Читать книгу Die inneren Kräfte - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter - Страница 7
KAPITEL 1 LATENTE KRÄFTE DES BEWUSSTSEINS
ОглавлениеEine Entwicklung von latent vorhandenen und verborgenen, aber bisher unentwickelten Kräften des Bewusstseins wird vom modernen Intellekt nicht für möglich gehalten, denn diese übersteigen unsere gegenwärtige Auffassung von Natur. Unseren ignoranten, vorgefassten Meinungen, die auf einer begrenzten Erfahrung basieren, erscheinen diese Kräfte übernatürlich, unglaublich und okkult; denn sie übersteigen die bekannten Prozesse der materiellen Energie, welche normalerweise als einzige Ursache und Wirkungsweise aller Dinge anerkannt wird, und als das einzige Instrument der schöpferischen Weltkraft.
Dass der Mensch technische Wunder erschafft, indem er bewusst die materiellen Kräfte der Natur entdeckt und entwickelt, und sich in einem Maße zunutze macht, welches alles übersteigt, was die Natur selbst entwickelt hat, wird als natürliche Tatsache und als eine beinahe grenzenlose Entwicklungsaussicht unserer Existenz akzeptiert; jedoch das Erwachen, die Entdeckung, und die Anwendung von Kräften des Bewusstseins und von spirituellen, mentalen und vitalen Energien, die alles übersteigen, was der Mensch oder die Natur bisher entfaltet hat, wird als Möglichkeit nicht zugelassen.
Dabei wäre an solch einer Evolution der Kräfte des Bewusstseins nichts übernatürliches oder wunderbares, verglichen mit unserer Natur wäre sie höchstens insofern übernatürlich oder eine Übernatur, wie auch unsere menschliche Natur im Vergleich zur Natur von Tier, Pflanze und materiellen Objekten als übernatürlich erscheint.
Die Entwicklung des Verstandes und seiner Fähigkeiten, unser Gebrauch der Vernunft, unserer mentalen Intuition und Einsicht, unserer Sprache, von philosophischen, wissenschaftlichen und ästhetischen Erkenntnissen der Wahrheiten und des Potentials unseres Wesens und eine Beherrschung seiner Kräfte, gehören zu einer Evolution, die schon stattgefunden hat: und doch würde sie unmöglich erscheinen, wenn wir sie aus der Position eines begrenzten tierischen Bewusstseins und dessen Fähigkeiten als Möglichkeit erkennen sollten, denn es gibt aus dortiger Sicht nichts, was einen solch erstaunlichen Fortschritt begründen könnte.
Und doch gibt es unbestimmte erste Ansätze, rudimentäre Anlagen oder eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten im Tier, im Vergleich mit denen die außergewöhnliche Entfaltung unserer Vernunft und Intelligenz wie eine unvorstellbare Reise erscheint, die an einem wenig aussichtsreichen Ausgangspunkt begann. Ansätze von spirituellen Kräften, die zur gnostischen Supernatur gehören, sind in ähnlicher Weise auch in unserer normalen Veranlagung gelegentlich vorhanden, sie sind jedoch selten aktiv. Auf dieser viel höheren Stufe der Evolution ist es nicht irrational anzunehmen, dass ein ähnlicher, aber größerer Fortschritt, der von diesen rudimentären Anfängen ausgeht, zu einer weiterführenden, immensen Entwicklung und zu einem neuen Weg führen könnte.
Es ist in der mystischen Erfahrung bekannt, dass sich neue Kräfte des Bewusstseins entwickeln, indem sich die inneren Zentren (Chakras) öffnen, oder auch auf andere Weise, spontan oder durch Willenskraft oder durch Bemühungen oder einfach im Verlauf des spirituellen Wachstums. Diese Kräfte erscheinen als die automatische Konsequenz einer inneren Öffnung oder als Antwort auf eine innere Bitte im Wesen, und zwar so stark, dass es für notwendig empfunden wurde den Suchenden zu empfehlen, diesen Kräften nicht nachzujagen und sie nicht anzunehmen oder zu benutzen. Die Ablehnung dieser Kräfte ist logisch für diejenigen, die sich vom Leben zurückziehen, denn jedes Annehmen von größerer Macht würde sie an das Leben binden oder eine Last für den reinen inneren Drang nach spiritueller Befreiung darstellen.
Für denjenigen, der Gott um seiner selbst willen liebt und sucht, und nicht aus Machthunger oder wegen anderer niederer Anreize, ist es ganz natürlich, dass ihm alle anderen Ziele und Dinge des Lebens gleichgültig sind; das Streben nach diesen verführenden aber oft gefährlichen Kräften würde ein Abweichen von seinem Weg bedeuten. Für den unreifen Suchenden ist eine ähnliche Zurückweisung eine notwendige Selbstbeschränkung und spirituelle Disziplin, denn solche Kräfte können eine große, wenn nicht tödliche Gefahr darstellen, denn ihre über das Normale hinausragende Realität kann in ihm leicht eine anormale Übersteigerung des Egoismus nähren. Wer nach Vollkommenheit strebt, fürchtet vielleicht die Macht an sich als Verführung, denn Macht kann das Bewusstsein sowohl erniedrigen als auch erhöhen, nichts ist anfälliger für Missbrauch als Macht. Aber wenn sich neue Fähigkeiten als unvermeidliches Resultat des Hineinwachsens in ein größeres Bewusstsein und ein befreites Leben ergeben, und jenes Hineinwachsen Bestandteil des eigentlichen Ziels des spirituellen Wesens in uns ist, dann hat diese Zurückhaltung im Umgang mit den Kräften keine Gültigkeit, denn das innere Wesen kann sich in diese Supernatur nicht hineinentwickeln und dann in ihr leben und vollständig in ihr aufgehen, ohne eine größere Kraft des Bewusstseins und eine stärkere Lebenskraft mitzubringen, und ohne die spontane Entwicklung eines Instrumentariums von Wissen und Kraft, welches für diese Supernatur normal ist.
Nichts in dieser zukünftigen Entwicklung des menschlichen Wesens könnte als irrational oder unglaublich abgetan werden; es gibt darin nichts Anormales oder Übernatürliches: sie wäre der notwendige Verlauf der Evolution des Bewusstseins und seiner Kräfte im Übergang von dem mentalen zum gnostischen und supramentalen Ausdruck unserer Existenz.
Dieses Vorgehen der Kräfte der Supernatur wäre die natürliche, normale und spontan einfache Wirkungsweise des neuen höheren oder weiteren Bewusstseins, in die das Wesen im Laufe der Entwicklung seines Selbst eintritt; so würde das gnostische Wesen entstehen, das das gnostische Leben annimmt, und es würde die Kräfte dieses stärkeren Bewusstseins entwickeln und benützen, genauso wie der Mensch die Kräfte seines Verstandes entfaltet und gebraucht. (1)
SRI AUROBINDO
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Jeder trägt zahllose Möglichkeiten in sich, die ihm nicht bewusst sind, und die sich nur entwickeln können, wenn man sie wissentlich hervorbringt... Es gibt aber zwei Arten von Fortschritt, nicht nur eine; das ist einmal der Fortschritt, der darin besteht, immer mehr Leistungsfähigkeiten, Möglichkeiten, Fertigkeiten und Qualitäten des Charakters zu perfektionieren – was gewöhnlich durch Erziehung erreicht wird; wenn man aber zusätzlich eine etwas grundlegendere Entwicklung verfolgt, die darin besteht, sich einer tieferen inneren Wahrheit zu nähern, kann man den Qualitäten, die man schon besitzt, neue hinzufügen die in unserem Wesen schlummern.
Man kann seine bestehenden Fähigkeiten vervielfältigen, erweitern und steigern, und plötzlich können sich auch neue Eigenschaften zeigen, von denen man gar nicht wusste, dass man sie hat. Ich habe euch das ja schon einige Male erklärt. Wenn man das psychisches Wesen in sich entdeckt ist man zu Dingen fähig, die man vorher überhaupt nicht tun konnte und von denen man dachte, dass sie nicht in der eigenen Natur liegen. Das habe ich an zahlreichen Beispielen erlebt. Ich habe euch dieses schon erzählt, aber ich wiederhole die Geschichte noch einmal, um mich verständlich zu machen.
Ich kannte ein junges Mädchen, das in eine sehr einfache Umgebung hinein geboren wurde, sie erhielt keine gute Ausbildung und drückte sich eher plump in Französisch aus, ihre Vorstellungskraft war unentwickelt, und sie hatte nicht das geringste literarische Verständnis. Sie schien überhaupt nicht über solche Möglichkeiten zu verfügen. Nun, wenn sie durch ihre inneren Erfahrungen mit ihrem psychischen Wesen in Berührung kam, und solange dieser Kontakt lebendig und gegenwärtig war, schrieb sie bewundernswerte Dinge. Wenn sie aus diesem Zustand in den gewöhnlichen zurück fiel, konnte sie nicht einmal zwei Sätze richtig zusammenbringen. Ich sah beide Arten ihrer Aufsätze.
In jedem von uns steckt ein Genie – wir wissen es nur nicht. Aber es ist da und schläft, und möchte sich zeigen, und wir müssen ihm die Tür dazu öffnen, und die Methode finden, um es hervorzubringen. (2)
DIE MUTTER
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Manchmal gibt es latente Kräfte in uns, die uns nicht bewusst sind.
Der Bereich unserer Sinneswahrnehmungen hat eine absolut lächerliche Begrenzung; doch im Geist, wenn du an eine Person denkst oder an eine Stadt oder an einen Ort, bist du sofort unverzüglich dort, weißt du. Du befindest dich mit deinem Geist wirklich dort, du bildest dir das nicht nur ein, und dein Kontakt durch Gedanken kann so präzise sein, dass du eine Unterhaltung mit der Person führen kannst, vorausgesetzt, dass diese Person einigermaßen empfänglich ist. Das passiert andauernd, andauernd. Nur musst du natürlich etwas darüber wissen, sonst verstehst du nicht einmal, was geschieht.
Sogar physisch ist die Begrenzung der Wahrnehmung dieser Augen dieser Nase, dieser Finger, dieses Mundes, dieser Ohren, so lächerlich!
Man kann ihre Wahrnehmungsfähigkeit jedoch entwickeln, wenn man möchte. Zum Beispiel kann es gelingen, nur mit den physischen Sinnesorganen etwas zu hören, was in einer so großen Entfernung stattfindet, dass man es normalerweise nicht mehr hören kann, wenn man seine Sinnesorgane beherrscht und fähig ist, ihren Schwingungsbereich auszudehnen. Man kann auch mit physischen Augen sehen, was sich in der Ferne abspielt, ohne die okkulte Sehkraft einzuschalten.
Man kann es fertig bringen sein Sehvermögen zu erweitern, und wenn man es versteht, die Schwingung seiner Nerven bis außerhalb der Sichtweite der Augen zu verlängern, kann die Verbindung bis zu – ich würde nicht sagen etliche Kilometer weit weg – nein – aber innerhalb eines bestimmten Bereiches ausgedehnt werden, sagen wir, zum Beispiel, durch eine Wand hindurch, was als etwas Unmögliches betrachtet wird. Man kann dann sehen, was in einem Raum geschieht, der von einem anderen durch eine Wand getrennt ist. Aber dafür sind sehr methodische Übungen nötig. Trotzdem ist es möglich auf diese Weise zu sehen, zu fühlen und zu hören. Wenn man sich Mühe gibt, kann man sein Blickfeld beträchtlich erweitern. Aber es erfordert Arbeit, Ausdauer und eine Art beharrlicher Anstrengung. Warum auch nicht, es wurde sogar herausgefunden, dass man im Körper andere visuelle Zentren als das Auge entwickeln kann. Das wurde mit Leuten erprobt, die aus dem einen oder anderen Grund ihr Sehvermögen verloren haben. Man kann durch andauernde methodische Anstrengung anstatt der Augen dann eins oder mehrere andere Sehzentren im Körper entwickeln, um sehen zu können. Jules Romain hat darüber ein Buch geschrieben. Er führte selbst Experimente damit durch und erhielt sehr überzeugende Resultate.
Das bedeutet, dass wir über eine Anzahl von Möglichkeiten verfügen, die wir in uns schlafen lassen, weil wir uns nicht darum bemühen, sie besonders zu entwickeln. Wir können unendlich viel mehr als wir tatsächlich meinen. Aber wir nehmen die Dinge so hin, wie sie sind. (3)
DIE MUTTER
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Um eine Aufgabe zu bewältigen, wie kann man wissen, ob man dazu fähig ist oder nicht?
Wie kann man wissen, ob man dazu fähig ist oder nicht!
Durch Probieren! Das ist das Beste. Und wenn du nicht sofort Erfolg damit hast, dann halte durch. Du musst wissen, dass wenn du einen starken Drang, einen sehr starken Drang spürst, etwas Bestimmtes zu machen, dann bedeutet es, dass diese Arbeit etwas mit dir zu tun hat, und dass du auch dazu fähig bist, sie zu tun. Aber man kann auch Kräfte besitzen, die anfangs so gut in einem selbst versteckt sind, dass man zuerst lange graben muss, um sie zu finden.
Deswegen musst du nicht gleich beim ersten Rückschlag entmutigt werden, sondern weitermachen. (4)
DIE MUTTER
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