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DIE DREI WEISEN AUS DEM MORGENLAND BESUCHEN DAS JESUSKINDLEIN IM KRIPPENSTALL ZU BETHLEHEM

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(Märchen von Dieter Kremp)

Die drei Weisen aus dem Morgenland waren schon seit Wochen an der Himmelsstraße unterwegs auf der Suche nach dem Krippenstall in Bethlehem. Es hatte sich überall im Heiligen Land herumgesprochen, dass in Bethlehem das Jesuskindlein im Krippenstall geboren wurde. Und die drei Weisen wollten unbedingt dorthin, um das Christuskindlein zu bescheren.

Aber sie waren auf ihren weiten Reisen unterwegs nicht allein, waren sie doch von Beruf aus alle drei Hirten, die überall ihre Schäfchen dabei hatten, wenn sie auf Reisen waren. Und hier am Himmelszelt weideten die Schäfchen auf der weiten Himmelsflur und ließen sich das saftige himmlische Gras und den Klee gut schmecken.

Doch schon seit Tagen irrten sie mit ihren Schäfchen hin und her und fanden den Weg nicht über die Himmelsstraße hinunter auf die Erde nach Bethlehem.

Und es war höchste Zeit, um dem neugeborenen Wiegenkind zur Geburt ihre Geschenke zu geben. Außerdem waren ja Maria und Josef, die Eltern des Jesuskindes, auch gute Bekannte der Hirten. Und Heiligabend, der Tag der Geburt des heiligen Christuskindes, war schon lange vorbei.

Nun flog gerade die Schneefee Frau Holle mit ihren Wolkenschäfchen an der Himmelsstraße vorbei und winkte den Hirten zu. Sie hielt mit ihrer Schäfchenherde kurz an und fragte ihre Hirtenfreunde: „Wohin wollt ihr? Habt ihr euch auf der Himmelsflur mit euren Schafen verirrt?“

„Ja, wir suchen den richtigen Weg nach Bethlehem, doch immer wieder sind wir auf der falschen Straße. Hier stehen ja auch keine Hinweisschilder.“

„Dann passt mal gut auf! Der heilige Sankt Petrus dort oben an der Himmelspforte ist ja ein naher Verwandter der Heiligen Familie. Der kann euch bestimmt helfen.“

In dem Augenblick sperrte der heilige Petrus mit seinem Himmelsschlüssel gerade das Tor zum Paradies auf und ließ die himmlischen Heerscharen heraus. Unter ihnen waren auch die Engel, die Boten Gottes auf Erden, die auch das Jesuskind in Bethlehem besuchen wollten.

Die Engel waren gut befreundet mit den drei Weisen aus dem Morgenland und waren gerne bereit, die Hirten mit ihren Schäfchen auf ihrem Weg zur Erdenstadt Bethlehem zu begleiten. Damit das alles etwas schneller vonstattenging, klebten sie den Hirten und ihren Schäfchen Engelsflügel an. Und so flogen sie in Windeseile alle zusammen durch die himmlischen Lüfte und kamen schon nach wenigen Minuten heil und gesund am Krippenstall zu Bethlehem an.

Hier war Hochbetrieb, denn alle Engel, alle Heiligen und die Kinder aus Bethlehem waren gekommen, um das Jesuskindlein zu bescheren. Vor dem Eingang zum Krippenstall stand ein großer Esel, der die zahlreichen Besucher herzlich willkommen hieß. Und der zottige Esel rief laut: „Iah, iah, iah! Willkommen hier im Stall, im Krippensaal! Iah, iah, iah!“

Bevor die Hirten nun in den Krippenstall eintraten, ließen sie ihre Schäfchen in der Nähe des Stalles auf einer Weide grasen. Eines aber unter ihnen, das Lämmchen Petra, das Schönste von allen, das ein ganz besonders weiches Fell hatte, nahmen sie mit in den Stall zu Bethlehem. Obwohl ja das Jesuskindlein noch ein kleines Baby war, lächelte es mit strahlenden Äuglein das Schäfchen Petra sanft an.

Und Petra hatte auch Spaß am Kindlein, schnüffelte sogleich im Wiegenbettchen und das Jesusbaby streichelte ganz zart sein weiches, wolliges Fell.

Nun nestelten die drei Weisen in ihren Hirtentaschen herum und holten die Geschenke für die Heilige Familie heraus. Das Christuskindlein erhielt eine Menge Goldkügelchen, weil es eben ein liebes, goldiges Kindlein war. Und dazu natürlich noch ein Plüschschäfchen zum Kuscheln im Bettchen. Als dann viele Jahre später das Jesuskindlein erwachsen war, und als Heiland im Heiligen Land unterwegs war, verschenkte er die Goldperlen an arme Waisenkinder.

Maria und Josef erhielten von den Weisen aus dem Morgenland wohl duftende Heilkräuter, Weihrauch und Myrrhe, die Josef gleich im Stall räucherte: ein heilsamer, aromatischer Duft durchströmte den ganzen Raum. Und wenn dann später das Marienkindlein im Winter eine fieberhafte Erkältung hatte, kochte Maria daraus einen heilenden Kräutertee, den das Kindlein trank. Und alsbald war das Jesuskindchen wieder kerngesund.

Nun aber hatte die Muttergottes, die heilige Jungfrau Maria, noch eine große Bitte an die drei Weisen aus dem Morgenland. „Hört mal bitte gut zu! Nächste Woche ist wieder ein christlicher Feiertag auf Erden. An diesem Tag zieht ihr mit euren Schäfchen durch die Straßen von Bethlehem, geht von Haus zu Haus, und sammelt Geldspenden für arme Kinder.“

Und Josef ergänzte die Worte seiner heiligen Jungfrau Maria und sagte: „Unser lieber Herrgott da droben im Himmel wird euch in drei heilige Könige verwandeln, und dieser Tag, es ist auf Erden der 6. Januar, erhält dann den Namen „Dreikönigstag“. Ihr Drei seid dann die „Heiligen Drei Könige“ mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar.“

Ach, wie stolz waren jetzt die drei Weisen aus dem Morgenland! Sie waren keine Hirten mehr, sondern richtige Könige.

Und später fand jeder von ihnen auch seine Königin und alle drei wohnten in Bethlehem zusammen in einem Königsschloss.

Und als das Jesuskind zu einem Knaben herangewachsen war, besuchte es hin und wieder seine drei Patenonkel im Königsschloss.

Als dann einige Tage später das erste „Dreikönigsfest“ auf Erden war, zogen die Heiligen Drei Könige durch die Straßen in Bethlehem. Einer von ihnen, es war der Melchior, malte sein Gesicht mit schwarzer Farbe an: Er war unter den Heiligen Drei Königen der „schwarze Mohr“. In der einen Hand trugen sie einen langen Stab mit einem Laternenlicht, in der anderen Hand hatten sie ein Stück weiße Kreide. Und auf ihren Pelzmützen leuchtete ein goldener Stern, der eben wie eine goldene Königskrone aussah.

Sie zogen von Haus zu Haus, stampften durch den hohen Schnee, klopften an die Türen und schrieben mit der weißen Kreide die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf die Türschwelle: C + M + B, Caspar, Melchior und Balthasar.

Und überall sagten sie ihren Segensspruch auf, den die heilige Jungfrau Maria ihnen geschrieben und gedichtet hatte:

„Heute ist Dreikönigsfest,

wir wünschen euch das allerbest.

Wir bringen Glück in euer Haus,

wie der heilige Nikolaus.

Wir bitten euch um milde Gaben,

dass arme Kinder Essen haben.“

Die „Sternsinger“, so nannte man auch die Heiligen Drei Könige; sie zogen weiter von Haus zu Haus und überall erhielten sie eine Geldspende. So kam eine stolze Summe zusammen, die sie dann später an arme und kranke Kinder verteilten.

Und auch heute noch, und das schon seit 2000 Jahren, ziehen die Heiligen Drei Könige, als Sternsinger verkleidet, durch die Dörfer und Städte. Und ihre Schäfchen weiden noch immer auf der Himmelsflur, behütet und beschützt vom silbernen Mond.

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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