Читать книгу Jagd Auf Null - Джек Марс - Страница 10
KAPITEL VIER
ОглавлениеFür einen scheinbar langen Augenblick bewegte sich niemand - weder Reid, noch Noles, noch die beiden Polizisten hinter dem Detective. Reid hielt seine Tasche fest in den Händen. Falls er versuchte, einzusteigen und wegzufahren, kämen die beiden Polizisten zweifellos auf ihn zu. Und er wusste, dass er dementsprechend reagieren würde.
Plötzlich hörte man Reifen quietschen. Alle wendeten ihren Blick auf einen schwarzen Geländewagen, der brüsk am Ende der Auffahrt, in einem neunzig Grad Winkel zu Reids eigenem Fahrzeug, anhielt und ihn somit blockierte. Jemand stieg aus und griff schnell ein, um die Situation zu entschärfen.
Watson? platzte Reid fast heraus.
John Watson war ebenfalls Agent im Außendienst, ein hochgewachsener Afroamerikaner, dessen Gesichtszüge immer passiv wirkten. Seinen rechten Arm trug er in einer dunkelblauen Schlinge, denn ein Irrläufer hatte ihn, nur einen Tag zuvor, in die Schulter getroffen, als er bei dem Einsatz mithalf, in dem es darum ging, die islamischen Radikalisten davon abzuhalten, den Virus freizusetzen.
„Detective.” Watson nickte zu Noles. „Mein Name ist Agent Hopkins, von der Behörde für innere Sicherheit.” Mit seiner gesunden Hand ließ er ein überzeugendes Abzeichen aufblinken. „Dieser Mann muss mit mir kommen.”
Noles runzelte die Stirn. Die Anspannung des vorherigen Moments hatte sich aufgelöst und wurde durch Verwirrung ersetzt. „Was ist jetzt los? Innere Sicherheit?”
Watson nickte ernst. „Wir glauben, dass die Entführung etwas mit einer noch nicht abgeschlossenen Ermittlung zu tun hat. Mr. Lawson muss mich begleiten. Jetzt sofort.”
„Jetzt warten Sie mal einen Moment.” Noles schüttelte den Kopf, immer noch verwirrt von dem plötzlichen Einmarsch und der schnellen Erklärung. „Sie können hier doch nicht einfach hereinplatzen und alles übernehmen -”
„Dieser Mann ist Gegenstand der Behörde”, unterbrach ihn Watson. Er sprach in einem leisen Tonfall, als würde er ein Geheimnis einer Verschwörung mitteilen, doch Reid wusste, dass es sich um einen Vorwand der CIA handelte. „Er ist ein WITSEC.”
Noles’ Augen weiteten sich so sehr, dass man meinen könnte, sie fielen ihm gleich aus dem Kopf. WITSEC, wusste Reid, war eine Abkürzung für das Zeugenschutzprogramm der Justizbehörde der USA. Doch Reid sagte gar nichts, er kreuzte nur seine Arme vor der Brust und schoss dem Polizeibeamten einen scharfen Blick zu.
„Trotzdem...” erwiderte Noles zögernd, „ich brauche hier mehr als nur ein beeindruckendes Abzeichen...” Plötzlich schrillte das Handy des Detectives mit einem lärmenden Klingelton.
„Ich nehme an, das wird die Bestätigung von meiner Behörde sein”, erklärte Watson, während Noles nach seinem Telefon griff. „Beantworten Sie diesen Anruf. Mr. Lawson, hier lang, bitte.”
Watson schritt weg und hinterließ einen verwirrten Detective Noles, der in sein Handy stammelte. Reid schulterte seine Tasche und folgte ihm, doch hielt inne, als sie den Geländewagen erreichten.
„Warte”, sagte er, bevor Watson auf der Fahrerseite einsteigen konnte. „Was soll das? Wohin geht es?”
„Darüber können wir sprechen, während wir fahren. Oder wir sprechen jetzt und vergeuden Zeit.”
Der einzige Grund, aus dem Reid sich Watsons Anwesenheit erklären konnte, war, dass die Agentur ihn gesandt hatte, um Agent Null abzuholen, damit sie ihn bewachen konnten.
Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich gehe nicht nach Langley.”
„Ich auch nicht”, erwiderte Watson. „Ich bin hier, um dir zu helfen. Steig ein.” Er schlüpfte auf den Fahrersitz.
Reid zögerte für einen kurzen Moment. Er musste losfahren, doch er hatte kein Ziel. Er brauchte einen Hinweis. Und es gab keinen Grund, zu glauben, dass man ihn belog. Watson war einer der ehrlichsten und vorschriftsmäßigsten Agenten, die er jemals kennengelernt hatte.
Reid stieg auf der Beifahrerseite neben ihm ein. Seinen rechten Arm in der Schlinge musste Watson über seinen Körper hinweg greifen, um den Gang zu wechseln und mit einer Hand zu lenken. Sie fuhren binnen Sekunden ab und waren etwa zwanzig Stundenkilometer über der Höchstgeschwindigkeit. So kamen sie zwar schnell von der Stelle, doch vermieden eine Kontrolle.
Er warf einen Blick auf die schwarze Tasche, die auf Reids Schoß lag. „Wo wolltest du denn hin?”
„Ich muss sie finden, John.” Sein Blick verschwamm beim Gedanken an sie da draußen, alleine, in den Händen dieses mörderischen Verrückten.
„Allein? Unbewaffnet, mit einem zivilen Handy?” Agent Watson schüttelte den Kopf. „Du solltest es wirklich besser wissen.”
„Ich habe schon mit Cartwright gesprochen”, antwortete Reid bitter.
Watson schnaufte. „Glaubst du etwa, Cartwright stand alleine im Zimmer, als er mit dir sprach? Glaubst du, dass er eine sichere Leitung in einem Büro in Langley hat?”
Reid runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich dich verstehe. Es klingt, als ob du sagen wolltest, dass Cartwright möchte, dass ich genau das tue, was er mir verboten hat.”
Watson schüttelte den Kopf und nahm dabei nicht den Blick von der Straße. „Er weiß doch ganz genau, dass du das tun wirst, was er dir verboten hat, egal, ob er es will oder nicht. Er kennt dich besser als die meisten. Aus seiner Perspektive ist es am besten, weitere Probleme zu vermeiden, indem er dir dieses Mal Unterstützung bereitstellt.”
„Er hat dich geschickt”, murmelte Reid. Watson bestätigte es genauso wenig wie er es bestritt, doch das brauchte er gar nicht zu tun. Cartwright wusste, dass Null seine Mädchen suchen würde. Die Unterhaltung zwischen den beiden fand zu Gunsten anderer Ohren in Langley statt. Da Reid jedoch wusste, wie wichtig Protokoll für Watson war, verstand er nicht, warum er ihm half. „Und du? Warum tust du das hier?”
Watson zuckte nur mit den Achseln. „Da draußen sind zwei Kinder. Die haben Angst, sind allein und in schlechten Händen. Das gefällt mir nicht besonders.”
Das war keine wirkliche Antwort und vielleicht war es nicht mal die Wahrheit, aber Reid wusste, dass er von diesem stoischen Agenten keine weiteren Auskünfte bekäme.
Er war davon überzeugt, dass ein Teil von Cartwrights Einwilligung, ihm zu helfen, etwas mit Schuldbewusstsein zu tun hatte. Während seiner Abwesenheit hatte Reid den Deputy Direktor schon zwei Mal darum gebeten, seine Töchter in einen geheimen Unterschlupf zu bringen. Doch er hatte immer wieder Vorwände, sprach von Personalmangel, fehlenden Ressourcen... Und jetzt waren sie verschwunden.
Cartwright hätte das vermeiden können. Er hätte helfen können. Reid spürte erneut, wie sein Gesicht heiß vor Wut wurde, und erneut schluckte er die Wut hinunter. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Jetzt musste er sie suchen. Alles andere war egal.
Ich werde sie finden. Ich werde sie zurückbekommen. Und ich werde Rais töten.
Reid nahm einen tiefen Atemzug. Er atmete durch die Nase ein und stieß die Luft durch den Mund aus. „Also, was wissen wir bis jetzt?”
Watson schüttelte seinen Kopf. „Nicht besonders viel. Wir haben es kurz nach dir herausgefunden, als du die Polizei anriefst. Doch die Agentur arbeitet dran. Wir sollten bald einen Hinweis haben.”
„Wer arbeitet dran? Irgendjemand, den ich kenne?”
„Direktor Mullen hat es der Sondereinsatzabteilung übergeben, also steht Riker an der Spitze...”
Reid zischte erneut laut. Weniger als achtundvierzig Stunden zuvor überkam eine Erinnerung Reid, über sein ehemaliges Leben als Agent Kent Steele. Sie war noch neblig und bruchstückhaft, doch es ging um eine Verschwörung, eine Art von Regierungsvertuschung. Ein ausstehender Krieg. Vor zwei Jahren wusste er davon - oder zumindest einen Teil davon - und arbeitete darauf hin, einen Fall aufzubauen. Egal, wie wenig er wusste, er war sich sicher, dass wenigstens einige Mitglieder der CIA darin verwickelt waren.
Ganz oben auf seiner Liste stand die neu ernannte Deputy Direktorin Ashleigh Riker, Leiterin der Sondereinsatzabteilung. Ungeachtet seines fehlenden Vertrauens in sie, war er sich sicher, dass sie nicht gerade ihr Bestes gäbe, seine Kinder aufzuspüren.
„Sie setzte einen neuen Typen darauf an, jung aber fähig”, fuhr Watson fort. „Sein Name ist Strickland. Er ist ein ehemaliger Ranger der Armee, ein hervorragender Fährtenfinder. Wenn überhaupt jemand herausfinden kann, wer das getan hat, dann er. Abgesehen von dir, natürlich.”
„Ich weiß, wer das getan hat, John.” Reid schüttelte verbittert seinen Kopf. Er dachte sofort an Maria. Sie war ebenfalls Agentin, eine Freundin, vielleicht auch mehr - und definitiv eine der Personen, denen Reid vertrauen konnte. Als er das letzte Mal von ihr gehört hatte, war Maria Johansson auf einem Einsatz, bei dem Rais in Russland aufgespürt wurde. „Ich muss Johansson kontaktieren. Sie muss wissen, was geschehen ist.” Er wusste, dass die CIA sie nicht zurückziehen würde, bis er beweisen konnte, dass es Rais war.
„Das wird dir nicht möglich sein - nicht, solange sie im Einsatz ist”, antwortete Watson. „Aber ich kann versuchen, sie auf andere Weise zu informieren. Sie ruft dich an, sobald sie eine sichere Leitung findet.”
Reid nickte. Er mochte es nicht, dass er Maria nicht kontaktieren konnte, doch er hatte keine Wahl. Persönliche Telefone wurden niemals auf Einsätze mitgenommen, und die CIA würde höchstwahrscheinlich ihre Aktivität überwachen.
„Erklärst du mir jetzt, wo wir hinfahren?” Fragte Reid. Er wurde nervös.
„Zu jemandem, der helfen kann. Hier.” Er warf Reid ein kleines, silbernes Flip-Telefon zu - eines jener Apparate, die von der CIA nicht aufgespürt werden konnten, solange sie nichts davon wussten und die Nummer nicht hatten. „Da sind ein paar Nummern einprogrammiert. Eine davon ist eine sichere Leitung zu mir. Eine andere zu Mitch.”
Reid blinzelte. Er kannte keinen Mitch. „Wer zum Teufel ist Mitch?”
Anstatt zu antworten, lenkte Watson den Geländewagen von der Straße hinunter und in die Einfahrt eine Karosseriewerkstatt namens Third Street Garage. Er fuhr in eine geöffnete Garagenbucht und parkte dort. Sobald er den Motor abgestellt hatte, schloss sie die Garagentür rumpelnd hinter ihnen.
Sie stiegen beide aus dem Auto aus, Reids Augen gewöhnten sich an die relative Dunkelheit. Dann flackerten die Lichter an, grelle, fluoreszierende Birnen, die Punkte in seiner Sicht schwimmen ließen.
Neben dem Geländewagen stand ein schwarzes Auto, ein Trans Am aus den späten achtziger Jahren, in der zweiten Garagenbucht. Er war nicht viel jünger als er, doch die Lackierung schien glänzend und neu.
Außerdem war da auch ein Mann. Er trug einen dunkelblauen Overall, der nur mit Mühe und Not verspritzte Ölflecken verdeckte. Seine Gesichtszüge wurden durch eine verhedderte Menge braunen Barts und eine tief in seine Stirn gezogene, rote Baseballmütze, deren Rand durch angetrockneten Schweiß entfärbt war, verdeckt. Der Mechaniker wischte langsam seine Hände an einem dreckigen, ölbeschmierten Lappen ab, während er Reid anstarrte.
„Das ist Mitch”, sagte Watson. „Mitch ist ein Freund.” Er warf Reid einen Schlüsselring zu und zeigte auf den Trans Am. „Er ist ein älteres Modell, weshalb er kein GPS hat. Er ist zuverlässig. Mitch hat ihn die letzten paar Jahre über in Ordnung gebracht. Versuche also, ihn nicht zu zerstören.”
„Danke.” Er hatte auf etwas Unverdächtigeres gehofft, doch er würde nehmen, was er bekommen konnte. „Was ist das für ein Ort hier?”
„”Das? Das ist eine Werkstatt, Kent. Die reparieren hier Autos.”
Reid rollte mit den Augen. „Du weißt, wovon ich spreche.”
„Die Agentur versucht jetzt schon, ihre Ohren und Augen auf dich zu lenken”, erklärte Watson. „Die werden deiner Fährte folgen, wie sie es nur können. Bei unserer Arbeit braucht man manchmal... Freunde von draußen, um es mal so zu nennen.” Er zeigte erneut auf den strammen Mechaniker. „Mitch ist eine Ressource für die CIA, jemand, den ich während meiner Zeit bei der Abteilung für nationale Ressourcen angeheuert habe. Er ist ein Experte, was, ähm, ‘Fahrzeugbeschaffung’ angeht. Wenn du irgendwo hin musst, dann rufst du ihn an.”
Reid nickte. Er wusste nicht, dass Watson bei der Ressourcenbeschaffung tätig war, bevor er ein Agent im Außendienst wurde - doch ehrlich gesagt war er sich nicht mal sicher, dass John Watson sein wirklicher Name war.
„Jetzt komm schon, ich habe ein paar Dinge für dich.” Watson öffnete den Kofferraum und zog den Reißverschluss eines schwarzen Seesacks aus Leinwand auf.
Reid tat einen Schritt zurück, er war beeindruckt. In dem Beutel befand sich eine Reihe von Zubehör, unter anderem Aufnahmegeräte, eine GPS-Verfolgungs-Einheit, ein Frequenzscanner und zwei Pistolen - eine Glock 22 und seine Lieblingsunterstützung, die Ruger LC9.
Er schüttelte seinen Kopf in Unglauben. „Wo hast du das alles her?”
Watson zuckte mit einer Achsel. „Ich hatte ein wenig Hilfe von einem gemeinsamen Freund.”
Reid musste gar nicht nachfragen. Bixby. Der exzentrische CIA-Ingenieur, der die meisten seiner wachen Stunden in einem unterirdischen Recherchen- und Entwicklungslabor unter Langley verbrachte.
„Du und er, ihr kennt euch schon eine ganze Weile, auch wenn du dich gar nicht dran erinnern kannst”, meinte Watson. „Doch dafür musste ich ihm auch versprechen, zu erwähnen, dass du ihm noch einige Tests schuldest.”
Reid nickte. Bixby war einer der Miterfinder des experimentellen Gedächtnishemmers, der in seinem Kopf installiert wurde, und der Ingenieur hatte darum gebeten, einige Tests an Reids Kopf vorzunehmen.
Der kann meinen Schädel öffnen, wenn das bedeutet, dass ich meine Mädchen zurückbekomme. Er spürte, wie eine weitere, überwältigende Welle der Gefühle über ihm zusammenbrach. Er verstand, dass es Leute gab, die bereit waren, die Regeln zu brechen, sich selbst in Gefahr zu bringen, um ihm zu helfen - Leute, von denen er sich kaum noch daran erinnern konnte, eine Beziehung zu ihnen zu haben. Er blinzelte, um die androhenden Tränen, die in seine Augen traten, zurückzuhalten.
„Danke John. Echt.”
„Bedank dich noch nicht bei mir. Wir haben ja gerade erst angefangen.” Watsons Telefon klingelte in seiner Jackentasche. „Das wird wohl Cartwright sein. Gib mir eine Minute.” Er wich in eine Ecke zurück, um den Anruf anzunehmen und sprach mit leiser Stimme.
Reid verschloss den Seesack und warf den Kofferraumdeckel zu. Während dies geschah, grummelte der Mechaniker und machte dabei ein Geräusch, das irgendwo zwischen einem Räuspern und einem Murmeln lag.
„Hast du... hast du was gesagt?” fragte Reid.
„Ich hab’ gesagt, dass es mir leid tut. Wegen deiner Kinder.” Mitchs Gesichtsausdruck war hinter dem gekräuselten Bart und der Baseballmütze gut versteckt, doch seine Stimme klang aufrichtig.
„Du weißt Bescheid... über sie?”
Der Mann nickte. „Es ist schon in den Nachrichten. Ihre Fotos und eine Telefonnummer, die man bei Hinweisen oder Sichtung anrufen kann.”
Reid biss sich auf die Lippe. Daran hatte er nicht gedacht, an die Publicity - und die unvermeidliche Verbindung zu ihm. Er dachte sofort an ihre Tante Linda, die in New York wohnte. Diese Art von Nachrichten verbreitete sich immer schnell. Wenn sie davon gehört hatte, dann wäre sie jetzt voller Sorge und würde immer wieder versuchen, Reids Nummer anzurufen, um Information zu bekommen, aber keiner ginge dran.
„Ich habe was”, erklärte Watson plötzlich. „Thompsons Wagen wurde an einer Raststätte siebzig Meilen südlich von hier, auf der I-95, gefunden. Eine Frau wurde tot am Tatort entdeckt. Ihre Gurgel war durchgeschnitten, das Auto weg und ihre Papiere verschwunden.”
„Wir wissen also nicht, wer sie war?” fragte Reid.
„Noch nicht. Doch wir arbeiten dran. Ich habe einen Techniker infiltriert, der die Ätherwellen der Polizei scannt und per Satellit ein Auge drauf behält. Sobald etwas berichtet wird, weißt du Bescheid.”
Reid grummelte. Ohne die Papiere würden sie nicht fähig sein, den Wagen zu finden. Es war zwar kein toller Hinweis, doch besser als nichts, und er wollte sich sofort auf die Fährtensuche machen. Er hatte die Tür des Trans Am schon geöffnet, als er fragte: “Welche Ausfahrt?”
Watson schüttelte den Kopf. „Fahr da nicht hin, Kent. Dort ist alles voll von Polizisten und ich bin mir sicher, dass Agent Strickland schon auf dem Weg ist.”
„Ich werde vorsichtig sein.” Er vertraute nicht darauf, dass die Polizei oder dieser Neueinsteiger alles finden würden, was er dort finden könnte. Falls Rais dieses Spiel so anginge, wie Reid es von ihm annahm, dann würde er dort außerdem einen weiteren Hinweis in Form einer Stichelei finden. Etwas, das nur für ihn gedacht war.
Das Foto seiner Mädchen leuchtete wieder in seiner Erinnerung auf. Jenes, das Rais von Mayas Telefon aus geschickt hatte, und es erinnerte ihn an noch etwas. „Hier, gib darauf für mich Acht.” Er gab Watson sein persönliches Handy. „Rais hat Saras Nummer, und ich habe ihr Telefon zu meinem weitergeleitet. Wenn irgendetwas ankommt, dann möchte ich davon erfahren.”
„Na klar. Der Tatort ist auf der Ausfahrt dreiundsechzig. Brauchst du sonst noch was?”
„Vergiss nicht, Maria Bescheid zu geben, mich anzurufen.” Er setzte sich hinter das Steuer des Sportwagens und nickte Watson zu. „Danke. Für deine Hilfe.”
„Ich tu’ das nicht für dich”, erinnerte ihn Watson ernst. „Ich mache das für die Kids. Und Null? Wenn das jemand herausfindet, wenn irgendwer mich verpfeift und die rauskriegen, was ich da mit dir mache, dann fliege ich raus. Verstehst du? Ich kann es mir nicht leisten, auf die schwarze Liste der Agentur gesetzt zu werden.”
Reids sofortige, instinktive Reaktion war ein kurzes Anschwellen seines Zornes - hier geht es um meine Kinder, und der hat Angst, auf die schwarze Liste gesetzt zu werden? - doch er würgte ihn so schnell herunter, wie er hochkam. Watson war ein unerwarteter Verbündeter in dieser Sache, und der Mann hielt seinen Hals für seine Mädchen hin. Nicht für ihn, sondern für zwei Kinder, die er nur kurz kennengelernt hatte.
Reid nickte steif. „Ich verstehe.” Zu dem ernsten, grummelnden Mechaniker fügte er noch hinzu: „Danke Mitch. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen.”
Mitch grummelte seine Antwort und drückte auf den Knopf, der die Garagenbucht öffnete, während Reid in den Trans Am stieg. Der Innenraum war ganz aus schwarzem Leder, das sauber war und angenehm roch. Der Motor sprang sofort an und brummte unter der Motorhaube. Ein 1987 Modell, sagte ihm sein Gehirn. 5,0 Liter V8 Motor. Mindestens zweihundertfünfzig PS.
Er fuhr aus der Third Street Garage hinaus in Richtung Highway, seine Hände fest um das Lenkrad geschlossen. Die Horrorvorstellungen, die zuvor durch seinen Kopf wirbelten, wurden durch eine stählerne Entschlossenheit, eine harte Entschiedenheit ersetzt. Es gab eine Rufnummer. Die Polizei arbeitete daran. Die CIA saß an dem Fall. Und jetzt war auch er auf der Straße, um sie zu finden.
Ich bin auf dem Weg. Papa findet euch.
Und ihn.