Читать книгу Natürlich gesund mit Weihrauch - Dr. Hanspeter Hemgesberg - Страница 8

Weihrauch(-Pflanze): Die Botanik

Оглавление

D

er naturwissenschaftlich-botanische Name des Weihrauch-Baumes (der Weihrauch-Pflanze) lautet

Boswellia.

Sämtliche Boswellia-Spezies gehören zur Pflanzenfamilie der

Burseraceae

(Balsambaum- oder Balsaminen-Gewächse; also einer Familie vorwiegend tropischer, Harz-liefernder Holzgewächse).

Wer gehört noch alles zu dieser Pflanzenfamilie?

So u.a. der

Mekka-Baum

(Commiphora opobalsamum als Lieferant des „MekkaBalsams“), die

Manila-Elemi-Blume

(Canarum luzonicum) und auch der

Myrrhen-Baum

(Commiphora molmol als Lieferant der ebenfalls seit Urzeiten ge-schätzten Myrrhe) und zuletzt auch noch die als

Falsche Myrrhe

bekannte Pflanze für das

Bdellium-Harz

(Balsamomendron africanum).

Alle übrigen

Balsam-Lieferanten

wie der

Jesuiter-Balsam

(Balsamum copaiuva * Kopaiva-Balsam), der

Illurin-Balsam

(Balsamum copaiva africanum) - beides Leguminosae-Arten (= Hülsenfrüchte!) -, der

Marien-Balsam

(Balsamum Mariae * gewonnen aus Calophyllum inophyllum = Tacamahak-Harz; gehört zu den Guttiferae oder Hartheugewächsen) oder auch der bekannte

Peru-Balsam

(Balsamum peruvianum; gewonnen aus Myroxylon balsamum var. pereirae; zählt zu den Leguminosen und hier zur Spezies der Papilionatae = Schmetterlingsblütler), der

Storax-

oder

Styrax-Balsam

(Balsamum styracis des Liquidambar orientalis-Baumes, der zu den Hamalidaceae zählt) und auch der

Tolu-Balsam

(Balsamum tolutanum oder Resina tolutana; gewonnen aus dem Myroxylon balsamum var. genuinum; einem nahen Verwandten des zuvor genannten Lieferanten des Peru-Balsams) zählen nicht zu dieser Pflanzenfamilie, wenngleich ebenfalls Harz-Lieferanten.

G

anz allgemein:

Dort, wo das Klima heiß und sehr trocken ist, dazu, wo die Erde mineralstoff-reich und steinig ist, dort, wo es nur selten und in geringen Mengen regnet und die gesamte Vegetation praktisch nur dadurch leben kann, dass Tau und Nebel das lebenswichtige Wasser spenden, dort wächst und gedeiht er, der

„Weihrauch-Baum“

.

So findet sich der Weihrauch-Baum als heimisches (nicht kultiviertes) Gewächs sowohl in den höher gelegenen Berg-Regionen um das Rote Meer wie auch in den trockenen Hochebene Indiens.

Als

Weihrauch-Land

wurde die antike Landschaft im südlichen Arabien bezeichnet: die Küste von

Hadramaut am Golf von Aden

(Aden bedeutet im Arabischen „adan“ = Paradies * Golf von Aden ist der Teil des Indischen Ozeans, der begrenzt wird im Süden von der Halbinsel Somali und im Norden von der Arabischen Halbinsel). Aden war bereits in der Antike der wichtigste Handelsumschlagplatz zwischen Europa und Asien. Von Aden aus nahm die berühmte

Weihrauch-Straße

ihren Ausgang, die älteste Welthandelsstrasse überhaupt, die bis zum Mittelmeer führte.

Außer in Nubien und im

Weihrauch-Land

wächst gedeiht die Pflanze in Südarabien und in Afrika im Gebiet des ehemaligen Äthiopiens und in allen weiteren Regionen Afrikas mit tropischem Klima und außerdem noch weit-verbreitet in Indien.

Z

um Gewächs an sich und als solchem:

Es handelt sich um einen recht kleinen - zwischen 4 und maximal 6 m hohen - Baum von gedrungenem Wuchs mit kurzen Ästen und „knorrigen“ Blättern. Dabei sind die Blätter klein - das ist immens ‚überlebenswichtig’, um ein rasches Verdunsten des lebensnotwendigen und raren Wassers möglichst gering zu halten. Eigentlich ein recht unscheinbarer Baum, zumindest, was den oberirdischen Teil angeht. Ganz anders schaut es eine Etage, also im Boden aus: das Wurzelwerk ist beeindruckend; die Wurzeln reichen bis zu 30 m in die Tiefe. Dies ist auch erforderlich, um an das kostbare und rare Wasser - zumal in den Trockenperioden - heranzukommen!

Der eigentliche Schatz des Weihrauchbaumes ist jedoch weder in der Erde zu finden noch von außen zu sehen: im Bauminnern ist dieser Schatz verborgen und tritt erst bei Verletzung der Rinde nach außen zutage: der weiße Milchsaft, der unter Sonnenlicht zu dem begehrten und wertvollen Weihrauchharz erstarrt. Dieses Harz ist in Europa unter dem lateinischen Namen

Olibanum

bekannt.

G

estatten Sie einen kurzen Seitenblick und zwar zur „Ernte des Weihrauch-Harzes“, also zur „Gewinnung des Rohstoffes Weihrauch“: Auch heute im Zeitalter von ‚High-Tech’ erfolgt die Weihrauch(harz)-Ernte immer noch mit denselben schlichten Verfahren wie schon zu Zeiten der Ur-Ahnen der jetzigen Generationen; also auch heute noch so wie schon vor und seit Jahrtausenden.

Zur

„Ernte des Harzes“

wird die Baumrinde [die Rinde des Stammes und auch der stärkeren Äste wird ein-geschnitten und zwar an mindestens zwischen 10 bis maximal 30 Schnittstellen] mit einem Schabemesser an-geritzt, so dass aus diesen ‚künstlichen Wunden’ dann das Gummiharz als weißer Milchsaft aus den Harzgängen in und unter der Rinde herausläuft. An der Sonne trocknet der Milchsaft und erstarrt zu kleinen

„Weihrauchharz-Tränen“

(„Lacrimae Olibani“). Die erstarrte Harz-Milch wird nach ca. 2-3-4 Wochen mit einem Schabemesser (also mit „Handkraft“) abgekratzt und nicht zur Weiterverarbeitung verwendet, also verworfen. An den gleichen Schabestellen wird nun ein zweites Mal an der Rinde gekratzt, geritzt und geschabt. Nun erst ist der Weg freigemacht für einen ergiebigen Milchfluss von höchster Qualität. Der Milchsaft dickt ebenfalls an der Sonne ein zu nun

grünlichen, gelben bis gold-braunen durchsichtigen Harztränen und Harzklumpen

(Abb. * Quelle: welt.de) und erstarrt. Die Harzklumpen werden abgeerntet und gesammelt und dann später sortiert und dann der Weiterverarbeitung zugeführt.

Bleibt noch anzumerken, dass für arzneilich, pharmazeutische Zwecke ausschließlich Weihrauchharze von allerhöchster Reinheit & Qualität verwendet werden: die Bezeichnung

„premium quality“

. D.h.: es finden ausschließlich Verwendung die tropfen- und/oder kolbenförmigen grünlich-weißen bis gold-gelben Harztränen, ohne Verunreinigungen & Einschlüsse und nur solche mit einer Länge von mindestens 3 cm.

Alle übrigen, somit minderen, Qualitäten - sie enthalten in verschiedenen Anteilen Verunreinigungen und braune bis schwarze Anteile/Einschlüsse - finden Verwendung zur Herstellung von Räucherwerk und in der Kosmetik.

Obgleich prinzipiell das gesamte Jahr über geerntet werden kann (könnte), gelten auch heute noch 2 Haupt-Erntezeiten für die Harzge-winnung. Bereits einige Monate vor der eigentlichen „Ernte“ müssen die Rinden eingekerbt werden. So werden im Oktober und März die Einkerbungen vorgenommen und das Harz wird dann gesammelt in den beiden Monaten März und Juni.

Je Baum - dies schildern sehr anschaulich

D. Martinetz

,

K. Lohs

und

J. Janzen

in ihrem Buch

„Weihrauch und Myrrhe“

- können so etwa 10-20 kg Gummiharz jährlich gewonnen werden.

Die Bewirtschaftung (Ernte) eines Baumes dauert maximal drei Jahre an, dann muss eine mehrjährige Ruhepause zur Schonung des Baumes erfolgen.

Z

urück zu den

Boswellia-Bäumen

:

Die Gattung

Boswellia

umfasst folgende Arten:

 Boswellia sacra - Arabischer Weihrauch, auch Somalischer Weihrauch (Synonym: Boswellia carterii Birdw.);

 Boswellia frereana - Elemi-Weihrauch;

 Boswellia dalzielii - Dalziels Weihrauch, Westafrika;

 Boswellia papyrifera - Äthiopischer Weihrauch (Synonym Amyris papyrifera);

 Boswellia serrata - Indischer Weihrauch (Synonym: Boswellia glabra Roxb.).

Das sind die für die Lieferung von Weihrauchharzen wichtigsten Bos-wellia-Arten.

Die gesamte Gattung

Boswellia ROXBURGHII

Ex COLEBR

(Synonym: Libanus COLEBR.)

umfasst

23 Arten.

Die Gattung selbst wird nicht weit-er untergliedert, so nachzulesen in

„Die natürlichen Pflanzenfamilien“

(A. Engler und K. Prantl). Allen Weihrauch-Gewächsen gemeinsam ist der Familienname

„Boswellia“

.

Z

u den typischen Gattungsmerkmalen: Es handelt sich bei allen Weihrauch-Arten um Bäumchen bis Bäumen - oft mit dünner, in papierartigen Schichten sich ablösender Rinde - mit auffallend gedrücktem und geducktem Wuchs, an kleine Obstbäume erinnernd.

Bei allen Boswellia-Arten sind die Blätter unpaarig gefiedert, mit ganzrandigen oder auch gekerbten Blättchen; sie fühlen sich fast lederartig an und stehen am Ende der Zweige dicht zusammen-gedrängt. Die Blüten stehen in zusammengesetzten Rispen und sind ziemlich groß, von weißlich bis rötlicher Färbung. Die Blüten sind zwittrig und fünfgliedrig und mit 10 Staubgefäßen am äußeren Rand eines ringförmigen Diskus. Der Fruchtknoten ist in der späteren Entwicklung kurz gestielt, zudem normalerweise dreifächrig. Die Steinfrucht der Boswellia ist zumeist dreikantig, seltener auch zweikantig; dabei zwei- bis drei-fächrig und mit knochenharten, fast herzförmigen Steinkernen. Der Samen der Frucht ist umhüllt von einer dünnen Schale; der Samen selbst ist stark ölhaltig.

D

ie Ur-Heimat des Weihrauchbaumes ist wohl

Nubien

gewesen, also das Steppen- und auch Wüsten-Gebiet in Nord-Afrika am Nil zwischen Assuan und Khartum. Weihrauch wird in Arabien und Somalia seit mindestens 4.000 Jahren gewonnen. Er war das begehrteste Räucherharz zur damaligen Zeit.

Nebenbei:

Nubien war in der Zeit zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert nach Christi ein hoch angesehenes Zentrum christlich-nordafrikanischer Kultur!

E

in kurzer Blick zu verschiedenen Boswellia-Spezies:

Zuerst

Boswellia carterii

oder

sacra

.

Wahrscheinlich handelt es sich bei der

Boswellia bhaudajiana

ebenfalls um die B. carteri. Noch nicht endgültig ist dabei allerdings wissenschaftlich entschieden, ob die B. carteri und die B. sacra nicht doch zwei unterschiedliche Arten sind; beide sind rein äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden.

Dieser Weihrauchbaum ist noch bekannt mit weiteren Benennungen. So im englischen Sprach- und besonders wirtschaftlichen EinflussBereich mit

Frankincense tree

. In Somalia als der eigentlichen Heimat nennt man ihn

Mahor maddow

oder

Mohur meddhu

oder auch

Moxor

. Neben Somali-Land (hier besonders Nord-Somali) ist dieser Baum ebenfalls heimisch (geworden) wie auch in Süd-Arabien und in Ägypten.

Ein gezielter Anbau findet erst seit Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts statt auf Versuchspflanzungen in Nord-Somalia.

Die Sammlung der „Droge“ Weihrauch erfolgt auch heute fast ausschließlich aus Wildbeständen.

Zur

Botanik

:

Es handelt sich um einen kleinen Baum und oft nur um ein Bäumchen mit einer maximalen Wuchshöhe von 1,5 - 2,5 m; vielmals auch um einen kräftigen Weihrauchbusch (s. Abb. oben) ohne einen zentralen Stamm. Charakteristisch sind die sieben- bis neun-paarig gefiederten Blätter, welche an der Unterseite filzartig behaart sind (seltener auch an beiden Blattseiten), dazu sind sie wellig gekerbt oder auch ganzrandig. Blütezeit ist der Monat April.

An Inhaltsstoffen ist das Gummiharz (Weihrauch-Harz * Olibanum) zu nennen. Die sonstigen Pflanzenteile sind noch nicht endgültig phytochemisch untersucht.

Was die Bedeutung der Inhaltsstoffe angeht, so wird darüber später ausführlich zu sprechen sein. Dies gilt natürlich dann auch für die An- und Verwendung des Weihrauch-Harzes.

Zum zweiten Vertreter dieser Spezies, der

Boswellia frereana

oder auch

B. freriana

.

In Somalia wird dieser Weihrauch-baum

jagcaar

genannt.

Zur

Botanik

:

Diese Spezies wächst als 3 bis 10 m hoher Baum von zumeist schlankem Wuchs mit relativ dünnem Stamm und wenigen, in spitzem Winkel nach oben strebenden Ästen. Die Blätter sind ziemlich groß, breit und herzförmig, starr-steif, kahl und ganzrandig und von grau-grüner Farbe.

Was die Inhaltsstoffe angeht, so gelten die Aussagen zu B. carteri (s.o.).

Zuletzt noch die

Boswellia serrata

oder auch

B. glabra

oder

B. thurifera

und auch noch

Libanus thuriferus

, auch genannt

Salai-Baum

.

In Indien nennt man ihn

Sálaigugul

(daher auch Salai-Baum hierzulande) oder

Gúgal

oder

salai

und auf Sanskrit heißt er

Sallaki

. Im arabischen Raum kennt man ihn als

kundur

. Auf Spanisch wird er genannt

arbol del incensio

; auf Englisch

Indian olibanum (tree)

oder

incense tree

oder

salai tree

und im Französischen

arbre à incens

.

Der Name

Indian Olibanum

verrät seine Heimat & Herkunft: Indien. Dort wächst er in weit-ausgedehnten Wildbeständen.

Zur

Botanik

:

Der Salai-Baum stellt einen mittelgroßen Baum mit flach ausgebreiteter Krone dar. Die 9- bis 14paarig gefiederten Blätter sind am Rande kerbig gesägt oder fast ganz-randig. Auffallend ist die Dicke der Rinde des Stammes mit ca. 1,2 cm; sie ist grünlich-aschfarben und schält sich in papierartigen dünnen, glatten Stückchen ab. Die jungen Triebe und Blätter sind in der Wuchsphase mit einfachen Haaren besetzt.

Diese Weihrauchart ist hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe am besten untersucht und erforscht.

So enthält diese Boswellia neben dem Weihrauch-Harz noch etliche weitere und wichtige Inhaltsstoffe. Doch dazu und darüber später mehr.

Verbreitet ist die B. serrata in Indien und zwar in den niederen Ge-birgen entlang des Himalayas und auch im nördlichen und mittleren Teil Indiens, also insbesondere in Ost-Indien.

Soweit bisher bekannt, erfolgt die Drogengewinnung auch hier nicht in speziellem Anbau (Weihrauch-Kulturen), sondern aus dem reichlichen Wildwuchs.

Zuletz soll noch eine absolute „Weihrauch-Baum-Rarietät“ kurz genannt sein: Es handelt sich dabei um

Boswellia ameero

, auch genannt nach seinem einzigen Vorkommen als

Jemen-Weihrauch

.

Dieser Weihrauchbaum ist auch heute noch zu finden auf der Insel Sokotra im Jemen. Die Blumen/ Blüten (s. Abb.) variieren: in einigen Populationen sind sie leuchtend rosa, in anderen blass-rosa. Das Harz findet nur noch selten Anwendung.

Natürlich gesund mit Weihrauch

Подняться наверх