Читать книгу Der reiche Russe - Dietrich Knak - Страница 8
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ОглавлениеAls ich wieder zu mir komme, dringen Gerüche von gebratenem Fleisch und gekochtem Gemüse in meine Nase und erinnern mich daran, dass es um die Mittagszeit sein muss. Ich bekomme es hin, meinen Kopf, der still vor sich hin schmerzt, wenigstens ein paar Zentimeter anzuheben. Unwillkürlich bleibt mein Blick an dem neben mir liegenden Mann mit dem halb weggerissenen Hinterkopf hängen. Mir wird bewusst, dass ich noch nie neben einem Toten lag. Mein Kopf sinkt zurück auf die Terrakotta Platten, gleichzeitig schließe ich die Augen. Wut gegen mich baut sich in mir auf. Wieder einmal habe ich alles verkackt! Wie durch eine Lupe betrachtet, sehe ich zu, was passiert ist: Der Täter wartete hinter der Küchentür auf mich. Als ich mich über Brandt beugte, schob er die Tür unbemerkt ein Stück auf und schlug mich von hinten mit einem stumpfen Gegenstand bewusstlos. Das war für ihn eine mehr als simple Sache gewesen! Das hätte mir nie und nimmer passieren dürfen. Ein lächerlicher Anfängerfehler! Nach dem Betreten der Küche, als ich den Toten sah, hätte ich mich als erstes vergewissern müssen, ob sich in diesem Raum jemand aufhält. Mein Gott, das gehört zum ABC eines Ermittlers. Und gerade ich, der sich so gerne als Vollprofi sieht, vergisst die elementaren Regeln meines Berufs genau in dem Moment, wo es drauf ankommt und überprüfe als erstes, ob ein zu hundert Prozent Toter, auch wirklich zu hundert Prozent tot ist! Ich könnte mich ohrfeigen!
Allen Widrigkeiten zum Trotz bekomme ich es hin, mich am Küchentisch hochzuziehen. Gleichzeitig tauchen vor meinen Augen die vielen Bücher auf, die Brandt bisher veröffentlicht hat. Chinesische Triaden, ukrainische Oligarchen, italienische Mafia usw. Die darin agierenden Personen sind allesamt keine Klosterschüler, sondern begehen mit der größten Selbstverständlichkeit fürchterliche Dinge! Meine bisherige Klientel ist anders. Deutsch, bestens erzogen, wohlhabend und in die Jahre gekommen! Und wenn man Steuerhinterziehung und zu schnell mit dem Porsche unterwegs sein, mal außen vorlässt, sind sie alles andere als kriminell! Hier dagegen sieht es danach aus, dass Brandt sich mit echten Mafiosos angelegt hat. Womöglich hat man ihn umgebracht, um ihn als abschreckendes Beispiel auf einem Mafialehrvideo festzuhalten. Als eine Art Mahnung an die Kundschaft, sich ja ihren Regeln zu unterwerfen.
Inzwischen torkele ich auf das Fenster zu, das zum Hof führt. Dort entdecke ich ein aufgeplustertes Rotkehlchen, das sich auf dem Fensterbrett reckt, um einen Blick in die Küche werfen zu können. Ein zartes Grinsen schiebt sich über mein Gesicht. Behutsam öffnete ich das Fenster, damit der Kleine die Chance bekommt, seine Neugier besser zu befriedigen. Doch er schlägt mein Angebot aus und fliegt ängstlich davon.
Als nächstes unterziehe ich mich einem Selbstscheck. Schon, um meine Nerven zu beruhigen. Mit dem Ergebnis kann ich leben: Nirgendwo blutete ich, auch Arme, Beine, Kopf sowie die restlichen Körperteile sind anscheinend unverletzt davon gekommen, lediglich am Hinterkopf ertaste ich eine kräftige Beule. Auch die Lizenz, das Handy, die Beretta und sogar „Russisch in einer Woche“ befinden sich nach wie vor in meinem Besitz. Das alles lässt nur einen Schluss zu: Der Täter hat es nicht auf mich abgesehen, ich bin ihm schlichtweg in die Quere gekommen. Mit immer noch zittrigen Händen hole ich mein Handy aus der Jackettasche und gebe die 110 ein. In dem Moment, als ich den Ruf abschicken will, nehme ich ein Geräusch in meinem Rücken wahr. Instinktiv drehe ich mich um.
Wie paralysiert starre ich auf zwei Männer im mittleren Alter, die im Türrahmen stehen und ihre Waffen auf mich gerichtet haben. Gleichzeitig pendeln ihre Blicke zwischen mir und dem Toten hin und her. Auch wenn ich die beiden noch nie gesehen habe, weiß ich auf Anhieb, wer sie sind: Kriminalisten! Ruhig und systematisch sondierten sie das Umfeld. Was ihnen wichtig erscheint, legen sie in ihrer persönlichen Datenbank ab, die sie sich irgendwo in ihren Gehirnwindungen eingerichtet haben. Ein Normalsterblicher würde bei dem, was er hier zu sehen bekommt die Augen verdrehen, schreien, ohnmächtig werden oder sich wenigstens den Schweiß von der Stirn wischen. Bei den beiden flattern nicht mal die Augenlider. Sie nehmen es hin, als hätten sie das Angebot einer Fleischtheke im Supermarkt zu begutachten.
Der Kleinere, ein gertenschlanker Mann auf dessen Nase eine filigrane Brille liegt, fragt mich mit einem breiten badischen Dialekt: „Haben Sie eine Waffe bei sich?“
„Natürlich! Ich bin Privatdetektiv!“
„Bleiben Sie wo Sie sind und halten Sie die Arme in die Höhe. Und keine falsche Bewegung! Wir warnen Sie!“, sagt eine Baritonstimme, die dem Korpulenteren zuzuordnen ist.
Ich schließe genervt die Augen und mache, was sie von mir verlangen.
Der Größere - der seinem Körperumfang nach zu urteilen annähernd das Doppelte seines Kollegen auf die Waage bringt - bleibt mit schussbereiter Waffe im Türrahmen stehen, während der Kleinere von hinten an mich herantritt. Als erstes nimmt er mir das Handy aus der Hand, danach tastet er mit geübten Griffen meinen Körper ab. Einen Moment später hält er meine Waffe in der Hand. „Eine Beretta!“, stellt er fachkundig fest, dann schnuppert er an ihrem Lauf. „Scheint sauber zu sein! Chef, kommt sie zu den Beweismitteln?“
„Unnötig! Er kann sie behalten.“
Der Kleinere steckt die Waffe zurück in den Hosenbund meiner Jeans, danach fummelt er weiter an mir herum. Schließlich hält er das Buch in der Hand, das Eugen Brandt mir geschenkt hat. Überrascht starrt er auf den abgewetzten, grauen Einband. „Was ganz Verrücktes, Chef!“ Er schwenkt Brandts Geschenk wie eine Trophäe durch die Luft. „Russisch in einer Woche“. Wer das hinbekommt, der muss schon was draufhaben.
„Stellt sich auf die russische Klientel ein, unser Herr Privatdetektiv aus dem feinen Baden-Baden! In dem schönen Städchen soll es jetzt schon mehr Russen als Deutsche geben“, erwiderte sein Chef grinsend.
„Da winken fette Aufträge!“, bestätigt der Kleinere. Anschließend lachen beide hämisch. Als sie genug davon haben, bekomme ich mein Buch zurück.
Nachdem der Kleinere mit mir fertig ist, wendet er sich dem Toten zu. „Loch im Hinterkopf, sieht nach neun Millimeter Waffe aus. Auf Grund erster Hautflecken und seiner Körpertemperatur sollte der Tatzeitpunkt vor mindestens einer Stunde gewesen sein! Und noch eine Auffälligkeit: Er wurde übel zugerichtet. Doch offenbar nach seinem Tod!“
„Kollege Bachmann, Spurensicherung, Gerichtsmedizin, Bestatter, halt das volle Programm!“
Der nickt beflissen und verlässt die Küche.
Der Kriminalhauptkommissar kommt auf mich zu. Seine Waffe hat er inzwischen weggesteckt. „Machen wir uns erst einmal bekannt.“ Er zeigt in Richtung seines Kollegen. „Das ist Kommissar Bachmann! Ich bin Kriminalhauptkommissar Hauswald. Und Sie sind Privatdetektiv?“
Ich nicke. „Peter Marowski! Ich betreibe eine Detektei in Baden-Baden!“
„So, ein Privatdetektiv aus Baden-Baden, der Peter Marowski heißt.“ Der ironische Tonfall, den er anschlägt, ist nur schwer zu überhören. Doch ich bin es gewohnt, von Gesetzeshütern unfreundlich behandelt zu werden, um es milde auszudrücken. Ich glaube, es liegt daran, dass Sie in uns Konkurrenten sehen, die sich ungefragt in ihrem Revier tummeln. Hauswald zeigt auf einen von sechs stabilen Küchenstühlen. „Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Im Sitzen geht es besser!“
Bevor ich Platz nehme, frage ich schnell: „Ich war bei Ihrem Eintreffen gerade im Begriff sie anzurufen. Dazu ist es aber nicht gekommen. Jemand anderes muss sie informiert haben!“
„Eine ältere Dame aus der Nachbarschaft. Allerdings sprach sie von zwei Toten. Einen kannte sie, nämlich ihren Nachbarn Eugen Brandt. Den anderen will sie noch nie gesehen haben. Nun finden wir nur einen. Ich nehme an, Sie sind unser zweiter!“
„Scheint so! Als ich hier herkam, ist er jedenfalls schon tot gewesen.“
„Warum sind Sie überhaupt hier?“
„Sie wissen, ich bin zur Geheimhaltung verpflichtet.“
„Herr Marowski, es geht um Mord! Vergessen Sie Ihre Geheimhaltungspflicht!“
„Die gilt selbst dann, wenn mein Mandant tot ist!“, belehre ich ihn. Doch dann sehe ich, wie sich die Mine meines Gesprächspartners gefährlich verfinstert und ich frage mich instinktiv: Warum soll ich auf Konfrontationskurs gehen. Es ist entschieden besser für mich, ich tue so, als gebe ich mich kooperativ. „Also gut! Da mein Mandant tot ist, will ich eine Ausnahme machen.“ Ich huste gekünstelt. „ Herr Brandt zweifelte an der Treue seiner Frau. Er wollte Klarheit! Ich sollte ihm die Frage beantworten: Macht sie es, oder macht sie es nicht? Ich bin gekommen, um mit ihm letzte Details zu besprechen!“
„Wie sind Sie eigentlich ins Haus gelangt, da er bei Ihrem Eintreffen doch bereits tot gewesen sein muss? Und ein anderer war nicht da.“
Ich nicke und setze zu längeren Ausführungen an. „Zunächst habe ich geklingelt. Als niemand reagierte, bemerkte ich, dass sowohl die Haustür als auch die Wohnungstür nur angelehnt waren. Ich ging davon aus, dass Herr Brandt schnell etwas erledigen hatte, das dann länger dauerte, als er vorgehabt hat. Ich entschloss mich, im Arbeitszimmer, wo er mich immer empfangen hat, auf ihn zu warten. Dort habe ich mir, um die Zeit zu überbrücken, sein Buch über die chinesischen Triaden vorgenommen. Übrigens, ein sehr gut recherchiertes Buch und ungemein zutreffend! In allem! Nun ja, irgendwann habe ich Geräusche gehört, die aus der Küche zu kommen schienen. Ich legte das Buch aus der Hand und ging nachschauen. Und da fand ich Brandt, tot auf den Küchenboden liegen. Als ich mich über ihn beugte, um zu prüfen, ob noch Leben in ihm steckt, erhielt ich einen Schlag auf den Hinterkopf. Ich war auf der Stelle bewusstlos. Daher habe ich vom Täter nichts gesehen. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Alles andere wissen Sie.“
„Ist Ihnen etwas aufgefallen, als sie im Arbeitszimmer auf Herrn Brandt gewartet haben?“
Ich überlege ausgiebig. Schließlich schüttle ich entschieden den Kopf. „Nichts! Alles war wie immer!“
Der Kriminalhauptkommissar fährt fort: „Ich frage mich: Wie kam der Täter ins Haus? Schließlich ist es um die Mittagszeit passiert. Da bricht man nicht so einfach ein. Gerade hier. Wo man eng beieinander wohnt und es außerdem jede Menge neugieriger Augen gibt.“
Ich lächele verhalten. „Herr Kriminalhauptkommissar, für mich gibt es nur eine Erklärung: Brandt hat seinen Mörder selbst hereingelassen. Weil er ihn kannte und natürlich sah er in ihm niemand, der vorhatte, ihn umzubringen.“
„Sondern?“
“Zum Beispiel einen Informanten. Jeder investigative Journalist – und Herr Brandt gehörte zu den besten - lebt vorwiegend von seinen Informanten. Doch der Haken an der Sache ist, das sind oft ziemlich windige Burschen. Kriminell, obendrein rauschgiftsüchtig und schon alleine deshalb finanziell notorisch klamm. Für ein paar Euro, machen die eine Menge.“
Der Kriminalhauptkommissar nickt und macht sich Notizen. „Nun, bald liegen uns die ersten Ergebnisse der Spurensicherung vor, auch werden wir noch heute mit der Witwe reden, Nachbarn befragen! Ansonsten, Herr Marowski, Sie können gehen. Doch Morgen sind Sie um Punkt zehn Uhr bei uns im Präsidium, um weitere Fragen zu beantworten und das Protokoll zu unterschreiben!“
Erleichtert erhebe ich mich. „Bis Morgen!“, ich nicke Kriminalhauptkommissar Hauswald freundlich zu und verlasse rasch die Küche. Im Korridor höre ich die Stimme des einfachen Kommissars, sie kommt aus dem Arbeitszimmer. Aufgebracht schreit er ins Telefon: „Verdammt, kommen sie endlich! Ohne Spurensicherung geht es nicht!“ Ich halte bereits die Klinke der Wohnungstür in der Hand, als ich urplötzlich einen Stich spüre, der mir wie ein scharfes Messer durch den Körper fährt. Verdammt, mein Geldkoffer! Ich habe ihn bei all dem Trubel völlig vergessen. Hastig eile ich ins Arbeitszimmer, wo es mir gerade so gelingt einen Zusammenstoß mit Bachmann zu vermeiden. Ich kann mich erinnern, ich stellte meinen Koffer neben dem Sessel ab, der mehr Tageslicht als sein Kollege abbekommt. Doch dort steht er nicht mehr. Auch nicht neben dem zweiten Sessel oder sonst wo. Der Koffer mit den zwei Millionen ist verschwunden! Auch wenn ich es nicht wahrhaben will, es bleibt dabei: Der Koffer bleibt verschwunden. In meiner Speiseröhre sammelt sich eine gallenbittere Flüssigkeit, die unerbittlich hochsteigt. Nur mühsam bekomme ich sie in Richtung Magen zurückdrängt. „Wo ist mein Aktenkoffer?“, brülle ich urplötzlich wie ein verwundetes Tier.
Bachmann beendet abrupt sein Telefongespräch, während sein Chef ins Arbeitszimmer gestürzt kommt. Beide schauen mich irritiert an.
„Mein Aktenkoffer mit dem..... ist weg.“ Es gelingt mir gerade noch das Wort Geld zu vermeiden.
Die Kriminalisten zucken mit den Schultern.
„Was enthält Ihr Koffer denn so Wichtiges?“, will Hauswald wissen.
„Unterlagen! Ich brauche sie dringend für einen Mandanten!“ Ich schaue auf die Uhr. „In einer guten Stunde muss ich bei ihm sein! Es geht um viel. Sehr viel sogar!“
Die Kriminalisten zucken erneut mit den Schultern.
Und plötzlich sehe ich rot. Die gestohlenen zwei Millionen weg, das Manuskript ebenfalls und, der Vertrag nicht unterschrieben und das allerschlimmste, was mache ich, wenn Kutusow die zwei Millionen zurückhaben will. Die Zwanzigtausend kann ich auch vergessen. Alles geht schief! Außerdem habe ich das Gefühl, hinter meinem Rücken grinsen die beiden über mich. Das alles ist für mein angespanntes Nervenkostüm entschieden zu viel. Ich trete nahe an die beiden heran. „Wer von Ihnen hat meinen Koffer geklaut?“ Ich ernte lediglich ein eisiges Schweigen, was mich nur noch wütender werden lässt. „Verdammt, geben Sie es zu! Oder soll ich Sie vor ein Gericht zerren!“
„Bevor die Spurensicherung nicht da war, fassen wir grundsätzlich nichts an! Und die Kollegen sind erst im Anmarsch!“, weist Kommissar Bachmann mich erstaunlich sachlich zurecht.
Doch ich habe längst den Punkt erreicht, an dem ich meinen Kopf abschalte, er kommt mir nur noch überflüssig vor. Ich schnappe mir Bachmanns Hemdkragen, schüttele an ihm herum und schreie ihm ins Gesicht: „Raus mit der Sprache! Wo ist mein Koffer?“
Der einfache Kommissar versucht sich zu befreien. Doch der schmächtige Bursche hat keine Chance gegen mich.
„Sie, Sie ...... sind verrückt!“, keucht er nach Luft ringend. Plötzlich spüre ich den Lauf einer Waffe in meinem Rücken. „Hände auf den Rücken! Ich kann Ihnen nur empfehlen, es zu tun!“, zischt mir der Kriminalhauptkommissar ins Ohr.
Einem Instinkt folgend, gehorche ich augenblicklich. Sekunden später schließen sich die Handschellen um meine Handgelenke.
„Kollege Bachmann, bringen Sie diesen durchgeknallten Schnüffler umgehend aufs Präsidium, dort werden wir ihn im Laufe des Nachmittags verhören. Es wäre in seinem Interesse, wenn er sich bis dahin beruhigt hätte. Ich komme hier alleine klar!“ An mich gewandt fährt er mit kühler Stimme fort: „Rechnen Sie mit einer Anzeige! Und schauen Sie sich schon mal nach einem neuen Beruf um. In der Altenpflege soll es jede Menge freier Stellen geben.“ Ein hinterhältiges Grinsen legt sich um seinen Mund. „Wie es in der Branche mit der Bezahlung aussieht, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.“
Ich zerre an den Handschellen, während ich aufgebracht schreie: „Das dürfen Sie nicht! Ich werde Sie verklagen! Mein Anwalt wird Sie zerfetzen!“
Über die Gesichter der beiden Kriminalisten legt sich ein hämisches Grinsen. Bachmann befindet: „Sie ein Anwalt! Lächerlich! Da reicht’s doch gerade mal zu einer Flasche Bier!“
„Herr Marowski, natürlich ist es Ihr gutes Recht sich einen Anwalt kommen zu lassen! Dennoch gibt es eine vierundzwanzig Stunden Regelung. Die hebelt kein noch so guter Anwalt aus.“
Kommissar Bachmann schnappt sich meinen linken Oberarm. „Kommen Sie!“
„Sie haben kein Recht dazu! Diktatur! Bullenstaat!“, schreie ich die beiden in meiner Verzweiflung an. Am liebsten hätte ich sie noch angespuckt, doch mein Mund war zu trocken dazu.
Kriminalhauptkommissar Hauswald winkt amüsiert ab, während sein Kollege lakonisch befindet: „Anstatt hier wie ein Idiot herumzuschreien, ziehen Sie lieber die Möglichkeit in Betracht, dass Brandts Mörder Ihren Koffer wie auch Ihren Laptop und womöglich noch andere Dinge hat mitgehen lassen. Liegt doch auf der Hand, Sie Superdetektiv! Oder wie sehen Sie das?“
Am liebsten hätte ich mir erneut paar runtergehauen. Natürlich hat mit hoher Wahrscheinlichkeit der Mörder die zwei Millionen mitgehen lassen! Ich Trottel habe mich wieder einmal in meine idiotischen Hirngespinste verrannt. Mit dieser Erkenntnis im Nacken bricht meine Widerstandskraft wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Zu allem Unglück meldet sich auch noch meine innere Stimme, indem sie sarkastisch spottet: „Marowski, erst denken, dann schießen!“ Ich verzichte auf eine Antwort und lasse mich einfach nur noch abführen.