Читать книгу Apostolische Konstitutionen und Kanones - Dr. Ferdinand Boxler - Страница 7
2. Die apostolischen Canonen.
ОглавлениеDie lateinische Sammlung des Abtes Dionysius Exiguus (c. 500 n. Chr.) umfaßt nur 50 „canones, qui dicuntur apostolorum." Ungefähr 50 Jahre später gab Johannes Scholastikus von Antiochien, seit 565 Patriarch von Constantinopel, eine griechische Canonensammlung heraus, in welcher sich bereits 85 Canones finden, welche von den Aposteln herrühren und vom römischen Klemens redigirt sein sollen. Die Synode im Trullo (692) anerkannte diese 85 Canones nicht bloß als rechtskräftig für die orientalische Kirche, sondern erklärte sie, wie bereits oben erwähnt, auch ausdrücklich als apostolisch. Im Abendlande dagegen wurden die 50 Canones, welche die Sammlung des Dionysius enthielt, wenn nicht schon durch Gelasius, so spätestens durch Papst Hormisdas für apokryph erklärt. — Zu Anfang des sechsten Jahrhunderts erscheinen die apostolischen Canonen bereits als 47. Kapitel des achten Buches der apostolischen Constitutionen, den Schluß dieses Werkes bildend. In den Codices der Constitutionen sind unsere Canones regelmäßig in 76 Nummern zerlegt, in den Handschriften der alten Canonensammlungen dagegen in 85, wie wir es schon bei Johannes Scholastikus gefunden.
Was den Inhalt dieser 85 Canones betrifft, so beziehen sich nur wenige derselben auf die christlichen Laien, die allermeisten auf den Klerus, namentlich auf die Bischöfe, Priester und Diakonen; es wird in ihnen festgesetzt, welche Eigenschaften vom Empfang der genannten Ordines ausschließen, welche Sünden die Ausstoßung aus dem Klerus nach sich ziehen, in welcher Weise die hierarchischen Personen, zumal die Bischöfe ihres Amtes zu walten, was sie zu thun, was sorglich zu meiden haben u. s. w. — Viele dieser Canones sind unstreitig sehr alt, gewiß manche in der That apostolischen Ursprunges: nicht wenige scheinen aus den ersten sechs Büchern der apostolischen Constitutionen entnommen, andere Beschlüsse älterer Synoden zu sein. Nach Drey wären einzelne Canones aus den Akten der Concilien von Nicäa und Antiochia (341), ja sogar aus denen der allgemeinen Concilien von Ephesus (431) und Chalcedon (451) entlehnt; allein schon Bickel und neuestens Hefele (Conciliengesch. Bd. I. S. 771 ff.) haben gegen diese Annahme gewichtige Bedenken erhoben: jedenfalls bleibt noch sehr problematisch. was Drey behauptete, daß nämlich die erste Sammlung apostolischer Canonen (die fünfzig des Dionysius) erst nach der Mitte des fünften, die andere (die 35 späteren Nummern enthaltend) erst zu Anfang des sechsten Jahrhunderts entstanden sei.
Gedruckt erschienen die 50 Canonen der Dionysianischen Sammlung zuerst im Jahr 1523 (Merlin’sche Concilien-Sammlung); 1531 sodann gab Haloander und 1561 Hervetius den griechischen Tert (in 84 statt 85 Nummern) heraus, der sich gleich dem lateinischen auch in den Conciliensammlungen von Halduin (I. Bd.) und Mansi (I Bd.) findet. Auch Hefele hat in einem Anhang zum I. Band seiner Concilien-Geschichte den griechischen und lateinischen Text der apostolischen Canonen — und zwar in 85 Nummern zerfällt — aufgenommen. Unserer deutschen Übersetzung liegt der griechische Text und dessen Eintheilung nach der Ausgabe von Cotelier zu Grunde.