Читать книгу Die Tote unter dem Schlehendorn - Dieter Landgraf - Страница 10
Das Wiedersehen
ОглавлениеErstmals hat Cornelia Nicolai ihn an der Anlegestelle im Hafen der Marina wiedergesehen. Eigentlich hat sie nur Appetit auf einen Eisbecher - einen „After Eight.“ Den gibt es in solch einer hervorragenden Qualität nur im Cafe am Hafen, welches zur Marina gehört. Es ist der einzige Grund, weshalb sie den zwanzig Minuten dauernden Fußmarsch von ihrer Wohnung zum Hafen in Kauf nimmt. In Vorfreude auf die herrliche Erfrischung mit Pfefferminzlikör und den Schokoladenstückchen schlendert sie ungezwungen auf der Kaimauer entlang. Fast wie angewurzelt bleibt sie plötzlich stehen. Schon von weitem ist ein junger Mann mit kahl geschorenem Kopf und schwarzer Kleidung zu erkennen. Da ist er ja wieder - hätte sie fast laut gerufen. Auf dem Anlegesteg steht Tim Sander. Er lehnt lässig an den Elektroaufladekasten für Bordbatterien und unterhält sich angeregt mit einer ihr unbekannten männlichen Person. Entsprechend der Gesten zu den großen Yachten im Hafen scheint es sich um einen Bootsbesitzer oder einen Charterkunden der Marina zu handeln. Die erste freudige Verblüffung ist vorbei und sie nähert sich langsam dem Bootssteg. Jetzt ist er deutlich zu erkennen. Sein Gesicht und die nackten Arme haben eine wunderbare bronzene Färbung. Man sieht ihm an, dass er sich viel an der frischen Luft bewegt. Mit dem Goldkettchen um den Hals, dem schwarzen T-Shirt und den schwarzen Shorts ist er eine interessante Erscheinung. Lässig schnippt er die Zigarettenkippe in das Wasser und verabschiedet sich von seinem Gesprächspartner. Noch bevor sie sich entschließen kann, ihn anzusprechen, klettert er auf ein kleines Boot und verschwindet in der Kajüte. All das dauert nur ein paar Augenblicke, aber ihr kommt es wie eine Ewigkeit vor. Der Puls geht mit einem Male schneller und in ihr steigt ein Gefühl auf, welches sie schon nicht mehr zu erleben glaubte. Es ist eine Mischung von jugendlicher Verliebtheit und fraulicher Erfahrung und Besonnenheit. In ihren jungen Jahren wäre sie spontan auf den Anlegesteg gelaufen und hätte ihn sicher - rein zufällig natürlich - angesprochen. Doch sie kann ihre Gefühle in Zaum halten. So schnell, wie ihr der Gedanke kommt, genau so schnell verwirft sie ihn wieder. Ich bin doch nicht verrückt geworden, denkt sie - obwohl sie genau weiß, dass ihr schon immer jüngere Männer gefallen haben. Ihre Gedanken sind leicht verwirrt. Die Begegnung ist so überraschend gekommen, dass sie plötzlich keine Lust mehr verspürt, ihr ursprüngliches Vorhaben umzusetzen. Der Appetit auf Pfefferminzeis ist ihr mit einem Male vergangen. Innerlich aufgewühlt entfernt sie sich schnellen Schrittes vom Hafen. Erst jetzt wird ihr bewusst, wie töricht ihre Gedanken sind. Wie kann ich nur das Wort Wiedersehen in Betracht ziehen - überlegt sie. Er kennt mich doch überhaupt nicht. Wegen ihrer Unschlüssigkeit ist sie trotzdem unzufrieden mit sich selbst. Ihr fällt es schwer, das soeben Erlebte vernünftig einzuordnen. Aber die Gefühle kann sie nicht verleugnen: Cornelia Nicolai hat sich in einen Mann verliebt, den sie vor sieben Jahren zum ersten Mal gesehen hat. Richtig bewusst werden ihr ihre Empfindungen erst, als sie in den folgenden Tagen vorsichtig beginnt, sich nach ihm zu erkundigen. In der Brennerei Schlehenfeuer arbeitet eine ältere Sekretärin, die Land und Leute ausgiebig kennt. So ist sie in Kürze umfassend über Tim Sander informiert. Zu ihrem Leidwesen erfährt sie auch über seine wechselnden Frauenbekanntschaften. In der Marina ist er als Produktmanager eingestellt. Keiner weiß so recht, was damit gemeint ist und es wird wohl ewig ein Geheimnis des Geschäftsführers bleiben, der vor einigen Jahren diese Bezeichnung eingeführt hat. Die Arbeit von Tim Sander ist vielfältig. So weist er die Kunden in die Führung der von ihnen gemieteten Yachten ein und hilft so manches Mal auch in der Werkstatt aus. Wenn Not am Mann ist, übernimmt er die Kasse und steht als Bedienung für das Restaurant und das Cafe am Hafen zur Verfügung. Auch die Begleitung des Geschäftsführers und die Teilnahme an wichtigen Beratungen gehört zu seinen Aufgaben. Böse Zungen bezeichnen ihn als „Mädchen für alles“. Das freie Leben in seinem Job sagt Tim Sander zu. Deshalb nimmt er auch gern die Überstunden im Verlauf der Sommersaison in Kauf. Nichts ist ihm mehr zuwider, als eine Schreibtischarbeit mit geregelten Zeitabläufen. Die Kunden und vor allem die Kundinnen üben auf ihn so etwas wie einen magischen Reiz aus. Gerne würde er zu dieser Klientel dazu gehören. Aber mit einem abgebrochenen Studium und dem fehlenden Berufsabschluss sehen seine Aussichten dazu eher düster aus. Er selbst besitzt ein kleines Kajütboot. Sein attraktive Aussehen und die gepflegten Umgangsformen verfehlen nicht ihre Wirkung vor allem auf das andere Geschlecht. Öfter sind bei ihm junge Mädchen an Bord, die er niemals lange zu einer Bootsfahrt überreden muss. Viel wichtiger für Cornelia Nicolai ist die Information, dass er noch Junggeselle ist und allein lebt. Ihr ist zu gut bekannt, dass verheiratete Männer meist nur eine amüsante Affäre anstreben. Eine solche Geschichte möchte sie auf alle Fälle vermeiden. Wenn es schon eine Beziehung sein soll, dann muss es eine ernsthafte Verbindung sein. Ihre Gedanken an Tim Sander werden jäh unterbrochen. Ihr Nachbar klopft leise an die Scheibe des Autos. Schnell kurbelt sie das Fenster herunter und fragt: „Was gibt es denn?“
„Ich wollte mich nur erkundigen, ob ihr Motor heute nicht anspringen will … sie sitzen schon einige Minuten in ihrem Wagen und fahren nicht los … kann ich ihnen behilflich sein?“, antwortet der freundliche ältere Herr.
„Nein, nein … es ist alles in Ordnung … danke für die Nachfrage“, und betätigt den Zündschlüssel. Es folgt ein kurzer Blick in den Rückspiegel und ihr kleiner Peugeot setzt sich in Bewegung. Die Gedanken an Tim Sander lassen sie auch beim Fahren nicht los. Einerseits wünscht sie sich, dass er an der Besprechung teilnimmt. Dabei könnte sie ihn das erste Mal näher kennenlernen. Andererseits befürchtet sie, dass sie dann in den Verhandlungen nicht so frei wie gewohnt auftreten würde. Sie empfindet, dass ihre Gefühle mit ihr regelrecht Achterbahn fahren. Mit gerunzelter Stirn stellt sie fest, dass auf ihrem Stammparkplatz ein fremdes Auto steht. Die Aufschrift an der Fahrerseite ist wahrlich nicht zu übersehen. Die großen meerblauen Buchstaben verkünden die Werbebotschaft: „Marina Akaziensee - Yachten- und Bootsausleihstation - Die Nummer eins in der Region.“ Auf dem Heck befindet sich eine Fotomontage mit fröhlichen Leuten auf einem schnittigen Sportboot. Keine schlechte Werbung für das Unternehmen - stellt Cornelia Nicolai beim Betrachten des Landrovers fest. Sie nimmt sich vor, im Gespräch nach der Werbeagentur zu fragen. Jetzt nur keine unnötige Zeit verlieren - der Besuch soll nicht noch länger warten. Der Geschäftsführer der Marina und Tim Sander sind einige Minuten vor ihr eingetroffen und haben am Besuchertisch Platz genommen. Bei einer Tasse Kaffee unterhalten sich beide angeregt. Im Vorbeigehen raunt sie ihrer Sekretärin fast unhörbar zu: „Danke meine Liebe … hast du wieder ganz hervorragend hinbekommen.“
Diese antwortet mit einem freundlichen Lächeln: „Schon gut … ist doch selbstverständlich … das mache ich doch gerne für sie.“
Cornelia Nicolai begrüßt die zwei Herren mit einem freundlichen: „Hallo, herzlich willkommen … ich freue mich, dass sie meine Einladung angenommen haben.“
Galant erhebt sich einer der Herren, überreicht ihr seine Visitenkarte mit den Worten: „Mein Name ist Tim Sander.“ Sie wirft einen kurzen Blick auf das Kärtchen. Darauf steht unter seinem Namen „Produktmanager“ - was das auch immer heißen mag -sind ihre Gedanken beim Lesen der Karte. Die im Vorfeld gehegten Befürchtungen einer gewissen Unsicherheit erfüllen sich glücklicherweise nicht. Jetzt ist sie wieder ganz die kühle Geschäftsfrau, die sich fest im Griff hat und keine Gedanken für private Dinge verschwendet. Mit einem freundlichen Lächeln bemerkt sie nicht gerade in einer zurückhaltenden Art: „Unser Direktor befindet sich noch im Urlaub … ich bin seine Assistentin und gewissermaßen die Schöpferin des heutigen Beratungsgegenstandes.“
Das Gespräch wird mit dem üblichen Smalltalk über Befindlichkeiten und Wetter eingeleitet. Tim Sander sitzt ihr schräg gegenüber. Während des Gedankenaustausches bleiben ihr die sie wiederholt streifenden abschätzenden Blicke von ihm nicht verborgen. Sie hat das Gefühl, dass er mehr die Frau als die Geschäftspartnerin in ihr sieht. Aber das empfindet sie in diesem Falle sogar äußerst angenehm. Ihre Wahrnehmung trügt sie nicht. Tim Sander ist von Cornelia Nicolai tief beeindruckt. Er sieht in ihr eine äußerst attraktive Frau mit einer tollen Figur. Er schätzt sie auf Mitte Dreißig. Den Altersunterschied könnte er demnach vernachlässigen. Wenn sie ihn anschaut, glaubt er, eine kurze Aufgeregtheit bei ihr zu spüren. Aber das kann auch nur Einbildung sein und misst seinen flüchtigen Wahrnehmungen keine weitere Bedeutung bei. Nach einigen Minuten wendet sich Cornelia Nicolai dem eigentlichen Gegenstand ihrer Besprechung zu. Das Gespräch verläuft ganz in ihrem Sinne. Die beiden Herren sind nach einer Kostprobe sehr angetan von der neuen Kreation des Schlehenlikörs. Tim Sander bemerkt mit einem vielsagenden Lächeln: „Ich kenne den bisherigen Likör Schlehenfeuer recht gut … dieser hält keinen Vergleich mit ihrem Produkt stand … es scheint ihnen etwas ganz Besonderes gelungen zu sein … das könnte ein richtiger Verkaufsschlager werden.“
„Dazu habe ich keine andere Meinung … nur das Etikett sieht ziemlich langweilig und mittelmäßig aus“, wirft der Geschäftsführer der Marina ein.
„Das spielt doch für uns keine Rolle … wir wollen den „„Schlehenzauber““ doch nicht flaschenweise verkaufen“, entgegnet ihm Tim Sander.
„Das nicht … aber denke doch bitte an die Präsentation im Rückbuffet an der Bar … die Leute bestellen nicht nur nach der Getränkekarte … und für den Absatz müssen wir schon gehörig die Werbetrommel rühren.“
„Sie haben recht … auch mir gefällt das Etikett nicht besonders gut … ich habe mich nicht genügen darum gekümmert … hatte ganz einfach andere Sachen im Kopf … können sie mir vielleicht einen Ratschlag geben, welche Werbeagentur in der näheren Umgebung dafür geeignet wäre?“
„Aber selbstverständlich“, wirft Tim Sander ein und ergreift sofort wieder das Wort. „ich kenne ein junges Team, welches auch für die Marina tätig ist … die machen richtig gute Arbeit … sind auch ganz preiswert … wenn sie es wünschen, dann spreche ich mit denen.“
„Darauf komme ich sicher zurück … danke für ihr Angebot … es ist ja immer ganz vorteilhaft, wenn man einen Fürsprecher hat.“
Cornelia Nicolai nimmt den vorgefertigten Vertrag zur Hand und sagt: „Ich habe ihnen in Vorbereitung auf unser heutiges Gespräches einen Entwurf unser Vereinbarung vorab zukommen lassen … ich hoffe, sie haben ihn rechtzeitig erhalten.“
Beide nicken zustimmend mit den Köpfen. Der Geschäftsführer der Marina ergreift das Wort: „Bis auf zwei kleine Änderungen bin ich einverstanden.“
„Und die währen welche?“ fragt Cornelia Nicolai.
„Den Einzelposten „Anlieferung“ können wir herausnehmen … wir holen die Ware selbst ab … das kann Herr Sander erledigen.“
„Ist kein Problem … und was wünschen sie noch für Änderungen?“
„Das wäre der Preis … ist da eventuell noch etwas zu machen?“
„Ich muss sie in dieser Hinsicht enttäuschen … der Preis ist straff kalkuliert.“
„Und wie sieht es bei ihnen mit einem Mengenrabatt aus … wir könnten auch gerne die Anzahl der Flaschen verdoppeln.“
Bei diesen Worten frohlockt sie innerlich - lässt sich aber nichts anmerken.
„Wenn das so ist … darüber können wir reden.“
Nach einer kurzen Preisabsprache ordern sie einen größeren Posten - mehr als sich Cornelia Nicolai versprochen hat. Nach der Verabschiedung geht sie aus dem Sekretariat zurück in ihr Arbeitszimmer und schaut aus dem Fenster ihren Besuchern hinterher. Erst jetzt bemerkt sie ihre innerliche Anspannung, die sich langsam im Abklingen befindet. Sie bewegt nicht nur die Freude über den tollen Geschäftsabschluss. Vielmehr überwiegt bei ihr das Gefühl, Tim Sander endlich persönlich kennengelernt zu haben. Vergnügt summt sie ein Lied vor sich hin.
„Das muss ja ein ganz besonders erfolgreiches Gespräch gewesen sein, wenn sie so fröhlich vor sich hinträllern“, bemerkt Rosemarie Belminchen, die Sekretärin der Brennerei, welche unbemerkt von Cornelia Nicolai das Zimmer betreten hat. Versonnen schaut Cornelia Nicolai sie an. Die Rosemarie ist noch eine vom alten Schrot und Korn, alte Schule eben - denkt sie - schade eigentlich, wenn sie in ein paar Jahren in Rente geht. Entgegen ihrer sonst sehr sachlichen Art bei dienstlichen Angelegenheiten sagt sie: „Ein wunderschöner Tag heute, direkt zu schade, den nur mit Arbeit zu verbringen.“
Was sie nur haben wird - denkt Rosemarie Belminchen - die scheint ja richtig aufgekratzt zu sein.
„Einer der beiden Männern war doch Tim Sander“, stellt sie fest.
„Ja … aber warum diese Bemerkung?“
„Ach … nur so … sie haben sich doch vor nicht allzu langer Zeit nach ihm erkundigt.“
„Das war nur“, und kommt aus Verlegenheit fast ins Stottern, „das hat keine besondere Bedeutung.“
Sie ist richtig froh, dass Rosemarie Belminchen nicht weiter nachfragt. Stattdessen verweist die Sekretärin auf ihren Notizblock und bemerkt: „Sie wollten mir doch noch einige Briefe diktieren … meinetwegen kann es los gehen.“
Die Arbeit geht Cornelia Nicolai heute leicht von der Hand. Schnell sind die Briefe in den Block diktiert, noch ein paar Telefonate und dann ist Feierabend. Denn heute ist Freitag, da ist der Bürotag schön kurz, weil es schon seit Jahren in der Firma die Regel gibt, in der Woche täglich eine halbe Stunde länger zu arbeiten und sich am letzten Arbeitstag der Woche dafür mit mehr Freizeit zu belohnen. Gut gelaunt wünscht sie ihrer Sekretärin ein schönes Wochenende und verlässt die Firma. Auf dem Heimweg erledigt sie noch ein paar Besorgungen, dann liegen zwei herrliche freie Tage vor ihr.
Von einem Hochgefühl der Glücksseeligkeit ergriffen geht sie ruhelos durch ihre Wohnung. Am liebsten möchte sie die ganze Welt umarmen - jetzt braucht sie jemanden, dem sie ihre ganze freudige Erregung mitteilen kann und greift zum Telefon. Ohne die sonst übliche Floskel beginnt sie angeregt drauflos zu plaudern:
„Hallo Anke, du glaubst nicht, wen ich heute wieder gesehen habe?“
„Nun mache es nicht so spannend … erzähl schon.“
„Es ist der junge Mann aus der Mensa … du weißt doch … der mit der schwarzen Kleidung … den fandest du damals auch sehr attraktiv.“
Nur mühsam kann sich Anke an die kleine Episode aus der Studienzeit erinnern.
„Das ist doch schon so lange her … aber ich weiß schon, wen du meinst … deshalb musste das Essen immer pünktlich auf dem Tisch stehen“, und lacht bei der Erinnerung herzhaft.
„Nun sei doch einmal in deinem Leben ein kleines bisschen ernsthaft … für mich bedeutet dieses Wiedersehen enorm viel … ich glaube …ich bin richtig verliebt.“
„Du musst doch verrückt sein … was heißt denn überhaupt Wiedersehen … der kennt dich doch gar nicht … aber so ein kleinwenig verrückt warst du ja schon immer.“
„Das hat überhaupt nichts mit Verrücktheit zu tun … dir kann ich es ja anvertrauen … die gleichen Empfindungen wie heute hatte ich damals schon, als ich ihn in der Mensa zum ersten Mal gesehen habe … ich habe dir nur nichts verraten … weil ich doch zur gleichen Zeit mit meinem späteren Mann zusammengewesen bin … aber ganz losgelassen hat mich die damalige Begegnung nie so richtig.“
„Wenn ich das so höre … es scheint ja wirklich ernst mit dir und dem jungen Mann zu sein.“
„Der junge Mann heißt übrigens Tim Sander … er sieht noch genau so attraktiv wie damals aus … und anspruchsvolle Umgangsformen hat er … zur Begrüßung fehlte nur noch der Handkuss.“
„Wenn es die große Liebe ist, dann freue ich mich für dich … hoffentlich erlebst du keine Enttäuschung … er ist doch viel jünger als du.“
„Nein, nein … es sind nur ein paar Jahre … und alt sehe ich nun wirklich nicht aus … das Schlimme ist … er weiß noch nichts von meinen Gefühlen … ich überlege die ganze Zeit, wie ich mit ihm ins Gespräch kommen könnte.“
„Da brauchst du dir wirklich keine Gedanken zu machen … bei deinem Aussehen wirst du schon einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben … wenn er dich sieht, kommt er ganz allein auf dich zu … da könnte ich fast darauf wetten.“
„Und was soll ich dann sagen?“
„Stell dich doch nicht so umständlich an … du beginnst einfach mit etwas Dienstlichem aus dem Gespräch in deiner Firma … das andere kommt dann von ganz allein … du bist doch kein Teenager mehr.“
„So werde ich es machen … dabei fällt mir ein, er wollte sich um eine Werbeagentur für die Vermarktung meines „Schlehenzauber“ kümmern … das wäre zum Beispiel ein Aufhänger für den Beginn einer Unterhaltung.“
„Siehst du … so schwer ist es doch gar nicht … und denke daran, wenn es so weit ist mit euch Beiden und die Hochzeitsglocken läuten … dann will ich Trauzeugin sein … aber vorher besucht ihr uns … ihr seit herzlich eingeladen … du hast mich jetzt richtig neugierig auf ihn gemacht“, und ein herzhaftes Lachen begleitet ihre Worte.
Nach einer halben Stunde und dem Austausch aller weiteren wichtigen und belanglosen Ereignisse der letzten vierzehn Tage legen beide den Hörer auf.
Ankes Bemerkung: „Ruf wieder an, wenn es etwas Neues gibt“, hört Cornelia Nicolai schon nicht mehr. Anke Falk schaut auf das Telefon, schüttelt fast unmerklich den Kopf und denkt - ein verrücktes Weib ist sie schon immer gewesen, aber trotzdem bleibt sie meine allerbeste Freundin. Hoffentlich geht alles gut.