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Nachdem sich Frau Lammschein neben Herrn Siegbert gesetzt hatte, fuhr Pfarrer Jacques zur Heinrichstrasse hinüber, um vor dem Haus von Signore Luciano zu parken.

Der lehnte lässig am schmiedeeisernen Gartentörchen und zog an einer teuren Zigarre.

Signore Luciano war von kleiner, kräftiger Statur, färbte sich die Haare, die zwar dünn, aber noch da waren, schwarz, hatte sich etliche Goldringe an die Finger gesteckt und ein gut sitzendes grünes Jackett, Bügelfaltenhosen und schicke Schuhe angezogen. Über seinem Arm trug er einen langen, beigen Mantel.

«Herr reformierter Pfarrer Jacques», tönte er mit leichtem Spott und setzte sich sogleich neben Frau Lammschein, welcher er galant die Hand küsste.

«Oh, sind Sie übergelaufen?», schäkerte diese.

«Zu den Guten?»

«Zu den Reformierten?»

«Ah, zu den Reformierten. Ja. Das bin ich. Sonst bin ich immer noch der Alte. Ab und zu», zwinkerte Signore Luciano.

Herr Siegbert hatte keine Ahnung, wovon Signore Luciano gerade sprach, währenddessen Pfarrer Jacques sich sicher war, dass er es hier mit einem nicht ganz Unbedarften zu tun hatte.

In der Nähe der wilden Sihl und der kanalisierten Limmat schwenkte Pfarrer Jacques auf einen kleinen Parkplatz ein und stieg aus.

Im Altersheim «Flussmatte» wurde er freudig begrüsst, allen voran von den Pflegerinnen, für die der Anblick eines so gut aussehenden, noch nicht mal ganz vierzigjährigen Mannes eine willkommene Abwechslung darstellte.

Acht Frauen und ein Mann erhoben sich, stützten sich teils auf ihre Gehstöcke, teils auf ihre Sturheit, schwatzten alle durcheinander und folgten ihrem Pfarrer hinaus.

Beim Anblick des geblümten Busses brachen sie alle wie auf Kommando in ein in verschiedenen Tonlagen vorgetragenes Gegacker aus, zeigten mit ihren zittrigen Fingern auf das Gefährt und stiegen trotz vehementem Zweifel an dessen Fahrtüchtigkeit ein.

Da geschah es.

Zwei Augenpaare trafen sich, verengten sich augenblicklich zu Schlitzen und die Stimmung zwischen den beiden siebzigjährigen Herren wurde eisig.

«Was ist?», flüsterte Frau Lammschein Signore Luciano ins Ohr.

«Ach, nichts. Ich kenne diesen Mann von früher.»

«Sie kennen sich von früher?», hatte Frau Gerlind ihre Ohren gespitzt, die immer noch optimal funktionierten, ganz im Gegensatz zu ihrem sechsten Sinn, der noch nie viel hergegeben hatte.

«Ja, lange her», knirschte Herr Ferdin mit den Zähnen.

«Können wir?», wollte Jacques vom Fahrersitz aus wissen, wobei er interessiert in den Rückspiegel starrte.

Irgendetwas stimmte hier absolut nicht. Seiner Meinung nach. Zwischen Signore Luciano und Herrn Ferdin herrschte Kalter Krieg. Dieser Ausflug würde heiter werden. Und diese Seniorengruppe hier hatte er für ewig am Hals. Na ja, bis sie tot umfielen, versteht sich.

Der auferstandene Rosenkranz

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