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FÜNF

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Auf einem so kleinen Schiff wie einem romulanischen Bird-of-Prey war alles jederzeit knapp: frische Nahrung, Hochprozentiges, Medizin, Ersatzteile und Zeit zum Schlafen – aber kein Gut war so selten wie Privatsphäre. Enge Räume, die mit so viel Personal vollgestopft waren, wie die Schiffssysteme bewältigen konnten, verhinderten wirksam jede Abgeschiedenheit, in der Geheimnisse bewahrt werden könnten.

Selbst das Quartier des Kommandanten bot nur wenig Schutz davor, belauscht zu werden. Commander Creelok hatte wie die meisten Mitglieder der imperialen Kriegsflotte keine Klaustrophobie, doch obwohl er sein Leben lang auf Raumschiffen gedient hatte, fand er die Enge in seiner Privatkabine erdrückend. Sie bot ihm kaum genug Platz, um mehr als einen Schritt vom Regal bis zum Tisch zu machen, bevor er umkehren musste. Die Einzelkabine befand sich in der untersten Sektion des scheibenförmigen Primärrumpfs und war fensterlos. Creelok wusste, dass dies seinem Schutz galt, aber in vielen Nächten hätte er gern die Sicherheit gegen eine Aussicht auf die durch den Warp verzerrten Sterne außerhalb der Velibor eingetauscht.

Sein Türsummer erklang. Er betätigte einen Knopf auf seinem Tisch und entriegelte die Tür, die aufglitt. Centurion Mirat kam herein. Der grauhaarige Veteran schloss die Tür hinter sich von Hand und verriegelte sie. In seinen Augen stand Angst. »Sind wir sicher?«

Creelok warf einen verstohlenen Blick zur Decke. »So sicher, wie man unter diesen Umständen sein kann.«

Mirat verzog das Gesicht. Er verstand Creeloks Warnung nur zu gut. Es war wahrscheinlich, dass der Tal Shiar den Raum mit verschiedenen Abhörgeräten ausgestattet hatte. Meistens wurden diese von den Politoffizieren des Imperiums verwendet, um sich der vollen Loyalität und des Gehorsams der höheren Dienstgrade zu versichern. Doch die Überwachungssysteme wurden genauso oft von ehrgeizigen jungen Agenten wie Sadira eingesetzt. Creelok vermutete, dass sie jedes Wort mithörte.

Der Centurion zog ein kleines Gerät unter seinem Oberteil hervor und stellte es auf Creeloks Schreibtisch. Mit einem Fingertippen schaltete er es ein. Eine Leuchtanzeige blinkte schwach grün auf und bestätigte, dass es funktionierte und die Empfänger von einem oder mehreren Abhörgeräten blockiert hatte.

»Sie hat ihren Rang ausgespielt«, sagte Mirat. »Und unseren Kurs während der Nachtschicht geändert.«

Der Kommandant zügelte seinen Ärger über diese Neuigkeiten. »Wohin?«

»Unbekannt. Sie hat neue Koordinaten eingegeben und uns dann aus der Steuerung ausgesperrt.«

Creelok hämmerte seine Faust gegen die Wand. »Dieses verfluchte …! Sie behandelt mich auf meinem eigenen Schiff wie ein Ersatzteil.«

Ein düsterer Ausdruck breitete sich auf Mirats Gesicht aus. »Die Mannschaft ist besorgt, dass sie uns auf feindliches Gebiet führt.« Er musterte das Gesicht des Commanders und wartet auf eine Reaktion. »Ist das so?«

Creelok antwortete mit empörtem Sarkasmus: »Ich bin hier nur der Kommandant. Wieso sollte der Tal Shiar mir sagen, wofür mein Schiff und meine Besatzung benutzt werden?«

»Vielleicht ist es Zeit, dass wir sie fragen.«

»Einen Offizier des Tal Shiar zur Rede stellen? Eine grandiose Idee, Centurion. Aber verraten Sie mir: Haben Sie vor, den Rest Ihres Lebens mit offenen Augen zu schlafen?«

»Den Trick habe ich gelernt, als ich in den Slums von Ki Baratan aufwuchs, Sir.«

»Zweifellos.« Creelok brütete über ihre Zwangslage nach. »Haben Sie mit Ranimir gesprochen? Er könnte sich vielleicht in die Sensoren einklinken und unseren Kurs ausloten.«

Mirat nickte. »Das haben wir versucht. Sadira hat die Einspeisung der Sensoren isoliert, damit nur der Autopilot darauf zugreifen kann. Bis wir unser Ziel erreichen, befindet sich der Rest von uns im Blindflug.«

»Also hat sie erwartet, dass wir Widerstand leisten, wenn wir das Ziel unserer Reise kennen. Für mich sieht es so aus, als ob sie uns in Gefahr bringen will, aber gleichzeitig sichergehen will, dass keiner von uns ihren Plan hintergehen kann.«

»Also sind wir auf der Jagd.«

»Höchstwahrscheinlich. Aber wer oder was ist unsere Beute?«

Es summte an der Tür und beide Männer erstarrten. Sie wechselten besorgte Blicke. Dann erklang das Signal erneut und sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf den einzigen Ein- und Ausgang des Raums. Creelok streckte die Hand aus und drückte den Knopf, um die Tür zu entriegeln. Sie glitt zur Seite und gab den Blick auf Sadira frei. Die schlanke Menschenfrau betrat, ohne auf eine Einladung zu warten, Creeloks Quartier. Sie richtete ihren bohrenden Blick auf den Kommandanten und sagte: »Centurion, gehen Sie hinaus.«

»Der Centurion ist mein Gast«, beharrte Creelok. »Er wird gehen, wenn …«

»Er wird jetzt gehen, Commander.«

Obwohl sie nicht davon ausgehen konnten, dass Sadira leere Drohungen machte, rührte Mirat sich nicht von der Stelle, bis Creelok ihn mit einem Nicken entließ. »Das ist alles, Centurion.«

Mirat schlug sich mit der Faust gegen die Brust und streckte seinen Arm dann zum Gruß vor Creelok aus, bevor er zur Tür ging. Bevor der Centurion den Raum verließ, bedachte er Sadira noch mit einem hasserfüllten Blick.

Sie wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, bevor sie fortfuhr: »Verstehe ich es richtig, dass Sie und der Centurion … Vorbehalte … meinem aktuellen Einsatz gegenüber hegen?«

»Ganz und gar nicht. Das würde voraussetzen, dass wir wissen, wie Ihre Mission aussieht.«

Ein kokettes kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ach, kommen Sie, Commander. Müssen wir diese Spielchen spielen?«

»Dafür halten Sie das hier? Ein Spiel?« Creelok zeigte auf die Wände. »Denn ich sehe ein Schiff und eine Besatzung von fast einhundert tapferen Romulanern – die alle von einer größenwahnsinnigen Hevam Wikah in Gefahr gebracht werden.«

Wie er gehofft hatte, zuckte Sadira bei der alten Beleidigung der Rihannsu zusammen. Ihre Lippen wurden schmal, als sich ihr Gesicht anspannte, und ihre Hand glitt zu dem Dolch in ihrem Gürtel. Er hoffte beinahe, sie würde versuchen, ihre Klinge zu ziehen. Das wäre genau die Provokation, die er brauchte, um sie niederzustrecken, ohne seine Laufbahn vor einem Militärtribunal zu beenden.

Erneut verwehrte der Offizier des Tal Shiar ihm seine Rache. Sie gab sich versöhnlich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wie kann ich Sie beruhigen, Commander?«

»Sagen Sie mir, wohin Sie mit meinem Schiff fliegen.«

»Ich fürchte, das unterliegt der Geheimhaltung.«

Sie würde mir alles sagen, nur nicht das, was ich wissen will. »Durchqueren wir die Neutrale Zone?«

»Ich kann solche Vermutungen weder bestätigen noch bestreiten.«

In diesem Moment wollte er nur noch seine wettergegerbten Hände um ihren schlanken Hals legen und spüren, wie ihre Halswirbel unter seinem Griff brachen. »Es ist mir egal, was man Ihnen beim Tal Shiar erzählt. Ihre Befehlsgewalt auf diesem Schiff hat ihre Grenzen.« Er machte einen Schritt auf sie zu und baute sich vor ihr auf. »Wenn Sie vorhaben, meine Mannschaft in Gefahr zu bringen, habe ich das Recht, das zu wissen. Also sagen Sie mir die Wahrheit, Sie Sussethrai – missbrauchen Sie meine Mannschaft, um einen Krieg anzuzetteln?«

Ihr Lächeln war so kalt und tödlich wie der Weltraum. »Nein, Commander, ich will einen gewinnen – ohne dass jemals jemand erfährt, dass wir dort waren.«

Die hauchzarten Vorhänge des Konferenzraums leuchteten im hellen Sonnenlicht, als Sarek die Besprechung eröffnete. »Verehrte Delegierte und Gäste, ich wünsche Ihnen einen guten Morgen und heiße Sie willkommen. Bitte nehmen Sie Platz.«

Auf der einen Seite des Tischs saß die Delegation der Föderation mit dem Rücken zu den kaum abgedunkelten Fenstern und dem hereinströmenden, hellen Tageslicht. Sarek saß in ihrer Mitte. Zu seiner Linken befand sich seine Wirtschaftsberaterin, Aravella Gianaris, eine Menschenfrau mit schwarzen Haaren und olivfarbener Haut, die es vorzog, als Athenerin, nicht als Terranerin bezeichnet zu werden. Zu seiner Rechten war sein Militärberater, Beel Zeroh, ein aufbrausender Izarianer von fragwürdigem Ruf. Sarek vermutete, dass dieser es im diplomatischen Korps der Föderation nicht weit bringen würde, doch man hatte ihm vorläufig seine zweifelhaften Dienste aufgehalst. Daneben wiederum saßen zu beiden Seiten Attachés und diverse Politikexperten, deren Spezialgebiete von Landwirtschaft über Aquakultur bis hin zu Transportwesen, Verwaltung planetarischer Infrastrukturen und allgemeinen Rechtsfragen reichten.

Auf der anderen Seite des lang gestreckten, leicht ovalen Konferenztischs saßen die Mitglieder der klingonischen Delegation. Ratsmitglied Gorkon saß Sarek direkt gegenüber in der Mitte seiner Gruppe. Ratsmitglied Prang hatte gegenüber von Zeroh Platz genommen und Durok, ein Delegierter mit unbestimmter Funktion, war das Gegenüber von Gianaris. Die Tätigkeitsprofile der restlichen Ratgeber und Assistenten waren im Großen und Ganzen denen der Föderationsdelegation ähnlich.

Nachdem alle Platz genommen hatten, fuhr Sarek fort: »Wenn Sie bitte alle Ihre Datentafeln aktivieren würden«, sagte er und ging mit gutem Beispiel voran. »Ich würde vorschlagen, dass wir uns die heutige Tagesordnung ansehen. Da der erste Schritt zum Frieden – ein dauerhafter und durchsetzbarer Waffenstillstand – bereits von den Organiern für uns eingeleitet wurde, steht es uns frei …«

»Wir sind alles andere als frei«, unterbrach Prang ihn. »Niemand von uns hat diesen Frieden gewählt. Er wurde uns aufgezwungen. Weisen wir ihn zurück, werden die Organier uns alle der Gnade unserer Nachbarn ausliefern, denen sie nicht dieselben Zwänge auferlegt haben!«

Gorkon beugte sich zu Prang und zischte: »Das reicht.«

Statt einzulenken, erhob sich Prang von seinem Stuhl, der hinter ihm umkippte. »Dieses ganze Verfahren ist Heuchelei! Eine Farce! Klingonen verhandeln nicht! Sie nehmen sich, was ihnen gehört!«

»Die Föderation hat den größten Respekt vor den Gepflogenheiten Ihres Volks«, sagte Sarek.

Prang konterte: »Dann stellen Sie sich an unsere Seite. Helfen Sie uns, die Organier zu vernichten.«

»Genauso wenig, wie wir wünschen, Ihr Opfer zu sein, möchten wir Ihr Komplize sein.«

Der Klingone spuckte auf den Tisch. Sarek zuckte zurück, mehr aus Reflex denn aus Ekel. »Ihr Föderierten seid doch alle gleich!«, versetzte Prang. »Schöne Worte, keine Taten! Nutzlose petaQpu’

Seine Beleidigung ließ Zeroh von seinem Stuhl aufspringen. Mit wutverzerrtem Gesicht zeigte er mit dem Finger auf ihn. »Sie müssen gerade reden! Sie sind doch nur Schläger! Halb gebildete Wilde! Tiere! Wir sollten der Galaxis einen Gefallen erweisen und Ihresgleichen wie tollwütige …«

»Setzen Sie sich, Zeroh«, sagte Sarek etwas lauter, aber in immer noch ruhigem Tonfall. Obwohl er sein ganzes Leben daran gearbeitet hatte, emotionslos zu handeln, stellte Beel Zeroh seinen vulkanischen Gleichmut auf die Probe.

Von der anderen Seite des Tischs grinste Prang Zeroh höhnisch an. »Ja! Setzen Sie sich, yIntagh. Lassen Sie die Krieger …« Sein Satz endete abrupt, als er merkte, dass sich die Klinge von Gorkons D’k tahg unter seinem Kiefer in einen Punkt direkt hinter seiner Halsschlagader bohrte. Der Anführer der klingonischen Delegation übte gerade genug Druck aus, dass ein kleiner Blutstropfen aus Prangs schutzloser Kehle hervorquoll.

Gorkons Tenorstimme war ebenso eisig ruhig wie Sareks, brachte aber dennoch eine spürbare Drohung unmittelbar bevorstehender Gewalt zum Ausdruck. »Sie haben jetzt genug gesagt, Prang. Setzen Sie sich.«

Mit gemessenen Bewegungen sanken Zeroh und Prang gedemütigt, aber immer noch innerlich schäumend, wieder auf ihre Stühle. Sarek befürchtete, dass dies nicht der letzte giftige Ausbruch der beiden Männer sein würde.

Alles in allem fand Sarek, dass dies ein höchst unheilvoller Beginn der Verhandlungen war. So geschmacklos er Gorkons Lösung für die Streitsucht seines Untergebenen fand, musste er sich selbst gegenüber widerwillig einen gewissen Respekt vor deren Einfachheit und Wirksamkeit eingestehen.

Die Klingonen mögen gewalttätig, grausam und zeitweilig irrational sein, sinnierte er, aber sie wissen, wie sie zügig zum Ziel kommen. Er warf einen kurzen Blick über den Tisch zu Gorkon, der zufällig im selben Moment Sarek ansah.

Ich kann nur hoffen, dass Ratsmitglied Gorkon genauso daran interessiert ist, einen wahren und dauerhaften Frieden zu schließen, wie ich – sonst ist dieser Friedensgipfel so gut wie gescheitert.

Drohungen, die wie Pfeile umherflogen, an Kehlen gedrückte Messer, alles im Namen einer Friedenskonferenz – für Elara war das der Inbegriff der Ironie. Sie hatte nicht erwartet, dass die Gespräche zwischen der Föderation und den Klingonen reibungslos ablaufen würden – das hatte niemand. Auf Orion nahmen Buchmacher Wetten auf das Ergebnis der Konferenz an. Die besten Quoten gab es für eine Pattsituation ohne Abkommen. Abgeschlagen auf dem zweiten Platz lag eine diplomatische Katastrophe, die in offenen Feindseligkeiten endete und lediglich zu einer Ausweitung der romulanischen Kontrolle im hiesigen Raum führen würde.

Nichts davon spielte eine Rolle für Elara. Sie machte sich nichts aus Wetten oder Politik. Sie war nur daran interessiert, für unehrliche Arbeit gut bezahlt zu werden. Der Rest war nur Theater und Ausflüchte.

Bisher hatte niemand im Konferenzraum die passiven Sensoren bemerkt, die sie an den Lampen, den Ecken der Tabletts, auf denen die Getränke serviert wurden, oder in den frischen Blumensträußen, die in den Zimmerecken neben den Fenstern standen, angebracht hatte. Obwohl sie mit den restlichen Angestellten des Cateringservices draußen warten musste, bis sie gerufen wurde, konnte sie sich mithilfe der holografischen Linse in ihrem linken Auge und dem subduralen Implantat in ihrem linken Ohr in die Sensorübertragung einklinken. Mit beinahe unmerklichen Bewegungen ihrer Augen und ihrer Lider konnte sie blitzschnell von einer Übertragung zur anderen umschalten. Dadurch hatte sie immer den besten Blick auf jeden hitzigen Moment des aufkeimenden politischen Fiaskos, das sich hinter verschlossenen Türen abspielte.

Für die Angestellten der Universität von New Athens war sie einfach Elara Soath, ein Flüchtling von Catulla, die ihren Lebensunterhalt als Kellnerin verdiente, während sie dank eines großzügigen Stipendiums der Föderation auf Centaurus studierte. Nachdem sie ihre wilden pinken und violetten Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, um den Gesundheitsvorschriften der Universität für Gastronomiemitarbeiter zu entsprechen, hätte man Elara kaum noch von den anderen Studenten mit ihren bunten Frisuren unterscheiden können – wäre da nicht die grün-gelbe geometrische Tätowierung auf ihrer Stirn gewesen. Das kulturelle Abzeichen verriet ihre catullanische Herkunft.

Niemand auf Centaurus, der sie kannte, hegte den Verdacht, dass sie in Wirklichkeit eine bestens ausgebildete Spionin und Auftragsmörderin war, die für eine interstellare Verbrecherorganisation arbeitete, die als Orion-Syndikat bekannt war.

Ein kurzes Blinzeln und sie war mitten in der Auseinandersetzung zwischen Gorkon und seiner rechten Hand Prang. Sie warfen sich scharfe Beleidigungen an den Kopf und der Izarianer der Föderation machte die Sache nur noch schlimmer. Sogar einem politischen Neuling wie Elara war klar, dass die einzigen Leute im Raum, die versuchten, den Frieden zu wahren, Gorkon und Botschafter Sarek von Vulkan waren.

Wenn den beiden etwas zustieße, würden das Klingonische Reich und die Föderation schneller Krieg führen, als wir die Wassergläser vom Tisch räumen könnten.

Elara war keineswegs in die Pläne ihrer Arbeitgeber oder in die wahre Identität von deren Auftraggebern eingeweiht, aber sie konnte sich ihre Beweggründe vorstellen. Spannungen zwischen den Klingonen und der Föderation schienen ganz oben auf ihrer Wunschliste zu stehen. Sie lauschte dem immer erbitterter werdenden Streit im Konferenzraum und war sicher, dass ihr Verbindungsmann davon sobald wie möglich erfahren wollen würde. Sie würde das Protokoll verletzen, wenn sie den versteckten Datenrekorder im Keller des Gebäudes während des Tages benutzte, solange Sicherheitspersonal in seiner Nähe arbeitete, aber sie war bereit, dieses Risiko einzugehen.

Je eher ich ihnen gebe, was sie wollen, desto eher werde ich bezahlt und kann nach Hause.

Sie schlich sich vom Konferenzraum weg und erregte die Aufmerksamkeit eines weiteren Teilzeitmitarbeiters der Universität, ein junger Bolianer. »Yutt? Kannst du für mich einspringen?«

»Wie lange?«

Sie presste die Hand auf ihren Bauch und täuschte Bauchschmerzen vor. »Fünfzehn Minuten?«

Er sah sich um und runzelte die Stirn. »Also gut. Wir sind ja nicht mitten im Mittagessen. Aber beeil dich. Wenn die Klingonen Lust auf Raktajino bekommen, mache ich nicht zwölf alleine.«

»Ich beeile mich, versprochen.« Sie warf ihm einen Handkuss zu und schlüpfte aus der Tür.

Der Gang im Ehemaligenzentrum der Universität war verlassen. Er war vor Stunden vom Sicherheitspersonal der Sternenflotte geräumt und anschließend von den Sicherheitsspezialisten des klingonischen Militärs untersucht worden. Elara war nicht sicher, was sie amüsanter fand – ihr gegenseitiges, offen gezeigtes Misstrauen oder das Versagen beider Seiten, irgendwelche ihrer illegalen Quantenüberwachungsgeräte aufzuspüren.

Sie unterdrückte den Drang zu lächeln. Wenn sie wirklich Gemeinsamkeiten finden wollten, müssten sie als Erstes zugeben, dass sie beide vollkommen inkompetent sind.

Die meisten Räume entlang des langen Flurs waren leer. Der größte Teil der Universitätsangestellten, die hier arbeiteten, war für die Dauer der Konferenz umgesiedelt worden. Nur sie und die übrige Minimalbesetzung, die für das leibliche Wohl der Delegationen sorgte, durften sich frei in dem leer gefegten Ehemaligenzentrum bewegen, auch wenn ein Großteil des Gebäudeinneren abgesperrt oder hinter verschlossenen Türen gesichert war. Elara hatte praktisch nur Zugang zur Küche, der Vorratskammer, den Kühlkammern und den Lager- und Versorgungsräumen im Keller. Obwohl sie bisher noch keine bewaffneten Sicherheitsleute im Zentrum gesehen hatte, wusste sie ohne jeden Zweifel, dass diese dort waren und auf das kleinste Anzeichen von Ärger warteten.

Halte dich an die Routine, sagte sie zu sich selbst. Tu, was sie schon tausendmal von dir gesehen haben, genauso, wie du es immer getan hast.

Sie schaute kurz in der Küche vorbei und plauderte für ein paar Minuten mit den Köchen. Ihre eigenen passiven Sensoren hatten bestätigt, dass die Sicherheitsleute der Föderation zwar ein duotronisches Auge auf die Küche richteten, es dort aber keine Abhörgeräte gab. Die Gesetze auf Centaurus erlaubten ein gewisses Maß visueller Überwachung aus Sicherheitsgründen, verboten aber die meisten Arten von Lauschangriffen auf Unterhaltungen. Das galt ohne Gerichtsbeschluss auch, wenn es um die nationale Sicherheit ging.

Wenn doch nur die Gesetze der Föderation auch so viel Rücksicht auf die Rechte des Einzelnen nähmen, beklagte Elara, dann könnte ich es beinahe aushalten, dort zu leben.

Als sie sicher war, dass sie genügend Zeit bei den Köchen vertrödelt hatte, ging sie über eine Hintertreppe ins Untergeschoss und schlich sich in den Versorgungsraum. Die verschiedenen Knotenpunkte zur Energieübertragung in diesem Raum störten die meisten Formen von Abwehrtechnologie. Aus diesem Grund hatte sie hier das Aufzeichnungsgerät für ihre Quantensendeempfänger aufgestellt, die von den Plasmarelais, die sich in den vollgestopften Raum hinein- und wieder herauswanden, nicht beeinflusst wurden.

Das Aufzeichnungsmodul war unauffällig. Es war als Überwachungsgerät für den Energieverbrauch getarnt und führte diese Funktion zusätzlich zu seinem heimlichen eigentlichen Zweck aus: jedes empfangene Geräusch und Bild aus dem Konferenzsaal aufzuzeichnen, während die Delegierten tagten.

Das Gerät im Gebäude zu installieren war ein unvermeidliches Risiko gewesen. Um die Konferenz zu schützen, hatte man den klingonischen Streitkräften erlaubt, einen Energieschild über einem Teil des Campus zu errichten. Obwohl dessen Hauptfunktion der Schutz der Konferenz vor Angriffen von außen war, störte es auch unbefugte Signale, die versuchten, es in irgendeine Richtung zu durchdringen. Das Gerät konnte Signale aufzeichnen, die aus dem durch den Schild geschützten Bereich stammten, konnte sie aber nicht weiterleiten.

Und da kam Elara ins Spiel.

Sie tippte ihren Code ein, um Zugriff auf die Speicherbänke des Geräts zu erhalten. Dann lud sie die Aufzeichnungen dieses Morgens auf eine Datenkarte herunter, die sie in einer Tasche ihrer Kellneruniform versteckte. Ihre nächste Aufgabe war es, die Karte zu einem Übertragungspunkt außerhalb des Energieschilds zu bringen und ihren Inhalt über einen verschlüsselten Kanal an ihren Verbindungsmann zu senden. Es gab einen idealen Sender in einem Labor im Ingenieursgebäude der Universität. Sie musste nur mit der Datenkarte dort hingelangen … ohne aufgehalten, durchsucht oder befragt zu werden.

Sie ging wieder die Treppe hinauf und den Hauptflur entlang. Dann aus der Vordertür und über den Hof. Niemand warf ihr auch nur einen zweiten Blick zu. In der tristen Uniform einer Kellnerin war sie hier beinah so sichtbar, wie sie es auf Catulla Prime oder Orion gewesen war. Gewisse Erfahrungen machte man überall, egal wo man hinging: Niemand achtet je auf einen Diener.

Im Ingenieursgebäude legte sie ihre Uniform ab. Sie wusste, dass diese in dieser Umgebung fehl am Platze wirken und ungewollte Aufmerksamkeit erregen würde. In normaler Straßenkleidung war sie wieder leicht zu vergessen und nur eine weitere junge Frau, die durch die Flure der Akademie streifte. Sie fand es lächerlich einfach, Zugang zu einem Forschungslabor für Subraumkommunikation zu erhalten, den Inhalt ihrer Datenkarte auf einen temporären Server hochzuladen und diesen in einer zerstückelten Burst-Übertragung an eine anonyme Signalstation zu übertragen. Von dort würde sie an ihren Verbindungsmann, den rätselhaften Roten Mann, weitergeleitet.

Schauen wir mal, was er davon hält, freute sie sich.

Elara verließ das Ingenieursgebäude und überquerte den Hof, um wieder ihren langweiligen Cateringpflichten nachzukommen. Ein Blick auf ihr Chronometer: Zwei Minuten zu spät. Sie wollte sich gerade selbst tadeln, ließ es dann aber. Warum sollte ich mir Sorgen machen? Yutt verzeiht mir immer.

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Männer. Sie sind so berechenbar.

Star Trek - Legacies 2: Die beste Verteidigung

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