Читать книгу Wir kommen alle wieder! - Detlef K.H. Würth - Страница 13
ОглавлениеKapitel 6.
Eine Ausbildung als Schreibkraft
Vielleicht wurden Sie nun auch in den gleichen Sog von Faszination und Unglauben hineingezogen, wie es mir einst erging. Wenn dem so ist, habe ich meine Sache gut gemacht und darf mich für einen Augenblick entspannt zurücklehnen. Denn ich glaube, wie mit den meisten Dingen im Leben, kommt es auf den entscheidenden Beginn einer Sache an. Wie ein Puzzle, das erst mit der Zeit durch Einsetzen der richtigen Teile ein Bild ergibt, so wird sich für Sie liebe Leserinnen und Leser, ein vollständig rekonstruiertes, vergangenes Leben vor Ihnen ausbreiten. So möchte ich eindringlich darauf hinweisen, dass ich kein Interesse daran hege, in irgendeiner Form, negativ auf bestehende Glaubensbekenntnisse einzuwirken! Das liegt mir absolut fern! Mir geht es lediglich darum, das Phänomen so zu schildern, wie es sich mir in all seinen Facetten offenbarte.
Ich möchte mit der vorliegenden Rekonstruktion eine Art Beweis antreten, der sich auf den einzigartigen Detailgrad sowie der in Hülle und Fülle vorkommenden Informationen stützt. Ebenso möchte ich aufzeigen, dass es sich um keine Fantasie handeln kann. Auch möchte ich mich dafür einsetzen, dieser Sache so nah wie möglich zu kommen, um noch ein weit tieferes Verständnis darüber zu erlangen, wer oder was wir eigentlich sind. Sicherlich wird der Inhalt des Buches den ein oder anderen in seinen Glaubensvorstellungen irritieren, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Aber das muss nicht wirklich sein! Die Tatsache, dass es etwas „Höheres“ hinter dem Ganzen geben muss, ist unbestreitbar. Im Grunde zeigt sich doch ein Weiterleben nach dem Tod, so wie es praktisch alle Religionen lehren, nur halt eben nicht in der ach so schönen Paradieswelt. Es muss etwas existieren dem wir alle unterliegen! Nehmen wir dazu mal einen Obstbaum, dieser muss von Anbeginn seiner Schöpfung gewusst haben, dass etwas anderes neben ihm existiert, wie zum Beispiel eine Biene, die letztendlich die Bestäubung seiner Frucht garantiert. Wie sonst hätte er sich auf ein Bestäubungssystem verlassen können? Nehmen wir dieses Grundmodell, so finden wir weltweit überall dasselbe in ähnlichen Formen. Alles scheint einer gewissen Polarität zu unterliegen.
Aber letztendlich stellt sich mir nicht die Frage nach Gott, mit all dem, was ich bislang herausfinden konnte. Vielmehr möchte ich darüber spekulieren, ob es vielleicht sogar eine Möglichkeit gäbe, historisch verlorenes Wissen damit wieder aufzufüllen. Ebenso womöglich bedeutende Einblicke in Heilverfahren zu erlangen, die praktisch niemand mehr kennt. Bedauerlicherweise gibt es kaum nennenswerte wissenschaftliche Untersuchungen und es lässt hoffen, dass sich in dieser Hinsicht irgendwann einmal mehr tut. Ich bin der festen Meinung, dass das Wort Wissenschaft mit unserer heutigen praktizierten Wissenschaft, nicht mehr allzu viel gemeinsam hat. Sie steht nur noch für Messbares und lässt vielleicht wertvolle Dinge, die wir eben mal zurzeit noch(!) nicht messen können, außer Acht. Diese werden dann schnell in den Bereich der Mystik oder irgendeines anderen Hokuspokus abgeschoben. Vielleicht sollte unsere Wissenschaft auch für das stehen, was letztendlich im Wort enthalten ist, nämlich „Wissen zu schaffen“ und das auf allen möglichen Ebenen! Demzufolge ist es mir ein großes Anliegen an all meine Leserinnen und Leser, sich aktiv an dieser Möglichkeit Wissen zu schaffen, zu beteiligen. Das Buch steckt voller Hinweise und Details, denen ich unmöglich in allem nachgehen konnte. Es ist einfach zu viel und für eine einzelne Person fast unmöglich, dies zeitlich zu kompensieren.
Demnach erlaube ich mir nun wieder, Sie behutsam an der Hand zu nehmen und Sie weiterhin durch das Kommende zu führen. Für Katharina war die Schulzeit zu Ende. Sie wuchs zu einer jungen, recht selbstbewussten Frau heran. Als sie einmal die Kanzlei ihres Vaters besuchte, viel ihr sofort die Schreibkraft ins Auge. Diese betätigte eine Schreibmaschine und das klackende Geräusch das dadurch entstanden war, hatte es Katharina angetan. Sie war von diesem Augenblick an fasziniert und interessiert zugleich. Ihr Wunsch danach wurde so groß, dass sie ihn letztendlich, aufgrund ihrer Hartnäckigkeit, auch erfüllt bekam. Aber lesen Sie selbst …
F: erzähl mal alles ganz genau!
A: ..mein Vater…hat eine Sekretärin!…Die Frau…sitzt…in seinem Vorraum….sie schreibt…mit einer Schreibmaschine!
F: was ist denn Dein Vater von Beruf?
A: ..der ist Rechtsanwalt!..
F: weiter!
A: ……es gefällt mir….dieses Geräusch…..wenn sie auf die Buchstaben…drückt…dieses….Klacken!…..Ich möchte das…auch lernen! (lächelt)
F: gut weiter!
A: …ich hab diesen Wunsch geäußert!
F: bei wem?
A: bei meinen Eltern!…Ich möchte auch schreiben können! (lächelt)
F: was sagen sie dazu?
A: ..sie ist sehr unschlüssig…meine Mutter!
F: weshalb?
A: ich weiß nicht…sie möchte, dass ich…heirate und eine…Familie gründe…..anstatt zu arbeiten!
Dennoch blieb Katharina hart, denn so störrisch und eigensinnig wie sie als Kind war, so war sie auch später noch. Sie wusste, wo man Hinweise für solche Kurse finden konnte, sie hingen in Form von Zetteln an einem Brett in einer Schule. So ließ sie sich nicht von ihrer Sache abringen.
A: ..da hängt…so ein Brett…mit…Angeboten dran….wo man was lernen kann!..
F: lies doch mal vor, was auf dem Zettel drauf steht!
A: das sind doch mehrere!!..(energisch)…Das ist so aufgebaut…wie in einer Zeitung…das sind Verschiedene!
F: kannst Du welche lesen?
A: ..es gibt sogar Bauern…wo man eine Art Lehre machen kann…für die Landwirtschaft!
F: als was?
A: wo man lernt…..Versorgung…der ganzen Felder…den Tieren…solche Sachen!
F: und da ist eine Anzeige von diesem Schreibmaschinenkurs?
A: ….ja! Es sind mehrere Kurse!…Sind für die Schreibmaschinen…..es gibt einen Nähkurs…Haushaltskurs…
F: was ist mit dem Kurs für die Schreibmaschine?
A: ….Anmeldung…..für Schreibmaschine zu lernen!…Ist ein Kurs…..sind vier Termine!…
F: noch was?
A: eine Anschrift
F: lies mal genau vor
A: ..Block…Strich…Thieser…
F: noch was?
A: am Rheinufer…Taunus!
Nachdem sie in Erfahrung gebracht hatte, wo dieser Kurs stattfinden sollte, setzte sie auch wieder gezielt ihren Willen durch.
A: …….ich geh da…in der Küche auf und ab!..(wirkt sehr nervös)…Ich hab diese Adresse….man muss dorthin schreiben!…Meine Mutter diskutiert mit meinem Vater……weil ich…möchte das…unbedingt!!…Ich…hab mir das fest vorgenommen!!.(unruhig, energisch)…Mein Vater…sitzt am Tisch und schreibt……er schreibt das für mich! (unruhig)
Wie wir schon in ihrer Kindheit feststellen konnten, setzte sie das durch, was ihr Wille war. So auch hier, trotz der Bedenken und Widersprüche ihrer Mutter. Sie wird später noch einen Nähkurs erwähnen, den sie ebenfalls dort gelangweilt absolvierte. Vermutlich war es ein Kompromiss, den sie mit ihrer Mutter einging, um an dem Schreibmaschinenkurs teilnehmen zu können, denn diese war dem Nähen sehr zugetan. Ihre Entschlossenheit zeigte sich deutlich in Frau B’s Gesicht, denn sie wollte es und so bekam sie es!
F: schreibt Dein Vater jetzt für Dich?
A: der schreibt diesen Kurs an……um mich anzumelden!…Ich schaue ständig….dass er es richtig schreibt!..
F: Du möchtest unbedingt diesen Kurs machen?
A: ja…mein Vater ist schlau…der kann das!
Und dann stand es für Katharina fest. Sie war angemeldet und machte sich am ersten Kurstag auf den Weg. Ich hätte es damals nie für möglich gehalten das Gebäude tatsächlich ausfindig zu machen, aber es gelang. Dazu später mehr!
F: wie heißt denn der Ort, wo Du hinfährst?
A: ….. es ist vor….diesen…ganzen großen…Häusern!………….Da ist so ein Berg!
F: ist das auf einem Berg?
A: ja das ist auf einem Berg!…Das ist, bevor diese großen und vielen Häuser kommen!..
F: fährst Du mit der Bahn zu diesem Berg?
A: unterhalb!
F: schau mal auf diese Haltestelle, steht da ein Schild mit einem Namen?
A: ……..
In dem gleichen Augenblick zuckte der rechte Daumen von Frau B. und signalisierte mir ein vielleicht. Ich wusste mittlerweile sehr gut, was das zu bedeuten hatte, denn das Unterbewusste blockierte, wenn es das irgendwie als nötig empfand. Es hing natürlich mit der gesamten Tragödie zusammen, was später immer klarer wurde.
A: .. ich steige aus!…Sind Häuser da!…Ich gehe die Straße hoch…..da kommt ein großes…Gebäude!……Es sieht aus wie eine Schule!..
F: beschreib das mal!
A: in der Mitte von dem Gebäude ist der Eingang!…..Da sind ganz viele Fenster…es hat……drei Stockwerke!……Wenn man hineingeht… da sind Stufen…mittig von dem Gebäude……sind breite (unverständlich) (Flur?)…viele Säle!…Fenster…sind vorne hin zur Straße…wo man rausschauen kann!..
F: gibt es da noch etwas Besonderes in dieser Schule?
A: …am Eingang!….Über der Eingangstür….ist eine…Statue!
F: hängt sie an der Wand?
A: .. die Statue steht in der Wand!
F: was für eine Statue ist das?
A: ….es ist die heilige Mutter….heilige Mutter Gottes!
F: eine Mutter Gottes?
A: eine heilige Mutter Gottes!…..Breitet die Arme aus!
F: was kannst Du noch sehen?
A: …..Männer in Anzügen!…..Es gibt manche, die Unterlagen unter den Armen tragen!….Ein anderer…steht da und….der repariert seine Pfeife……rollt die zusammen!..
F: was machst Du nun?
A: …ich gehe hoch!…In den zweiten Stock….in den zweiten Stock muss ich!..
Ich kürze an dieser Stelle wieder ab, da die Flut an Informationen einfach zu viel war und ich Sie keineswegs mit unnötigen Dingen langweilen möchte.
F: wie oft warst Du dort, während der Kurs lief?
A: …..ich war dreimal die Woche!
F: bist Du dreimal die Woche mit der Bahn gefahren?
A: ja!
F: was kostet denn das? Ist das teuer?
A: …eins fünfzig!
F: wie lange hast Du denn diesen Kurs gemacht?
A: …..4 Monate!
So wie ich in Erfahrung bringen konnte, liegen heutige VHS-Kurse um die drei Monate, bei einer zweimaligen Anwesenheit pro Woche mit zwei Stunden. Ich wollte unbedingt mehr über den Standort und den Kurs erfahren und es gelang mir, einen sehr entscheidenden Hinweis zu erlangen. Sie bezeichnete das Gebäude mit „Johann(is)berg“, was letztendlich später ein sicheres Auffinden zuließ.
F: ist das ein kleiner Ort von Frankfurt?
A: …..es ist ein…eine Schule…bevor man in die Stadt kommt…….hm……und…das ist nicht die Stadt!…Das ist…….Johann…Schule….Johannis…..Johann..Berg…Johannberg….ist dort in der….(beginnt plötzlich zu lächeln)
F: was ist, Du lächelst?
A: ist schön!
F: was?
A: der Raum! Da stehen sehr moderne Schreibmaschinen!
F: moderne?
A: ja! (wirkt begeistert)
F: was für Maschinen sind denn das?
A: ..ich sehe…viele Schreibmaschinen!…Anbei sind Kassetten…solche Kasten…da sind Bänder drin!..
F: und die Namen der Maschinen?
A: ….. sehe keinen Namen!
F: schau sie Dir mal genau an und sag mir mal was für einen Namen sie hat!
A: ……(beginnt zu lächeln)
F: ja?
A: die sind so schön! (strahlt über das ganze Gesicht)
F: was denn?
A: …..diese runden Knöpfe…diese (unverständlich) Tasten……sind laut!…….Da steht aber kein Name!
F: welche Farbe haben sie?
A: schwarz…mit Knöpfen!…..Ist rundherum Silber…da sind die Buchstaben drauf!….Sind sehr schwer zu drücken!
F: schwer zu drücken?
A: ja!! Man muss sehr viel Kraft haben! Sehr viel Kraft…zum Drücken!! (lächelt)
F: macht Dir das Freude?
A: …..ich liebe dieses Geräusch!!……Ich möchte ganz schnell…..ich möchte eine schnelle Schreiberin werden!! (absolut begeistert, lächelt)….Der Raum ist groß!
F: was sieht man denn in diesem Raum?
A: vorne sind die Tische!……So schwere Holztische mit den Schreibmaschinen!
F: wie viele Schreibmaschinen siehst Du?
A: ……12!
(Zeichnung Frau B.) Der Saal mit den Schreibmaschinen
F: gibt’s da auch einen Lehrer?
A: …nein! Eine Frau!
F: und was macht die?
A: …sie erklärt!
F: hör mal genau zu und gib das mal wortwörtlich wieder!
A: ……“Um eine gute Schreibkraft zu werden…braucht man…Disziplin…als Mädchen!“…….“Sehr hohe Konzentration…ist erforderlich!“………….“Die Buchstaben…auf den Tasten…muss man im Schlaf kennen!“….(lächelt sehr, freut sich)
F: weiter!
A: ich muss das auswendig lernen!
F: das, was sie jetzt gesagt hat?
A: ….ja…ich muss wissen….wo alles genau steht!..
F: ja, gib alles wieder, was du hörst und siehst!
A: ……sie setzt sich……in die vorderste Bank….an eine Schreibmaschine!…..Sie nimmt ein Blatt……macht ein Blatt hinein…..zieht das….dadurch………haaa…..schreibt…..schreibt ein paar Zeilen!..(wirkt begeistert)…….Schreibt…ohne drauf zu schauen…..zieht das Blatt heraus……..haaaa (erstaunt)……und lässt das Blatt herumgehen!..
F: ja weiter!
A: …..“Ohne Fleiß…kein Lohn!“
F: steht das auf dem Papier?
A: ja!
Man kommt sicherlich nicht daran vorbei, ungläubig mit dem Kopf zu schütteln. Während Katharina die Dinge schilderte, schien es, als würde es keine Vergangenheit geben, sondern nur pures Erleben. So möchte ich hierzu folgende Frage stellen: Ab wann erinnern wir einer Sache und ab welchem Moment erleben wir sie? Man könnte durchaus sagen, was wir >> leben <<, ist plastischer und weitaus emotionaler, als wenn wir einer Sache nur erinnern. Bestimmt sehen Sie das ganz genauso. Aber wenn dem so ist, wie kann dann Frau B. in ihrer Erinnerung derartige Emotionen empfinden, die buchstäblich nicht mehr von realen Ereignissen zu unterscheiden sind? Hm, dann wäre es doch im klassischen Sinne auch keine Erinnerung mehr, sondern tatsächliches Erleben. Was denn jetzt nun, Erleben, Leben oder Wiedererleben? Verzeihen Sie mir diese kleine Verwirrung, die nun entstanden sein mag, aber ich möchte auf etwas Bestimmtes heraus. Lassen wir die Frage vorerst noch so stehen, denn die Antwort wird sich mit dem weiteren Eintauchen in dieses Buch verdichten.
F: was siehst Du auf dem Blatt?
A: ..sie hat…Buchstaben….TTTAAATTT drunter geschrieben!…Sollen Fingerübungen sein…um ein Gefühl…zu bekommen!..(lächelt)
F: und tust Du das jetzt?
A: ja!!
F: wie fühlt sich das an?
A: …bin aufgeregt!
F: warum?
A: ….ich sitze an der Schreibmaschine..(lächelt)..ist so toll!…Ist so modern!
F: was?
A: die ist so toll…so…modern!
Ich wollte unbedingt mehr über diese Schreibmaschinen erfahren und bekam auch eine ausführliche Erklärung darüber.
A: ..die Maschinen kommen aus England!
F: gibt es einen Namen?
A: ..irgendwas mit Simon sagt sie..
F: gib mal genau wieder, was die Frau sagt!
A: ….die Kurse haben ihren Preis….da man die….Anschaffung der Schreibmaschinen von England…damit finanziert!….Die Firma Simon….aus England….noch (unverständlich) worden…der sagt, wie man damit umgehen soll!….Da ist ein Bild…von einem Mann..(nachdenklich)…ich kenne ihn aber nicht!…..Da gibt es…einen Schraubenschlüssel…zu jeder Maschine….auf den man…gut achten muss….damit man…das Band…austauschen kann!…..Das Band liegt…neben der Maschine….in einem silbernen Kästchen!….Dort liegt so ein schwarzes Band….und so ein kleiner….Schraubenschlüssel….. in diesem Kästchen!….Das gehört zur Maschine…ist bei jeder Maschine dabei!…Sie hält ein…großes Blatt Papier mit Zeichnungen hoch!…….Da ist die Schreibmaschine…aufgezeichnet…mit einer Linie geteilt!…Linke Hand…rechte Hand!…….Und da stehen dann….die Buchstaben drunter……E J K auf der linken …(flüstert sehr leise vor sich hin) N O (unverständlich) T…rechts!….Die Tastatur ist stellenweise groß gezeichnet……wie die Maschine innen aufgebaut ist…….mehr ist da nicht!
Kann man sich so etwas innerhalb von Sekunden zurecht fantasieren und noch dazu in einem völlig nachvollziehbaren Kontext? Wohl eher nicht! Das Ganze besitzt einen klaren und sehr verständlichen Hintergrund. Vermutlich war die Firma Simon für die Vertreibung dieser Maschinen verantwortlich. Leider konnte ich keine Hinweise mit diesem Namen finden. Für meine Begriffe handelte es sich nicht um einen Hersteller, sondern vielmehr um einen Händler.
F: beschreib mal die Maschine in ihren Details!
A: die Maschine ist schwarz…..die Tasten sind…runde Tasten!
F: was für eine Farbe haben sie?
A: ….so gold-schwarz…gelb-gold-schwarz!….
F: was ist wichtig zu wissen?
A: …es ist wichtig zu wissen…auf welchen Tasten die Buchstaben sind!…Ich weiß, wo die Buchstaben sind……setz dann dort an!..
F: legst Du Deine Finger einfach auf die Tasten?
A: .. man hat einen Ausganspunkt…beim Schreiben!
F: und wie ist der?
A: …FG…..(unverständlich)…FG…..Leerzeile..
Noch im gleichen Moment, während sie mit Worten versuchte zu erklären, begann etwas Unglaubliches. Frau B. `s Arm lag wie immer ausgestreckt auf dem Sofa. Doch plötzlich begann sich ihr rechter Unterarm gespenstisch langsam mit schlaff herunterhängender Hand anzuheben. Dann begann auch die Hand sich mit bewegenden Fingern aufzurichten. Es wirkte, als hätte sich jemand an die Tasten einer Schreibmaschine gesetzt und die Finger entsprechend auf den Tasten positioniert. Dann begannen sie in der Luft zu schreiben! Sie hoben und senkten sich, genauso, als würden sie die Tasten einer Schreibmaschine just in dem Moment bedienen. Plötzlich hielt sie einen kurzen Augenblick inne, bog den Unterarm leicht nach rechts und es schien, als würde sie etwas ergreifen, um es im gleichen Moment nach links zu schieben. Eben genauso, wie den Hebel einer Schreibmaschine, der die Walze drehte. Dann positionierte sie die Finger erneut und begann mit der gleichen Prozedur. Es war fantastisch und unheimlich zugleich. So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Es schien, als wäre diese Katharina, die vor knapp hundertvierzig Jahren geboren wurde, wieder vor meinen Augen lebendig geworden. Deutlich sah ich die Fingerbewegungen, die fast schon mühevoll wirkten, um die virtuell schweren Tasten nach unten zu drücken. Schwer, aber dennoch irgendwie schnell. Was sich mir in diesem Moment zeigte, war gelernt, keine Frage, denn es hatte System! Mir fehlten die Worte …
F: das ist ja…das ist ja unglaublich!
A: (unverständlich weiter erklärend)
Sie erklärte immer noch und schrieb in der Luft. Ich muss noch erwähnen, dass es sich nur um ihren rechten Arm handelte, denn Ihr linker sowie der Rest ihres Körpers, lagen absolut ruhig und regungslos da. Frau B. konnte sich in der Nachbesprechung an das Schreiben mit der Schreibmaschine erinnern, war aber völlig überrascht zu hören, dass sich ihr Arm und ihre Finger dazu bewegt hätten. Hier nun ihre Prüfung!
A: ….ich sitze an der Schreibmaschine….und….man bekommt ein Blatt Papier!…..Man verteilt einen Text….den man…zu schreiben hat!….Fehlerfrei….in einer bestimmten Zeit…muss man das geschrieben haben! (wirkt ängstlich und aufgeregt)
F: und wie fühlst Du Dich?
A: ..angespannt! Ich setz…ich…ich mach die Schreibmaschine klar!….Ich setz das Papier ein……ich dreh die Rolle zurück!…….Ich dreh die Papierrolle…ich mach es fertig!…….Ich setz meine Finger auf!…..Ich hab…den Text…neben mir liegen! (sehr nervös und unsicher)
F: kannst Du den Text wiedergeben?
A: …das ist zu viel…(nervös)..das muss alles so schnell gehen!!….Der hat vorne eine Taschenuhr in der Hand…..der Mann in einem schwarzen Anzug! (wirkt sehr nervös)
F: da ist ein Mann im schwarzen Anzug?
A: der trägt eine Taschenuhr in seiner Hand…..er geht auf und ab!…(wirkt immer nervöser)
F: bist Du sehr aufgeregt?
A: ja!!
F: weiter!
A: ….es ist eine Briefform!..
F: erzähl alles!
A: ….“Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren!“….So….fängt es an!…..Ich schreibe das…….so schnell ich kann……..es ist laut!!…(atmet schneller)..
Man kann sich sehr gut vorstellen, welch ein Lärm durch den Raum drang, als plötzlich alle Teilnehmerinnen mit ihren Schreibmaschinen in die Tasten drückten.
F: bist Du sehr angespannt?
A: (nervös und ängstlich klingend)… ja!
F: klappt das alles gut?
A: ….ich weiß es nicht!!….(ganz nervös)…Ich schreibe das, was da steht….ich schaue…..dreh die Zeilenspule…Schreibe…Zeilendrehen… Spulen…Schreiben… Drehen…Spulen… Schreiben…..Stopp! Zeit ist um!
F: Zeit ist um?
A: ja!
F: hast Du alles geschafft?
A: neiiin!!
Die Anspannung und Nervosität war in Frau B.´s Gesicht nicht zu übersehen und ihre Atmung verriet deutlich das Stressmuster von Katharina. Den Ablauf, den sie so schnell nacheinander schilderte, lässt erkennen, wie vertraut sie mit dem Bedienvorgang gewesen sein muss. Ein antrainierter Automatismus wie man ihn heute bei jeder Schreibkraft finden kann. Frau B. hat das Schreibmaschinenschreiben nie gelernt! Allerdings gibt es hierzu eine sehr interessante Geschichte von ihr, die ich kurz erzählen möchte. Sie trug schon als kleines Kind den Wunsch in sich, mal eine alte schwarze Schreibmaschine zu besitzen. Von ihren Eltern im Anliegen völlig ignoriert, bekam sie nach Jahrzehnten des Wartens, von ihrem späteren Freund eine Schreibmaschine geschenkt. Dieser meinte es zu gut und besorgte ihr eine moderne Elektrische. Frau B. hatte noch keine drei Stunden damit verbracht, so landete das Gerät für immer nutzlos in einer Ecke. Sie gab mir hierzu lächelnd folgende Erklärung: „Es fühlte sich irgendwie nicht echt an!“. Warum sie unbedingt eine alte Schreibmaschine wollte, konnte sie sich damals selbst nicht erklären. Aber nach dieser Sitzung hatten wir das beide verstanden.
F: fehlt noch viel?
A: drei Sätze!! (aufgeregt, enttäuscht)
F: was bedeutet das?
A: ich weiß es nicht!
F: und jetzt?
A: nehme ich das Blatt raus!…..Ich unterschreibe……das Blatt…..mit einer Feder!..
A: er nimmt die Blätter mit!
F: ja, weiter! Bist Du immer noch aufgeregt?
A: …müde!
F: war das so anstrengend?
A: ja! (klingt müde, wirkt ganz ruhig)
F: wo spürst Du es?
A: in den Fingern…..in den Händen! Es ist schwer!
F: und was passiert jetzt?
A: ….der Mann unterhält sich noch mit der Leiterin!
F: hörst Du, was er sagt?
A: …nein! Ich sitze ganz hinten…ich sehe nur, wie er sich mit ihr unterhält!
F: und?
A: er nimmt die Sachen alle mit!……Er hat zu uns gesagt…dass wir das gut gemacht hätten…und….in einer Woche….das Ergebnis bekommen!…..(atmet lange und tief aus)
F: weißt Du woher der Mann kam?
A: ………ich weiß nicht genau……so ein….Professor!
Im Hinblick auf die müden Finger wollte ich unbedingt einmal solch eine alte Schreibmaschine bedienen. Glücklicherweise fand ich dann auch eine auf einem Flohmarkt. Sie war zwar etwas moderner aber es genügte durchaus ein Verständnis für die Anstrengung mit den Fingern zu erlangen. Die eigentliche Schwierigkeit lag darin, die Tasten tief und fest zu drücken, damit der Buchstabe auch sichtbar wurde. Zudem lagen die Tasten so weit auseinander, dass ich einmal sogar mit meinem Finger dazwischen geriet. Aber noch etwas Interessantes konnte ich feststellen, denn diese Schreibmaschine besaß schon einen Hebel für die Drehung der Walze. Die von Katharina besaß ihn anfänglich noch nicht, denn sie beschrieb ganz deutlich und das mehrmals: (Zeilen)Drehen – Spulen – Schreiben – Drehen – Spulen – Schreiben. Genau diese Aussage bestätigt die Zeit in der sich Katharina befunden haben musste, denn es waren die Anfänge dieser Schreibmaschinen! Die weiter oben geschilderte praktische Ausführung des Schreibens auf ihrer Couch, lag zeitlich weiter vor und ließ deutlich die Bedienung eines Hebels erkennen. Kommen wir nun aber zu Katharinas Prüfungsergebnis, welches sie nach dem Ablauf einer Woche erhielt.
A: …dieser Professor ist wieder da!….Die Leiterin…und noch ein Mann…den erkenne ich nicht!…Es werden Namen aufgerufen!………….Ich geh nach vorne, da ich aufgerufen wurde!..
F: erzähl alles ganz genau!
A: ..ich habe die Prüfung bestanden?….Ich habe meine Prüfung bestanden! (wirkt erstaunt)
F: wird etwas gesagt?
A: …die Prüfung….man hat (unverständlich) bestanden!…Davon im großen bestanden!
F: was passiert?
A: hab ein Blatt…da ist die Zeit drauf…..was ich in der Zeit erreicht hab……an Wörter! (nachdenklich)
F: hast Du jetzt ein Blatt vor Dir liegen?
A: ja!
F: dann lies doch mal alles vor, was auf dem Blatt steht!
A: …“Teilnahme…Kurs…zum Erlangen des Schreibmaschinen…Schreibens!“…“Frau Katharina…Sielmann..geboren
23.03.1877…Frankfurt!“….(unverständlich) „Hiermit bestätigen wir…dass sie…den Kurs….(unverständlich)…Schreibmaschinen….mit Erfolg teilgenommen hat!“…….“3237…Wörter Strich 12 Min…Minus..73…entspricht…einem Notendurchschnitt…3…hat sie…..mit Erfolg…am Kurs teilgenommen!“…“Ist nur noch eine Unterschrift…die kann ich nicht lesen!…….Ich hab’s geschafft!“ (freudig)
Anhand der Bescheinigung kann man wohl annehmen, dass ihre Prüfung 12 Minuten gedauert hatte und sie in dieser Zeit 3237 Buchstaben, also Anschläge der Tastatur, erreichte. Wenn man nun davon ausgeht, dass im Vergleich zu einer heutigen Prüfung 10 Minuten angesetzt sind und die Schreibleistung eines geübten 10-Fingerschreibers zwischen 200 und 400 Anschlägen pro Minute liegt, hätten wir in dem günstigsten Fall 4000 Anschläge in der gesamten Zeit. Katharina lag somit absolut im nachvollziehbaren Rahmen, denn sie brachte innerhalb der 12 Minuten 3237 Anschläge. Das ergibt 269,75 Anschläge pro Minute. Damit erhalten wir einen Wert von 75 nach dem Komma. Sie sprach von >minus 73<. Es würde durchaus Sinn machen, wenn man die Summe nach dem Komma abziehen würde. Allerdings müsste es nach meiner Rechnung minus 75 sein. Vielleicht unterlag Katharina einem Lesefehler oder der Abzug dieser Zahl stand in einem völlig anderen Verhältnis.
F: gibt es einen Stempel auf dem Dokument?
A: …ja!
F: beschreib den mal!
A: ist eine Krone…..darunter steht Frankfurt!…Ich kann es nicht gut sehen…der ist so ein bisschen verschwommen…so ein bisschen…verzogen!
F: schau mal, ob auf dem Blatt das Datum steht, wann Du die Prüfung gemacht hast?
A: ….steht da…..16…April….18..94..
F: 1894?
A: ja!
Somit hatte Katharina ihren Schreibmaschinenkurs im Alter von 17 Jahren erfolgreich absolviert.
F: bist Du jetzt fertig oder machst Du noch etwas auf dieser Schule?
A: …..ja…(klingt sehr gelangweilt, verzieht den Mundwinkel)
F: was denn?
A: einen Nähkurs..(herabfallender Ton, klingt desinteressiert)
F: machst Du den sofort nach dieser Schreibmaschinenprüfung?
A: ..der läuft schon!…Der Kurs wird von einer Ordensschwester geführt!
F: in derselben Schule?
A: ….nein!….Ist eine Kirche……ist nebenan….so ein Gebäude!….Da geh ich hin….da ist eine Ordensschwester!
Schon in diesem Moment, war ich mir ziemlich sicher, dass es sich nicht um eine Kirche handelte, denn die Ordensschwester passte nicht dazu. Mein Verdacht sollte sich später noch bestätigen.
F: warst Du während Deiner Schreibmaschinenausbildung auch dort?
A: …am Schluss!
F: machst Du den nicht so gern?
A: …..nein!!
F: warum nicht?
A: …es sind Nähmaschinen!…Das dauert immer, bis man die aufgewickelt hat!….Die Spule muss man von Hand aufziehen…zum Teil…..es ist langweilig!! (leicht zornig)
F: wer hatte Dich dorthin geschickt?
A: meine Mutter!
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich nach der Sitzung sofort zu recherchieren begann und auch tatsächlich fündig wurde. Katharina nannte die Bezeichnung Johannberg und sprach von einer Kirche neben dem Hauptgebäude, welches ich aufgrund der genannten Ordensschwester für ein Kloster hielt. Auch der Namen schien zu etwas Heiligem zu passen. So war meine Hoffnung sehr groß diese Lokalität zu finden, denn die meisten Ordensniederlassungen haben die Zeiten überdauert. Ich gab den Namen in Google Earth ein und prompt erschien eine Liste mit Vorschlägen in der ich die Bezeichnung „Kloster Johannisberg Frankfurt a. M.“ fand. Einen Klick später, eröffnete sich mir wahrlich Erstaunliches. Das Kloster liegt im Taunus bei der Stadt Geisenheim am Rhein, oben auf dem dortigen Johannisberg. Es wurde um 1106 n. Chr. auf dem Bischofsberg (ältere Bezeichnung) von Benediktinermönchen gebaut und zu Ehren des Täufers Johannes geweiht. Schon sehr früh erlangte das Kloster durch den dort hergestellten Wein Berühmtheit. Auch richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Schloss, das praktisch mit diesem Kloster zusammenhing. Noch heute kann man dort Räume zu Tagungszwecken anmieten! Es ist das Schloss des Fürsten von Metternich! Ich ließ damals Frau B. die Bilder betrachten, die ich im Netz gefunden hatte. Ohne zu zögern, bestätigte sie das gesamte Anwesen, allerdings fiel ihr sofort eine Änderung auf. Es fehlte die Mutter Gottes, die sich in der Wandnische über dem Eingang des Gebäudes befunden hatte. Alles schien zu passen, bis auf dieses besondere Merkmal, das Katharina so eingehend beschrieb. Ich konnte mir es auch anfänglich nicht erklären, bis ich dann den entscheidenden Hinweis fand. Das Schloss wurde durch einen angeblichen alliierten Not-Bombenabwurf im Zweiten Weltkrieg zerstört! Die Nachkommen des Schlossbesitzers begannen danach wieder anhand der Originalpläne mit dem Wiederaufbau und ich vermute, dass man sich die Wandnische dabei ersparen wollte. Ich erspare mir die weitere Ausführung im Kapitel Veritas darüber, so möchte ich hier nur kurz erwähnen, dass ich dem Gebäude mit Frau B. einen Besuch abgestattet hatte. Alle Angaben von Katharina fanden sich exakt vor Ort bestätigt!
(Foto Autor) Das Schloss des Fürsten von Metternich