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Kapitel 8: Der Überfall
ОглавлениеViel geschah an diesem Tag nicht mehr. Noah fühlte sich ein wenig unwohl, weshalb er es mir und Jacob überließ den Laden abzuschließen.
„Willst du in dem Zustand fahren?“ fragte ich meinen Mann unsicher.
Doch er beharrte darauf. Jacob erwähnte mir gegenüber zum Glück nichts mehr von Noah. Aber er hatte es sich auch so schon mit mir verscherzt.
Da er noch etwas vor hatte, fragte er mich ob er eine halbe Stunde früher gehen durfte. Natürlich erlaubte ich es ihm, nur damit ich meine Ruhe hatte. In der Videothek war ja außerdem nicht viel los.
Einige Kunden liehen sich die neuesten Horrorschocker aus, Komödien wurden von ein oder zwei Menschen im höheren Alter bevorzugt.
Ich stellte aufgrund meiner Arbeit immer wieder fest, dass die Jugend es brutal mochte und die Älteren das ruhige oder lustige Fahrwasser bevorzugte. Bei Menschen ab fünfzig plus waren Doku´s beliebt, aber auch Servicethemen oder Comedy – Serien. Die Jugendlichen holten meistens Action – oder Horrorfilme. Die jungen Vierziger interessierten sich dann für einen Mischmasch: Drama und Geschichtsverfilmungen.
Neukunden kamen an dem Abend keine mehr, was mich etwas erleichterte.
Während ich die Kasse abschloss, öffnete jemand die Tür.
„Wir haben eigentlich schon geschlossen, aber ich kann gerne...“
Ich erschrak.
Vor mir stand eine in schwarz gekleidete Person. Eine Skimütze verdeckte ihr Gesicht.
Ich lief zurück zur Theke, ergriff mein Smartphone und war dabei, Noah´s Nummer zu wählen.
Die Person kam auf mich zugerannt und schlug mir mitten ins Gesicht. Meine Kopfschmerzen begannen sofort von Neuem.
Ich ließ mein Smartphone fallen und sank zu Boden.
Eine Hand ergriff meinen Hals.
Der Traum von Miss Kaminsky, die Hände..., ging es mir angsterfüllt durch den Kopf.
Ich wurde nach oben gezogen, bekam kaum Luft. Als ich mich wehren wollte, schlug mir mein Gegenüber auf die Nase. Ich spürte eine warme Spur an meinen Lippen herunterfließen. Es schmeckte nach Blut.
Die unbekannte Person öffnete ihren Gürtel.
Panik überkam mich.
Los, töte ihn, Jake. Du hast die Macht, es zu tun.
Wieder ertönte unter einem dröhnenden Schmerz in meinem Kopf diese Stimme.
Nein!, dachte ich. Hilf mir lieber.
Du kannst dir nur selbst helfen. Die Magie wurde dir in die Wiege gelegt. Nutze sie!
Der Griff um meinen Hals verengte sich. Die Person vor mir knöpfte sich bereits die Hose auf.
Töte ihn! Gleich wird es zu spät sein.
Ich kämpfte nicht nur gegen die reale Person vor mir, sondern auch gegen die unbekannte Stimme an.
Die Person zog ihre Boxershort herunter, es war eindeutig ein Mann und ich wusste, was er vorhatte.
Aktiviere die Macht in dir und richte ihn hin!, befahl mir die Stimme nun klar und deutlich.
Ich hoffte, der Albtraum würde schnell vorbei sein.
Nun griff der Mann mit beiden Händen nach meinem Hals und würgte mich .
Ich bekam keine Luft mehr. Meine Kraft verschwand, während er meine Hose aufknöpfte und herunterzog.
Noah, verzeih´ mir, dachte ich angsterfüllt.
Der Mann legte sich auf mich. Ich wollte schreien, aber es ging nicht. Mein Kopf dröhnte unaufhörlich.
Eine weibliche Person schrie plötzlich.
Der Mann auf mir drehte sich um.
Ich sah Brenda. Als sie mir in die aufgequollenen Augen blickte, rannte sie auf den maskierten Täter zu. Er ließ von mir ab, stand auf und fiel über seine halb angezogene Hose. Brenda trat dem Mann in den Bauch. Dieser stöhnte nicht einmal vor Schmerzen. Er zog seine Hose hoch und schleuderte meine beste Freundin gegen ein Regal. Sie schrie laut auf.
„Brenda!“ krächzte ich.
Das alles erinnerte mich an die Situation im Stadtarchiv. Tagelang waren wir gefangengehalten worden und als wir Mrs. Combe überwältigen wollten, hatte es einen ähnlichen Kampf gegeben.
Brenda sackte zu Boden.
Der Täter flüchtete.
Eine halbe Stunde später war John Jones in der Videothek eingetroffen.
„Ich wollte Noah und Jake besuchen, mir nebenbei noch einen Horrorfilm für heute Abend ausleihen. Aber ich war spät dran. Mein Bus ließ auf sich warten. Auf meiner Uhr war es ungefähr 22:10 Uhr. Ich dachte, der Laden müsste doch eigentlich schon geschlossen haben – ich hatte mich bei meinen Freunden ja nicht angekündigt. Dann sah ich plötzlich die Personen auf dem Boden liegen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ich verstand, dass dort kein abwechslungsreiches Spiel zwischen zwei Liebenden stattfand und als ich Jake´s blasses Gesicht sah, half ich ihm“ gab Brenda zu Protokoll.
„Es war ein ruhiger Abend. Die Aushilfe, Jacob Lester, ging eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Er sagte, er hätte noch etwas vor. Ich hatte gerade die Kasse abgeschlossen, als... der Typ kam und mich...“
Mir liefen die Tränen herunter. Ein Notarzt leistete an mir weiter erste Hilfe.
„Brenda, ist alles okay?“ fragte ich sie.
„Ja, nur ´ne leichte Gehirnerschütterung und blaue Flecken. Deine Gesundheit ist jetzt wichtiger“ antwortete meine Freundin.
„John, wirst du das Schwein kriegen?“
„Ich werde alles mögliche dafür tun. Glaub´ mir, er hat das nicht umsonst getan, Jake.“
Jones brachte mich nach Hause, nachdem ich dem Notarzt versicherte, dass es mir wieder einigermaßen gut ginge und die Gewaltspuren per Fotos dokumentiert worden waren.
„Oh mein Gott!“ schrie Noah entsetzt, als er mich sah.
Er reichte mir ein Glas Wasser und John erzählte ihm von dem Überfall. Vorsichtig küsste er mich, dann nahm er seine Jacke und lief zur Haustür.
„Noah! Wo willst du hin?“ rief Jones ihm nach.
„Ich werde das Schwein fertig machen und das auf meine Weise.“
Der Leiter des Police Office sah mich an, dann rannte er ihm nach und zog ihn wieder in den Flur. Von der Küche aus konnte ich die Szene beobachten. Er erklärte meinem Mann, dass es nichts bringen würde, auf eigene Faust in einer Großstadt wie Cryptal City – dazu noch im Dunkeln – alleine nach einem gefährlichen Mann zu suchen.
„Fick´ dich!“ schrie Noah.
Tränen stiegen in sein Gesicht und er schlug gegen den Brustkorb unseres Freundes.
„Fick´ dich! Ich werde diese widerliche Tat rächen! Würdest du auch zuhause bleiben, wenn du wüsstest, dass dein Freund fast missbraucht worden wäre? Das Arschloch mach´ ich fertig!“
„Beruhige dich!“ redete John auf ihn ein.
Wieder streiten sie sich, genau wie auf dem Feld, dachte ich mit rasendem Herzen.
Als Noah dann noch auf unseren Freund einschlug, wehrte sich John Jones und verpasste meinem Mann eine Ohrfeige.
Daraufhin packte Noah den Detective und schleuderte ihn gegen die Wand. Dabei fiel das Bild meiner Eltern und mir herunter.
„Hört endlich auf!“ schrie ich.
Die beiden betrachteten zuerst mich und dann das zerbrochene Glas des Bilderrahmens.
Noah´s Augen waren vor Tränen gerötet, ebenso seine Wange.
John war verschwitzt und richtete seine Kleidung.
„Es tut mir leid, Jake“ entschuldigte sich mein Mann nach einigen Minuten. „Ich bin einfach so wütend auf denjenigen, der dir das angetan hat.“
Noah sah mir tief in die Augen, dann begann er lauthals zu weinen. Ich umarmte ihn so gut es mit meinem schmerzenden Hals ging.
Er brauchte fünf Minuten, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen.
John entschuldigte sich bei Noah für die Ohrfeige. Er wiederum entschuldigte sich für seinen Ausraster.
Jones versprach uns, den Täter so schnell wie möglich zu finden und verabschiedete sich.
Mein Mann und ich gingen zur Couch und kuschelten eine Weile miteinander. Nachdem Noah eingeschlafen war, stand ich auf und ging ins Bad.
Ich erschrak: mein Hals hatte große, blaue Flecken.