Читать книгу Cryptal City 2 - Denny van Heynen - Страница 6
Prolog
ОглавлениеIrgendwo in einem dunklen Raum flackerten viele Kerzen. Ihr Licht spendete normalerweise Wärme, doch die Stimmung in diesem Raum war kalt, dunkel und bedrohlich. Zeichen waren auf den dunklen Holzboden geschrieben. Dort, wo tagsüber helles Licht herein fiel, hing nun schwarzer Stoff.
Ich wusste, dass ich an diesem Ort niemals geerdet sein würde, obwohl mir und den anderen das immer wieder versprochen wurde.
Von den Vorgängen hier hatte ich bereits viel gelesen und gehört, doch real bei diesen Aktivitäten dabei zu sein, jagte mir noch einmal einen ganz anderen Schauer über den Rücken. Nie war ich eine weiche Person gewesen, sondern eher abgehärtet gegen alles und jeden. Mein Beruf brachte das so mit sich, da war Sensitivität fehl am Platz.
Einige Personen kamen herein.
Die braunen Gewänder verdeckten ihre Gesichter, doch ich wusste, wer sich unter ihnen verbarg. Unter jedem einzelnen. Alle waren mir persönlich bekannt, mit manchen arbeitete ich sogar zusammen.
Die Personen stellten sich mir gegenüber in einen Halbkreis. Ihre Fußspitzen waren sorgfältig den Zeichen am Boden angepasst.
Sie haben es schon oft getan, dachte ich.
Mein Herzschlag erhöhte sich – nicht unbedingt wegen dem gleich Folgenden – sondern eher wegen dem danach Kommenden.
Der Plan stand. Seit Jahren wurde ich auf sein Gelingen hin trainiert, abgerichtet, immer das richtige zu sagen – ja, sogar zu denken.
Nur einmal erlitten wir einen Rückschlag, doch das war vor meiner Zeit. Wäre ich bereits dort gewesen, hätte es eventuell ein anderes Ende genommen.
Eine weitere Person betrat den Raum. Sie stand noch in der Tür, hinter mir.
Die Regeln waren streng. Ich durfte auf die Personen vor mir im Halbkreis schauen, aber den Blick nicht zur Seite richten.
Trotzdem war mir der Mensch hinter meinem Rücken bekannt. Sehr sogar.
Dessen Schatten wurde auf das mit Kreide gezeichnete Bild auf dem Holzboden geworfen.
Wie oft ich hier gewesen war!
Zur Besprechung des Planes. Nichts durfte schief gehen und das würde es gleich auch nicht. In wenigen Momenten war ein erfolgreicher Ausgang so gut wie garantiert.
Der Schatten wurde größer, schließlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, welche mich sanft zu Boden drückte. Ich kniete mich nieder, was aufgrund meines braunen Gewands nicht allzu leicht war.
Nun ist es soweit, dachte ich aufgeregt.
Die Kerzen flackerten, mein Atem wurde flacher. Der Halbkreis begann leise damit, uralte Formeln zu beschwören.
Heiß und kalt zugleich durchfuhr es mich, als der Mensch hinter mir langsam mein Gewand auszog.
Wie oft hatte die Person das getan! Wie so oft hatte ich danach mit ihr geschlafen. Es war keine Liebe im Spiel, nur Macht und pures Verlangen. Es war leidenschaftlich, ja, aber Gefühle hatte ich für eine andere Person. Trotzdem ließ ich es mit mir machen und durfte es ab und zu auch selbst. Andere wären vielleicht davon angewidert gewesen, aber es war nun mal meine gegenwärtige Situation. Die körperliche Zuneigung tat mir gut. Es hatte zwar nicht wirklich etwas mit dem Plan zu tun, aber mir nutzte es unheimlich viel und meinem Gegenüber auch.
Meine Gedanken an die andere Person, deren meine wahren Gefühle galten, blendete ich jedes Mal aus. Es funktionierte gut und mit ihr trieb ich es danach genau so. Nie würde ich mir anmaßen zu beurteilen wer mich am meisten befriedigte. Es hielt sich stets die Waage, trotz großer Unterschiede der einzelnen Persönlichkeiten.
Während die eine immer mächtiger wurde und den Plan eines großen Ganzen verfolgte, war die andere völlig ahnungslos, aber sexuell anziehend und übte eine starke Faszination auf mich aus.
Zu der einen Hand gesellte sich ihr Gegenstück. Langsam begannen sie meine Schulter zu massieren. Wieder stieg dieses prickelnde Gefühl in mir auf, welches ich jedes Mal in der Gegenwart der Person spürte. Vorsichtig, fast zaghaft, glitten die Hände meinen Rücken hinunter zu meinem Gesäß.
Hier vor allen anderen werden wir es nicht tun, war mein Gedanke. Noch nicht.
Doch wenn es dazu gekommen wäre, hätte ich nicht Nein gesagt.
Die Hände fuhren sanft zurück zu meinen Schultern.
Ob die Menschen vor uns, in den braunen Gewändern, es auch so erfahren hatten?, überlegte ich.
Mein Körper wurde losgelassen. Ich schloss meine Augen.
Ein kalter Gegenstand wurde auf meine rechte Schulter gelegt. Ich wagte einen kurzen Blick: Die Köpfe der Personen im Halbkreis hoben sich.
Sie warten auf dein Zeichen, los gib´ es ihnen.
Dann wurden die Stimmen lauter. Es gab kein Zurück.
Die Temperatur des Gegenstands passte sich gemächlich meiner Körpertemperatur an. Behutsam schnitt die Person hinter mir in meine Haut.
Ja!, rief ich voller Ekstase in mich hinein.
Mein warmes Blut lief meinen Rücken entlang, während der Dolch in aller Ruhe zu meiner linken Schulter gezogen wurde. Immer darauf bedacht, die Klinge nicht abzusetzen. Dann wäre es nicht vollständig gewesen. Wie ein Geschlechtsakt, an dem nur einer seinen Spaß hatte. Ich wollte es aber richtig durchführen und der Mensch hinter mir wollte dies auch.
Immer mehr Blut floss meinen Rücken entlang. Ich stöhnte in meinem Inneren vor Erregung.
Dann verstummten die Stimmen vor uns. Der Halbkreis löste sich auf und schritt geordnet hinter mir. Die Personen setzten sich in eine Reihe, während die eine mit dem Dolch in der Hand sich vor mich stellte. Diese Position hatte ich oft inne, natürlich sonst ohne die Waffe.
Ich sah in die Augen meines Gegenübers, welches den Dolch mit der Spitze auf meinen Mund richtete. Es war nicht viel Blut, welches an ihm klebte. Zu tief durfte der Schnitt nicht sein, um im Alltag nicht aufzufallen.
Meine Zunge leckte vorsichtig das Blut ab. An meinem Rücken machten sich die anderen Personen zu schaffen. Sie teilten sich mein Blut, jeder bekam etwas davon.
Danach kniete sich mein Gegenüber vor mich und ich küsste es – zum Teil aus Dank, zum Teil aus Lust.
Nun war ich aufgenommen und musste die Regeln befolgen.