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Über die Fotos

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In letzter Zeit hat es sich in Fotobüchern – und gerade in solchen mit Anleitungscharakter – durchgesetzt, den Text mit Bildern zu unterlegen, zu denen in der Regel auch die Kameraeinstellungen notiert werden, manchmal auch noch mit Kreisen und Pfeilen ergänzt. In Büchern, die sich mit der Technik des Fotografierens beschäftigen, kann das hilfreich sein. Aber dies ist kein How-to-Buch, sondern ein Warum-Buch. Es geht eher darum, die richtigen Fragen stellen zu lernen, als um die Antworten. Die Fotos in diesem Buch sind meine Antworten auf meine persönlichen Fragen. Sie werden Ihre eigenen finden. Aber das bedeutet nicht, dass meine nicht hilfreich sein könnten. Wenn wir die richtigen Fragen stellen, kann uns jedes Foto etwas lehren. Und Fragen gibt es in »Das Herz der Fotografie« im Überfluss.

Nachdem ich den ersten Entwurf fertiggestellt hatte, kam der Vorschlag auf, alle Bilder zu nehmen und sie den Konzepten entsprechend zu ordnen: Bilder, bei denen die Momente wichtig sind, sollten etwa das Kapitel über die Bedeutung wohlüberlegter Momente begleiten. Aber in Wirklichkeit ist es doch so, dass ein Bild nur selten aufgrund eines einzigen Hilfsmittels oder einer einzigen Technik gelingt; meine »Momentauswahl« hing zugleich von meinem Standpunkt, dem Licht, dem gewählten Bildformat und auch davon ab, ob ich Farben gut einsetzen konnte oder nicht. Es ist ein Tanz. So war es schon immer und so wird es auch immer bleiben. Als ich meine Bilder entsprechend zuordnete, empfand ich das Ergebnis nicht nur als konstruiert, sondern auch als ein zufälliges Durcheinander. Schlimmer noch, die Fotos wurden dem Kontext entrissen, für den ich sie gemacht hatte. Da mir das harmonische Zusammenwirken meiner Fotografien immer wichtiger wird, empfand ich dies als einen Schritt in die falsche Richtung.

Deshalb habe ich die Bilder so zusammengestellt, wie ich sie der Welt präsentieren möchte, statt sie zu eindimensionalen Lehrmitteln zu simplifizieren. Das bedeutet nicht, dass sie kein wichtiger Bestandteil des Buchs wären. Ich halte sie in der letztendlichen Präsentation sogar für pädagogisch wertvoller. Denn wenn Sie sich auf sie einlassen, drängen sich Ihnen von alleine Fragen auf. Und genauso hoffe ich, dass Sie sie dazu bewegen werden, sich Fragen zu den von Ihnen fotografierten Szenen zu stellen.

Ich möchte Sie ermutigen, die Fotos auf diesen Seiten zu verwenden, um Ihrer Lektüre einen gewissen Rhythmus zu verleihen und natürliche Pausen zu schaffen, sie zu betrachten und dabei vielleicht einen Inspirationsfunken zu finden. Vor allem aber ermutige ich Sie, sie zu hinterfragen: Wie wirken die Linien in diesem Bild? Was trägt die Wahl des Bildausschnitts oder der Belichtungszeit oder des Augenblicks oder der Einsatz von Kontrast oder Perspektive oder eine der anderen in diesem Buch aufgeworfenen Fragen zu diesem Bild bei? Vergessen Sie für einen Moment, ob Ihnen das Foto gefällt oder nicht. Fragen Sie sich stattdessen, welche Entscheidungen mich zu diesem Ergebnis geführt haben und wie sie Ihre Reaktion beeinflussen.

Im Gegensatz zu vielen meiner früheren Bücher werden Sie hier keine Kreativitätsübungen finden, aber vielleicht betrachten Sie die Bilder als einen langen, pädagogisch durchdachten roten Faden, der Sie dazu auffordert, sich mit dem Gesehenen genau auseinanderzusetzen und diese wichtigen Fragen auszuprobieren. Wenn Sie anfangen, Ihre eigenen Antworten darauf zu finden, werden sie in Ihren Sprachschatz übergehen und in aller Ruhe Einzug in Ihren eigenen fotografischen Prozess halten – einen Prozess, der mehr und mehr zu Ihrem eigenen wird und Ihre ganz eigenen Bildern hervorbringt.

Das Herz der Fotografie

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