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Die reformierte Kirchgemeinde Kreis Fünf hatte sich endlich ein hauseigenes Fahrzeug geleistet, das knapp als Kleinbus durchging: Marke Mercedes-Benz, Farbe Blumenmuster. Das Büschen war eine günstige Occasion gewesen und stammte aus den frühen Achtzigerjahren. Der Motor lief noch.

Pfarrer Jacques setzte sich also hinter das abgegriffene Steuerrad und zockelte los, seine Seniorengruppe einzusammeln. Drei der zwölf Mitglieder wohnten zuhause, die anderen neun im Altersheim «Flussmatte».

Jacques überquerte den Limmatplatz, bog in die Gasometerstrasse ein und hielt vor einem der Reihenhäuser an, um Herrn Siegbert abzuholen. Der stand bereits im Hauseingang, ausstaffiert mit Hut und Stock und zerrte an der Eingangstüre.

«Warten Sie, ich helfe Ihnen, Herr Siegbert», rief der heraneilende Jacques.

«Nein, nicht helfen! Ich komme alleine klar. Ich brauche nur ein bisschen länger als früher. Wissen Sie, Herr Pfarrer, ich bin nicht mehr ganz zwanzig. Da kann’s schon mal etwas dauern. So. Geschafft», krähte das kleine, drahtige Männlein, liess die schwere Türe hinter sich ins Schloss fallen und eilte gekrümmt und mithilfe seines Stocks auf den bunten Kleinbus zu.

«Ich mag ja alt sein, Herr Pfarrer, aber dass dies hier ein nicht ganz moderner Bus ist, sehe sogar ich. Nicht ganz ‹up to date›, wie die jungen Leute heute sagen», kicherte der für den Ausflug an den Bodensee herausgeputzte Herr ziegenböckisch.

«Dafür konnten wir ihn uns leisten, Herr Siegbert.»

«Habt ihr wieder mal kein Geld, ihr Kirchenmäuse?!»

«Wir müssen es nur richtig einteilen, dann geht es schon.»

«Wie wär’s mit einer, äh, wie heisst das jetzt, äh, Anlageberatung?»

«Von Ihnen?»

«Warum nicht? Schlimmer als die bei den Banken kann ich’s auch nicht hinkriegen.»

«Da haben Sie allerdings Recht, Herr Siegbert.»

«Solarstrom, sag’ ich», und Herr Siegbert schüttelte seinen Stock im Sitzen, während Jacques losfuhr, «investieren Sie in Solarstrom. Das ist die Zukunft.»

«Herr Siegbert, so viel Geld haben wir nicht, als dass wir irgendwelche Aktien damit kaufen könnten. Welche auch immer.»

«Kirchenmäuse, sag’ ich doch, arme Kirchenmäuse.»

Der nächste Halt ergab sich kurz nach dem Röntgenplatz. Dort wohnte Frau Lammschein.

Als Pfarrer Jacques auf das Haus zuging, winkte die Dame bereits vom Balkon herunter.

«Ich rauche die noch fertig, dann komm’ ich runter, Herr Pfarrer, gehen Sie nur schon wieder zum Bus zurück», hustete Frau Lammschein. «Ein lustiges Fahrzeug haben Sie da. Leicht zu finden zwischen all den dezenten anderen.»

«Nehmen Sie mich hoch, Frau Lammschein?»

«Klar, Herr Pfarrer», lachte die Kettenraucherin jetzt ungeniert, «glauben Sie, wir Alten hätten unseren Humor mit dem Bezug der AHV-Rente abgegeben?»

Der auferstandene Rosenkranz

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