Читать книгу Vaterschaftstest für Pharao - Dirk Husemann - Страница 14
Im Werkzeugschuppen der Gentechnik
ОглавлениеNun fehlten noch die Werkzeuge, um DNA zu manipulieren. Noch einmal beriefen sich die Molekularbiologen auf die erfolgreichen Bakteriophagen. Obwohl die Viren nur aus Protein und DNA bestehen, lag noch immer ein Geheimnis in ihnen verborgen. Ließen Biologen die Viren auf Bakterien los, infizierten zwar die meisten Phagen planmäßig ihre Wirte, aber das gelang bei weitem nicht allen. Diese Beobachtung erschien während der frühen Experimente mit Bakteriophagen nebensächlich, immerhin ging es damals um die Entdeckung des Erbgutträgers und nicht um Randerscheinungen. Nun aber war der genetische Code geknackt, und die Wissenschaft schaute noch einmal bei den Bakteriophagen nach. Wie gelang es einigen Bakterien, die Invasoren abzuwehren? Diesmal kam die Antwort aus Europa.
Der Schweizer Molekularbiologe Werner Arber entdeckte 1962 in einigen Bakterien ein Enzym, das sich gegen die eindringende DNA des Virus zur Wehr setzte. „Restriktionsenzym“ nannte Arber den kleinen Helfer der Bakterie. Wie sich herausstellte, lagerte sich das Enzym an der fremden DNA des Virus an, sobald diese in die Bakterie eingedrungen war. Dann schnitt das Enzym die DNA in Stücke. Die Folge: Die DNA war nicht mehr vollständig und konnte die Bakterie nicht mehr veranlassen, in ihrem Sinne Nährstoffe zu produzieren. Die Übernahme war fehlgeschlagen. An der Universität von Michigan ging der Mikrobiologe Hamilton Smith den nächsten Schritt in Richtung Genetik und den ersten in Richtung Gentechnik. Smith fand heraus, welches Enzym in dem Bakteriophagen wirkte und an welcher Stelle es die DNA des Virus zerschnitt. Dabei entdeckte er, dass die DNA nicht zufällig in beliebig große Teile geteilt wurde. Vielmehr ging das Enzym stets an derselben Stelle der DNA zu Werke. Das Ergebnis ließ sich mit anderen Restriktionsenzymen wiederholen, jede Art von Enzym schnitt die DNA an einer anderen Stelle entzwei. Mit ihren Forschungen gaben Arber und Smith der Biologie eine molekulare Schere in die Hand – bis heute sind die Restriktionsenzyme das Grundwerkzeug in den Laboren der Gentechnik.