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ATMEN SIE ALLES EIN

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Ihr Leid entsteht durch Ihre Weigerung,

sich zu öffnen.

Die meisten Dinge im Leben haben Sie nicht in der Hand. Die Stunde Ihres Todes, der Sie irgendwann im Leben begegnen werden, Ihr Wohlstand und Ihre Gesundheit liegen teilweise in Ihrer Hand, aber größtenteils weit außerhalb Ihres Einflussbereichs. Zufälle, Synchronizitäten und ein unsichtbares Netz von Einflüssen – von Weltereignissen bis hin zu Kindheitstraumata und feinstofflichen, energetischen Kräften – lassen Muster entstehen, die als die Tage Ihres Lebens erscheinen.

Ihre Absichten und Entscheidungen sind natürlich auch ein Teil dieses Netzes von Einflüssen, aber sie werden von riesigen Vergangenheits-Zukunfts-Mustern umgrenzt, von denen im Moment nur ein winziger Teil sichtbar ist. Ihre besten Absichten und umsichtigsten Entscheidungen können zu völliger Verwüstung oder zu größtem Ruhm führen, weil sie von diesem oder jenem und von Dingen abhängen, die für Sie unsichtbar sind. Sie können immer nur Ihr Bestes tun. Der Rest liegt nicht in Ihrer Hand.

Doch wie sehr Sie sich von Ihrem Leben gefangen fühlen, hängt ausschließlich davon ab, wie tief Sie sich öffnen können. Je mehr Sie sich verschließen und von Ihren Erfahrungen distanzieren, desto getrennter fühlen Sie sich. Je mehr Sie sich verschließen und Ihr Herz schützen, desto einsamer fühlen Sie sich. Je mehr Sie sich Ihrem tiefsten Wunsch verschließen und sich für Sicherheit entscheiden, desto machtloser fühlen Sie sich.

Wenn Sie sich tief öffnen, sind Sie frei. Wenn Sie sich verschließen, fühlen Sie sich gefangen. Wenn Sie sich verschließen, folgen Sie einem gewohnten Muster und stellen sich damit selbst eine Falle.

Vielleicht liegen Sie sterbenskrank im Bett. Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um gesund zu werden, und öffnen Sie sich, wie Sie sind. Spüren Sie Ihren Schmerz. Ist er stechend oder dumpf? Ist er konstant oder pochend? Strahlt er aus oder ist er lokal? Fühlt er sich schwarz oder grün oder rot an? Spüren Sie Ihre Schmerzen in allen Einzelheiten, als wären Sie ein Künstler der Schmerzen, der in das Gewebe des Schmerzes hineinspürt und sich öffnet, um dessen Kern zu spüren.

Richtig zu spüren heißt, sich richtig zu öffnen. Spüren Sie Ihre Krankheit richtig, wie eine Mutter, die die Bedürfnisse ihres Kindes erspürt, oder wie ein Golfspieler, der den Wind, die Entfernung und die Richtung spürt, wenn er zum Schlag ausholt. Öffnen Sie sich und spüren Sie. Spüren Sie und öffnen Sie sich. Da Sie Offenheit sind, kommen Ihre Handlungen aus Ihrer Tiefe. In jedem Augenblick, in dem Sie sich öffnen und spüren, ohne sich zu verschließen, sind Sie als Liebe lebendig. Je offener zu spüren Sie sich gestatten, desto freier sind Sie in Ihrer Kunst: als Elternteil, Golfspieler – oder Kranker.

Ihre Offenheit oder Ihre Verschlossenheit entscheidet darüber, ob Sie sich von Ihrer Situation gefangen oder offen als Geschenk der Liebe fühlen. So wie Sie Ihr Bestes tun, um gesund zu werden, tun Sie auch Ihr Bestes, um sich zu öffnen, sonst werden Sie sich, selbst wenn Sie gesund sind, nicht frei fühlen. Viele gesunde Menschen fühlen sich von ihrem Leben gefangen. Im Leben gibt es Gesundheit und Krankheit; Gesundheit ist besser. Aber nur Offenheit stillt Ihre tiefsten Sehnsüchte, frei und als Liebe lebendig zu sein.

Die Umrisse Ihres Verschlossenseins, die Form Ihres Leidens werden von dem bestimmt, was Sie nicht annehmen, nicht spüren und für das Sie sich nicht öffnen wollen. Wenn Sie die Ablehnung Ihrer Mutter nicht annehmen und sich dafür nicht öffnen können, dann bestimmt sie Ihren verhaltenen Seelenschmerz. Wenn Sie Ihre Erfolgsangst nicht annehmen und sich ihr nicht öffnen wollen, dann wird sie dazu führen, dass Sie sich ohnmächtig zurückziehen. Wenn Sie Ihren Wunsch, sich mitreißen zu lassen, nicht annehmen und sich für ihn nicht öffnen können, wird er dazu führen, dass Sie einen starren Panzer anlegen.

Die Dinge, die Sie nur teilweise spüren, vor denen Sie sich zurückziehen und für die Sie sich nicht öffnen wollen, halten Sie gefangen. Wenn Sie irgendetwas richtig spüren – selbst den Hass Ihrer Mutter oder Ihren eigenen körperlichen Schmerz –, dann können Sie sich als dieses Gefühl fühlen, sich dafür öffnen und trotz Ihrer Verletzungen frei leben. Sie können in die Gehässigkeit, den seelischen Schmerz, die Angst und die Einsamkeit Ihrer Mutter hineinspüren und sich als das fühlen, so wie Sie in Ihre vertrocknenden Eingeweide, Ihre brennende Haut und Ihren stockenden Atem hineinspüren und sich als das fühlen können.

Wenn Sie merken, dass Sie Widerstand leisten, üben Sie, richtig zu spüren und sich zu öffnen. Wenn Sie der Hass Ihrer Mutter quält, spüren Sie „Ja“ statt „Nein“. Atmen Sie ihren Hass ein. Spüren Sie ihren Hass im ganzen Körper, bis hinunter zu den Zehen. Seien Sie ihr Hass, so gut es Ihnen gelingt, und öffnen Sie sich ihrem Hass. Entspannen Sie den Körper, öffnen Sie Ihr Herz, atmen Sie tief und bleiben Sie mit ihrem Hass in Verbindung.

Sie sind ein Feinschmecker, der vom Hass kostet. Ein Tänzer, der als Hass tanzt. Ein Lichtstrahl, der als Hass leuchtet. Ein Fluss, der als Hass fließt. Eine Luftblase, die als Hass zerplatzt. Hass? „ Ja.“ Spüren Sie Hass, seien Sie Hass, öffnen Sie sich dem Hass.

Sonst hält der Hass Sie in der Form Ihrer Verschlossenheit gefangen. Sie spüren den Hass Ihrer Mutter – oder den Schmerz Ihres Körpers – und verschließen sich. Ihre Atmung wird flacher, Ihr Bauch verhärtet sich, Ihre Muskeln verspannen sich. Aus diesem Sich-Verschließen heraus treffen Sie Entscheidungen, und deshalb sieht Ihr Leben wie die Form Ihres Sich-Verschließens aus. Die einzige Möglichkeit, frei zu leben, die einzige Möglichkeit, Ihr Leben als Geschenk der Liebe zu leben, ist, alles richtig zu spüren und offen zu leben.

Wenn Sie verschlossen sind und „Nein“ gegenüber einem Teil Ihrer Erfahrung spüren, schrumpft Ihre Welt in dem Maß, in der Ihre Weigerung Sie beeinflusst. Sie sind in Ihrem einengenden „Nein“ eingeschlossen und verpassen die Offenheit, die es jenseits Ihrer dramatischen Schrumpfung gibt. Sie können Ihre Verschlossenheit aber auch richtig spüren, die Beschaffenheit Ihrer Qual richtig einatmen und sich zu jedem Moment für all das öffnen, was Sie spüren. Wenn Sie offen und als Liebe lebendig sind, sind Sie frei.

Frei zu sein heißt nicht frei von etwas zu sein. Solange Sie leben, können Sie niemals frei von Schmerz, Verlust oder Tod sein. Die Dinge kommen und gehen, auch Ihre Lieben, Ihr eigener Körper und Ihr Geist. Wirklich frei zu sein bedeutet, als etwas frei zu sein. Wahre Freiheit heißt, richtig zu spüren und als Liebe lebendig zu sein, sich als dieser ganze Moment zu spüren, indem man sich genau dann öffnet, wenn dieser Moment stattfindet.

Wenn die Misserfolge in Ihrem Leben Sie bedrücken, dann gestatten Sie sich, wirklich zu spüren, was Bedrückung ist. Spüren Sie Ihre eingesunkene Brust, Ihre flache Atmung, Ihre Weinerlichkeit. Nehmen Sie wahr, wenn Sie sich zurückziehen und Ihre Gefühle sich verhärten, und fühlen Sie sich weiter.

Fühlen Sie sich drei Meter weiter als Ihr schmollender Körper, damit Sie das Zimmer oder den Raum um sich herum spüren können. Öffnen Sie Ihre Empfindung weiter, damit Sie über das Gebäude, in dem Sie sich befinden, hinausspüren können. Lauschen Sie dem am weitesten entfernten Geräusch, das Sie hören können. Spüren Sie noch weiter in die Ferne, damit Ihr fühlendes Herz sich öffnet, um in die Unendlichkeit hinauszuspüren.

Atmen Sie Unendlichkeit, die Offenheit des Spürens, in Ihr Herz ein und wieder aus. Spüren Sie den lebendigen Moment; alles verändert sich, verlagert sich, glänzt. Spüren Sie die Lebendigkeit Ihrer Welt, Ihrer Emotionen, Ihres Geistes – sie alle sind lebendig und entfalten sich wie ein fantastischer Traum.

Öffnen Sie sich und spüren Sie das ganze Spektrum, innen und außen, so tief und weit Sie können. Atmen Sie als Lebendigkeit des ganzen Spektrums, indem Sie spüren und sich dem ganzen Moment öffnen – egal wie bedrückt Ihr Körper, Ihr Geist und Ihre Emotionen zu sein scheinen.

Tun Sie Ihr Bestes, um anderen zu helfen und Ihr eigenes Leben zu verbessern, in dem Wissen, dass es größtenteils nicht in Ihrer Hand liegt. Während Sie so gut es geht planen, entscheiden und handeln, üben Sie, offen zu leben.

Wenn Sie sich vom Leben gefangen fühlen, betrachten Sie es als Hinweis darauf, dass Ihr eigenes „Nein“ Ihnen diese engen Grenzen gesetzt hat. Sie lehnen irgendeine Erfahrung ab, leisten jemandem Widerstand oder versuchen, irgendein Gefühl zu vermeiden. Wenn Sie in dieser Ecke gefangen sind, dann werden selbst Ihre edelsten Absichten durch Ihre ängstliche Verspannung gebremst.

Nehmen Sie stattdessen mit dem „ Ja“ Ihres Herzens alles an, was Sie ablehnen. Spüren Sie die Form Ihrer Verspannung, lassen Sie sich hineinsinken, und fühlen Sie sich jeweils drei Meter weit offen, bis Sie schließlich von Ihrem Herzen aus zu allem und jedem und darüber hinaus spüren. Atmen Sie als die Form, an der Sie vielleicht noch festhalten, und öffnen Sie sich atmend für das immer lebendige Licht, so lebendig wie das Spektrum des gesamten Augenblicks. Während alles kommt und geht, leben Sie alle Dinge und seien Sie dabei offen für die Liebe, und schenken Sie freigebig aus Ihrer Tiefe. Freiheit ist Offenheit ist Liebe.

Nackt zur Wahrheit

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