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Kapitel 7

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Nach seinem letzten Statement saßen sie sich für lange drei Minuten schweigend gegenüber. Er nippte an seinem faden Mineralwasser ohne Kohlensäure, während Gwendolyn bereits ihren zweiten Whisky trank.

Gerade als er ein neues Thema zur Sprache bringen wollte, um die quälende Stille zu unterbrechen, sah er Benjamin durch den Eingang der Bar kommen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich in der Bar eines Nobelhotels trafen, war er, was seinen Kleidungsstil betraf, keine Kompromisse eingegangen. In seinem Biker-Outfit zog er die Blicke der Gäste auf sich und Eduard überlegte einen kurzen Moment, ob er ihn nicht abfangen sollte. Aber Ben hatte ihn bereits gesehen und kam strahlend und winkend auf ihren Tisch zu.

Da Gwendolyn mit dem Rücken zum Eingang der Bar saß, bemerkte sie erst an Eduards Blick und als er sich zur Begrüßung erhob, dass sein Freund eingetroffen war. Sie erhob sich ebenfalls und drehte sich zu Benjamin um. Zu Eduards Bedauern konnte er ihr Gesicht nicht sehen, als sie Benjamin erblickte, aber er stellte sich vor, dass sie genauso verblüfft und sprachlos aussah, wie sein Freund.

Ben fand als Erster die Sprache wieder.

»Äh ... komme ich ungelegen? Wollen wir uns später nochmal treffen, Eddy? Ich sehe ja, du hast eine ... nette Begleitung ... äh ... gefunden. Ich störe bestimmt, oder?«

Sein Trugschluss war nicht verwunderlich, da Gwendolyn zwar die blonde Perücke abgezogen und noch auf Eduards Zimmer in ihrer Handtasche verstaut hatte, aber noch immer einen roten Lederminirock und ein Pelzjäckchen trug. Mit ihren hochhackigen Pumps überragte sie Benjamin um mindestens zehn Zentimeter und sie machte keine Anstalten, ihm die Hand zu reichen oder sich vorzustellen.

Eduard seufzte schwer und versuchte, zu retten, was vermutlich nicht mehr zu retten war.

»Darf ich vorstellen, Gwendolyn Ahlsbeek, die Schwester meines Spenders ... Benjamin Swenske, mein treuer Freund und genialer IT-Spezialist.

»Wie? Was? Das ist ...?«, stammelte Benjamin, bis er schließlich seine rechte Hand ausstreckte, nicht ohne sie vorher an seiner speckigen Lederhose abzuwischen. Gwendolyn rettete die Situation, als sie anfing, verhalten zu lachen. Vermutlich wollte sie nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sie alle lenken, denn Eduard konnte sich vorstellen, dass die Besucher der Bar sich inzwischen reichlich Gedanken machten, was der Rocker und die Prostituierte bei dem nett aussehenden Herrn am Tisch suchten.

»Sie hätten mich vorwarnen können«, sagte sie leise zu Eduard, »dass ihr Freund auch in einer Verkleidung kommt.«

Nicht leise genug, denn Benjamins säuerliches Gesicht zeigte überdeutlich, dass er ihre Bemerkung gehört hatte. Noch bevor er einen Kommentar dazu abgeben konnte, griff Eduard ein.

»Setzen wir uns doch, dann erregen wir nicht noch mehr Aufsehen. Was möchtest du trinken, Ben?«

»Ein Bier«, war seine erstaunlich wortkarge Antwort.

Eduard winkte einen Kellner heran, bestellte und gemeinsamen warteten sie schweigend, bis das Bier an ihren Tisch gebracht wurde. Unterdessen warf Benjamin immer wieder verstohlene Blicke zu Gwendolyn, wenn er dachte, sie würde es nicht bemerken. Gwendolyn tat das Gleiche und unter anderen Umständen hätte Eduard das Verhalten der beiden amüsiert. Nachdem Benjamin den ersten Schluck getrunken hatte, hielt er es nicht mehr aus.

»Also Leute, genug geschwiegen. Wer ist so nett und bringt mich auf Stand? Is ja nicht so, als hättet ihr bisher nur Smaltalk miteinander gehabt, oder? Also ... ich weiß nicht, was ihr hattet ... ich meine, worüber ihr geredet habt ... ihr habt doch geredet?«

Gwendolyn und Eduard mussten zeitgleich lachen und Benjamins dummes Gesicht brachte sie nur noch mehr zum Lachen. Nachdem das Opfer ihres Amüsements sie sehr böse angeschaut hatte, hatte Eduard ein Einsehen und vermittelte ihm eine Zusammenfassung der Erkenntnisse, die er von Gwendolyn gewonnen hatte. Bereits nach wenigen Worten hatte er Benjamins volle Aufmerksamkeit und seine Verärgerung war Schnee von gestern. Der ewige Verschwörungstheoretiker war sofort Feuer und Flamme und konnte sich kaum zurückhalten, sofort Theorien aufzustellen oder Vorschläge zu machen. Eduard musste ihn mehrfach mit ausgestreckter Hand ermahnen, ihn zuerst ausreden zu lassen.

Das Leuchten in seinen Augen gab ihm einerseits Hoffnung, andererseits machte es ihm auch Angst. Die Hoffnung begründete sich auf Benjamins unendlich starke Phantasie, wenn es galt, Komplotte aufzudecken, Wege in abgeschottete Bereiche zu finden oder alle erforderliche Informationen auszugraben. Seine Angst hatte eigentlich die gleiche Grundlage: Bens Phantasie! Er hatte schon die absurdesten Verschwörungen entdeckt und die unterschiedlichsten Gesellschaften, Firmen und Organisationen bezichtigt, die Bevölkerung bewusst zu vergiften, auszuspionieren, zu betrügen oder geistig zu vergewaltigen. Benjamin schaute kein Fernsehen, weil er der Meinung war, dass es sublime Botschaften an das Unterbewusstsein gab, die Menschen Dinge tun ließen, die sie nicht wollten.

Eduard nannte das Werbung, aber Benjamin war nicht von seinen Ansichten abzubringen. Dennoch setzte Eduard alle seine Hoffnungen auf Benjamins Genialität. Er war für ihn eines der herausragenden Beispiele, dass an dem Spruch, Genie und Wahnsinn lägen nah beieinander, wahrscheinlich etwas dran war.

Als er mit seiner Zusammenfassung fertig war, sah Benjamin mehrmals abwechselnd von Gwendolyn zu ihm und wieder zurück.

»Kinder, ist das abgefahren. Ist das eine Riesensache oder ist das eine Riesensache? Wo soll ich da anfangen? Da gibt es ja mehr Ansätze, als ich alleine verarbeiten kann. Aber ihr helft mir doch, oder? Ey Alter, ich bin so froh, dass du mich eingebunden hast. Hast du ihr«, er bewegte kurz den Kopf in Richtung Gwendolyn, »eigentlich von deinen komischen Träumen und dem abgefahrenen Geschmackswechsel erzählt?«

Ausgerechnet das hätte er besser nicht gesagt, hatte Eduard es doch bisher vermieden, seine schöne Begleiterin mit solchen Dingen zu vergraulen.

»Was haben Sie mir verschwiegen, Ed?«

»Haha, was, wie ... Ed? Wie in Mr. Ed? Du? Das sprechende Pferd? Haha!« Benjamin klopfte sich auf die Schenkel, während Eduard abwechselnd ihn böse und Gwendolyn um Verzeihung bittend ansah. Ein schwieriges Unterfangen.

»Raus damit, was haben Sie mir verschwiegen, was sind das für Träume?«

Er hätte am liebsten Benjamin gegen die Kniescheibe getreten, aber der grinste ihn nur unverschämt an und signalisierte, er solle endlich mit der Sprache rausrücken.

Die Situation ließ ihm keine andere Wahl mehr, also erzählte er Gwendolyn alles. Ohne Ausnahme, ohne Beschönigungen, rückhaltlos.

Zu Beginn seiner Schilderungen erntete er ein müdes Lächeln, doch je mehr Einzelheiten er von seinen Träumen, seinem plötzlichen Gefallen an klassischer Musik und seiner neuen Vorliebe für gedämpften Rosenkohl berichtete, desto mehr gefror ihr Lächeln. Schließlich sah sie ihn entgeistert und verwirrt an.

»Was hat das alles zu bedeuten? Das ist doch alles nicht wahr? Wie kann denn so was sein?«

Es waren zwar ganz offensichtlich nur rhetorische Fragen, auf die sie keine Antwort erwartete, aber es waren dennoch gute Fragen. Wenn Eduard ihr sie hätte beantworten können, wäre er froh gewesen. Aber leider war er nicht schlauer als sie und seine Verwirrung war nur aufgrund der längeren Zeitspanne, die er sich mit diesem Phänomen beschäftigte, ein wenig geringer als ihre.

Also blieb ihm nichts anderes übrig als hilflos mit den Schultern zu zucken und ein ratloses Gesicht zu machen.

»Mensch Eddy, mach doch nicht so ein bedrüppeltes Gesicht, nur weil du dieses übersinnliche Phänomen nicht begreifst. Hast du denn die Folge von Akte X nicht gesehen, wo das genauso war? Die, wo Skully und Mulder den Organhändler nur geschnappt haben, weil ein Empfänger eines Organs die Erinnerungen eines Opfers hatte? Wo sie rausgefunden haben, wie die Organhändler ...«

»Ben ...«, blaffte Eduard ihn genervt an, »wie geschmacklos kannst du eigentlich sein? Hast du auch nur einen Moment überlegt, was dein dämliches Gequatsche bei Frau Ahlsbeek anrichtet? Sie hat gerade ihren Bruder verloren, du Hirni.«

Er war richtig sauer und Ben merkte, dass Eduard diesbezüglich keinen Spaß verstand und er erheblich übers Ziel hinausgeschossen war. Entsprechend verlegen schaute er nun aus der Wäsche und sein Fehler schien ihm so peinlich zu sein, dass er ausnahmsweise den Mund hielt.

Gwendolyn schaute mit offenem Mund zwischen den beiden Männern hin und her. Sie setzte mehrmals zum Sprechen an, schloss aber dann wieder den Mund und schüttelte den Kopf.

»Frau Ahlsbeek ... Gwen ...«, Eduard wusste nicht, wie er sich entschuldigen sollte, »Ben hat das nicht so gemeint, er ist manchmal ein wenig ...«

Sie blickte ihn aus diesen großen, grünen Augen an, atmete tief ein und ihm blieben alle weiteren Worte im Hals stecken. Dann explodierte sie.

»Oh doch ... oh doch ... er hat es genau so gemeint, wie er es gesagt hat, und ich ... ich weiß eines ganz genau ...« Sie machte eine Pause und auf einmal sah er, wie ihre Mundwinkel seltsam zuckten. Sein Entsetzen wich Verblüffung, als sie auf einmal anfing laut und heftig zu lachen.

»Ich weiß ganz genau, dass ich exakt diese Folge von Akte X gesehen habe ... du meine Güte, da muss ich dreizehn oder vierzehn gewesen sein.« Sie schüttelte verwundert und immer noch lächelnd den Kopf. »Dass ich an diese Folge nicht selbst gedacht habe, wundert mich wirklich. Ich habe Akte X immer geliebt, auch wenn ich nicht alles verstanden habe. Aber ihr beiden seid wirklich was ganz Besonderes.«

Bevor Eduard sich auf diese Aussage etwas einbilden konnte, fuhr sie fort. »Ich muss mich auf jeden Fall bei euch bedanken. Heute Abend war das erste Mal seit vielen Wochen, dass ich wieder einmal lachen konnte. Ich hatte in letzter Zeit nicht wirklich viel zu lachen. Danke dafür. Und Sie, Ed, hören Sie ruhig auf, mich wie ein rohes Ei zu behandeln. Ich bin robuster, als Sie es sich vorstellen können. Okay, mir kommen ab und zu die Tränen, wenn ich an meinen großen Bruder denke, aber legen Sie das nicht als Schwäche aus.«

Während Eduard noch sprachlos dasaß und überlegte, wo seine Menschenkenntnis abgeblieben war, begann Ben bereits wieder unverschämt zu grinsen.

»Gut Kinder, da wir das nun geklärt habe, hätte ich da mal eine Frage. Hat jemand etwas dagegen, wenn ich einen Plan aufstelle, welche Informationen wir als Nächstes versuchen sollten zu bekommen? Nein? Also dann, ich fasse mal zusammen, wie ich mir die weitere Vorgehensweise vorstelle.«

Gwendolyn kicherte noch immer, aber Eduard hatte den Eindruck, dass es sich um ein verzweifeltes Kichern handelte, getragen von dem Versuch, an etwas anderes zu denken. Das Leben wieder in normale Bahnen zu lenken.

Er nickte Ben zu. »Schieß los. Was meinst du?«

Dieser zog aus der Gesäßtasche seiner Lederhose ein kleines, abgewetztes Lederbüchlein, an dem mit einer Kordel ein Bleistift befestigt war. Eduard sah diesen Anachronismus bei Ben nicht das erste Mal. Damals war er genauso erstaunt, wie es Gwendolyn nun war. Bei einem IT-Experten wie Benjamin hätten die meisten Menschen High-Tech-Equipment erwartet. Es war für ihn immer ein Zeichen seiner Unvorhersagbarkeit gewesen, seiner Undurchschaubarkeit und teilweise auch seiner Zerrissenheit. Wenn er ehrlich war, dann bezeichnete er Benjamin zwar als seinen Freund, aber er war noch immer der Meinung, dass er ihn nicht wirklich kannte. Immer, wenn er glaubte, ihn zu verstehen, ihn zu durchschauen, seine wahren Hintergründe zu sehen, überraschte er ihn mit einer neuen Verrücktheit, einer irrsinnigen Ansicht oder einer genialen Einsicht. Gerade jetzt war einer der Augenblicke, in denen er ihm einfach nur vertrauen wollte, an ihn glauben wollte. Und Ben enttäuschte ihn nicht.

»Also, lasst mir eine Sekunde, ich muss nur ein paar Notizen machen, damit ich nichts vergesse.« Bereits während er weitersprach, kritzelte er Notizen in sein kleines Büchlein. »Wenn ich etwas über seine Recherche herausfinden soll, brauch ich seine Unterlagen. Hat er einen Rechner oder Laptop gehabt?« Er sah kurz auf und in Richtung Gwendolyn.

»Ja, hatte er, aber der ist verschwunden. Die Polizei meint, Thi Bian habe ihn mitgenommen.«

Gwendolyn antwortete kurz und sachlich, ohne unnötige Ausschmückungen oder Fragen nach dem wieso und warum.

»Na ja, nicht so schlimm, mal sehen, was ich da noch machen kann. Was ist mit der Freundin? Ich brauche alle Informationen, die es über sie gibt.«

»Ich stelle alles zusammen, was ich über Thi Bian weiß, aber das ist nicht sehr viel. Nur das, was mir mein Bruder erzählt hat. Ich denke, die Polizei weiß da eher mehr.«

»Genau, da sind wir schon beim nächsten Thema. Die Polizei. Ich könnte mich zwar in deren System hacken, aber ich weiß, dass unser Eddy das nicht so gerne mag und ich denke auch, dass du, mein Freund, da auf konventionellem Weg sicherlich das Meiste auch so erfahren kannst. Also geb ich das in deine Hände. Was dann noch bleibt, sind einige Interna über die Firma, also die Ahlsbeek Shipping Holding. Da wird uns doch sicher das Fräulein Tochter unter die Arme greifen können, oder?«

Sein kecker Blick und sein Grinsen nahmen seiner Frage jegliche Schärfe und es sprach für Gwendolyn, dass sie zurück grinste.

»Ich kenne Sie zwar erst seit einer guten Stunde, und ich verstehe noch nicht genau, wofür Sie diese Infos brauchen, aber ... ja, ich sehe, was ich machen kann. Gut genug?«

»Aber sicher doch, Gwen. Ich darf Sie doch auch Gwen nennen, oder?«

Er sah sie mit einem Hundeblick an, den Eduard bei Ben noch nie gesehen hatte. Was ging da gerade vor sich zwischen den beiden? Aber er hielt sich zurück und übernahm die Rolle des stillen Beobachters.

»Aber natürlich«, erwiderte Gwendolyn und strahlte Ben an, dass sich Neid und Eifersucht bei Eduard bemerkbar machten.

»Ich weiß nicht, was es ist, aber ich vertraue Ihnen irgendwie, Ben.« Sie schüttelte wieder in dieser unnachahmlichen Art den Kopf, als wundere sie sich über sich selbst. »Ich bin normalerweise nicht der Typ, der Fremden sehr schnell vertraut, aber bei Ihnen ist das irgendwie was anderes. Natürlich wäre ich sehr interessiert daran, Sie irgendwann mal ohne diese Verkleidung zu sehen.«

Ben machte einen überaus gequälten Eindruck und Eduard stellte sich vor, dass er zwischen einem empörten »Das ist keine Verkleidung!« und einem begeisterten »Aber natürlich, Baby, kein Problem, das nächste Mal komme ich in meinem Smoking!« schwankte. Es blieb aber bei einem sprachlosen Nicken.

An dieser Stelle hielt er es nicht mehr aus und musste sich einschalten.

»Und wie sieht das bei mir aus? Vertrauen Sie mir auch?«

Sie sah ihn mit einem seltsamen Blick an, den er nicht zu deuten wusste. Als sie nach langen Sekunden immer noch nichts sagte, wurde ihm mulmig.

»Was ist los, ist das so schwer zu beantworten?«, fragte er etwas unwirsch und bereute sofort den vorwurfsvollen Klang seiner Frage.

Sie lächelte ... und es war das traurigste Lächeln, das Eduard je gesehen hatte.

»Sie deuten mein Schweigen falsch, Ed, ich versuche lediglich, meine Gefühle Ihnen gegenüber richtig zu sortieren. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch ... was Sie mir über ihre Träume, scheinbare Erinnerungen und seltsamen neuen Vorlieben erzählt haben, das ...«, erneut wurden diese wunderschönen Augen feucht und sie musste mehrmals schwer schlucken, bevor sie weiterreden konnte. »...das bringt sie mir so nahe, wie mir bisher nur mein Bruder Liam gestanden hat. Ich erkenne so viel von ihm in Ihnen wieder, obwohl Sie so anders sind, dass ich ...« Sie seufzte schwer und Eduard musste feststellen, dass er das Gefühl hatte, sie zu quälen. Aber er wollte jetzt genau wissen, woran er war, also wartete er schweigend, bis sie fortfuhr.

»Ich weiß nicht, ob ich Sie als eine Reinkarnation meines Bruders sehe, ob ich Sie lieben möchte, weil ein Teil von Ihnen mein Bruder ist oder wie ich überhaupt zu Ihnen stehen will. Das ist alles in höchstem Maße verwirrend.«

Eduard bemerkte, wie ihm selbst die Tränen in die Augen traten und er war normalerweise wirklich nicht der Typ, der nah ans Wasser gebaut war. Aber er fühlte sich ebenfalls in einer unbegreiflichen Weise zu ihr hingezogen und wusste nach ihrer Ansprache nicht, ab das transplantationsbedingte Gefühle oder eine erotische Leidenschaft war. Wirklich sehr verwirrend.

»Danke ... für Ihre Ehrlichkeit, meine ich«, war alles, was er gepresst herausbekam.

»Wow, was für eine abgefahrene Situation. Ey Leute, ich weiß echt nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich denke mal, wir konzentrieren uns an erster Stelle mal auf das, was wir uns vorgenommen haben. Den ganzen anderen Kram kriegen wir im Laufe der Zeit schon irgendwie auf die Reihe, oder?«

Ben sprach Eduard aus der Seele und er versuchte, die ganze Verwirrung abzuschütteln und sich auf das hier, heute und morgen zu konzentrieren. Was ihm allerdings mehr als nur ein wenig schwerfiel.

Aber es galt nun, Pläne für den kommenden Tag zu machen.

»Also gut, packen wir es an. Ich stelle mir die weitere Vorgehensweise nach Bens Vorschlägen folgendermaßen vor.«

Transplantierter Tod

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