Читать книгу Das hatte ich so nicht bestellt - Debora Kuder - Страница 18
September 2017
ОглавлениеIch möchte wirklich eine gute Chefin sein. Aber ich merke, dass es das Schwerste überhaupt ist, in so einem Arbeitskontext jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter gerecht zu werden. Die meisten machen das ja nicht, weil sie eine große Liebe fürs Servieren oder für die Gäste haben, sondern weil es ein Job ist, wo man im besten Fall ein ordentliches Trinkgeld kriegt, flexibel ist, relativ überschaubar Verantwortung übernimmt und Sachen macht, die man schnell lernen kann. An solchen Leuten kann man sich abarbeiten, wenn man als Chefin den Anspruch hat: Ich will euch sehen, ich will euch fördern, ich will euch motivieren. Ich will es gut machen, aber merke, dass da kein großer Spielraum ist. Ich kann froh sein, wenn die Mitarbeitenden pünktlich sind. Immerhin sagen unsere Leute, die schon Gastro-Erfahrung haben, dass sie noch nirgendwo gearbeitet haben, wo es so respektvoll zuging, trotz Stress.
Ich hatte schon Leitungsverantwortung in anderen Kontexten, aber immer mit einem anderen Chef im Hintergrund. Plötzlich diejenige zu sein, die sagt, wie es gemacht wird und dann wird es auch so gemacht, auch wenn es eine dumme Idee ist, finde ich für mich herausfordernd. Auszuhalten, dass ich manchmal ungerecht bin oder Leuten was unterstelle. Anzuerkennen, dass ich als Chefin, die das doch gut machen will, auch Fehler mache, dauert schon eine Zeit lang. Barmherzig mit mir zu sein und nicht nur mit den Mitarbeitern. Mir zuzugestehen: Okay, du machst das hier zum ersten Mal. Du kannst wirklich sagen, du gibst dein Bestes. Aber alle machen Fehler, und du halt auch.