Читать книгу Natürlich gesund mit Weihrauch - Dr. Hanspeter Hemgesberg - Страница 9

Weihrauch: Weit mehr als „Rauch“!

Оглавление

D

er Weihrauchbaum ist die eine Seite - quasi der Lieferant und die Verpackung zugleich -. Der Weihrauch selbst - oder korrekt: das Weihrauch-Harz und die übrigen Inhaltsstoffe der Droge - ist die andere und für die An- & Verwendung wichtigere Seite.

Das Weihrauch-Harz heißt in der botanischen Fachsprache

Olibanum

; hinzukommen dann lediglich noch Zusätze je nach Herkunft des Harzes bzw. der Boswellia-Spezies.

Bei uns hierzulande sind einzig gebräuchlich die Harze von Boswellia carteri und frereana sowie in immer größeren Umfang die von Boswellia serrata.

Z

uerst das

Weihrauch-Harz

von

Boswellia carterii

:

Es wird allgemein mit

Olibanum

(Weihrauch)

bezeichnet. Synonyme sind

Gummiresina Olibanum

und auch noch mit deutschem Namen

Gummi, Kirchenharz

und

Kirchenrauch

sowie

Weißer Wirk

.

Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch, was die Qualität angeht. In den Erzeugerländern werden drei

„beeyo-Qualitäten“

unterschieden bei Weihrauch von Boswellia carteri. Der europäische Handel seinerseits unterscheidet zwischen

Olibanum electum

- dies ist Weihrauchharz, das direkt vom Baum abgelöst worden war; es handelt sich also um „reines Harz“ - und

Olibanum in sortis

- dies stellt „unreines Harz“ dar, welches vom Boden aufgesammelt wurde -. Letztere Unterscheidung gilt natürlich auch für den Indischen Weihrauch (s.u.).

Bitte Vorsicht!

Hauptverfälschungsmittel des echten Weihrauch-Harzes sind

Kolophonium

(d.i. der Rückstand aus Kiefern-Harz nach dem Ab-Destillieren des Terpentin-Öls). Kolophonium ist zumindest den Streichinstru-menten-Spielern unter Ihnen bekannt als Hilfsmittel zur Erhöhung der Reibung der Bogenhaare; K. wird aber auch viel verwendet für Firnisse, Kitte und Pflaster.

Vorsicht ist aber geboten gegenüber dem

„gemeinen Weihrauch“

, auch genannt

„Wilder Weihrauch“

bzw.

„Olibanum silvestre“

. Eigentlich kein Weihrauch; es handelt sich vielmehr um

Fichten-Harz

, welches in einem Ameisenhaufen gesammelt wurde. Man erkennt es an der Rotfärbung.

Eine dritte Fälschung stellt der

„Russische Weihrauch“

dar. Dies ist das Harz der Schwarzkiefer (Pinus nigra).

Daher mein Rat:

Nicht überall, wo Weihrauch draufsteht,

ist auch der echte und reine Weihrauch drinnen!

Daher:

Stets nachfragen und erklären lassen!

Das Weihrauch-Harz als naturbelassene und nicht verarbeitete Ganzdroge von Boswellia carteri hat einen nur ganz schwachen Eigengeruch; auf glühende Holzkohle (oder Kohle, Holz etc.) gestreut, dann aber einen angenehmen aromatischen Geruch. Der Geruch ist bitter-aromatisch.

Weihrauch bildet - nach dem Austritt aus der Baumrinde - fast kugelige, erbsen- bis zu walnuß-große, tränenförmige Körner daher

auch der Name

Weihrauch-Tränen

oder

Olibanum in lacrimae

(vgl. vorne das Weihrauch-Rezept Nr.3 nach Rody) - in Arabien und dem alten Ägypten auch geheißen

„Tränen der Götter“

! - oder auch „stalaktiten-artige“ Massen, die gelblich, gelb-rötlich oder auch bräunlich eingefärbt sind und außen weiß bestäubt und dabei nur gering durchsichtig sind. Das verfestigte Harz ist leicht zerbrechlich und auffallend glänzend wie Wachs am muscheligen Bruch; in dünnen Harz-Splittern ist es meist durchsichtig und klar.

Beim Kauen des Weihrauch-Harzes (dies haben wir als Buben in der Sakristei oder während längerer Messfeiern und besonders von Prozessionen immer wieder als „Kaugummi-Ersatz gerne genommen) weicht das Harz rasch auf und zerfließt im Munde und hat dann die Konsistenz von Honig und dabei ist der Geschmack angenehm aromatisch.

B

evor ich nun zu den Inhaltsstoffen zu sprechen komme, müssen eigentlich einige Stoff- & Wirkungsgruppen besprochen sein.

Dies lesen Sie bitte bei Interesse in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches nach („Das sollten Sie wissen …“). Das hat auch seine Gül-tigkeit für die nachgehend noch zu besprechenden beiden Boswellia-Spezies:

B. frereana

und

B. serrata

.

Noch ein Hinweis:

Für die arzneiliche Aufbereitung kann und darf nur und einzig das reine Harz -

Olibanum electum

- verwendet werden. Für die Verwendung zu Räucherzwecken oder zur Aroma-Therapie tut es natürlich auch das (billigere) „unreine Harz“, das

Olibanum in sortis.

N

un endlich zu den

Inhaltsstoffen in Boswellia carteri

:

An erster Stelle zu nennen das

ätherische Weihrauch-Öl,

Oleum Olibani carteri [electum in lacrimae]

. Es kommt mit einem Anteil von zwischen 5 bis 9% im Harz vor und hat eine - von Boswellia-Art zu Art leicht differierende - „arten-abhängige“ Zusammensetzung. Dabei lassen sich hier mindestens 42 (!) Komponenten analysieren. So findet sich mit einem 60%-Anteil

1-Octyl-acetat

und mit 12,7%

1-Octanol

. Die beiden machen also den „Löwenanteil“ der Inhaltsstoffe im ätherischen Öl aus. Weitere charakteristische Komponenten sind u.a.

Cembren

mit 1,4%,

Incensol

mit 2,7%,

Isocembren

mit 1,8%,

Iso-Incensol

mit 0,8% und mit 3,5%

alpha-Pinen

.

Weiter kommen noch vor:

Borneol, Cadinen, Camphen, Carvon-Hydrat, p-Cymol, Dipenten, Phellandren, beta-Pinen, Verbenol

und

Verbenon

.

Im

Reinharz

- es macht mit ca. 68% den Hauptanteil aus - finden sich die wichtigen

alpha-

und

beta-Boswellia-Säuren

, dann weitere Boswellia-Säuren wie die

11-Hydroxy-beta-Boswellia-Säure

, die

11-Keto-beta-Boswellia-Säure

und die Methylester der

3-Acetyl-11-Hydroxy-beta-Boswellia-Säure

und diese letzte ist der Hauptbestandteil aller Boswellia-Säuren im Harz. Bis heute konnten 14 verschiedene Boswellinsäuren(-Derivate) nachgewiesen und isoliert werden.

Bevor die beiden anderen Weihrauch-Spezies besprochen werden, ein wichtiger Hinweis:

Die Bedeutung und auch die wichtigsten Wirkungen dieser Inhaltsstoffe im ätherischen Öl und im Harz werden nachgehend für alle Boswellia-Arten gemeinsam abgehandelt.

N

un zu den

Inhaltsstoffen in Boswellia frereana

:

Gesichert ist hier die Zusammensetzung des

Gummiharzes

, welche weitgehend übereinstimmt mit jener für Boswellia carteri.

Was das

ätherische Öl

-

Oleum Olibani frereanae

- angeht, so finden sich - gesichert anhand zahlreicher Analysen -

Cembren, alpha-Cubeben, p-Cymen, Limonen, Mycren, alpha-Pinen, alpha-Terpinen, Terpinen-4-ol

.

Z

uletzt noch zu der - dies im Vorgriff auf spätere Angaben - heute wohl für medizinisch-therapeutische Anwendungen wichtigsten und bedeutendsten Boswellia-Art, zu

Boswellia serrata

und damit zum Lieferanten des

Indischen Weihrauchs

.

Was das

Gummiharz

angeht, so finden sich auch hier zu und mit den übrigen Boswellia-Arten Übereinstimmungen in höchsten Maßen. Dennoch sollen - insbesondere wegen deren Bedeutung in der Medizin - noch einmal die wichtigsten Inhaltsstoffe genannt werden:

Dies sind vor allem die beiden Triterpensäure-Gruppen. Einmal handelt es sich dabei um die

Pentacyclischen Triterpensäuren

-

Acetyl-beta-Boswellia-Säure, beta-Boswellia-Säure

und

11-Keto-Boswellia-Säure

- und die

Tetracyclischen Triterpensäuren

(Tirucallensäure) -

3-alpha-Acetoxy-tirucall-8,24-dien-21-säure

, sowie

3-alpha-Hydroxytirucall-8,24-dien-21-säure

, dann

3-beta-Hydroxytirucall-8,24-dien-21-säure

.

Ferner findet sich im Harz noch der

Diterpen-Alkohol „Seratol“

.

In der

Rinde des Indischen Weihrauchbaumes

,

Cortex Olibani serratae

, finden sich

Catechin-Gerbstoffe, Harzsäuren

(Resino-Säuren),

Phlobaphene

und das wichtige

ß-Sitosterol

[u.a. angewendet zur Behandlung einer gutartigen Prostata-Vergrößerung].

Im sehr fetthaltigen

Samen

,

Semen Olibani serratae

, lassen sich nachweisen: 8,7% gelbes

fettes Öl

, mit 6,2%

Linolen-

, 13,3%

Olein-

, 15,3%

Palmitin-

und 9,5%

Stearin-Säure

.

Aus den

Blättern des Weihrauchbaumes

,

Folia Olibani serratae

, konnte ein

ätherisches Weihrauch-Öl

(Oleum Folia Olibani serratae) isoliert werden mit den Wirksubstanzen

Bornyl-acetat

mit 20%,

beta-Terpineol

mit 13,6%,

alpha-Thujen

mit 32% und in geringeren Konzentrationen auch noch

p-Cymen, Limonen, Terpinolen, alpha-Phellandren

und

alpha-Pinen

.

Zugegeben:

Reichlich viel „Fachchinesisch“ und auch reichlich viel „Theorie“!

Die wichtigsten Wirkstoffe und deren Bedeutung in der Heilkunde und für die therapeutische Anwendung darf ich Ihnen nunmehr nachfolgend - dies im Sinne der Alltags-Praxis - in Kurzform mit auf den Weg und zur Hand geben.

Wobei ich noch einmal darauf hinweise, dass zu diesem wirklich komplexen Thema weitere Ausführungen nachzulesen sind am Ende des Buches in einem eigenen Kapitel („Das sollten Sie wissen …“).

E

rlauben Sie mir einen „kleinen Schwenk“:

Beim Räuchern schlägt Weihrauch eine Brücke von der materiellen zur spirituellen Welt.

Mit und durch den Rauch tritt man in Verbindung mit der göttlichen Kraft und - so auch heute noch in vielen Naturreligionen - setzt sich in „religiöse Verzückung“. Er öffnet die Seele, vermittelt Verstehen für die Lebensgesetze und fördert die Meditation. Er galt & gilt an okkulten Schulen als bestes Mittel für Weihe, Segnung, Reinigung und Schutz.

Weihrauch reinigt nicht nur von Keimen und unangenehmen Gerüchen, sondern er ist einer der stärksten atmosphärischen Reiniger.

Wenn in Räumen gestritten wurde, wenn dicke Luft sich ausbreitet, wenn in Krankenzimmern, Warte- und Prüfungsräumen viele Menschen ihre Sorgen hängen gelassen haben wie Mäntel an einer Garderobe, dann kann eine

Weihrauchräucherung für eine gereinigte, klare Atmosphäre sorgen

.

Sein Rauch soll auch

Wohlstand und Erfolg

herbeiführen können. Für uns heute eignet sich der Weihrauch be-sonders gut als begleitender Duft bei Gebet, Meditation und innerer Sammlung. Er reinigt unsere ‚inneren Räume‘, die feinen Energieka-näle, um uns empfänglich zu machen für heilende, geistige und kos-mische Schwingungsmuster.

Weihrauch ist ein sehr wirksames Anti-Stress-Mittel.

Er kann erhöhten Muskeltonus beruhigen und so ein Gefühl angenehmer Wärme und Schwere erzeugen.

Neben Myrrhe besitzt kaum ein anderes duftspendendes Harz eine so ehrwürdige Geschichte. Bereits von den Ägyptern wurde es für kultische Zwecke, als Räuchermittel, in Salben zum Einbalsamieren sowie als Parfüm-Zusatz benutzt. Obwohl Weihrauch im eigentlichen Sinne die Bezeichnung für einen geweihten Rauch ist, der bei der Verbrennung von Kräutern, Hölzern und Harzen entsteht, wird das Harz landläufig als Weihrauch verstanden.

Zur psychischen Ebene des Weihrauchs nur soviel:

Sein männlicher Charakter stärkt das Selbstbewusstsein, die Willensstärke und das physische wie seelische und geistige Leistungsvermögen!

Zur physischen Ebene:

Weihrauch (be-)reinigt und entspannt und stärkt!

Bevor nun über die Wirkungen der einzelnen Inhalts- bzw. Wirkstoffe und in toto und somit zu den An- & Verwendungen des Weihrauchs näher eingegangen werden soll, sollten Sie sich etwas „verschnaufen“ …

Natürlich gesund mit Weihrauch

Подняться наверх