Читать книгу Jagd Auf Null - Джек Марс - Страница 14
KAPITEL ACHT
ОглавлениеMaya zog ihre Schwester näher an sich heran. Die Handschellen rasselten zwischen ihren Handgelenken. Sarahs Hand war über ihre eigene Brust hochgezogen, ihre Hand hielt Mayas auf ihrer Schulter fest, als sie zusammengekauert auf dem Rücksitz des Autos saßen.
Der Attentäter fuhr das Auto entlang des Industriehafen Jersey. Der Frachtterminal war lang, Maya riet, dass es mehrere hundert Meter waren. Hohe Stapel von Containern türmten sich auf beiden Seiten auf und bildeten eine enge Gasse, die ihnen nicht mehr als einen halben Meter Raum auf jeder Seite der Autospiegel ließen.
Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet und es war gefährlich dunkel, doch das schien Rais nicht weiter zu stören. Hin und wieder gab es eine kleine Unterbrechung zwischen den Frachtcontainern, sodass Maya helle Lichter in der Ferne, näher am Ufer, erblicken konnte. Sie vernahm sogar das Brummen von Maschinen. Mannschaften waren am Arbeiten. Es gab dort also Menschen. Doch das machte ihr nur wenig Hoffnung. Bisher hatte Rais bewiesen, dass er sorgfältig plante und sie bezweifelte, dass neugierige Blicke sie erreichten.
Sie müsste wohl selbst etwas unternehmen, um sie von der Abfahrt abzuhalten.
Die Uhr in der Mitte des Armaturenbretts sagte ihr, dass es vier Uhr morgens war. Weniger als eine Stunde war vergangen, seitdem sie die Notiz im Wassertank der Moteltoilette hinterlassen hatte. Kurz darauf war Rais plötzlich aufgestanden und hatte ihnen mitgeteilt, dass es Zeit war, aufzubrechen. Ohne jegliches weitere Wort der Erklärung hatte er sie aus dem Motelzimmer herausgeführt, jedoch nicht zum weißen Kombi, in dem sie angekommen waren. Stattdessen führte er sie zu einem älteren Auto, dass ein paar Türen weiter von ihrem Zimmer stand. Mühelos brach er die Autotür auf und setzte sie auf den Rücksitz. Dann riss Rais die Abdeckung über dem Zündschloss ab und schloss das Auto binnen Sekunden kurz.
Jetzt waren sie am Hafen, im Schutze der Dunkelheit und fuhren auf den nördlichen Punkt des Festlandes zu, wo der Beton endete und Newark Bay begann. Rais verminderte die Geschwindigkeit und parkte das Auto.
Maya schaute durch die Windschutzscheibe. Da stand ein Boot, für kommerzielle Standards war es recht klein. Von einem Ende zum anderen konnte es nicht mehr als zwanzig Meter lang sein. Es war mit würfelförmigen Stahlcontainern beladen, die etwa anderthalb mal anderthalb Meter groß waren. Abgesehen vom Mond und den Sternen kam das einzige Licht, an diesem Ende des Kais, von zwei kränklich gelben Glühbirnen auf dem Boot, eine am Bug und die andere am Heck.
Rais schaltete den Motor aus und saß einen langen Moment still da. Danach leuchtete er mit den Scheinwerfern auf, nur ein Mal. Zwei Männer kamen aus der Kabine des Bootes. Sie schauten in seine Richtung und kamen dann über die schmale Rampe zwischen Boot und Kai an Land.
Der Attentäter drehte sich auf seinem Sitz um und starrte Maya direkt an. Er sagte nur ein Wort, das er lang hinaus zog. „Warte.” Anschließend stieg er aus dem Auto aus, schloss die Tür erneut und stand nur ein paar Meter davon entfernt, als die Männer sich annäherten.
Maya biss die Zähne zusammen und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Würden sie dieses Boot betreten und das Ufer verlassen, dann verminderten sich ihre Chancen erheblich, jemals wieder gefunden zu werden. Sie konnte nicht hören, was die Männer sagten, sie vernahm nur leise Töne, als Rais sich mit ihnen unterhielt.
„Sara”, flüsterte sie. „Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe?”
„Ich kann das nicht.” Saras Stimme zitterte. „Ich werde das nicht...”
„Du musst es tun.” Sie waren immer noch aneinandergefesselt, doch die Rampe, über die man das Boot betrat, war schmal, kaum mehr als einen halben Meter breit. Sie müssten ihnen die Handschellen abnehmen, sagte sie sich. Und wenn sie das täten... „So bald ich mich bewege, rennst du los. Finde Leute, verstecke dich, falls notwendig. Du musst -”
Sie schaffte es nicht, auszusprechen. Die Hintertür wurde aufgerissen und Rais spähte zu ihnen herein. „Raus jetzt.”
Mayas Knie wurden weich, als sie aus dem Rücksitz glitt, gefolgt von Sara. Sie zwang sich dazu, die beiden Männer anzusehen, die von dem Boot herunter gekommen waren. Sie hatten beide helle Haut, mit dunklen Haaren und düsteren Gesichtszügen. Einer der beiden hatte einen dünnen Bart und kurzes Haar, er trug eine schwarze Lederjacke. Seine Arme waren über der Brust verschränkt. Der andere trug einen braunen Mantel und sein Haar war um die Ohren herum länger. Er hatte einen Schmierbauch, der über seinen Gürtel quoll, und ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.
Dieser Mann, der stämmige, umlief langsam die beiden Mädchen. Er sagte etwas in einer Fremdsprache - Maya bemerkte, dass es dieselbe Sprache war, die Rais am Telefon im Motelzimmer verwendet hatte.
Dann sagte er ein einziges Wort auf englisch.
„Hübsch.” Er lachte. Sein Kumpane in der Lederjacke grinste. Rais stand stoisch da.
Dieses einzige Wort löste ein Verständnis in Mayas Gehirn aus und zog sich wie eisige Finger um ihren Hals. Da geschah etwas viel Heimtückischeres, als sie nur außer Landes zu bringen. Sie wollte nicht mal daran denken, geschweige denn, es ergründen. Das konnte nicht wahr sein. Nicht das. Nicht mit ihnen.
Ihr Blick fand Rais’ Kinn. Sie konnte es nicht aushalten, in seine grünen Augen zu sehen.
„Sie.” Ihre Stimme war leise, zitternd, sie rang um ihre Worte. „Sie sind ein Monster.”
Er seufzte sanft. „Vielleicht. Das ist alles nur eine Frage der Perspektive. Ich muss die See überqueren und ihr seid mein Tauschhandel. Mein Ticket, sozusagen.”
Mayas Mund wurde trocken. Sie weinte oder zitterte nicht. Sie fühlte sich einfach nur kalt.
Rais verkaufte sie.
„Ähm.” Jemand räusperte sich. Fünf Paar Augen schauten aufmerksam, als ein Neuankömmling in den trüben Schein der Bootslampen trat.
In Mayas Herz blitzte eine plötzliche Hoffnung auf. Der Mann war älter, vielleicht um die fünfzig, er trug Khakis und ein gebügeltes, weißes Hemd - er sah offiziell aus. Unter einem Arm hielt er einen weißen Schutzhelm. Rais hatte sofort die Glock gezückt und auf ihn gerichtet. Doch er schoss nicht. Andere würden es hören, merkte Maya.
„Heeey!” der Mann ließ seinen Helm fallen und hielt beide Hände hoch.
„Hey.” Der Ausländer in der schwarzen Lederjacke trat vor, zwischen die Waffe und den Neuankömmling. „Hey, ist gut,” sagte er mit einem Akzent. „Ist OK.”
Maya stand vor Verwirrung der Mund offen. OK?
Als Rais langsam die Pistole herunternahm, reichte der dünne Mann in seine Lederjacke und zog einen zerknitterten, braunen Umschlag heraus, der drei Mal gefaltet und mit Klebeband verschlossen war. Etwas Dickes, Rechteckiges war darin, wie ein Backstein.
Er übergab ihn, während der offiziell aussehende Mann seinen Schutzhelm wieder aufsammelte.
Mein Gott. Sie wusste genau, was in dem Umschlag war. Dieser Mann wurde bezahlt, um seine Mannschaften fernzuhalten, um diesen Teil des Kais freizuhalten.
Wut und Hilflosigkeit stiegen gleichzeitig in ihr auf. Sie wollte ihn anschreien - bitte, warten Sie, Hilfe - doch dann trafen ihre Blicke sich, nur für eine Sekunde, und sie wusste, dass es sinnlos war.
Da war keine Reue in seinen Augen. Keine Freundlichkeit. Kein Mitgefühl. Kein Ton entsprang ihrer Kehle.
Genauso schnell, wie er aufgetaucht war, verschwand der Mann auch wieder zurück in die Dunkelheit. „Eine Freude, ein Geschäft mit Ihnen zu machen”, murmelte er, als er verschwand.
Das kann nicht passieren. Sie fühlte sich taub. Niemals in ihrem ganzen Leben hatte sie jemanden getroffen, der tatenlos zusah, während Kinder ganz offensichtlich in Gefahr waren - und dann noch Geld annahm, um nichts zu tun.
Der schmierbäuchige Mann bellte etwas in seiner Fremdsprache und machte eine wage Bewegung in Richtung ihrer Hände. Rais antwortete Etwas, das wie ein knappes Argument klang, doch der andere Mann bestand darauf.
Der Attentäter sah verärgert aus, als er in seiner Tasche wühlte und einen kleinen, silbernen Schlüssel herauszog. Er griff nach der Kette der Handschellen und zwang die beiden dazu, ihre Handgelenke anzuheben. „Ich werde die euch jetzt abnehmen”, erklärte er ihnen. „Dann gehen wir auf das Boot. Wenn ihr lebendig auf das Festland zurück wollt, dann bleibt ihr besser still. Ihr tut, was man von euch verlangt.” Er steckte den Schlüssel in die Handschelle um Mayas Hand und öffnete sie. „Und denkt nicht mal dran, ins Wasser zu springen. Keiner von uns wird hinter euch herspringen. Wir werden euch dabei zusehen, wie ihr erfriert und untergeht. Das braucht nur ein paar Minuten.” Er öffnete Saras Handschelle und sie rieb instinktiv ihr wundes, gerötetes Handgelenk.
Jetzt. Mach schon. Du musst jetzt was tun, schrie Mayas Gehirn sie an, doch es schien, als könnte sie sich nicht bewegen.
Der Fremde in der schwarzen Lederjacke trat hervor und griff schroff nach ihrem Oberarm. Der plötzliche, körperliche Kontakt riss sie aus ihrer Lähmung und ließ sie handeln. Sie dachte nicht einmal darüber nach.
Ein Fuß schnellte in die Höhe und trat Rais in den Unterleib, so hart, wie sie es konnte.
Während dies geschah, blitzte eine Erinnerung durch ihr Gedächtnis. Sie brauchte nur einen Augenblick, doch es kam ihr viel länger vor, als ob alles um sie herum sich langsamer abspielte.
Kurz nachdem die Amun Terroristen versucht hatten, sie in New Jersey zu entführen, hatte ihr Vater sie eines Tages zur Seite genommen. Er musste seine Deckungsgeschichte aufrecht erhalten - sie waren Mitglieder einer Gang, die junge Mädchen als Teil einer Initiation entführten - doch er hatte ihr erklärt: Ich werde nicht immer für dich da sein. Es wird nicht immer jemanden geben, der dir hilft.
Maya spielte schon seit Jahren Fußball. Sie hatte einen kräftigen und gut positionierten Tritt. Ein zischender Atemzug entfloh Rais, als er sich vornüberbeugte und seine beiden Hände impulsiv zu seinem Unterleib flogen.
Wenn dich jemand angreift, insbesondere ein Mann, dann tut er das, weil er größer ist. Stärker. Er ist schwerer als du. Und deswegen glaubt er, er könne mit dir machen, was er wolle. Dass du keine Chance hast.
Sie riss ihren linken Arm nach unten, schnell und brutal, und befreite sich von dem Lederjackentypen. Sie schnellte vorwärts und überrumpelte ihn.
Du brauchst nicht fair zu kämpfen. Du tust, was immer du tun musst. Unterleib. Nase. Augen. Du beißt. Du schlägst um dich. Du schreist. Die kämpfen ja auch nicht fair. Warum solltest du es tun?
Maya drehte sich erneut um sich und schwang gleichzeitig ihren dünnen Arm in einem weiten Bogen. Rais war vornübergebeugt, sein Gesicht war ungefähr auf Augenhöhe mit ihr. Ihre Faust schlug auf der Seite seiner Nase ein.
Schmerz durchfuhr sofort ihre Hand, er begann an den Knöcheln und breitete sich nach oben aus, bis zu ihrem Ellenbogen. Sie schrie und griff danach. Doch auch Rais war von dem Hieb schwer angeschlagen, er fiel fast zu Boden.
Ein Arm griff sich um ihre Taille und zog sie zurück. Ihre Füße hoben vom Boden ab und traten ins Nichts, während sie mit beiden Armen um sich schlug. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie brüllte, bis eine dicke Hand sich über ihre Nase und ihren Mund legte und ihr damit sowohl ihre Stimme als auch ihren Atem abschnitt.
Doch dann sah sie sie - eine kleine Figur, die immer kleiner wurde. Sara rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren und verschwand in der Dunkelheit der Frachtstapel.
Ich hab’s geschafft. Sie ist weg. Sie ist entkommen. Es war Maya egal, welches Schicksal sie nun heimsuchen würde. Hör nicht auf zu rennen, Sara. Renn immer weiter, finde Leute, finde Hilfe.
Eine weitere Figur schoss voran wie ein Pfeil - Rais. Er setzte Sara nach und verschwand ebenfalls in den Schatten. Er war schnell, viel schneller als Sarah, und es schien, als hätte er sich schnell von Mayas Angriff erholt.
Er wird sie nicht finden. Nicht in der Dunkelheit.
Mit der Hand, die über ihr Gesicht gepresst war, konnte sie nicht atmen. Sie kratzte daran, bis die Finger herunterrutschten, nur ein wenig, doch genug, um Luft durch die Nase einzuatmen. Der stämmige Mann hielt sie fest, einen Arm um ihre Hüfte, und ihre Füße reichten immer noch nicht zum Boden. Doch sie bekämpfte ihn nicht, sie hielt still und wartete ab.
Für mehrere lange Moment war der Kai ruhig. Das Gebrumme der Maschinen am anderen Ende des Hafens hallte durch die Nacht. Das machte es unwahrscheinlich, dass Mayas Schreie gehört worden waren. Sie und die zwei Männer warteten auf Rais’ Rückkehr - sie hoffte verzweifelt, dass er mit leeren Händen wieder auftauchte.
Ein kurzer Schrei erschütterte die Stille und Mayas Gliedmaßen erschlafften.
Rais kam wieder aus der Dunkelheit zurück. Er hatte Sara unter einem Arm, so wie man ein Surfboard trägt, die andere Hand war über ihren Mund gelegt, um sie still zu halten. Ihr Gesicht war knallrot und sie schluchzte, doch ihr Weinen erklang nur gedämpft.
Nein. Maya hatte versagt. Ihre Attacke hatte nichts genützt, sie hatte Sara nicht in Sicherheit gebracht.
Rais hielt ein paar Meter vor Maya an und starrte sie mit reiner Tobsucht in seinen hellgrünen Augen an. Ein dünnes Rinnsal aus Blut trat aus einem seiner Nasenlöcher, wo sie ihn geschlagen hatte.
„Ich hab’s dir gesagt”, zischte er. „Ich hab’ dich davor gewarnt, was passieren würde, wenn du etwas tätest. Jetzt musst du dabei zusehen.”
Maya strampelte erneut, versuchte zu schreien, doch der Mann hielt sie fest.
Rais rief barsch Etwas in der Fremdsprache zu dem Mann in der Lederjacke. Der eilte hinüber und nahm Sara. Er hielt sie fest und geknebelt.
Der Attentäter zog das lange Messer, jenes, das er verwendet hatte, um Mr. Thompson und die Frau in der Raststättentoilette zu ermorden. Er zog Saras Arm auf einer Seite heraus und hielt ihn fest.
Nein! Bitte tu ihr nicht weh. Tu das nicht. Lass es sein... Sie versuchte, Worte zu formen, sie herauszuschreien, doch sie kamen nur als gellende, gedämpfte Rufe hinaus.
Sara versuchte, sich zu entwinden, während sie weinte, doch Rais hielt ihren Arm in eisernem Griff. Er zog ihre Finger auseinander und steckte das Messer in den Raum zwischen Ringfinger und kleinem Finger.
„Du wirst zuschauen”, sagte er nochmals und starrte Maya dabei direkt an, „während ich deiner Schwester einen Finger abschneide. Er drückte das Messer gegen die Haut.
Nein, nein. Bitte, lieber Gott, nein...
Der Mann, der sie festhielt, der mit dem Schmierbauch, murmelte etwas.
Rais hielt inne und sah ihn genervt an.
Die beiden tauschten sich kurz aus, wovon Maya kein Wort verstand. Es war auch egal, denn ihr Blick war auf ihre kleine Schwester gerichtet, deren Augen zugekniffen waren, während Tränen ihr beide Wangen und die Hand hinunterliefen, die ihren Mund zuhielt.
Rais knurrte frustriert. Schließlich ließ er endlich Saras Hand los. Der dicke Mann ließ Maya los und gleichzeitig schubste der in der Lederjacke Sara vorwärts. Maya fing ihre Schwester in ihren Armen auf und hielt sie fest an sich.
Der Attentäter schritt vor und sprach leise. „Diesmal habt ihr noch Glück. Diese Ehrenmänner schlugen vor, dass ich keine Güter beschädige, bevor sie an ihren Zielort gelangen.”
Maya zitterte von Kopf bis Fuß, doch sie wagte es nicht, sich zu bewegen.
„Außerdem”, fügte er hinzu, „wo ihr hinkommt, ist es viel schlimmer, als alles, was ich euch antun könnte. Jetzt gehen wir alle an Bord. Denkt dran, ihr nützt ihnen nur, wenn ihr am Leben seid.”
Der Schmierbäuchige führte sie auf die Rampe, Sara hinter ihm und Maya direkt hinter ihr, als sie erschüttert das Boot betraten. Es hatte keinen Sinn, jetzt zurückzukämpfen. Ihre Hand pochte vor Schmerz an der Stelle, mit der sie Rais den Hieb versetzt hatte. Es waren drei Männer, aber sie waren nur zu zweit und er war schneller. Er hatte Sara in der Dunkelheit gefunden. Sie hatten keine Chance, allein zu entkommen.
Maya blickte über die Seite des Bootes auf das schwarze Wasser hinunter. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, zu springen. Vielleicht war es besser, in seinen Tiefen zu erfrieren, als das Schicksal zu erleiden, das sie erwartete.
Doch das konnte sie nicht tun. Sie konnte Sara nicht allein lassen. Sie konnte nicht ihr letztes Bisschen Hoffnung verlieren.
Sie wurden zum Heck des Schiffes gebracht, wo der Mann in der Lederjacke einen Schlüsselbund herauszog und das Vorhängeschloss an der Tür eines Stahlcontainers, der in rostigem Orange bemalt war, öffnete.
Er öffnete die Tür und Maya keuchte vor Horror.
In der Kiste blinzelten im schwachen, gelben Licht mehrere andere junge Mädchen. Es waren mindestens vier oder fünf, die Maya sehen konnte.
Dann wurde sie von hinten geschubst und ins Innere gezwungen. Das Gleiche geschah mit Sara und sie fiel auf dem Boden des kleinen Containers auf die Knie. Als die Tür hinter ihnen zuschwang, kroch Maya zu Sara und nahm sie in ihre Arme.
Dann schlug die Tür zu und sie wurden in Finsternis getaucht.