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KAPITEL SIEBEN

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Für einen Augenblick verfloss die Zeit langsamer, als Reid und das gesamte Auto sich im Schatten einer achtzehn-Räder-Maschine befanden, die fast vom Boden abhob.

Während dieses seltsam stillen Momentes konnte er ganz deutlich die großen, blauen Buchstaben lesen, die auf die Seite des Tanks schabloniert waren -„TRINKBAR” stand darauf - währender der Laster herunterkrachte, bereit, ihn, den Trans Am und alle Hoffnung, seine Mädchen zu finden, zu zerquetschen.

Sein Großhirn, das Zerebrum, schien sich im Schatten des riesigen Lasters abgeschaltet zu haben, doch seine Gliedmaßen bewegten sich, als hätten sie einen eigenen Willen. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle, als seine rechte Hand wieder die Handbremse ergriff und daran zog. Seine linke Hand drehte das Steuer im Uhrzeigersinn und sein Fuß drückte das Gaspedal bis in die Gummifußmatte. Der Trans Am drehte sich seitlich und sprintete heraus, parallel zum Laster, zurück ins Sonnenlicht und aus seinem finsteren Schatten.

Reid spürte den Aufprall des Lasters gegen die Straße mehr, als er ihn hörte. Der silberne Tanker schlug auf das Pflaster zwischen den Trans Am und die Polizeiwagen und ließ ihnen weniger als dreißig Meter Bremsraum. Die Bremsen quietschten und die Wagen rutschten seitwärts, als der gewaltige Tank an den genieteten Nähten aufbrach und seine Last entleerte.

Vierunddreißigtausend Liter sauberes Wasser schossen heraus und flossen über die Polizeiwagen, schoben sie zurück wie eine aggressive Flutwelle.

Reid wartete nicht ab, um dieses Spektakel zu beobachten. Der Trans Am erreichte gerade noch hundertzwanzig Stundenkilometer mit dem Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten, also fuhr er besser geradeaus weiter den Highway hoch, so gut wie möglich. Die durchtränkten Polizisten würden sicherlich das verdächtige Auto mit den gefälschten Nummernschildern melden. Wenn er nicht bald von der Straße verschwände, gäbe es noch mehr Probleme.

Dann klingelte das alte Handy, auf dem Bildschirm erschien nur der Buchstabe M.

„Danke, Mitch”, antwortete Reid.

Der Mechaniker grummelte, es schien seine hauptsächliche Kommunikationsmethode.

„Du wusstest, wo ich war. Du weißt, wo ich jetzt bin.” Reid schüttelte den Kopf. „Du ortest das Auto, nicht wahr?”

„Johns Idee”, gab Mitch kurz zurück. „Er dachte, dass du in Probleme geraten würdest. Er hatte recht.” Reid begann zu widersprechen, doch Mitch unterbrach ihn. „Fahr die nächste Abfahrt hinunter. Bieg am River Drive rechts ab. Da ist ein Park mit einem Baseballplatz. Warte dort.”

„Auf was?”

„Transport.” Mitch legte auf. Reid schnaubte frustriert. Bei der Sache mit dem Trans Am ging es darum, geheim zu bleiben, erst gar nicht ins Netz der Agentur zu geraten - und nicht, die CIA mit jemand anderem auszutauschen, der ihn orten könnte.

Aber ohne die Ortung wärst du jetzt schon gefangen worden.

Er schluckte seine Wut herunter und folgte den Anweisungen. Er lenkte das Auto einen weiteren Kilometer später vom Highway herunter und auf den Park zu. Er hoffte, dass was auch immer Mitch für ihn bereit hielt, schnell war. Er musste rasch eine lange Strecke zurücklegen.

Im Park waren nur wenige Leute für einen Sonntag. Auf dem Baseballfeld spielten ein paar Kinder ein Aufsammelspiel, weshalb Reid den Trans Am auf dem Kieselparkplatz außerhalb des Maschendrahtzaunes hinter der ersten Basis parkte und wartete. Er wusste nicht, was er suchte, doch er wusste, dass er schnell weiterkommen musste. Darum öffnete er den Kofferraum, zog seinen Seesack heraus und wartete neben dem Auto auf das, was Mitch geplant hatte.

Er hatte die Vermutung, dass der raubärtige Mechaniker mehr als nur ein CIA-Helfer war. Er war ein „Experte in Fahrzeugbeschaffung”, hatte ihm Watson erklärt. Reid fragte sich, ob Mitch eine Ressource war, jemand wie Bixby, der exzentrische CIA-Ingenieur, der sich auf Waffen und mobile Ausrüstung spezialisiert hatte. Falls das der Fall sein sollte, wieso half er dann Reid? Mitchs ruppiges Aussehen und grummelndes Auftreten löste keine Erinnerung in Reids Kopf aus, wenn er an ihn dachte. Gab es da eine vergessene Geschichte?

Das Telefon klingelte in seiner Tasche. Es war Watson.

„Alles OK?” fragte der Agent.

„So OK wie möglich, wenn man die Umstände bedenkt. Mitchs Vorstellung von einer ,Ablenkung’ ist allerdings vielleicht ein wenig übertrieben ehrgeizig.”

„Er macht nur seine Arbeit. Wie auch immer, deine Vermutung hat gestimmt. Mein Informant hat einen Report über einen zwölf Jahre alten Caddy gefunden, der heute morgen aus einem Industriepark in New Jersey gestohlen wurde. Er nahm eine Satellitenaufnahme von dem Ort. Rate mal, was er gesehen hat?”

„Den vermissten weißen Kombi”, riskierte Reid.

„Genau”, bestätigte Watson. „Der stand da auf dem Parkplatz eines Schrotthaufens namens Starlight Motel.”

New Jersey? Seine Hoffnung fiel. Rais hatte seine Mädchen noch weiter nördlich gebracht -seine zweistündige Fahrt hatte sich gerade um mindestens weitere neunzig Minuten verlängert, falls es überhaupt noch eine Hoffnung gab, sie einzuholen. Er könnte sie nach New York bringen. Ein großes Ballungszentrum, wo man leicht untertauchen kann. Reid musste sich ihm ein ganzes Stück annähern, bevor dies geschah.

„Die Agentur weiß noch nicht, was wir wissen”, fuhr Watson fort. „Sie haben keinen Grund, den gestohlenen Caddy mit deinen Mädchen in Verbindung zu bringen. Cartwright hat bestätigt, dass sie nur den Hinweisen folgen, die sie haben und Strickland in Richtung Norden nach Maryland schicken. Doch es ist nur eine Frage der Zeit. Fahr zuerst hin, damit du einen Vorsprung vor ihm hast.”

Reid überlegte einen Moment. Er vertraute Riker nicht, das war glasklar. Er war sich sogar nicht mal besonders sicher, was seinen eigenen Boss, den Deputy Direktor Cartwright betraf. Doch... „Watson, was weißt du über diesen Agenten Strickland?”

„Ich habe ihn nur ein oder zwei Mal getroffen. Er ist jung, gibt sich ein bisschen zu viel Mühe, zu gefallen, doch scheint ganz ordentlich. Vielleicht sogar vertrauenswürdig. Warum, worüber denkst du nach?”

„Ich überlege...” Reid konnte selbst nicht glauben, was er gleich vorschlagen würde, doch es ging um seine Töchter. Ihre Sicherheit war das Wichtigste, egal, was die wahrgenommenen Kosten wären. „Ich denke drüber nach, dass wir vielleicht nicht die einzigen mit diesen Informationen sein sollten. Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können. Ich vertraue zwar nicht drauf, dass Riker das Richtige tut, doch vielleicht tut es ja Strickland. Könntest du ihm die Info anonym zukommen lassen?”

„Ich glaube schon. Ich müsste sie durch eine meiner Ressourcen-Verbindungen einfiltrieren, doch das ist durchaus machbar.”

„Gut. Ich will, dass er unsere Info bekommt - doch erst nachdem ich da war, um es selbst zu sehen. Ich will nicht, dass er einen Vorsprung vor mir hat. Ich will nur, dass jemand weiß, was wir wissen.” Genauer gesagt wollte er, dass jemand, der nicht Cartwright war, wusste, was sie wussten. Denn sollte ich scheitern, dann brauche ich jemanden, der es schafft.

„Wie du wünscht.” Watson war einen Augenblick lang still. „Kent, es gibt da noch was. Strickland hat etwas an der Raststätte gefunden...”

„Was? Was hat er gefunden?”

„Haare”, erklärte Watson ihm. „Braunes Haar, an dem immer noch das Follikel hing. An der Wurzel ausgerissen.”

Reids Kehle trocknete aus. Er glaubte nicht, dass Rais die Mädchen umbringen wollte - er konnte es sich nicht erlauben, das zu glauben. Der Attentäter bräuchte sie lebendig, wenn er wollte, dass Kent Steele sie fände.

Doch der Gedanke war nur wenig tröstlich, als unwillkommene Bilder Reids Gedanken invadierten. Es waren Szenen, in denen Rais seine Tochter bei ihrem Haarschopf packte und sie dazu zwang, dorthin zu gehen, wohin er es befahl. Dass er sie verletzte. Und wenn er sie auch nur das kleinste Bisschen verletzte, dann würde Reid es ihm tausendfach zurückzahlen.

„Strickland dachte, es sei nichts besonderes”, fuhr Watson fort, „Doch die Polizei fand noch mehr auf dem Rücksitz des Autos der toten Frau. Als ob jemand sie dort absichtlich hinterlassen hätte. Wie eine...”

„Wie eine Spur”, murmelte Reid. Es war Maya. Er wusste es einfach. Sie war schlau, schlau genug, um etwas zu hinterlassen. Schlau genug, um zu wissen, dass der Tatort sorgfältig untersucht und ihre Haare gefunden würden. Sie war bei lebendigem Leibe - oder zumindest war sie das, als sie dort waren. Er war gleichzeitig stolz, dass seine Tochter so ein kluges Köpfchen hatte und reumütig, dass es überhaupt soweit gekommen war.

Oh Gott. Eine neue Erkenntnis machte sich sofort breit: wenn Maya ihr Haar absichtlich im WC der Raststätte hinterlassen hatte, dann war sie auch dort gewesen, als es geschah. Sie hatte dem Monster dabei zugesehen, wie er eine unschuldige Frau ermordet hatte. Und wenn Maya dort war... dann könnte auch Sara dabei gewesen sein. Sie beide waren von den Begebenheiten im Februar auf der Uferpromenade mental und emotional betroffen worden. Er wollte gar nicht an das Trauma denken, das jetzt durch ihre Köpfe ging.

„Watson, ich muss schnell nach New Jersey gelangen.”

„Ich arbeite dran”, gab der Agent zurück. „Bewege dich nicht, es ist gleich da.”

„Was ist gleich da?”

Watson antwortete, doch seine Antwort wurde durch das plötzliche, erschreckende Aufheulen einer Sirene, direkt hinter ihm, übertönt. Er drehte sich um, als ein Polizeiwagen über den Kieselsteinparkplatz auf ihn zu knirschte.

Ich habe jetzt keine Zeit dafür. Er ließ dass Telefon zuschnappen und steckte es sich in die Tasche. Das Fenster auf der Beifahrerseite war heruntergerollt, er konnte sehen, dass zwei Polizisten darin saßen. Das Auto fuhr direkt neben seines und die Tür ging auf.

„Mein Herr, legen sie den Sack zu Boden und ihre Hände auf den Kopf.” Der Polizist war jung, hatte einen Militärschnitt, trug eine Pilotensonnenbrille auf der Nase. Reid bemerkte, dass eine seiner Hände auf dem Halfter seiner Service-Pistole lag, der Knopf geöffnet.

Der Fahrer stieg ebenfalls aus. Er war älter, hatte etwa Reids Alter und einen kahl rasierten Kopf. Er stand hinter seiner offenen Tür und auch seine Hand befand sich in der Nähe seines Gürtels.

Reid zögerte, er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Die örtliche Polizei musste wohl den Bericht der Highwaypolizei gehört haben. Es konnte nicht besonders schwer gewesen sein, den Trans Am mit den gefälschten Nummernschildern, der so offensichtlich neben dem Baseballplatz geparkt war, zu finden. Er rügte sich selbst dafür, so kopflos gewesen zu sein.

„Mein Herr, legen sie den Sack zu Boden und ihre Hände auf ihren Kopf!” schrie der junge Polizist lautstark.

Reid hatte nichts, mit dem er ihnen drohen konnte. Seine Waffen waren in dem Beutel und selbst, wenn er eine in der Hand hätte, dann würde er jetzt niemanden erschießen. Diese Polizisten dachten, sie würden einfach nur ihre Arbeit machen, den Flüchtling einer Highwayverfolgung festnehmen, der drei Wagen außer Gefecht gesetzt hatte, welche höchstwahrscheinlich weiterhin die Spuren der I-95 in Richtung Norden blockierten.

„Das ist hier nicht, was ihr denkt.” Während er dies von sich gab, legte er langsam den Seesack auf den Kieselboden. „Ich versuche nur, meine Töchter zu finden.” Er hielt beide Arme hoch, seine Fingerspitzen berührten sich knapp hinter seinen Ohren.

„Drehen Sie sich um”, befahl ihm der junge Polizist. Reid befolgte seinen Befehl. Er hörte das bekannte Klicken von Handschellen, als der Polizist ein Paar offene aus seiner Gürteltasche zog. Er wartete darauf, den kalten Biss von Stahl an seinen Handgelenken zu spüren.

„Sie haben das Recht zu schweigen...”

Sobald er Hautkontakt verspürte, wurde Reid aktiv. Er drehte sich um, griff das rechte Handgelenk des Polizisten mit seinem eigenen und drehte es in einem Winkel nach oben. Der Polizist schrie vor Schreck und Überraschung auf, doch Reid achtete vorsichtig darauf, es nicht so weit zu drehen, dass es brach. Er wollte die Polizisten nicht verletzen, wenn es irgendwie zu vermeiden war.

Mit derselben Bewegung schnappte er die offene Handschelle mit seiner linken Hand und schloss sie um das Handgelenk des Polizisten. Der Fahrer hatte sofort seine Waffe gezückt und brüllte verärgert.

„Zurück! Auf den Boden, jetzt!”

Reid stieß den jungen Polizisten mit beiden Armen nach vorne, der taumelnd in die offene Tür fiel. Sie fiel zu - oder versuchte das zumindest und rempelte dabei den älteren Polizisten nach hinten um. Reid rollte sich ab und kam auf seinen Knien direkt neben dem Mann an. Er zog die Glock aus dem Griff des Polizisten und warf sie über seine Schulter.

Der junge Polizist stand auf und versuchte, seine Pistole vom Halfter zu zerren. Reid ergriff die leere, baumelnde Hälfte der Handschelle, die vom Handgelenk des Polizisten hing und zog daran, was den Mann wiederum das Gleichgewicht kostete. Er fädelte die Handschellen durch das offene Fenster, riss den Polizisten in die Tür und ließ die offene Schelle um das Handgelenk des älteren Beamten zuschnappen.

Während die beiden gegeneinander und mit der Tür des Polizeiwagens kämpften, zog Reid die Pistole des jüngeren Polizisten heraus und zielte auf die beiden. Sie waren sofort still.

„Ich werde euch nicht erschießen”, erklärte er ihnen, während er seinen Seesack wieder aufhob. „Ich möchte nur, dass ihr still seid und euch für eine Minute oder so nicht bewegt.” Er zielte mit der Pistole auf den älteren Polizisten. „Nehmen Sie bitte ihre Hand herunter.”

Die freie Hand des Polizisten fiel von dem Funkgerät, das auf seiner Schulter angebracht war.

„Jetzt legen Sie doch bitte die Waffe weg”, gab der junge Beamte zurück und hielt seine freie Hand in einer beruhigenden Geste hoch. „Eine weitere Einheit ist auf dem Weg. Die werden Sie erschießen, wenn sie Sie sehen. Ich glaube nicht, dass das in Ihrem Interesse liegt.”

Blufft der? Nein, Reid konnte die Sirenen von weit weg hören. Vielleicht eine Minute weit weg. Mit viel Glück auch neunzig Sekunden. Was auch immer Mitch und Watson geplant hatten, es musst jetzt ankommen.

Die Jungs auf dem Baseballplatz hatten ihr Spiel unterbrochen und versteckten sich nun hinter dem nächsten Betonunterstand, von wo aus sie verängstigt die Szene beobachteten, die nur ein paar Meter entfernt von ihnen stattfand. Reid bemerkte aus seinem Augenwinkel, dass einer der Jungs auf einem Handy sprach, wahrscheinlich berichtete er den Vorfall.

Zumindest filmen sie es nicht, dachte er düster und hielt immer noch die Waffe auf die beiden Polizisten gerichtet. Jetzt mach schon, Mitch...

Der jüngere der beiden Beamten runzelte die Stirn in Richtung seines Partners. Sie schauten einander an und blickten dann gen Himmel, während ein neues Geräusch sich mit dem entfernten Heulen der Sirenen verband -ein jaulendes Brummen, wie ein grell heulender Motor.

Was ist das? Sicher kein Auto. Aber nicht laut genug für einen Hubschrauber oder ein Flugzeug...

Reid blickte ebenfalls hoch, doch er wusste nicht, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Er musste sich nicht lange darüber wundern. Von der linken Seite des Baseballplatzes aus kam ein winziges Objekt in sein Blickfeld, es flog schnell durch die Luft, wie eine summende Biene. Seine Form konnte man nicht erkennen, es schien weiß zu sein, doch es war schwer, es direkt anzusehen.

Die Unterseite ist mit einer Reflexionsschicht bemalt, sagte Reids Gehirn ihm. Es hält die Augen davon ab, es anzuvisieren.

Das Objekt verlor an Höhe, gerade so, als würde es aus der Luft fallen. Während es über den Pitcherhügel flog, fiel etwas anderes aus ihm raus - ein Stahlkabel mit einer kurzen Stange am Ende, wie etwa eine einzige Leitersprosse. Ein Abseilkabel.

„Das muss wohl mein Gefährt sein”, murmelte er. Während die Polizisten ungläubig das wortwörtliche UFO anblickten, das da auf sie zuflog, warf Reid die Pistole auf die Kieselsteine. Er stellte sicher, dass er seinen Seesack fest im Griff hatte und als die Leitersprosse auf ihn zu schwang, griff er danach und hielt sich fest.

Er zog seinen Atem ein, weil er sofort in den Himmel gerissen wurde, sechs Meter binnen Sekunden, dann zehn, dann fünfzehn. Die Jungs auf dem Baseballplatz riefen und zeigten auf das fliegende Objekt, während dieses das Kabel schnell einzog und dabei gleichzeitig immer höher flog.

Er blickte hinunter und sah, dass zwei weitere Polizeiwagen mit kreischenden Reifen auf dem Parkplatz eintrafen, die Fahrer ausstiegen und nach oben schauten. Er war schon über fünfzig Meter in der Luft, als er das Cockpit erreichte und sich auf den einzelnen Platz setzte, der dort auf ihn wartete.

Reid schüttelte verwundert den Kopf. Das Gefährt, das ihn abgeholt hatte, war kaum mehr als eine kleine, eiförmige Schale mit vier parallelen Armen in Form eines X, von denen jede einen sich drehenden Rotor am Ende hatte. Er wusste, worum es sich hierbei handelte - ein Quadopter, eine Einpersonendrohne, komplett automatisiert und höchst experimentell.

Eine Erinnerung blitzte in seinem Gedächtnis auf: Ein Flachdach in Kandahar. Zwei Scharfschützen haben dich auf deinem Standort umzingelt. Du hast keine Ahnung, wo sie sind. Bewege dich und du stirbst. Dann ein Geräusch - ein helles Heulen, kaum mehr als ein Summen. Es erinnert dich an deinen Rasentrimmer zu Hause. Eine Form erscheint am Himmel. Man kann sie nur schwer erkennen. Du kannst sie kaum sehen, doch du weißt, dass Hilfe angekommen ist...

Die CIA hatte mit Maschinen wie diesen experimentiert, um Agenten aus heißen Zonen zu befreien. Er war ein Teil dieses Experiments gewesen.

Es gab keine Kontrollschalter vor ihm, nur einen LED-Bildschirm, der ihm mitteilte, dass sie sich mit dreihundertsiebenundvierzig Stundenkilometern durch die Luft bewegten und in etwa vierundfünfzig Minuten ankämen. Neben dem Bildschirm war ein Kopfhörer. Er hob ihn an und setzte ihn auf.

„Null.”

„Watson, verdammt, wie hast du den bekommen?”

„Habe ich nicht.”

„Mitch war es also”, stellte Reid fest und es bestätigte seine Vermutungen. „Der ist nicht nur eine ,Aushilfe’, oder?”

„Der ist, was immer du möchtest, damit du darauf vertraust, dass er dir helfen will.”

Die Luftgeschwindigkeit des Quadopters erhöhte sich stetig und glich sich an etwas unter vierhundertachtzig Stundenkilometern an. Die geschätzte Ankunftszeit wurde um mehrere Minuten verkürzt.

„Und was ist mit der Agentur? fragte Reid. „Können die...?”

„Ihn orten? Nein. Zu klein und fliegt auf niedriger Höhe. Außerdem ist er außer Betrieb gelegt. Sie meinten, der Motor wäre zu laut, um ihn bei geheimen Einsätzen zu verwenden.

Er atmete erleichtert aus. Er hatte jetzt ein Ziel, dieses Starlight Motel in New Jersey und wenigstens war es keiner von Rais’ Tricks, der ihn dort hinführte. Falls sie noch dort waren, könnte er das alles beenden - oder es zumindest versuchen. Er konnte nicht die Tatsache ignorieren, dass dies nur in einer Konfrontation mit dem Attentäter enden könnte, und dass es seine Aufgabe war, die Mädchen aus dem Kreuzfeuer zu halten.

„Warte fünfundvierzig Minuten und schicke dann die Fährte zum Motel zu Strickland und der örtlichen Polizei”, bat er Watson. „Falls er da ist, will ich auch, dass alle anderen kommen.”

Bis zur Ankunft der CIA und der Polizei wären außerdem entweder seine Mädchen in Sicherheit, oder Reid Lawson wäre tot.

Jagd Auf Null

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