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b)Die antikommunistische Ausrichtung der SPD

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Schumacher richtete die SPD in den Westzonen strikt antikommunistisch aus. Neigungen eines beträchtlichen Teils der sozialdemokratischen Basis und rivalisierender Parteigrößen wie Otto Grotewohl (1894–1964) vom SPD-Zentralausschuss in Berlin zu einer Einheitsfront mit den Kommunisten, hintertrieb er von Hannover aus in jeder Form. In seinen Augen schied die KPD sowohl wegen ihrer destruktiven Haltung in der Weimarer Republik als auch wegen ihrer vollständigen Unterwerfung unter den Willen Moskaus als politischer Partner aus. Schon im Mai 1945 erklärte Schumacher öffentlich, eine Kooperation mit den Kommunisten komme für seine Partei nicht in Frage, da die KPD keine demokratische Partei sei, sondern lediglich den Interessen einer ausländischen Macht, nämlich der Sowjetunion, diene. Die erzwungene Zusammenfassung aller Parteien in der „Einheitsfront der anti-faschistisch-demokratischen Parteien“ (dem sog. Einheits-Block), aber auch die Absetzung der beiden CDU-Vorsitzenden in der sowjetischen Zone, Andreas Hermes (1878–1964) und Walter Schreiber (1884–1958) im Dezember 1945 – wegen ihrer Ablehnung der entschädigungslosen Enteignungen bei den Bodenreformen – deutete Schumacher als Belege dafür, dass man weder mit der Sowjetunion noch den deutschen Kommunisten kooperieren könne.

Die KPD verweigerte sich freilich zunächst selbst einer Vereinigung mit der SPD. Die kommunistischen Führer wollten ihre eigene Partei aufbauen und stärken. Sie fürchteten, in einer Einheitspartei werde die SPD mit ihrer weitaus größeren Mitgliederzahl zur bestimmenden Kraft. Erst als deutlich wurde, dass die KPD auf sich allein gestellt trotz der Unterstützung durch die sowjetische Besatzungsmacht keine Chance hatte, Wahlen zu gewinnen, schwenkten die UdSSR und der starke Mann der deutschen Kommunisten, Walter Ulbricht (1893–1973), im September 1945 um. Nun waren sie es, die auf eine rasche Fusion beider Parteien drängten. Die SPD in der SBZ sah sich einer Vereinigungskampagne aus KPD-Propaganda und sowjetischen Drohgebärden ausgesetzt, die Grotewohl und den Berliner Zentralausschuss in die Defensive drängten. Bei einem Treffen in Wennigsen bei Hannover Anfang Oktober traten die Gegensätze zwischen Grotewohl und Schumacher offen zutage. Letzterer weigerte sich, gesamtdeutsche Parteistrukturen zu schaffen, weil er fürchtete, diese könnten von der Sowjetunion instrumentalisiert und zur Herbeiführung einer Zwangsvereinigung mit der KPD auf nationaler Ebene genutzt werden. Bei der Suche nach einem Kompromiss einigte man sich schließlich darauf, zwei provisorische Parteiführungen nebeneinander bestehen zu lassen – eine unter Grotewohl in Berlin, die andere unter Schumacher mit Sitz in Hannover.

Kritiker Schumachers behaupteten rückblickend, dieser habe die Parteifreunde in der SBZ im Stich gelassen und auf diese Weise die Zwangsvereinigung von KPD und SPD erleichtert, die im April 1946 zustande kam. Das war ungerecht. Schumacher hatte früher als die meisten erkannt, dass die Ost-SPD – ob mit oder ohne Unterstützung der westlichen Parteigliederungen – der Willkür der sowjetischen Besatzungsmacht und ihrer ostdeutschen Helfer ausgeliefert war. Er sah keine Alternative zu einer unnachgiebigen Haltung, um wenigstens die Unabhängigkeit und Integrität der West-SPD zu bewahren.

Die Ära Adenauer

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