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Kapitel 10

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Rory schlief festgeklemmt unter Beaus Arm ein und erwachte ausgestreckt und allein im Bett, allein im Raum. Er setzte sich auf und sah sich um, streckte seine Sinne aus und fand dennoch den vertrauten Herzschlag seines Alphas nicht.

Dafür fand er irgendwie einen zusammengelegten Karton, der zwischen dem Fußende des Bettes und der Rückseite des Bücherregals abgestützt war. In dicken roten Buchstaben, fast dreißig Zentimeter hoch, stand dort:

BIN BALD ZURÜCK

BEAU

Als wenn irgendwer sonst diese Nachricht für ihn hinterlassen hätte oder wollte. Trotzdem rutschte Rory zum Ende des Bettes, fuhr mit den Fingern über die Buchstaben, die er beinahe ohne Problem lesen konnte. Der Versuch seines Alphas, ihn zu beruhigen.

Die Bewegung machte ihn auf den scharfen Umriss in der Tasche seiner neuen Jeans aufmerksam – sein Telefon, größer als eine seiner Hände. Seines, darauf hatte Beau bestanden. Seins zum Benutzen, seins zum Sperren. Seins, um jeden anzurufen, den er wollte. Er zog es heraus und berührte den Screen, der sich ohne Passwortabfrage für ihn öffnete.

Vielleicht sollte er Beau fragen, wie er eines einrichtete, oder … vielleicht auch nicht.

Jetzt allerdings öffnete sich der Bildschirm mit den beiden Fotos: Beau und Susan.

Rory leckte sich die Lippen und dachte darüber nach, Beau anzurufen, nur um nachzufragen, wo er war und wie lange es dauerte, bis er zurückkam.

Die vertraute elende Rechnung ging sofort los. Durfte er anrufen? Oder durfte er nicht anrufen, weil Beau ihm ja eine Nachricht hinterlassen hatte? Wenn er anrief, würde Beau ihm die Wahrheit sagen, wie lange er fort sein würde, oder eher zurückkommen, um ihn zu überraschen? Oder später heimkommen, damit Rory auf ihn wartete?

Er konnte die Angst davor bereits in sich aufsteigen spüren – die Erwartung, bei etwas erwischt zu werden, was er nicht tun durfte, obwohl er keine Ahnung hatte, was er tun oder nicht tun durfte. Die Angst, dass Beau nicht zurückkam oder Freunde mitbrachte oder vor ihm mit einem hübscheren Omega flirtete oder …

Rory schüttelte den Kopf, schob die ganzen Gedanken beiseite und schaute wieder auf den Bildschirm. Mit zitternden Fingern tippte er auf Susans Bild.

Das Telefon klingelte zweimal, dann hörte er Susans Stimme in seinem Ohr, beinahe so klar, als wäre sie mit ihm hier im Zimmer. „Hallo? Sind Sie das, Mr. Lea?“

Rorys Kehle war fast zu eng zum Sprechen, und dann brachte er heraus: „Ja. Ich glaube, ich habe meinen Namen nicht geändert.“

Susan gab ein sanftes kleines Geräusch von sich, und Rory rollte sich auf dem Laken am Fußende des Bettes zusammen, versteckt in der Ecke zwischen Wand und Bücherregal und Beaus riesiger Kartonnachricht. Er hielt das Handy fest an sein Ohr gepresst und zog die Decke über seinen Kopf und die Schultern, versteckte sich mit dem Klang einer vertrauten freundlichen Stimme.

„Beau sagte, Sie … Sie wollten, dass ich Sie anrufe“, fügte Rory zögerlich an.

„Nun, ich hatte gesagt, wir werden in Kontakt bleiben“, sagte Susan lebhaft. „Ich kann nicht sicher sein, dass Ihr Alpha Sie ordentlich behandelt, wenn ich nicht mit Ihnen spreche, nicht wahr? Ist er da?“

Die letzte Frage stellte sie in dem gleichen leichtfertigen Tonfall, in dem sie den Rest gesagt hatte, aber Rory wusste, was sie damit meinte. Hört er zu? Können Sie frei reden?

„Er ist ausgegangen“, sagte Rory. „Ich habe geschlafen, aber er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Er hat sie wirklich groß geschrieben, damit ich sie lesen konnte. Es stand nur Bin bald zurück drauf, aber er … er hat sie für mich geschrieben. Damit ich Bescheid weiß.“

Rory biss sich auf die Lippe, nachdem er fertig war. Es war wirklich keine große Sache, vielleicht verstand Susan nicht, was sie bedeutete, oder wie es sich anfühlte, oder warum es wichtig war.

„Klingt, als wollte er nicht, dass Sie sich Sorgen machen“, erwiderte Susan sanft. „Das wirkt sehr freundlich.“

Rory nickte gegen die Matratze. „Ich weiß, es sind erst ein paar Tage und davon habe ich die meiste Zeit verschlafen, aber er ist … er ist immer … freundlich.“

Nicht nur nett – nicht höflich und kurzfristig gute Manieren zeigend, so kurzfristig wie eine blinkende Neonleuchtreklame, um erkennen zu lassen, was er aus Rory herauszuholen versuchte. Nettigkeit brachte immer die Gefahr mit sich, dass die Nettigkeit endete und die scharfen Zähne enthüllt wurden, die sie nur halb verborgen hatte.

Beau war freundlich, gab ihm genau die Dinge, die er brauchte, sowohl materielle Dinge als auch …

„Er hat auf dem Boden geschlafen“, platzte es aus ihm heraus, als Susan still blieb. „Er saß schlafend neben dem Bett, damit ich alleine schlafen konnte. Und selbst als ich ihn ins Bett holte, hat er nicht – aber ich warte nur darauf, dass er so ist …“

Rory unterbrach sich erneut, presste diesmal die Fingerknöchel gegen seinen Mund. Das hatte er nicht sagen wollen. Er wusste, dass Beau nicht so war. Deshalb hatte er mit Beau das Asyl verlassen, hatte ihn geheiratet.

„Na, dann sind Sie ja vorbereitet, wenn er schlimme Anzeichen zeigt“, sagte Susan einfach. „Aber ich glaube, es besteht die Möglichkeit, dass Sie mit ihm einen guten Fang gemacht haben. Das passiert manchmal, obwohl nur der Mond weiß, wie lange es dauert, bis wir wieder vertrauen können. Ich glaube, ich habe drei Kinder geboren, bevor ich aufhörte, meinem Alpha zuzutrauen, seine Klauen an mir zu wetzen, wenn eines schrie oder Unordnung machte.“

Rory presste einen kleinen, engen Laut aus seiner Kehle, nicht völlig atemlos. Sie sagte das so sachlich, so leichthin.

„Oh ja“, schnaubte Susan leise. „Ich weiß, ich sehe nicht mehr so aus, als könnte ich mich an etwas anderes als ein angenehmes Leben erinnern, aber glauben Sie mir, wenn es so etwas wie das Asyl gegeben hätte, als ich in Ihrem Alter war, hätte ich mich darin verbarrikadiert und wäre nie wieder herausgekommen. Ich konnte es in Ihren Augen sehen, als Sie zu uns kamen, Mr. Lea. Sie suchten nach einem ruhigen Ort zum Sterben. Ich bin froh, dass wir Ihnen helfen konnten, etwas Besseres zu finden.“

„Ich …“ Für einen Moment verbarg Rory sein Gesicht und bemühte sich, seine Atmung ruhig zu bekommen. Er hatte geglaubt, es wüsste niemand. „Glauben Sie, er … glauben Sie, das ist wirklich besser? Er hat nicht … er hat mich nicht so berührt. Er will mich nicht behalten.“

Und ich kann keine Kinder bekommen, aber das sagte er nicht. Er konnte das nicht wieder eingestehen, noch nicht.

„Trotzdem“, sagte Susan. „Besser als das, woran Sie vorher gedacht hatten. Und wenn er nicht das ist, was er zu sein scheint, auch gut. Seit mich das letzte Mal ein Alpha herumgeschubst hat, habe ich ein oder zwei Dinge gelernt. Ich habe noch immer viele eigene Krallen, Mr. Lea. Sie müssen nur was sagen.“

Rory schluckte und erinnerte sich an das Echo der Stimme seiner Mutter, schließlich flüsterte er: „Glauben Sie, Sie … würden Sie mich bitte Rory nennen? Bitte?“

„Oh“, erwiderte Susan, und er glaubte, dass sie dem Klang der einen Silbe nach vielleicht Liebling oder Schatz sagen wollte, und es klang beinahe genauso, als sie sagte: „Rory, natürlich.“

***

Er setzte sich an den Küchentisch und untersuchte sein Telefon akribisch, als Beau nach Hause kam. Er konnte die warme Süße von frischen Beeren riechen, sobald Beau durch die Tür kam, und dann, darunter, den reichen, roten Duft von frischgeschlachtetem Fleisch.

Beau grinste, als er ihn dort sitzen sah, und Rory schluckte hektisch, um seinen wässrigen Mund unter Kontrolle zu bekommen, ehe er zurückgrinsen konnte.

„Ich dachte, du möchtest zum Abendessen vielleicht etwas, das nicht aus Hühnersuppe oder Haferflocken besteht“, sagte Beau. „Du kannst ohnehin mehr Protein brauchen, huh?“

Rory nickte und fügte „Danke!“ an, sobald er sprechen konnte. „Auch für die Nachricht. Und“, Rory wedelte mit dem Telefon, als Beau die Taschen auf dem Tisch abgestellt hatte und anfing, sie auszupacken. „Ich habe mit Susan gesprochen, sie sagte, sie wird dich für eine Weile nicht mehr stören.“

„Hey, ich wusste, für was ich unterschreibe“, sagte Beau. „Ich bin froh, dass du die Chance hast, mit ihr zu reden. Was willst du auf dein Steak?“

Rory biss sich auf die Lippe, verschluckte die reflexartige Antwort – was immer du magst, ist mir recht – und erinnerte sich an das, was Susan ihm gesagt hatte. Versuchen. Kleinigkeiten. Einfach versuchen. „Ich hätte gern … Salz und Pfeffer? Vielleicht Butter?“

„Lässt sich machen“, entgegnete Beau einverstanden und stellte Salz und Pfeffer neben ein unbeschriftetes Gewürzglas.

Rory atmete ein paar Minuten durch und sagte dann: „Kann ich dir helfen?“

Er schrubbte die Kartoffeln, während Beau den Ofen anschaltete und eine Pfanne dafür fand, und saß die ganze Zeit, die es brauchte, um die Kartoffeln zu braten, aufrecht am Tisch und ließ sich von Beau die Funktionen auf seinem Telefon zeigen, bis es Zeit wurde, die Steaks fertigzumachen.

Rory futterte so viel von den Kartoffeln und dem Steak, dass er nur noch ein paar Handvoll Himbeeren hinunterbrachte, aber Beau versicherte ihm, dass sie ein oder zwei Tage halten würden.

Rory streckte sich auf dem Bett aus, sein voller Bauch machte ihn wieder schläfrig.

Als er von dem Geräusch des laufenden Wasserhahns aufwachte, war es dunkel. Mit halbgeschlossenen Augen sah Rory zu, wie Beau auf ihn zukam, offensichtlich bettfertig und von einem Hauch scharfen Zahnpastageruchs begleitet.

Rory griff neben sich und klopfte auf das Bett an der Seite zur Wand. Beau blieb stehen und sagte: „Ja?“ Rory nickte und wiederholte die Bewegung. Beau kam, stieg hinein und drehte sein Gesicht wie davor an die Wand. Rory drehte sich zu ihm um und rollte sich neben seinem Rücken zusammen, sein Kopf berührte kaum Beaus Schulter, da schlief er wieder ein.

***

Die nächsten paar Tage vergingen ebenso, Mahlzeiten und Schläfchen und gelegentliches Erwachen während der Sonnenstunden. Rory vermied immer noch, sich selbst im Spiegel zu betrachten, aber sein Hals brannte nach jeder Dusche weniger und weniger, und während der restlichen Zeit konnte er das Brennen beinahe vergessen.

Und dann war der Morgen vor dem Umzugstag angebrochen. Er aß seine Vitamine und ein Frühstück aus Eiern, Toast und Früchten, anschließend spülte er das Geschirr und überlegte währenddessen, ob er Beau dabei helfen konnte, die letzten Kleinigkeiten einzupacken, damit sie für den morgigen Tag fertig waren. Als er die Bratpfanne abtrocknete, drehte er sich zu Beau um, um ihn zu fragen, in welchen Karton sie sollte.

Er sah Beau absolut ruhig am Küchentisch sitzen und ihn beobachten. Etwas in diesem Blick ließ Rory erstarren. Es war nicht raubtierhaft, es war nicht beängstigend, aber es war etwas, das früher nicht da gewesen war. Etwas, das ihm das Gefühl gab, an Ort und Stelle festgepinnt zu sein.

In der nächsten Sekunde entspannte sich Beaus Miene, er hob beschwichtigend die Hände, wie er es ein halbes Dutzend Mal pro Tag machte. „Nein, nein, es ist nicht – setzt du dich zu mir?“

Rory nickte und setzte sich auf seinen üblichen Platz am Tisch, das Geschirrtuch und die Bratpfanne immer noch in Händen haltend. Seine Hand krampfte sich um den Griff, ohne dass er darüber nachdachte, und ihm fiel auf, dass er überlegte, wie hart er Beau damit wohl schlagen konnte – fest genug, um aus der Wohnung zu kommen?

Nein. Stop. Das war nicht diese Art von Blick. Das hier war Beau, er würde nicht …

Beaus Hand erschien in seinem Sichtfeld, schlüpfte unter das Handtuch und berührte Rorys Hand. „Hey, das ist … das ist keine schlechte Sache. Du kannst Nein sagen, wenn du nicht bereit bist. Es macht mir nichts aus, okay?“

Rory versuchte sich zu erinnern, wie man atmete, aber er zuckte vor der Berührung zurück und erstarrte, als Beau flüsternd fluchte.

„Nein, nein, das lag an mir, weil ich eine große Sache daraus gemacht habe.“

Beau rutschte von seinem Stuhl und ging neben dem Tisch auf die Knie, damit er Rory ins Gesicht sehen konnte. Rory hätte ihn nicht dazu bringen sollen, hätte … sollte … seine Knöchel schmerzten von dem Griff um den Pfannenstiel und sie zitterte leicht in seinem Schoß.

„Es ist nur ein Picknick“, sagte Beau und sah ihm mit ernsthaftem Ausdruck in die Augen. „Baby, es ist nur ein Mittagessen draußen am See, das ist alles. Wir nehmen uns etwas zu essen mit und sitzen am Wasser, bevor wir von hier wegziehen.“

Rory starrte Beau an, in seinen Ohren hallte sein rasender Herzschlag. Die Worte hatte er verstanden, aber … das konnte nicht alles sein, das konnte nicht …

„Nur draußen essen“, wiederholte Beau und legte eine Hand sanft auf Rorys Wange. „Es ist okay, du musst nicht. Ich kann allein gehen oder bleibe daheim. Ich bin nicht verärgert. Es war nur eine Idee. Ich war mir nicht einmal sicher, ob du bereit bist, ich dachte, vielleicht sollte ich dich gar nicht fragen, aber vielleicht würde es dir auch gefallen. Ich werde den See vermissen, das ist alles. Aber es ist keine große Sache. Du musst nicht mitkommen.“

Rorys ganzes Gesicht fühlte sich taub an, aber endlich begriff er. Beau wollte lediglich wissen, ob Rory mit ihm zum See kommen wollte, ein Picknick machen. Das war alles, und Rory hatte … hatte …

Abrupt öffnete er seine Hand, die Bratpfanne fiel in seinen Schoß und rutschte über seine Knie. Beaus Hand löste sich von seiner Wange, um sie aufzufangen, und Rory kniff die Augen zusammen – dumm, dumm, überreagiert, warum war er wegen so etwas ausgeflippt, es war gar nichts. Es war nichts, und er hatte … und wie konnte Beau ihn jemals irgendwo mit hinnehmen, wenn er sich so anstellte? Seine ganze Aufgabe bestand darin zu zeigen, dass Beau einen Gefährten hatte, der sich um ihn kümmerte und ihm durch sein Praktikum half. Rory konnte nicht einmal zu einem Picknick eingeladen werden, ohne Panik zu bekommen.

Beaus Hand kam zurück, glitt in seinen Nacken, Zeigefinger und Daumen massierten seinen Schädelansatz.

Bei dem süßen, harten Druck sog Rory scharf die Luft ein, dann rutschte er vom Stuhl, genau wie die Bratpfanne. Beau fing ihn ebenfalls auf und zog Rory auf seinen Schoß, ehe er sich auf den Boden setzte.

„Es ist in Ordnung“, wiederholte Beau, wobei er ein wenig heiser klang. „Baby, es ist in Ordnung. Ich hätte nicht so eine große Sache daraus machen sollen. Es ist nur ein See, es ist egal. Es ist in Ordnung.“

Für eine kurze Weile atmete Rory lediglich Beaus Geruch ein, bis Beau schwieg und ihn nur festhielt. Rory zitterte und bebte, das Adrenalin eines Kampfes, der nicht stattgefunden hatte, flutete seinen Körper.

„Es tut mir leid“, wisperte Rory. Er wagte nicht, lauter zu sprechen. „Es tut mir leid, ich weiß, du … ich weiß.“

Er klammerte sich an Beau, unfähig, ihn loszulassen, obwohl es Beau gewesen war, vor dem er sich gefürchtet hatte – auch wenn er es nicht gewesen war, nicht wirklich. Er hatte vor Martin Angst gehabt, vor den anderen vor ihm – Sean, Greg, alle von ihnen, wenn die Waage kippte und er erkannte, dass sie alle gleich waren.

Nicht Beau. Vor Beau hatte er keine Angst. Solange er bei Beau war, war er in Sicherheit. Beau war nicht wie jeder andere Alpha, mit dem er je zusammen gewesen war.

„Wenn du willst“, schaffte Rory zu sagen. „Ich kann, ich werde …“

„Shhh“, machte Beau. „Shhh, mach dir keine Sorgen, lass uns einfach hinlegen, hm? Lass mich dich einfach eine Weile festhalten.“

Beaus Griff wurde stärker und Rory entspannte sich dabei instinktiv. Beau hatte ihn noch nie darum gebeten – ihn festzuhalten. Abgesehen davon, dass Beau ihm gelegentlich ins Bett half, hatte er ihn seit ihrer Heirat kaum berührt. Selbst nachts, wenn Beau das Bett mit ihm teilte, behielt er seine Hände und alles andere vorsichtig bei sich, immer zur Wand gedreht.

Aber jetzt hob er Rory hoch, die Arme fest und stark um ihn gelegt, und als er Rory ablegte, ließ er ihn nicht los und streckte sich mit ihm aus. Rory rutschte näher, verbarg sein Gesicht gegen Beaus Brust, klammerte sich an sein Shirt. Er wagte es sogar, einen Knöchel über Beaus Bein zu legen.

„Shhh, ich habe dich, ich habe dich“, murmelte Beau. „Ich bin hier, Baby, ich gehe nirgendwohin. Nicht ohne dich.“

„Kannst du aber“, versuchte Rory zu sagen, aber er konnte seinen Griff nicht lösen.

Beau beruhigte ihn weiter und hielt ihn fest, und schließlich fiel Rory in einen schweren, traumfreien Schlaf, jedes Glied war schwer vor Erschöpfung.

Als er aufwachte, hatte er Hunger, und das einfallende Sonnenlicht fiel auf eine Weise kühl und indirekt in das Zimmer, was bedeutete, dass sie bereits hinter dem Gebäude auf der anderen Seite der Gasse versunken war. Also war es schon nach sechs.

Und Beau lag halb auf ihm und drückte ihn in das Bett.

Rory konnte sein Gesicht nicht vollständig sehen, aber er konnte echten Schlaf im Gewicht von Beaus Körper spüren, der besondere warme Geruch stieg von seiner Haut auf. Beau hatte gesagt, er schliefe im Liegen fester als im Sitzen, aber anscheinend war selbst das nichts verglichen mit dem Schlaf in den Armen seines Omegas. Es war, als sei er ohnmächtig.

Rory sah zur Decke auf, zu dem „Bin bald zurück“-Schild, das sich nach wie vor am Fußende des Bettes befand, und bewegte sich nicht. Sie hatten beide eindeutig das Abendessen verpasst, ob nun im Freien oder nicht; Rory war sich sicher, dass er sofort aufgewacht wäre, wenn Beau das Bett verlassen hätte. Und Beau brauchte die Ruhe offensichtlich noch, sonst würde er selbst mit Rorys Einfluss nicht dermaßen tief schlafen.

Das ist gut, dachte Rory. Er schloss die Augen und versuchte, diesen Moment in seinem Gedächtnis zu verankern: Das leise Geräusch von Beaus Atem, das Gewicht von Beaus Körper auf seinem, ihre Gerüche, die auf bereits vertraute Art vermischt aus den Laken und ihren Kleidern entströmte, das noch vorhandene Licht eines Sommerabends.

Als ihm der Gedanke schließlich durch den Kopf schoss – ich könnte aufstehen und er würde es nicht einmal wissen – hing das nur mit dem Bedürfnis zusammen, dass er pinkeln musste. Selbst als er realisierte, was er gedacht hatte, und sich an all die Male erinnerte, als er in dem einen oder anderen Bett gelegen hatte und zu entscheiden versuchte, ob er es wagen konnte, sich aus dem Griff eines Alphas herauszuwinden, verfiel er nicht in Panik. Vielleicht hatte er sich an diesem Morgen daran gewöhnt, oder es waren die weiteren acht Stunden, die er in Beaus Armen verbracht hatte, jedenfalls war sein Hirn endlich von etwas überzeugt.

Es fühlte sich einfach immer gut an, Beaus Gewicht auf sich zu haben, die Nase voll von Beaus Duft. Es reichte, um etwas in seinem Gehirn, seinem Körper zu verankern.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal Sex wollte, außer um das gedankenlose Bedürfnis der Hitze zu befriedigen oder um den nächstbesten Alpha zu beschwichtigen, aber er glaubte, dieses Gefühl sei dem zumindest ähnlich. Er hätte gern mehr von Beaus Gewicht auf sich, mehr von Beaus Berührung und … vielleicht noch einen Kuss wie ihren ersten. Vielleicht mehrere solcher Küsse und Beaus Berührung in seinem Nacken, und Beau, der ihn ansah und Baby nannte, wenn er nicht zu ängstlich oder krank war, um es zu genießen.

Er wurde nicht hart oder nass, das waren nicht ganz diese Art Gedanken, und sein Körper schien das ohnehin nicht mehr außerhalb der Hitze zu liefern. Dieses neue Verlangen wurzelte nicht so tief in seinem Inneren. Aber er dachte, er würde Beaus Berührungen mögen, Beaus Aufmerksamkeit, und wenn es zu mehr führte, wenn Beau mehr wollte …

Beau würde es nicht verlangen, das hatte er schriftlich versprochen, alles offiziell und rechtsverbindlich. Vielmehr würde er wahrscheinlich lieb, vorsichtig und freundlich sein und wollen, dass es Rory gefiel. Das war okay, Rory hatte ein ganzes Repertoire an Möglichkeiten, um einem Alpha zu versichern, dass er alles mochte, was mit ihm gemacht wurde. Er wäre in der Lage, Beau etwas für das zurückzugeben, was Beau ihm gegeben hatte, und mehr von diesem Teil, mehr von den Berührungen und Küssen.

Natürlich hing das davon ab, ob er Beau überzeugen konnte, ihn zu wollen. Rory hatte bisher keine Anzeichen dafür bemerkt, aber sie hatten bis jetzt kaum Zeit miteinander verbracht, wenn keiner von ihnen schlief, und Rory hatte einen starken ersten Eindruck als jemand, der bald sterben würde, hinterlassen. Danach würde sich kein Alpha umdrehen.

Aber Beau war dennoch nicht angewidert von ihm, und er war ein junger, starker Alpha. Falls Rory sich ihm anbot, wenn er gesund war, würde er wahrscheinlich nicht Nein sagen.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wie es sich anfühlte, eingeladen zu werden, bevor er genommen wurde, oder sich anzubieten, wenn es nicht schon eine abgemachte Sache war. Beau war nett und ordentlich, er würde es hübsch und normal wollen. Vielleicht romantisch.

Rory schloss die Augen und kuschelte sich in Beaus Wärme, um sich daran zu erinnern, wie wenig er jemals darüber gewusst hatte, wie normale Leute flirteten.

Omega erforderlich

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