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Götter, Götzen & Gelehrte …

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W

eihrauch zählte schon in grauer Urzeit zu den

„Tempel-Schätzen“

, so nachzulesen im Buch

Nehemia

(Altes Testament; 13,5), wo es heißt:

… „

er war verwandt mit Tobija und hatte darum für dieses eine große Kammer einrichten lassen. Dort bewahrte man früher das Opfermahl und den

Weihrauch

auf sowie die Behälter und den Zehnten von Getreide, Wein und Öl, der den Leviten, Sängern und Torwächtern gesetzlich zukam; außerdem die Abgaben für die Priester“ …

Doch war Weihrauch schon viel früher nicht nur bekannt, sondern hoch geschätzt und die „Kulturgeschichte“ des Weihrauchs reicht weit zurück.

Schon im 4. oder sogar im 5. Jahrtausend vor Christus wurde Weihrauch - und damals auch schon in etlichen Mischungen - zu Ehren orientalischer Götter geopfert; Weihrauch war - mit Myrrhe -unverzichtbares Ingredienz für „kultische Räucherungen“.

So schreibt der große und berühmte griechische Historiker

Herodot

(484-424 v.Chr.) - er ist Verfasser der

„Historien“,

die als maßgebende Quellen für die Epoche der Perser-Kriege (d.s. die Kriege zwischen Griechen und Persern zwischen 500-479 v.Chr., die zur Gründung des Attischen See-Bundes führten und letztlich die Unabhängigkeit Griechenlands sicherten) -, dass die Babylonier zu Ehren des von ihnen verehrten Gottes

„Baal“

(der Name ist Hebräisch und bedeutet eigentlich „Gott“) jährlich für 1000 Talente (Talent = altgriech. Geld- und Gewichts-Einheit) Weihrauch verbrannt haben.

Schon im 4. Jahrtausend v.Chr. verbrannten die alten Ägypter Weihrauch in ihren Tempeln. Der schwere und zugleich warme und harmonisierende Duft des aufsteigenden Weihrauchs stand - nicht nur bei den Ägyptern - für „göttlichen Wohlgeruch“ und auch für „göttliche Nähe“.

Bei den alten Ägyptern war der Weihrauch neben der Bedeutung als Räuchergabe viel angewendet als Heilmittel und besonders auch zum Einbalsamieren der Toten. Ihnen war bereits damals die konservierende und antiseptische Wirkung des Weihrauchs bestens bekannt. Außerdem: der für die Götter angenehme Duft des Weihrauchharzes sollte den damit einbalsamierten Leichnam insbesondere auch auf seine Wiedergeburt vorbereiten.

Der griechische Schriftsteller

Plutarch

(46-120 n.Chr.), berühmt ob seiner populär-philosophischen Abhandlungen

„Moralia“

und vergleichender Biographien u.a. zu Caesar und Alexander dem Großen, berichtet, dass der Sonne morgens, mittags und abends ein Weihrauch-Opfer dargebracht wurde.

Verschiedene Weihraucharten bildeten einen wesentlichen Bestandteil des

„Kyphi“

(oder Kyphy): es war ein im alten Ägypten gebräuchliches Räuchermittel aus 16 verschiedenen Ingredienzien.

Plutarch

schrieb dazu, dass dieses Kyphy bei Sonnenuntergang verbrannt wurde. Die

Sphinxen von Heliopolis

hielten in ihren Vordertatzen Rauchgefäße, in denen das kostbare Kyphi verbrannt wurde. Im berühmten

Papyrus Ebers

thewatchers.adorraeli.comthewatchers.adorraeli.comthewatchers.adorraeli.com

und auch beim 1. Militärarzt in der Geschichte,

Pedianos Diskurides

(er lebte in der Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Nero, also in der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr.), sind präzise Anweisungen zur Herstellung von Kyphi nachzulesen. Er vertrat allerdings die Ansicht, dass die arabischen Weihrauch-Harze die besseren wären (Nebenbei: diese Ansicht hat sich scheinbar bis in unsere Tage gehalten; obwohl Qualität; Inhaltsstoffe, Geruch der indischen Weihrauch-Harze den Handelsprodukten „Aden“ und „Somalia“ ebenbürtig ist, wie Dr.

Dieter Martinetz

, Leipzig, in seinem Buch

„Weihrauch & Myrrhe“

herausstellt).

Ein detailliert beschriebenes Rezept aus der

Ptolemäer-Zeit

(Anmerkung: die Ptolemäer oder Lagiden waren eine makedonische Dynastie, welche nach dem Tode

Alexander d. Großen

- also in der Zeit 323-30 v.Chr. - in Ägypten herrschte) ist aufgetragen auf die Wände des Tempels in Edfu.

Ein dem Kyphi ähnliches Räuchermittel wird im

Alten Testament

(im 2. Buch Mose „Exodus“ - 30,34-35 -) beschrieben, wo es heißt:

… „

Weiter spricht der Herr zu Mose: Nimm dir Duftstoffe, Stakte-Tropfen, Räucherklaue, Galbanum, Gewürzkräuter und

reinen Weihrauch

, von jedem gleich viel, und mach Räucherwerk daraus, ein Würzgemisch, wie es der Salbenmischer herstellt, gesalzen, rein und heilig!“ …

Die steigende Nachfrage nach Weihrauch - und auch anderen „aromatischen Harzen - führte die Ägypter bereits sehr früh in fremde Länder zu regelrechten „Einkauf-Expeditionen“: Echten Weihrauch bezogen die Ägypter sowohl auf dem Land- wie auch auf dem Seeweg aus dem sagen-umwobenen

„Punt“

.

Punt - wahrscheinlich handelte es sich dabei um das heutige

„Eritrea“

- findet sich auf vielen ägyptischen Inschriften als ein Land an der afrikanischen Somali-Küste. In dieses Land hatten die alten Ägypter schon im 3. Jahrtausend v.Chr. und besonders unter

Mentuhotep II

Handelsfahrten unternommen, um Weihrauch, Harze und Edelhölzer zu holen. So ließ Königin

Hatschepsut

(1504-1482 v.Chr.) ihre Expedition im Tempel von Deir-el-Bahari an der Wand der Pfeilerhalle, der

„Punt-Halle“

, aufzeichnen.

Von ebensolchen Weihrauch-Handelsfahrten unter König

Ramses III.

berichtet der

Große Papyrus Harris

. Auch König

Salomon

betrieb Handel mit Punt. Die oben schon genannte Königin

Hatschepsut

ließ sogar aus Punt bzw. der umliegenden Region

„31 ausgesuchte Weihrauch-Bäume“

für die oberste Terrasse ihres Grabtempels in

Deir-al-Bahari

kommen; es war dies die erste und belegte Handelsreise, bei der „grünende Weihrauchbäume“ und nicht nur wie bislang das Harz mitgebracht wurden. Im Grabtempel der Pharaonin

Hatschepsut

selbst sind Weihrauchbäume am Eingang zur Grabstätte an den Wänden eingemeißelt.

Wenn wir schon im alten Ägypten sind und waren, hier noch eine Ergänzung: Es waren die Harze des Weihrauchs, die im Altertum eine herausragende Rolle bei der Götter- & GötzenVerehrung gespielt haben und daneben aber immer - dies muss hier bereits deutlich betont sein - auch eine wichtige Bedeutung hatten in der Kosmetik und der Heilkunde und die den ägyptischen König

Sahure

(ca. 2455-2443 v.Chr. * 5. Dynastie) zu Schiffsexpeditionen in dieses sagenhafte Land „Punt“ veranlasst hatten.

Weihrauch bildete den Reichtum der in Süd-Arabien ansäs-sigen

Sabäer

und

Minäer

.

Die Tempelinschriften zu

Edfu

(oder Idfu; das war ein angesehenes Zentrum im alten Ägypten und zwar in Ober-Ägypten) nennen ausdrücklich 14 verschiedene Weihrauch-Arten.

Zusammen mit anderen wertvollen und teuren Gütern wurde Weihrauch von den

Phöniziern

(oder Phönikiern * Anmerkung: dies war ein Volk in der Antike, welches die Landschaft an der mittel-syrischen Küste vom Karmel bis Arodos besiedelte und eine bedeutende Handelsnation jener Zeit war; bedeutende Handelsstädte in diesem Land waren Byblos, Tyros, Sidon; außerdem gründeten sie Handelskolonien im Mittelmeer-Raum wie Gades und Karthago; sie verehrten besonders die Gottheiten Adonis, Eschmun und besonders Baal) über die berühmte

„Gewürz-Route“

durch Süd-Arabien und von einigen ost-afrikanischen Häfen aus nach Israel (dem Staate Juda) gebracht. Daneben bestand eine Karawanen-Straße für Importe von Weihrauch aus Indien.

D

ie Weihrauch-Harze waren mit das wichtigste Handelsgut überhaupt auf der antiken

„Weihrauch-Strasse“

von Süd-Arabien nach den Küsten des Mittelmeeres und sogar - auf arabisch-osmanischen Segelschiffen - bis hin nach Indien. Hier darf ich erinnern an die Abenteuer-Geschichten unserer Kindheit und frühen Jugendzeit; ich jedenfalls habe mit großer Lust die Romane wie

Sindbad der Seefahrer

geradezu verschlungen.

Übrigens: Den Weihrauch-Harzen galt auch der gescheiterte Feldzug der Römer (24 n.Chr.) unter

Aelius Gallius

in die süd-arabischen Sammelgebiete für Weihrauch.

Auch bei den Juden wurde morgens und abends - neben anderen Spezereien - Weihrauch verbrannt. So heißt es im

2. Buch Mose

(„Exodus“ – 30,7-9):

…“

Aaron soll auf ihm (gemeint der Altar mit der Bundesurkunde) Morgen für Morgen duftendes Räucherwerk verbrennen, wenn er die Lampen herrichtet. Wenn Aaron zur Zeit der Abenddämmerung die Lampen wieder aufsetzt, soll er das Räucherwerk ebenfalls verbrennen; es soll ein im-merwährendes Rauchopfer vor dem Herrn sein von Generation zu Gene-ration.“ …

Der hebräische Name für Weihrauch ist

levonah

und im arabischen heißt er

luban

. Beide Namen tauchen in frühen jüdisch-religiösen Schriften immer wieder auf. Erst in der

Babylonischen Gefangenschaft

lernten die Juden den Weihrauch als Attribut des Baal-Kultes verachten! Und dennoch brach die Tradition nicht ab.

So viele Kriege gerade um Glaubensgrundsätze geführt wur-den und werden, in den Opfergaben herrschte erstaunliche Einigkeit: man gab eben vom Besten, um die Götter gnädig zu stimmen.

V

on den Juden zum Christentum:

Im

Neuen Testament

finden sich mehrere Hinweise über die Bedeutung des Weihrauchs in jener Zeit zu Christi Geburt. So erzählt der Evangelist

Matthäus

(2,10-11) von den kostbaren Gaben der

Drei Weisen aus dem Morgenland

(oder auch die Heiligen Drei Könige):

…“

Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold,

Weihrauch

und Myrrhe als Gaben dar“ …

Der Evangelist

Lukas

(1,8-10) schreibt:

…“

Als seine Priesterklasse wieder einmal an der Reihe war und beim Gottesdienst mitwirken musste, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er opferte, stand das ganze Volk draußen und betete.“ …

In der Synagoge selbst und auch in der frühen christlichen Kirche war hingegen die Verwendung des Weihrauchs unbekannt. Erst im 4. und 5. Jahrhundert n.Chr. bürgerte sich der Gebrauch von Weihrauch auch in der Kirche und im christlichen Gottesdienst ein und zwar über den ‚Umweg’ des antiken Kaiser-Zeremoniells und wurde dann später symbolisch auf das Gebet „Räucherung“ (um-) gedeutet.

Zurück noch einmal in die

Kultur des frühen bzw. alten Ägyptens

. An Ketten geschwungene Weihrauch-Räucherpfannen (in der katholischen Kirche auch heute noch erhalten in den „Weihrauch-Fässchen“) - wie diese im orientalischen Kultus verwendet wurden und üblich waren (und von diesem orientalischen Ritus dann übernommen wurden und Eingang gefunden haben im christlichen Ritus „Inzensation“) - sind in alt-ägyptischen Tempeln dargestellt und auch bei Ausgrabungen in

Pompeji

gefunden worden.

In der

griechischen

und auch der

römischen Kultur

wurde der Weihrauch im Götter-Kult gebraucht; aber auch zu Begräbnissen, Feiern, dann bei Gastmählern, Triumphzügen und außerdem war er ein wichtiges Ingredienz von Kosmetika und wurde zudem noch benötigt als Arzneimittel und ganz besonders zur Desinfektion.

Über die Weihrauch-Gewinnung, aber auch über Handel, Sorten, Preise, Verfälschungen und Verwendungen berichten antike Schrift-steller ausführlich und beredt, dabei zum Teil in märchenhafter und blumiger Ausschmückung.

Alexander der Große

(356-323 v.Chr.) - König von Makedonien; er war von den beiden großen Gelehrten

Aristoteles

und

Leonides

erzogen worden; er ist Gründer der sagenumwobenen Stadt

Alexandria

- schickte seinem Erzieher

Leonides

als Geschenk eine Schiffsladung Weihrauch; dies war für die damalige Zeit ein höchst kostbares wie auch kostspieliges Geschenk.

Der griechische Geschichtsschreiber

Flavius Arrian(us)

(95-175 n.Chr.) - er ist Verfasser des Feldzug-Berichtes

„Anabasis“

der Feldzüge

Alexander d. Gr.

- hielt fest, dass bei der Beerdigung der

Poppaea

Sabina

der römische Kaiser (Claudius Drusus Germanicus)

Nero

(37-68 n.Chr.) mehr Weihrauch verbrennen ließ, als Arabien in einem Jahr erzeugte.

In besonders hohem Ansehen stand der Weihrauch zu Riten und Ritualen in den Tempeln der altgriechischen Stadt

Delphi

und dabei vor allem auch zur Weissagung der Götter, dem

„Orakel von Delphi“

.

Aber auch auf dem

asiatischen Kontinent

war der Weihrauch zu Riten unverzichtbar. Zu Opfern und Leichenbegräbnissen wurde er im

alten China

verwendet. Nach China war der Weihrauch ab dem 10. Jahrhundert n.Chr. durch die Araber gekommen.

In

Indien

wird seit dem frühesten Altertum Weihrauch - und zwar der einheimische

„Indische Weihrauch“

von Boswellia serrata - bei Gottesdiensten als Brand- und Rauchopfer verwendet, so nachzulesen im

Ayurveda des Susruta

(um 500 n.Chr.).

Diesen

„Indischen Weihrauch“

haben mit hoher Wahrscheinlichkeit schon die Griechen auf den Feldzügen

Alexander d. Gr.

im heutigen

Pandschab

in Indien kennen gelernt.

Zuletzt gelangte der Weihrauch mit der Christianisierung auch nach

Germanien

und war und ist auch heute noch - womit sich der Kreis dieser kulturgeschichtlichen Reise des Weihrauchs langsam schließt - als Räucherwerk im Gottesdienst und bei Zeremonien der gesamten katholischen Kirsche (von den Alt-Katholiken, den Koptischen Christen über die verschiedenen orthodoxen Kirchen bis hin zur römisch-katholischen Kirche) viel verwendet. Weihrauch begleitet einen Katholiken auch heute noch von der Geburt bzw. der Tauffeier bis hin zum Tode (Begräbnis).

Nicht überraschend ist die Weihrauchverwendung im Ursprungsland des Harzes, in Südarabien. Die kultische Nutzung lässt sich einerseits aufgrund archäologischer Funde nachzeichnen. Räucherkästchen mit Inschriften markieren die wichtige Rolle des Räucheropfers vor allem auch im häuslichen Kult. Andererseits wurden auf den zu exportierenden Weihrauch Ausfuhrzölle erhoben, die in Gestalt des Zehnts der Ware bei den Tempeln entrichtet werden mussten. Es ist daher anzunehmen, dass auch in altsüdarabischen Göttertempeln Weihrauch in nicht geringen Mengen verbrannt wurde. Frühere Zeugnisse noch erhält man aus dem alten Ägypten. Bereits aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. sind Importlisten bekannt, auf denen das Räucherharz erscheint. Bekannt ist vor allem die einzigartige Expedition der Königin

Hatschepsut

, die kurz nach 1500 v.Chr. Schiffe ins sagenhafte Land Punt entsandte. Von dort brachten die Händler unter anderem lebende Weihrauchbäume (also Weihrauchbäume nebst dem Wurzelwerk) in ihr Heimatland mit. Im ägyptischen Kult kam dem Weihrauch eine außergewöhnliche Rolle zu. Hier war er Zeichen der Offenbarung der Gottheit, mehr noch, sein Duft verkörperte sie selbst. Außer zu kultischen Zwecken benutzte man in Ägypten Weihrauch als Arzneimittel und als Kau-gummi gegen Mundgeruch.

In

Mesopotamien

scheint in ältester Zeit Weihrauch im strengen biologischen Sinne bei den Räucherungen unbekannt gewesen zu sein. Meist wird dies mit den fehlenden Seehandelsbeziehungen zu Südarabien zu erklären gesucht. Gleichwohl gehören Räucherungen mit einer Vielzahl von Ingredienzien in ähnlich früher Zeit wie in Ägypten selbstverständlich zum Kult. Eher zu bezweifeln ist die Notiz bei

Herodot

, dass an einem Baalsfest - also zu Ehren der kanaanäischen Gottheit Baal - allein 1000 Talente Weihrauch, etwa 26 Tonnen also, verbrannt wurden. Erst in hellenistischer Zeit wird man mit Olibanumharz als Räuchermaterie rechnen dürfen.

Altes Testament

Das Volk Israel traf in Palästina bereits auf eine kanaanäische „Räucherkultur“, wie zahlreiche Funde von Räucherpfannen, -altären und -kästchen belegen. Aber auch aus Ägypten wird der Exodusgemeinde der Brauch des Räucherns vertraut gewesen sein. Keines-wegs ist auf so früher religionsgeschichtlicher Entwicklungsstufe unter der verwendeten Räuchermaterie aber Weihrauch im strengen Sinne zu verstehen. Zu unterscheiden ist daher:

1. Das Räuchern von Fett

Diese Räucherpraxis in vorstaatlicher Zeit am

Heiligtum in Silo

veranschaulicht der Text 1 Sam. 2,12-17 aus dem späten 11. Jahrhundert. Daraus geht hervor, dass nach dem Schlachten des Opfertieres das Fett ausgekocht und von der Oberfläche abgeschöpft wird. Als wertvollster Teil des Opfers wird es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen und dadurch Gott übereignet. Aus 1 Sam 2,27-29 erklärt sich, dass dieses Räuchern eine priesterliche Funktion war. Das ausgekochte Fleisch, das die Priester mit einer Gabel aus dem Topf holten, stand ihnen als ihr Anteil zum Verzehr zu. Sowohl bei den klassischen Propheten des 8. Jahrhunderts als auch die Priesterschrift wird unter der zu räuchernden Opfermaterie an Fett zu denken sein. Gleiches gilt für den wohl nicht vor 475 v. Chr. Entstan-denen Text aus dem Buch

Maleachi

, der von den christlichen Kirchenvätern fälschlich auf Weihrauch hin interpretiert wurde:

„Aber vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist groß mein Name unter den Heidenvölkern. Und zwar an jedem Ort, an dem Geräuchertes meinem Namen dargebracht wird als reine Opfergabe, denn groß ist mein Name unter den Heiden, spricht Zebaoth.“

(Mal. 1,11)

2. Das Räuchern von Backwaren

Das Räuchern mit gesäuerten Backwaren (vgl. Am. 4,4) ist wohl kanaanäischen Ursprungs. Auch bei

Jesaja

ist wohl noch nicht an Weihrauch und andere Spezereien als Räuchermaterie zu denken. Nimmt man zu Jes. 1,13 die Stelle Jes. 6,6 zu Hilfe, wird wahrscheinlich, dass es sich auch hier um Backwaren gehandelt hat, die verkokelt wurden. Denn die Glutsteine des Altares, mit denen die Lippen des Propheten berührt wurden, haben ihren Sitz im Alltag bei der Brot-fladenherstellung. Im privaten Bereich (vgl. Jer. 44; Ez. 16,19) werden Kuchen und Brot einer Gottheit geräuchert.

3. Das Räuchern von Aromata

Im privaten Kult

Bei

Ezechiel

8 finden sich Indizien für zwei neue Entwicklungen des privaten Räucherkultes. Zum einen belegt der Text (8,7-13) eine Verbindung der Räucherung zum Totenkult. Zum anderen wird hier erstmals in den Texten des Alten Testaments von einem transportablen Räuchergerät berichtet, wie es archäologische Funde für diese Zeit belegen. Eine ähnliche Situation des privaten Kultes beschreibt der Text

Jesaja

65,1-7. Aus Vers 3 lässt sich erheben, dass auch in der genannten Zeit Aromata auf Ziegelsteinen im Privatkult geräuchert wurden.

Die Einführung des Räucherns mit Aromata in den JHWH-Kult

[JHWH = ausgeschrieben meist Jahwe oder Jehovah = ist der Eigenname Gottes im Tanach, der Hebräischen Bibel]

In der Priesterschrift finden sich drei erzählende Passagen, die das Eindringen des Aromataopfers in den JHWH-Kult nachzeichnen lassen. Es handelt sich um die Geschichten von den Aaron-Söhnen

Nadab

und

Abihu

in

Lev.

10,1-5, die der 250 Männer in

Num.

16f und der davon abzuhebende Bericht von der Rotte Korach in

Num.

16.

Hinter der Kritik an dem fremden Feuer, das die Aaron-Söhne in ihren Räucherpfannen JHWH darbrachten, steht die Einführung von einem separaten Weihrauchopfer in den offiziellen Kult.

In der Episode von der Vernichtung der Rotte Korach, die ebenfalls in nachexilische Zeit zu datieren ist, gehört das Räuchern mit Aromata zu den Priestervorrechten. Kritikpunkt ist nun nicht mehr das auf tragbaren Räucherpfannen dargebrachte Opfer im JHWH-Kult, sondern die Amtsanmaßung der Leviten gegenüber den Aaroniden. Aufgrund der Erzählung darf man für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts davon ausgehen, dass Aromata sich im Jerusalemer Kult durchgesetzt haben.

Auch der - mit der Erzählung von der

Rotte Korach

in

Num.

16f verwobene - Streitfall der so genannten

250-Männer-Geschichte

(niedergeschrieben um 450 v. Chr.) besteht nicht in einer Kritik am Räucherkult des Volkes. Vielmehr soll der Kultgemeinde verwehrt werden, sich mittels der Praxis des Räucheropfers Heiligung zu verschaffen, die alleine den Priestern zukommt. In der Erzählung (Vers 18) wird ferner deutlich, dass in jedem Haushalt Räuchergeräte vorhanden waren.

Auch 2

Chr.

26,16-20 geht von einem transportablen Räuchergerät aus. Der Ausschluss des

Usija

vom Räuchern im Tempel durch die Priester verdeutlicht, dass es den Frommen prinzipiell durchaus erlaubt war, im Heiligtum Aromata darzubringen. Kultgeschichtlich entspricht der Text damit

Lev

. 16f bzw.

Ez

8.

Weihrauch als Zutat zum Speiseopfer

Während das reine Aromataopfer noch weitgehend restriktiv behandelt wird, hat sich der Weihrauch im Rahmen des Speiseopfers bereits etabliert. Die älteste Nennung von Weihrauch in priesterschriftlichen Texten findet sich in

Lev.

2,1. Demzufolge wurde Weihrauch für unbehandelte Speiseopfer der späten Vorexils- wie auch der Exilszeit als Beigabe verwendet. Allerdings kann man diese Praxis keineswegs als ein Räucheropfer werten, vielmehr handelt es sich um ein Speiseopfer, dessen Brandgeruch durch Aromata verfeinert wurde.

Nach

Neh.

13,5.9 wurde Weihrauch in den Magazinen des Tempels gelagert, wo er auch erworben werden konnte. Manche Pilger brachten die Opfermaterie selbst nach Jerusalem mit, wie

Jer.

41,5 und

CD.

11,19 belegen. Dass in

Lev.

5,11 für das Sündopfer und in

Num.

5,15 für das Eifersuchtsopfer Weihrauch als Zutat ausdrücklich ausgeschlossen wird, stützt die Annahme, dass der Zusatz zum Speiseopfer üblich war. Dass nach

Lev.

24,7 Weihrauch auf die gebackenen Schaubrote zu streuen war, stellt eine weit spätere Entwicklungsstufe dar. Kaum früher ist die Erwähnung des Weihrauchs in

Jer.

6,20 zu datieren.

Erst in

Ex.

30,34 und 1

Chr.

9,29 begegnet Weihrauch als ein eigenständiges Opfer. Entsprechend wird man daher auch in

Jer.

6,20 von einer Weihrauchzutat zum Speiseopfer auszugehen haben. Möglich-erweise richtet sich die prophetische Polemik gegen einen erst vor kurzem eingeführten Brauch. Es wäre dann von einer Einführung des Weihrauchs in den offiziellen Kult in spätvorexilischer Zeit auszugehen.

Bedeutend war für die christliche Liturgie schließlich der zweite Vers des 141. Psalmes:

Als Rauchopfer stehe mein Gebet vor dir, mein Händeerheben als Abendopfer.“

(Ps. 141,2)

Das Rauchopfer nach Exodus 30

Ex.

30,7f fordert die Darbringung von duftendem Räucherwerk am Morgen und am Abend. Die in

Ex.

30,34-38 reglementierte Herstellung sakralen Räucherwerks nennt vier aromatische Ingredienzien:

Storax

(Harz der Pistacia lentiscus bzw. Liquidambar orientalis MILL. * aus der Familie der Hamame-laceae),

Räucherklaue

(die Deckel mehrerer Flügelschnecken-Arten),

Galbanum

(der zu einem gummiartigen Harz eingedickte Milchsaft eines Doldengewächses, Ferula galbaniflua) und

reiner Weihrauch

.

In

Ex.

30 ist mit den Vorschriften für den Bau eines Rauchopferaltares (1–10) und der Herstellung der Rauchwerksmischung (34-38) ein letzter Entwicklungsabschnitt des israelitischen Räucheropfers erreicht. Dieser Höhepunkt ist in der nachexilischen Zeit anzusiedeln.

Metaphorische und profane Verwendung des Weihrauchs

In

Sir.

24,15 sagt die Weisheit von sich, sie ströme Wohlgeruch aus, wie

Galbanum

,

Onyx

und

Statke

, wie

Weihrauch

im heiligen Zelt. Mit der Zitation dieser vier Inhaltsstoffe des in

Ex.

30,34 genannten Räuchergemischs beansprucht die Weisheit Teilhabe am Kult.

Auch von Gott wohlgefälligen Menschen wird gesagt, dass sie Duft verströmen wie Weihrauch. Aber nicht nur im übertragenen Sinne duften Menschen nach Weihrauch. An ihm erfreut man auch zuhause seine Sinne. Mit ihm beräuchert man sich Haar, Bart und Kleidung. Aromata dienen vor allem bei der Vorbereitung auf den Geschlechtsverkehr. Nach

Spr.

7,17 beduftet die Dirne ihr Bett.

Der König duftet an seinem Hochzeitstag von

Myrrhe, Aloe

und

Kassia

(Ps. 45,9).

Bei den Persern wurden die Haremsmädchen durch eine einjährige regelrechte Aroma-Kur vorbereitet (Est. 2,12).

Im Hohelied sieht der junge Mann die Sänfte seiner Liebsten nahen mit Säulen von Myrrhe und Weihrauch umwölkt. Er schwärmt seinerseits vom Duft seiner Freundin.

Weihrauchberg und Myrrhehügel werden zu Metaphern für ihre Brüste

.

Mittelmeerraum

Griechenland

Im Griechenland der Zeit

Homers

war der Weihrauch unbekannt. Vorwiegend einheimische Substanzen, z. B. Lorbeer, wurden zu Räucherungen verwendet, und diese Praxis hielt sich in manchen Kulten, wie etwa beim

delphischen Orakel

.

Vermutlich waren es die

Phönizier

, die das Harz seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. zu den Griechen brachten. Zunächst scheint der Weihrauch als Gabe für die Göttin

Aphrodite

benutzt worden zu sein. Auch bei Hochzeitszeremonien, im Zusammenhang mit der Wahrsagerei und im Rahmen von Mysterienkulten wurde nicht selten Weihrauch verbrannt. Die Harzkörnchen wurden mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ergriffen und ins Feuer bzw. auf die Kohlen geworfen. Dieser Ritus spielte dann auch im Zusammenhang mit den im Kaiserkult begründeten Christenverfolgungen eine Rolle.

Der erste Herrscher, dem nachweislich Weihrauch dargebracht wurde, war

Alexander der Große

. In der folgenden Zeit begegnen wir vermehrt Zeugnissen, die jedoch zumeist auf das griechische Asien be-schränkt bleiben, die Region, in der auch in römischer Zeit der Kaiserkult besonders hoch im Kurs stand.

Rom

Für Rom ist mit der Einführung des Weihrauchs etwa im 3. Jahrhundert v.Chr. zu rechnen. Großer Beliebtheit erfreute er sich im öffentlichen wie privaten Kult. Bereits mit ein klein wenig Weihrauch konnte man eine Gottheit geneigt machen, eine Bitte zu erfüllen. Umgekehrt glaubte man auch, die Götter seien auf den Duftrauch der Opfer als Nahrung angewiesen.

Immense Weihrauchmengen wurden für Begräbnisfeierlichkeiten aufgewendet. Fünfzig Pfund des wertvollen Harzes als Beigabe waren bei der Einäscherung eines Adeligen nichts Außergewöhnliches. Eher zu bezweifeln ist wohl die Überlieferung, Kaiser

Nero

[Claudius Caesar Drusus Germanicus] habe mehr als eine Jahresernte Arabiens für die Leichenfeier seiner Frau

Poppea Sabina

aufgewendet. Darüber hinaus wurde auch bei festlichen Gelagen kontinuierlich Weihrauch verbrannt, um eine duftende Atmosphäre zu erzeugen.

Bereits in der republikanischen Epoche gab es Ehrungen besonders verdienter, lebender Personen durch Weihrauch. In aller Regel galt das Weihrauchopfer aber nur Göttern und vergöttlichten Personen. Diese Praxis wurde dann in der Kaiserzeit den Imperatoren nach ihrem Tod beigelegt, bzw. von ihnen noch zu Lebzeiten übernommen.

Mit den Augen erkennt der Mensch seinen Weg,

mit der Nase begreift er ihn!

Hl. Hildegard von Bingen

[Benediktiner-Äbtissin]

(1098-1179 * Begründerin der „Hildegardis-Heilkunde)

E

in kurzes Wort zu und über das

„Räuchern“

.

Warum eigentlich – gestern wie heute – räuchern?

War es gestern …

 um negative Geister oder sog. Wesenheiten zu vertreiben oder abzuwehren,

 zum Schutz von Haus & Hof vor natürlichen und übernatürlichen negativen Einflüssen,

 zur Unterstützung eigener innerer oder innerlicher und besonders seelisch-geistiger (spiritueller) Entwicklungsprozesse,

 als Begleitung und Unterstützung zu verschiedenen magischen und spirituellen Ritualen,

 um spezielle spirituelle Eigenerfahrungen zu machen und zu Bewusstseinsveränderungen zu kommen,

 um sogar Zauber zu stärken/kräftigen,

 um Kräfte, Energien und Zustände hervorzurufen, die magischen Zielen dienlich waren/sind.

So ist es heute …

(im gewöhnlichen Lebensalltag, nicht zu sakralen Zwecken)

 um eine angenehme Atmosphäre in seinen Räumen zu schaffen,

 um Mitmenschen (z.B. Gäste) zu erfreuen,

 um „dicke Luft“ in einem selbst, in der Partnerschaft oder mit Freunden zu beseitigen, aufzulösen,

 um negative Schwingungen aus der Umgebung zu vertreiben,

 als Medium „Freund in der Einsamkeit“,

 um innere Harmonie, Frieden, Ruhe und Balance zu finden,

 um Stress abzubauen, und um innere wie äußere Ruhe und Gelassenheit zu finden,

 um neuro-mentalen Ballast abzuwerfen und wieder klaren (Durch-)Blick zu gewinnen,

 um seelischen Wirrungen zu entfliehen und wieder eine ausgeglichene Stimmung zu finden.

Begonnen habe ich mit einem Ausspruch der

Hl. Hildegard von Bingen

, so darf ich schließen ebenfalls mit einem Zitat:

Ich habe keine Lust, Verse zu schreiben,

also zünde ich meine Räucherpfanne an,

mit Myrrhen, Jasmin und Weihrauch

und die Verse wachsen in meinem Herzen,

wie Blumen in einem Garten

[ein „namenloser Schüler“ des berühmten persischen Dichters

Hafiiz

, 15. Jahrhundert]

{nebenbei: Räucher-Rezepturen finden Sie weiter hinten im Buch}

A

ber nicht nur zu und bei sakralen Riten hatte und hat der Weihrauch eine wichtige Bedeutung, sondern auch in der Heilkunde (Erfahrens- wie Natur-Medizin) hatte der Weihrauch einen wichtigen Stellenwert inne und es schient, als wenn dieses uralte Heilmittel gegenwärtig (s)eine Renaissance - und sogar, wenn auch nur sporadisch und sehr zögerlich, in der „Schulmedizin“ - erfahren würde.

Doch dazu später mehr.

Natürlich gesund mit Weihrauch

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