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„Spinning Jenny“ Da das Weben auf dem Webstuhl schneller ging als das Spinnen mit dem Handspinnrad, entstand um die Mitte der 18. Jahrhunderts in der britischen Grafschaft Lancashire ein akuter Garnmangel. Die Nachfrage war so groß, dass eine Lösung nur durch eine nachhaltige Steigerung der Arbeitsproduktivität denkbar war. So schrieb die britische Society of Arts 1761 einen Preis aus, wonach eine Maschine gesucht wurde, welche „sechs Fäden aus Wolle, Flachs, Hanf oder Baumwolle auf einmal spinnen und nur eine Person brauchen würde, um mit ihr zu arbeiten und sie zu bedienen“. Damit sollte aber nicht nur der Garnmangel behoben, sondern auch die bisher dezentrale Produktion durch das Heimgewerbe räumlich konzentriert werden. Die Technisierung war demnach auch ein gezielter Versuch des Unternehmers, die Kontrolle über eine wachsende Produktion zu behalten. Die Kontrolle der Produktion wurde zum Dreh- und Angelpunkt der ersten Fabriken, noch bevor es um sinkende Kosten ging. Diese Vorgaben wurden von der „Spinning Jenny“ des Handwebers James Hargreaves (1720–1778) erfüllt. Mit ihr konnte eine Arbeiterin mit einer Handkurbel zunächst sechs Spindeln gleichzeitig antreiben. Später wurde die Handkurbel durch Wasserradantrieb ersetzt, weil die Zahl der Spindeln immer weiter gesteigert wurde. Die wichtigste Konkurrentin der „Jenny“ war die nur wenig später entwickelte „Waterframe“-Spinnmaschine des Perückenmachers Richard Arkwright (1732–1792), die das kontinuierliche Spinnen mit dem Flügelspinnrad nachempfand und von Anfang an größer ausgelegt war, so dass der Wasserradantrieb für sie sogar namensgebend wurde.

Die Leistung von James Watt (1736–1819) bestand nicht darin, die Dampfmaschine erfunden zu haben, und die Leistung von George Stephenson (1781–1848) und seinem Sohn Robert (1803–1859) bestand nicht darin, die Lokomotive erfunden zu haben. Sie haben aber die ersten wirtschaftlich einsetzbaren Maschinen ihrer Art erfunden, wozu erstens eine gewisse Zuverlässigkeit und Stetigkeit der Leistungsabgabe, zweitens aber auch eine wirtschaftliche Relation von Energieeinsatz und Leistungsabgabe zählt. So waren Dampfmaschinen lange vor Watts Erfindung in Steinkohlenbergwerken im Einsatz, um dort die Wasserhaltung zu regulieren. Ihr Einsatz war wegen des hohen Energieverbrauchs aber nur dort wirtschaftlich, wo die Kohle als Antriebsenergie direkt anfiel. Das Revolutionäre an Watts Erfindung war also nicht das technische Prinzip, Steinkohle nicht nur als Wärmeenergieträger, sondern auch als Antriebsenergieträger einzusetzen. Entscheidend für die erfolgreiche Durchsetzung der Dampfmaschine war der wirtschaftliche Einsatz des Energieträgers. Indem Steinkohle nun nicht mehr nur als Brennstoff zum Heizen genutzt wurde, sondern auch zum Befeuern von Dampfmaschinen, wurde für die Steinkohle mittelfristig ein riesiger neuer Markt erschlossen, so dass nicht mehr nur die Anwender der Dampfmaschine in den verschiedensten Bereichen billiger produzieren konnten, sondern auch die Steinkohlenbergwerke dank der Marktausweitung weitere Investitionen tätigten, die es ihnen ermöglichten, billiger – weil in größeren Mengen – zu produzieren.

Diese Wirkung der Dampfmaschine entfaltete sich aber nicht von einem Tag auf den anderen. Denn Dampfmaschinen waren teuer und ihr Kauf für jeden Unternehmer anfangs ein Risiko. Es sollte deshalb Jahrzehnte dauern, bis sich in England die „Dampfmaschinen-Ökonomie“ durchgesetzt hatte. Bis sie in anderen Teilen Europas ankam, dauerte es sogar eine oder mehrere Generationen.

Textilindustrie als Pionier

Es war deshalb auch nicht die Schwerindustrie, die als Pionier der modernen industriellen Produktion gilt, sondern die Textilindustrie, genauer gesagt: die Baumwollspinnerei. Sie bestimmte die erste Phase der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie war aber zunächst nur in Großbritannien und auch dort nur in wenigen Regionen wie der Grafschaft Lancashire mit dem Baumwollhafen Liverpool und dem nicht weit entfernt gelegenen Manchester wirkungsmächtig, der ersten Großstadt der Industrialisierung.

Die Dampfmaschine spielte in dieser ersten Phase noch eine untergeordnete Rolle. Erfindung und Einsatz der ersten Spinnmaschine, der „Spinning Jenny“ in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts, gingen der Wattschen Dampfmaschine sogar um einige Jahre voraus. Zusammen zum Einsatz kamen Spinnmaschine und Dampfmaschine sogar noch viel später. Schon die Bezeichnung des Flügelspinnrades macht das deutlich. In Arkwrights Fabrik in Nottingham wurde zwar erstmals die für die Industrialisierung typische Verbindung zwischen Arbeits- und Kraftmaschine hergestellt. Aber die Spinnräder wurden nicht mit Dampfkraft, sondern mit dem Göpel (Pferdeantrieb) angetrieben. Nachdem diese Fabrik abgebrannt war und Arkwright zu Beginn der achtziger Jahre in Cromford seine zweite Fabrik errichtet hatte, wurden die Spinnmaschinen mit Wasserkraft angetrieben.

Die Industrielle Revolution

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