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Kapitel 3: Eifersucht
ОглавлениеIch begleitete John und Nick zur Tür, dann zog ich mir eine graue Old – School – Jacke an und ging zu Fuß zur Videothek. Nach einer halben Stunde kam ich an.
Als ich die Tür öffnete, traute ich meinen Augen kaum: Noah saß auf der Leihtheke und Jacob massierte ihm dahinter den Rücken. Nachdem sich unsere Blicke trafen, ließ Jacob mit einem Grinsen von meinem Mann ab.
„Was ist denn hier los?“ fragte ich leicht aufgebracht.
„Mir ist vorhin etwas schwindelig geworden. Jacob war so freundlich, mich zu massieren.“
„Das regt die Durchblutung an, außerdem ist dein Mann ziemlich verspannt.“
„Aha“ sagte ich und malte mir aus, wie Jacob wohl Noah´s Verspannungen lösen wollte.
„Jake, komm´ her.“
Mein Mann gab mir einen Kuss, den ich nicht wirklich erwiderte.
Ich vertraute ihm, aber ich war eifersüchtig, schließlich arbeiteten die beiden den ganzen Tag zusammen und ich kannte die Aushilfe noch nicht wirklich. Klar, er war der Sohn des Bürgermeisters – aber was sagte das schon über einen aus?
„Nick war übrigens vorhin hier. Er wollte John mit einem neuen Film überraschen.“
Wenigstens ist bei denen alles in Ordnung, war mein seufzender Gedanke.
Ich sah zu Jacob. Unsere Blicke trafen sich. Er lächelte mich an und ging dann ins Hinterzimmer. Mit dem heutigen Tag stand fest, dass wir keine Freunde mehr in diesem Leben werden würden.
Am Abend war es soweit: Noah machte sich zurecht, um mit Jacob Essen zu gehen. Er sah verdammt heiß aus in seinem schwarzen Hemd und der figurbetonten Hose, auch er ließ mich seine Lust spüren. Aber ich drückte ihn von mir.
„Du kommst sonst zu spät.“
Es war eine lahme Ausrede, aber ich hatte keine Lust mit meinem Mann zu schlafen – kurz vor einem Essen mit Jacob.
„Wo geht ihr eigentlich hin?“ fragte ich ihn.
Vielleicht würde ich mal zufällig vorbeischauen.
„In der Nähe des Seniorenheims hat ein neues Restaurant eröffnet. The Cryptal´s Food – oder so ähnlich.“
„In der Nähe des Seniorenheims?“ wiederholte ich ungläubig. „Das liegt am anderen Ende der Stadt! Wieso geht ihr nicht ins Café?“
„Weil Jacob mich dorthin eingeladen hat“ antwortete Noah gelassen.
Das Seniorenheim lag in der Nähe des Highways. Ich konnte mir vorstellen, weshalb Jacob ihn bis ans Ende der Stadt einlud, nur um sich für die Einstellung in der Videothek zu bedanken.
Draußen hupte es zweimal.
„Ich muss los. Ich liebe dich, Jake.“
„Er hat ein Auto?“ fragte ich irritiert.
„Ja, was ist so schlimm daran? Er wird schon vorsichtig fahren.“
Mein Mann gab mir einen Kuss und lief die Tür heraus. Ich vermied es aus dem Fenster zu sehen, stattdessen rief ich Brenda an.
Zum Glück hatte sie Zeit. Sie ließ sofort alles liegen und kam mit dem Bus, da sie etwas entfernt wohnte. Mein Elternhaus hatte ich aufgegeben, nachdem ich geheiratet hatte. Brenda musste damals meistens dreimal umsteigen, wenn sie zu mir kam. Noah´s Haus war da mit zweimal umsteigen näher.
Es klingelte.
Ich öffnete die Tür, Brenda hielt eine große Tafel Schokolade vor ihr Gesicht.
„Die Seelentröster sind da“ sagte sie.
„Danke, dass du gekommen bist. Jetzt alleine hier zu sitzen, halte ich vermutlich nicht aus.“
„Kein Problem. Mache ich gerne. Wo sind die beiden Schurken?“
„Am Ende der Stadt“, antwortete ich, „in einem neueröffneten Restaurant. The Cryptal´s Food.“ „Davon habe ich gehört, das soll toll sein.“
Na prima!
„Ich habe die beiden heute morgen erwischt. Was meinst du, wie Jacob ihn angehimmelt hat! Du weißt, dass ich normalerweise nicht so eifersüchtig bin, aber diese Aushilfe hat irgendetwas an sich...“
„Denkst du, er ist besser im Bett als du?“ fragte Brenda forsch.
„Quatsch! Aber er sieht gut aus und ich weiß nicht ob Noah... ob er... sich von ihm einwickeln lässt.“
„Wieso sollte er das tun?“
„Ich weiß es nicht, vielleicht, um sich die Videothek unter den Nagel zu reißen.“
Brenda sah mich schief an. Ich dachte über das Gesagte nach, dann prusteten wir los.
„Okay, auf die Videothek wird er es nicht abgesehen haben, aber vielleicht auf ihn. Ich habe sogar schon überlegt zum Restaurant zu gehen – rein zufällig – um mich dort zu vergewissern, dass es Noah gut geht.“
„Du meinst, dass er nicht fremdgeht?“
So konnte man es auch ausdrücken. Ich hasste mich für den Gedanken, aber schließlich fuhren Brenda und ich zu diesem Restaurant. Das Taxi zahlte ich, denn im Friseursalon verdiente meine Freundin nicht sehr viel.
In der 52. Straße war es ruhig. Die weiße Fassade des Cryptal´s Food wurde grün beleuchtet. Das Gebäude war groß und mehrstöckig. Wir gingen zu den riesigen Fenstern.
Das Restaurant war gut besucht, schnell entdeckte ich meinen Freund. Sie schienen sich sehr zu amüsieren – Jacob und er lachten unentwegt.
„Ich habe genug gesehen, lass´ uns verschwinden“ sagte ich etwas deprimiert.
Wieder zuhause angekommen, reichte mir Brenda die mitgebrachte Schokolade.
„Oh, ja! Heute achte ich mal nicht auf die Kalorien!“
Ich riss die Verpackung auf und biss ein großes Stück ab.
„Hey, lass´ mir auch etwas über“ lächelte Brenda.
Ich teilte die Tafel in zwei Hälften und gab ihr eine.
„Sie haben sich nett unterhalten, mehr ist nicht passiert, Jake.“
„Ich weiß, aber ich vertraue diesem Jacob nicht. Ich kann ihn nicht leiden.“
„Das musst du auch nicht, man kann nicht jeden Menschen mögen.“
Meine beste Freundin schlang die Schokolade herunter.
„Liegt dir auch was auf der Seele?“ fragte ich.
„Nein, aber diese Marke liebe ich!“
Trotz meiner miesen Stimmung lachte ich laut auf.
„Geht es deinem Rücken besser?“ fragte ich meinen Mann am frühen Morgen.
„Ja, Jacob´s Massage hat richtig gut getan. Nur weiß ich nicht, was den Schwindel ausgelöst hat.“
„Du hast bestimmt zu wenig getrunken“ vermutete ich. „Wie war der Abend?“
„Schön! Das Restaurant ist richtig gut. Da müssen wir auch mal hin.“
Ich senkte den Kopf.
„Hast du etwas?“
„Nein, alles okay“ log ich.
Vor meinen Augen blitzte die Szene im Restaurant auf, wie die beiden sich amüsiert hatten.
„Schatz? Ich habe Lust auf dich“ sprach Noah.
Doch ich konnte jetzt nicht.
„Du, ich habe Kopfschmerzen. Vielleicht später.“
Er sah mir kurz tief in die Augen, dann legte er sich zu mir und streichelte meinen Arm. Ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, aber ich dachte dauernd daran, dass sich Jacob und Noah später auf der Arbeit wiedersehen würden. Zudem hatte ich ihm zugesagt, ihnen bei der neuen Warenlieferung behilflich zu sein.