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Kapitel 9
ОглавлениеDen Rest des Morgens saß Beau nicht neben Rory und starrte ihn an. Er holte ihre Wäsche aus der Reinigung und hängte Rorys Cargohose und sein Button-Down-Hemd neben seinen eigenen Anzügen in den Schrank. Anschließend führte ein sehr höfliches Telefonat mit seinem Makler in Minnesota und füllte dann einige Formulare aus, um sie zu scannen und zurückzusenden. Er erledigte Onlineeinkäufe und markierte viele Dinge, kaufte sie jedoch nicht. Er hatte schon das Haus aussuchen müssen, ohne nach Rorys Meinung zu fragen, da wollte er keine weiteren Entscheidungen für ihn treffen, wenn es auch anders ging. So konnte er nur jeweils vielleicht zehn Minuten von jeder halben Stunde neben ihm sitzen und sein schlafendes Gesicht beobachten.
Er sah schon besser aus: Die richtige Flüssigkeitszufuhr und das Essen, das Beau bisher in ihn hineinbekommen hatte, zeigten Wirkung. Sein Gesicht sah viel weniger hager aus und der gefährliche Anfall von Gelbsucht war kaum noch zu erkennen. Die heftigen Verbrennungen an seinem Hals begannen sich zu verändern, die Blasen verschwanden und das Rot verblasste zu Rosa. Seine Augen waren ebenfalls nicht mehr so farblos, und wann immer er Beau während der Stunde, die er wach gewesen war, angesehen hatte, schien er sich ohne Anstrengung konzentrieren und ihn wirklich sehen zu können.
Beau wusste, dass das – objektiv gesehen – nicht viel war, verglichen mit der Weise, wie Werwölfe normalerweise heilten. Trotzdem war es genug, um ihn sicher sein zu lassen, dass Rory lediglich genug Zeit brauchte, Zeit, Sicherheit und den Verzicht auf die Beruhigungsmittel, um gesund zu werden.
Ihm fiel Rorys herzzerreißendes Flehen, als er das letzte Mal aufgewacht zu sein schien, wieder ein. Ich brauche meine Medizin. Ich kann normal sein. Als Beau ihm das erste Mal erzählt hatte, wie gefährlich die Beruhigungsmittel waren, an dem Tag, als sie sich kennenlernten, hatte er gesagt: Die Hebamme sagte, ich sei zu jung, als meine Mutter danach gefragt hat.
Er war in einem Krankenhaus geboren worden, in einer mittelgroßen Stadt in der Nähe von Milwaukee. Nicht gerade Rudelgebiet – und Beau hatte nie von einem Omega gehört, der in einem Krankenhaus entbunden hatte. Ihre Anatomie war den menschlichen Ärzten zu fremd.
Rorys Mutter war also kein Omega. Aber Rory war einer. Das Einzige, was für Beau in dieser Hinsicht Sinn ergab, war, dass Rory gebissen worden war und sich bei seiner Verwandlung als Omega manifestiert hatte. Das war selten, aber Beau war sich ziemlich sicher, dass er davon schon gehört hatte.
Kein Wunder, dass Rory Beruhigungsmittel wollte; kein Wunder, dass er normal sein wollte. Nach Hause gehen zu einem Leben, zu dem er niemals zurückkehren konnte. Er wollte menschlich sein, ein menschliches Leben leben.
Beau wollte ihm helfen, wenigstens so nahe an die Erfüllung dieses Wunsches heranzukommen, wie er konnte, in welcher Zeit auch immer, bevor Rory beschloss, ihn zu verlassen. Denn wenn Rory kein Omega sein wollte, würde er definitiv nicht mit einem Alpha verheiratet bleiben. Beaus Gegenwart tröstete ihn vielleicht auf einigen widerwilligen, instinktiven Ebenen, aber das konnte nicht sein, was Rory wirklich wollte.
Es war gut, das jetzt schon zu wissen, sagte Beau sich. Er durfte es nur nicht vergessen. Er musste nur dem Drang widerstehen, sich neben ihn zu setzen und zu beobachten, wie das Sonnenlicht über die scharfen Züge von Rorys Gesicht wanderte, sich zu erinnern, dass er heute Morgen mit seinem Omega in den Armen aufgewacht war, der noch süß und friedlich schlief. Für diesen einen Moment hatte er sich Zuhause gefühlt, dass er alles hatte, was er je brauchte. Für diesen einen Moment war er nicht allein.
Das war reiner Instinkt, wiederholte er für sich selbst, und sah sich um, was es noch zu tun gab, während Rory schlief. Für Werwölfe bedeutete Instinkt eine Menge – was aber nicht hieß, dass es jemals genug für jemanden war, der kein Omega sein wollte. Beau musste nur seine eigenen Instinkte unter Kontrolle halten, für Rorys Sicherheit sorgen und ihn gehen lassen, wenn es so weit war.
***
Schlagartig wachte Rory auf, als Beau seinen Namen sagte, stemmte sich auf einen Ellbogen und sah sich um.
Beau versuchte, sein Lächeln nur freundlich zu halten und nicht die Hand nach ihm auszustrecken. „Mittagessen, wie ich sagte. Möchtest du Hühnersuppe? Oder ein Sandwich?“
Rory blinzelte einige Male und fuhr sich schließlich mit der Hand über die Augen. „Ich, äh, Suppe, bitte? Ich kann …“
„Lass dir Zeit“, sagte Beau und ging zum Kühlschrank, um die gekühlte Suppe in einen Kochtopf zu schütten.
Rory stattete dem Bad einen Besuch ab, anschließend setzte er sich auf die Kante eines Stuhls am Küchentisch. Die Suppe musste eigentlich nicht überwacht werden, doch Beau stand am Herd und beobachtete, wie Klumpen erstarrten Fetts in der Brühe schmolzen.
„Als ich ein kleines Kind war“, sagte Rory, dann brach er ab.
Beau starrte weiter in die Suppe, erinnerte sich an die Abstriche, die er früher machen musste, und wie verschieden Rorys Kindheit von seiner eigenen gewesen sein musste. Er gab ein kleines, ermutigendes Geräusch von sich, sah ihn dabei jedoch nicht direkt an, sondern gab ihm den Raum zu entscheiden, ob er reden wollte oder nicht.
Rory zappelte für ein paar Sekunden am Rand von Beaus Sichtfeld herum, dann fuhr er fort. „Als ich sechs oder sieben war, kam ich eines Tages von der Schule heim und fragte meine Mutter, warum wir keine Mikrowelle haben. Jeder hatte eine Mikrowelle, sie waren so schnell. Warum musste sie das Essen auf dem Herd warm machen?“
Beau starrte in die Suppe und bemühte sich, sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Das klang wie …
„Sie versuchte es mir zu erklären, aber ich war stur und schrie, wie unfair das sei, und ich brachte damit auch meine Schwester zum Schreien. Nach einer Weile setzte sie uns beide ins Auto und fuhr mit uns zur Tankstelle. Die hatte eine dieser Mikrowellen für Lebensmittelläden, weißt du?“
Beau zog eine Grimasse und nickte. Er wusste, wie diese Geschichte enden musste, und fragte sich, wie er alles so falsch hatte verstehen können.
„Meine Mutter schaltete sie auf eine Minute und sagte uns, wenn wir beide bei der Mikrowelle stehen bleiben können, ohne die Hände von den Seiten zu nehmen, bis sie fertig ist, können wir direkt zum nächsten Geschäft fahren und eine kaufen.“ Am Rand von Beaus Sichtfeld schüttelte Rory seinen glänzenden Kopf und verzog die Lippen zu einem winzigen Lächeln. „Ich hielt acht Sekunden aus, dann hielt ich mir die Ohren zu. Georgie – sie ist ein Jahr älter als ich und hat immer auf mich aufgepasst – packte meinen Arm und zerrte mich mit ihr nach draußen, meine Mutter war eine halbe Sekunde hinter uns.“
Das spezielle Fingernägel-auf-Schultafel-Kreischen einer Mikrowelle war ebenso ein Gefühl wie ein Geräusch, unhörbar für Menschen, soweit Beau das beurteilen konnte, selbst Hunde schienen sich daran nicht zu stören. Beau hatte mehr als nur einmal bis spät in die Nacht mit Lauren und Adam und den anderen darüber diskutiert, was zur Hölle es tatsächlich war. Das war eine weitere Frage, die irgendwer eines Tages erforschen musste. Können Werwölfe Mikrowellenstrahlung selbst hören oder fühlen, und wenn ja, wie? Um das zu erforschen, müsste man natürlich Werwölfe dazu bringen, sich dem quälenden Geräusch/Gefühl einer Mikrowelle auszusetzen. Aber wahrscheinlich würde es Probleme mit der Ethikkommission geben, noch bevor jemand versuchte, Probanden zu rekrutieren.
„Also du, äh …“ Es war offensichtlich, dass er nicht gebissen worden war, dass seine Mutter und seine Schwester ebenfalls Werwölfe waren. Beau wagte es nicht, in dem Ersten, was Rory freiwillig über seine Vergangenheit erzählt hatte, herumzustochern. „Du bist also nicht in einem Rudel aufgewachsen?“
Rory schüttelte den Kopf. „Ich bin in einem Vorort aufgewachsen. Oder, na ja, Waukesha, das ist eine Art eigene Stadt. Aber ja, mein …“
Beau erinnerte sich an das leise, verlorene Flüstern. Ich will meinen Vater.
„Meine Mutter verließ ihr Rudel, als sie heiratete, und so bekam sie uns alle in einem Krankenhaus“, sagte Rory. „Mein V… ihr Ehemann war menschlich. Meine Schwester und ich sind beide geborene Wölfe, aber unser kleiner Bruder wurde als Mensch geboren.“
Beau konnte nicht anders, als nun doch zu Rory zu sehen. Wenn sein Vater ein Mensch war und seine Mutter kein Omega …
Aber das hatte er nicht gesagt. Er hatte sich korrigiert, als er es beinahe gesagt hätte. Weil der Mann, mit dem er aufgewachsen war, nicht sein Vater sein konnte, biologisch gesehen. Nicht wenn er menschlich und Rory doch ein Omega war.
Rory warf ihm einen Blick zu, nickte langsam, dann senkte er die Augen wieder. „Ich hatte keine Ahnung, bis ich mich mit dreizehn während Vollmondnächten seltsam gefühlt habe. Da waren wir gerade in der Offenbarung. Die Leute fingen an, wirklich zu wissen, dass wir existierten. Ein Kind, das die ersten Hitzen hatte …“
Er hatte seine Familie außer Gefahr bringen müssen, seine Mutter und Schwester, seinen offensichtlichen Nicht-Vater, seinen kleinen Bruder. Alleine unter Menschen leben, die jetzt wussten, dass es Werwölfe gab, in diesen frühen Tagen, als die Vorstellung regierte, dass Werwölfe eine Bedrohung darstellten, die darauf wartete, wie Schläferzellen in Aktion zu treten. Es war nicht einmal definitiv illegal, sie wie Monster zu töten … Sie waren weitaus gefährdeter als ein ganzes Rudel, das zusammenlebte, und Beau wusste ganz genau, wie sehr die Gefahr der Entlarvung die traditionellen Rudel belastet hatte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Rory der lebende Beweis dafür war, dass seine Mutter ihren Ehemann betrogen haben musste – aufgedeckt mehr als dreizehn Jahre nach dem Vorfall.
„Meine Mutter hat mich fortgeschickt, um mit ihrem Rudel zu leben, in dem sie aufgewachsen war, weit im Norden“, sagte Rory. „Ich, äh … ich war mit der Highschool noch nicht fertig, als ich einen zehn Jahre älteren Alpha kennenlernte, der mir sagte, dass wir wie Menschen in der Stadt leben können, und ich war so ein idiotisches Kind, also …“
Beau sah in den Topf. Die Suppe sprudelte mittlerweile. Er rührte sie um.
„Ich bin in einem großen Rudel aufgewachsen“, erzählte Beau. „Aber … seltsamerweise hat dort niemand meine Ambitionen unterstützt, also bin ich gegangen, sobald ich achtzehn war, bevor man mich verjagte. Ich verließ den Staat, änderte meinen Namen. Seitdem habe ich kein Wort mehr von ihnen gehört.“
Rory starrte ihn an und sah merkwürdig fassungslos aus. „Also bist du … ich meine, offensichtlich willst du jetzt Beau genannt werden, aber ist das …“
Rorys Spitzname aus Kindertagen war wertvoll für ihn, er mochte den Gedanken eindeutig nicht, dass Beau seiner vorenthalten wurde.
Beau schüttelte den Kopf. „Ich wurde immer Beau gerufen, also ist es in Ordnung. Es war ein Spitzname, als ich ein Kind war, abgeleitet vom Mittelteil meines Namens. John Beaumont. Mein Dad war schon Johnny und sein Vater war Jack. Die Alphas des Rudels, solange ich mich erinnern kann. Niemand konnte sich je erinnern, seinen Vater etwas anderes als Alpha zu genannt zu haben, oder Sir. Und so haben sie mich immer Beau genannt. Es machte keinen Unterschied, es zu ändern, außer dass ich ihren Namen losgeworden bin.“
Er hörte, wie Rory seine Hände über die Schenkel der Jeans rieb, die er trug. Beaus Großtante hatte sie für ihn während seines letzten Jahres auf der Highschool gemacht, als er bereits die Entscheidung, das Rudel zu verlassen, gefällt hatte, und im Rudel gerade noch geduldet wurde, weil er sich auf keine Kämpfe einließ und sich bestrafen ließ.
Er hatte diese Jeans behalten, selbst als er noch fünfzehn Zentimeter größer geworden war und sechzig Pfund zugenommen hatte, weil sie nach Zuhause roch, nach Rudel, und die bekannten Schutzzauber eingestickt waren.
Wenn jemand seine Darstellung von Gleichgültigkeit Bullshit nennen konnte, war es Rory, doch Rory schwieg. Er strich nur mit den Händen gegen Beaus, als Beau die Schüssel mit der erhitzten Suppe abstellte.
Als Beau in die Grundschule ging, war er einmal nach Hause gekommen und hatte seine Mutter gefragt, warum es nirgendwo im Rudelgebiet Mikrowellen gab. Er hatte von einem Klassenkameraden davon gehört, und erfahren, dass sie so viel schneller waren. Sie hatte ihm den Grund nicht gezeigt, sie hatte ihm nur gesagt: Manchmal ist es besser, Dinge langsam zu machen.
Jahre später, als er sechzehn war und sie ihm sagten, er solle geduldig sein, um die Dinge sich entfalten zu lassen, hasste er diesen Rat mehr als alles andere, was ihm jemand aus dem Rudel sagte. Aber jetzt, als er am Tisch saß und zusah, wie Rory mit kleinen, vorsichtigen Bissen aß, dachte er, dass seine Mutter vielleicht doch recht gehabt hatte.
***
Nach dem Mittagessen erledigte Rory erneut den Abwasch und schaffte ihn diesmal komplett. Als er fertig war, sah er müde aus, aber triumphierte, und hatte immer noch ein wenig Farbe im Gesicht.
Beau grinste und winkte ihn zurück auf den Stuhl am Tisch. „Hier, ich habe etwas für dich. Ich wollte dir das schon früher geben, aber du bist ziemlich heftig zusammengebrochen.“
Rorys Herz legte einen Spurt ein, seine Haltung richtete sich auf, und ein eifriger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, trotzdem gab es noch etwas in ihm, das auf Ärger gefasst war.
Beau machte sich ein geistiges Bild von dem, was Rory nicht über die fehlenden Jahre zwischen Highschool und jetzt erzählt hatte, diesen älteren Alpha, der ihn von den Füßen und direkt in eine Abwärtsspirale gerissen hatte.
Geschenke konnten gefährlich sein. Beau war sehr froh, dass er es nicht eingewickelt oder sogar zurück in die Schachtel gelegt hatte.
Er zog den Stecker aus dem neuen Telefon, das größte, das noch ein Telefon und kein Tablet war, der Bildschirmzoom war bereits voll hochgedreht und alle Eingabehilfen aktiviert, und brachte es ihm, ohne darum einen Wirbel zu machen. „Ich wusste nicht, welche Art Hülle dir gefällt – meine sind immer ziemlich langweilig – aber wir können jederzeit eine besorgen.“
Er legte das bereits geladene Telefon in Rorys Hände.
Rory blinzelte es einen Moment an und sagte dann: „Das ist. Danke, ich … ich werde …“
„Hey, kein Grund, mir zu danken.“ Beau ging in die Hocke, um in Rorys Gesicht aufsehen zu können und ihn nicht zu überragen. „Und wenn du den Bildschirm immer noch nicht gut lesen kannst, kannst du die Sprachbefehle verwenden oder ich kann …“
Rory wischte bereits vorsichtig über den Screen und Beau hielt den Mund und ließ ihn einfach machen. Er hielt bei einem Bildschirm mit nur zwei Icons darauf an, die jeweils fast ein Sechstel des Screens einnahmen.
„Das ist Susan“, sagte Rory, nachdem er eine Sekunde lang auf den Bildschirm gestarrt hatte. „Und das bist du.“
„Ja.“ Beau holte sein eigenes Handy heraus und wedelte damit herum. „Ich habe jedes Mal ein Beweisfoto geschickt, dass du noch lebst, wenn Susan eines wollte. Aber jetzt kannst du das übernehmen, wenn du dazu bereit bist. Sie möchte wirklich mit dir reden und sicherstellen, dass alles in Ordnung ist. Ich kann spazieren gehen, wenn du etwas Privatsphäre brauchst.“
Rory schüttelte den Kopf, ohne von dem Handy aufzusehen. Er blinzelte schnell, aber Beau sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Könntest du … ich glaube nicht, dass ich … nicht gerade jetzt?“
„Okay“, erwiderte Beau leise und legte eine Hand auf Rorys Knie. „Ist schon gut. Wenn du bereit bist, möchte sie wirklich gern deine Stimme hören. Aber du kannst dein Telefon verwenden, wie immer du möchtest. Du kannst dein eigenes Passwort eingeben, jemanden anrufen, irgendwas runterladen. Es gehört dir. Nur dir.“
Rorys Kiefer spannte sich an – hatte er das zuvor schon gehört oder wollte er Beaus Beschwichtigungen nicht hören, nicht wissen, was er dachte? – aber nach einem Augenblick schluckte er und sagte: „Danke, Beau.“
„Kein Problem.“ Beau drückte sein Knie. „Nun, das kommt jetzt wahrscheinlich ziemlich plötzlich, wir haben vorher nicht so viel darüber gesprochen, aber … erinnerst du dich, dass ich bald ein Aufenthaltsprogramm anfange? In Minnesota?“
Rory blinzelte auf das Handy hinunter, sein Griff darum wurde fester, dann holte er tief Luft, hob den Kopf und sah Beau an, während er nickte. „Dann ziehen wir um?“ Er schaute sich um, sein Blick wanderte über die Kartons, ehe er wieder zu Beau sah. „Heute?“
Beau stieß den Atem aus und verbot sich daran zu denken, wie viele plötzliche und chaotische Adressenwechsel Rory in den Jahren hinter sich hatte, in denen Beau sich in seinem kleinen Apartment verkrochen hatte.
„Nein, nicht so plötzlich. Wir haben noch ein paar Tage. Mein Mietvertrag läuft bis Ende des Monats, aber ich wäre gerne früher umgezogen, damit wir noch Zeit haben, uns einzugewöhnen, bevor das Programm beginnt. Auf diese Weise wären wir vor dem leeren Mond dort. Aber die neue Wohnung ist viel größer und wir werden mehr Möbel brauchen. Ich möchte jetzt schon anfangen, die Sachen zu bestellen, damit sie geliefert werden, sobald wir dort sind. Würdest du mir helfen, die Sachen auszusuchen?“
Rory runzelte die Stirn. „Ich bin nicht … Ich kann nicht …“
„Es geht hauptsächlich um die Farben und so Zeug“, meinte Beau und drückte Rorys Knie erneut. „Ich hole meinen Laptop, wir können uns auf das Bett setzen und uns alles ansehen, okay?“
Rory nickte, er wusste offensichtlich nicht, was er sagen sollte, und Beau fragte sich, ob er das alles nicht doch hätte erledigen sollen, während Rory geschlafen hatte, und ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Aber Rory stand auf, nachdem Beau aufgestanden war, und folgte ihm zum Bett hinüber.
Nach ein wenig Überredung verriet er eine Vorliebe für satte Juwelenfarben und tiefe, weiche Polster; sobald sie einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten, ließ Beau ihn sogar noch ein paar Klamotten und eine Telefonhülle aussuchen. Seine Herzfrequenz verlangsamte sich schließlich zu etwas wie Ruhe, als er sich an Beaus Seite kuschelte und Beau leicht einen Arm um ihn legte, und dachte, dass er letzten Endes vielleicht doch die richtige Entscheidung getroffen hatte.