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BLÄTTERSCHAUEN IN NEUENGLAND


Die schönste Jahreszeit in Neuengland: von »leaf peeping«, Pumkins und S’mores

Ich liebe den Herbst in Neuengland. Wohin man blickt, scheint die Welt in ein sanfteres Licht getaucht, es mildert den feinen frostigen Hauch des sich ankündigenden Winters in der klaren Luft.

Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluss der Welt!

Das Zitat von Gottfried Keller passt in diese Jahreszeit und zu dem Wechsel der Farbpalette in der Natur. Besonders apart ist das kräftige Scarletrot des hier heimischen Ahornbaums zwischen den hell leuchtenden Gelb- und Orangeschattierungen der sonnendurchfluteten Wälder.

In den ersten Jahren habe ich mich oft darüber mokiert, wie wissenschaftlich das sogenannte Blätterschauen (»leaf peeping«) hier betrieben wird und wie viele Reise- und Wanderempfehlungen es von Woche zu Woche für den perfekten Standort bei diesem eindrucksvollen Farbspektakel gibt. Von den Berkshires im Westen von Massachusetts zu den White Mountains von New Hampshire und den Green Mountains in Vermont erstreckt sich der Indian Summer, und es ist schwer, sich der Magie von Farbe und Licht zu entziehen, wenn man sich die Zeit nimmt, durch die Wälder zu streifen. Das Laub zwischen Ahorn, Buche, Birke, Eiche und Hickory raschelt im Rhythmus unserer Schritte und bildet durchmischt mit den Nadeln von Kiefern und anderen Nadelhölzern eine sanft federnde Unterlage in allen Schattierungen.

Doch es sind nicht nur die intensiven Blattverfärbungen der zahlreichen hier an der Ostküste ansässigen Baumarten, die den Zauber dieser Jahreszeit bestimmen und jedes Jahr Menschenscharen in diese Regionen ziehen. Die warme, leicht diesige Luft des Tages trägt oft noch die Schwere heißer Sommertage mit sich und lädt dazu ein, sich aufzumachen und auf Entdeckungsreisen zu gehen, entlang der atemberaubenden Küstenlinien und malerischen Landstraßen, vorbei an weißen Stränden und Leuchttürmen, überdachten Brücken und roten Scheunen. Romantische weiße Kirchen im Kolonialstil finden sich in all den kleinen Ortschaften und verführen wie die Pumpkinfarmen mit ihren rustikalen Heuwagenfahrten zum Fotografieren.

Wenn dann mit der untergehenden Sonne die Wärme des Tages schwindet und der klaren frostigen Luft der Nacht weicht, knistern die Feuer in den Firepits, und die Adirondack-Stühle laden ein, Platz zu nehmen. Wie das Glas Wein zu einem ausklingenden Abend gehören hier S’mores zu diesem Erlebnis, ein Lagerfeuer-Snack, bei dem die Kinder Marshmallows, so eine Art Mäusespeck, auf Spießen im Feuer rösten, die leicht angeschmolzene klebrige Masse vorsichtig mit Schokolade zwischen zwei Graham-Cracker platzieren und sich dann in den Mund schieben. Ich bin kein großer Fan von dieser süßen Version eines Sandwichs, aber S’mores gehören wie das Pumpkin Carving an Halloween und der Truthahn zu Thanksgiving zur Jahreszeit und sind wie so viele kulinarische Erlebnisse Ausdruck geselligen Beisammenseins.

Hier ist dort ganz anders

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