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PROLOG

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Ich liege auf dem warmen Fußboden und spiele mit Federn und Steinen, während meine Mutter in einem bauchigen Kessel he-rumrührt. Der ganze Raum ist mit würzigen Gerüchen erfüllt und lässt mich langsam schläfrig werden.

»Amisha, könntest du bitte deinen Vater zum Essen holen?«, unterbricht meine Mutter die Stille und streicht mir über das Haar. Ich nicke eifrig und springe auf, wodurch meine Spiel-sachen über den ganzen Boden verteilt werden. Barfuß laufe ich aus unserer kleinen Hütte und forme meine Hände wie einen Trichter vor meinem Mund. »Vater!«, rufe ich in die laue Abendluft hinaus und warte einen Moment.

Da ich keine Antwort erhalte, rufe ich abermals, doch wieder ohne Erfolg. Ich überlege kurz und fange an zu grinsen.

Ich weiß genau, wo er sich um diese Zeit immer aufhält.

Ich laufe mit meinen kurzen Beinen über das trockene Gras und springe spielerisch über kleine Steine. Schon von Weitem kann ich den gebeugten Rücken meines Vaters erkennen und beschließe, mich an ihn heranzuschleichen.

Normalerweise fällt er nie darauf herein, doch diesmal scheint er besonders tief in seinen Gedanken versunken zu sein. So leise wie es geht pirsche ich an ihn heran, bis ich seine Stimme hören kann. Er redet wieder einmal mit dem Grab, vor dem er wie jeden Abend kniet. »…und ich werde alles tun, um dich zu rächen. Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst.«

Mein Vater hat mir mal erklärt, dass dort niemand begraben liegt und dass der Ort nur dafür da ist, um zu trauern. Ich habe bisher nie den Sinn dahinter verstanden.

Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen und lege meine Hand auf seine breite Schulter. Mein Vater zuckt kurz zusammen und dreht sich dann mit einem gezwungenen Lächeln zu mir um. »Was gibt es denn, meine Kleine?«, fragt er und steht schwerfällig auf.

»Es gibt jetzt Essen«, sage ich kleinlaut und hoffe, dass ich ihn mit meinem kleinen Spiel nicht verärgert habe. Er nickt jedoch nur und sagt mit müder Stimme: »Ich habe wohl wieder einmal die Zeit vergessen. Dann wollen wir deine Mutter mal nicht länger warten lassen.«

Er nimmt mich bei der Hand und während wir uns von dem Grab entfernen, werfe ich noch einen Blick zurück auf den großen Stein, der darauf steht. Obwohl ich noch nicht lesen kann, weiß ich, welcher Name dort steht.

Nämlich der von Elian, dem besten Freund meines Vaters.

Die Clans der Wildnis - Amisha

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