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Worum geht’s?

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Dies ist kein Buch darüber, dass die weltweite Lebensmittelverschwendung ein Skandal ist48. Und es ist auch kein Buch darüber, wie viele Lebensmittel momentan im Hausmüll landen49. Stattdessen soll es in diesem Buch um die Prozesse gehen, die aus dem, was wir als Nahrung definieren, etwas machen, das wir als Abfall definieren. Wir verlassen also gleich zu Beginn die höheren Gefilde der Wissenschaft und der globalen Krisen und gehen direkt ans Eingemachte. Die Grundlage hierfür ist vor allem das empirische Material einer ethnographischen Studie über das Wegwerfen von Lebensmitteln in Haushalten im Nordwesten Großbritanniens. Natürlich geht es zwischendurch immer wieder um das große Ganze und um überregionale Probleme, doch der Fokus liegt generell auf dem Material, das ich selbst während meiner Feldforschung gesammelt habe.

Dabei möchte ich drei wichtige Themen zusammenbringen:

(1) die Dynamik des täglichen Lebens und die Art und Weise, wie der Abfall in die entsprechenden Abläufe und Praktiken eingebunden ist,

(2) den Haushalt als Forschungsgegenstand50, als primären Ort des Konsums51 und als jenen Ort, auf den sich die momentanen Anstrengungen einer Reduzierung der Lebensmittelverschwendung konzentrieren, und

(3) Nahrung als spezifisches Genre der materiellen Kultur.

Diese Themen werden in den folgenden Kapiteln immer wieder auftauchen, während ich untersuche, wie und warum Lebensmittel, die eigentlich für den Verzehr gekauft wurden, in einem Haushalt weggeworfen werden. In Kapitel 2 stelle ich zunächst den theoretischen und methodischen Ansatz meiner Analyse vor. Kapitel 3 und 4 bilden ein Paar: Hier geht es inhaltlich darum, wie der Weg von der Nahrung zum Abfall genau aussieht: Warum gibt es in einem Haushalt mehr Lebensmittel, als für die wahrgenommenen und unmittelbaren Konsumbedürfnisse erforderlich ist? Kapitel 5 beschäftigt sich dann auf theoretischer Ebene mit diesen überschüssigen Lebensmitteln und untersucht mit empirischen Mitteln jene Momente, in denen ihre Zukunft noch nicht entschieden ist. Kapitel 6 und 7 bilden erneut ein Paar. Die Frage hier lautet: Wie wird der Überschuss zu Ausschuss und damit schlussendlich zu Abfall? In Kapitel 8 führe ich dann all diese Erkenntnisse zusammen und gelange so zum Schluss zu einer soziologischen Theorie über die Verschwendung von Lebensmitteln im Haushalt. Dabei geht es dann auch noch einmal darum, welche praktischen Auswirkungen dieser Ansatz haben kann, sprich: wie er Initiativen unterstützen kann, die das momentane Volumen der Abfälle, die einmal Lebensmittel waren, reduzieren wollen.

Dieses Buch soll zu gleichen Teilen eine Monographie sein – und als solche eine ethnographische Studie über die Verschwendung von Lebensmitteln in unseren Haushalten – und eine Materialsammlung für alle, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchten. Ich werde eine ganze Reihe von Konzepten aufführen, die für eine ausführlichere Beschäftigung mit dem Thema dienen können. Darüber hinaus bleibt mir nur zu hoffen, dass dieses Buch für alle nützlich sein wird, die sich für Lebensmittel und/oder Abfall interessieren, und dass ich mit meinem Ansatz Kolleginnen und Kollegen, die sich mit Konsum im Haushalt, materieller Kultur und ganz allgemein mit unserem Alltag beschäftigen, ein wenig neues Material an die Hand gebe.

Verschwendung

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