontrollsüchtig, extrem eifersüchtig und sehr kindisch. Und ihre Mama nervt sie jetzt, da sie den Eindruck hat, dass sie ihre Energie raubt, um ihr einsames Leben durchzustehen. Sie schreibt:

Ich werfe ihr vor, mich energetisch missbraucht zu haben. Ich werfe ihr vor, dass sie sich selber nicht in Frage stellt. Sie meint, ich hätte alles ihr zu verdanken, sie hätte immer Recht und sie macht ihrer Meinung nach alles richtig. Sie verletzt mich immer wieder mit Worten und drückt mir ihre Meinung auf, auch wenn ich sie nicht danach frage. Heute ist sie für mich eine personifizierte Hassliebe, weil ich ihre Vorzüge kenne, aber ihre negative Seite schwer tolerieren kann. Aber ich brauche sie sehr. Wie sie selbst sagt, was kann ich ohne sie? Ich weiß heute, dass ich meine Kinder nicht so behüten werde. Es macht abhängig. Es macht süchtig, du gehst darunter kaputt, aber du kannst dich emotional nicht mehr trennen. Das ist schlimm für mich, heute zu sehen, dass es keine selbstlose Liebe war. Sie brauchte diesen Erziehungsstil für sie selbst…“

Kinder, die übertrieben verwöhnt werden, kennen kein Mitgefühl. Wenn sie groß sind, erwarten sie, dass sich alles immer um sie dreht und dadurch werden sie sozial unfähig.

Dass Vernachlässigung ein großes Hindernis für die Kinder darstellt, um glücklich zu werden, ist bekannt und mehr brauche ich darüber nicht zu schreiben. Vernachlässigte Kinder entwickeln sehr schnell Komplexe, seien es Minderwertigkeitskomplexe oder übertriebene Überlegenheitskomplexe. Diese Kinder haben Schwierigkeiten, Kontakt mit anderen zu knüpfen, sie können auch gewalttätig sein.

Dass überbehütete Kinder die gleichen Verhaltensauffälligkeiten zeigen wie vernachlässigte Kinder, wird sicher viele erstaunen, aber das ist eine Tatsache. In der afrikanischen Kultur sagt man sogar, dass ein vernachlässigtes, verwahrloses Kind mehr Chancen hat, irgendwann im Leben glücklich zu sein, als ein übertrieben verwöhntes Kind.


Wichtig ist allerdings: das Bemühen um das Wohl der Kinder ist nicht mit Überbehütung gleichzusetzen. Es kommt auf das richtige Maß an!



Fallschirmkinder. Fallschirmerziehung oder Kinderzüchtung anstatt Kindererziehung

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