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Weihrauch: Weit mehr als „Rauch“!
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er Weihrauchbaum ist die eine Seite - quasi der Lieferant und die Verpackung zugleich -. Der Weihrauch selbst - oder korrekt: das Weihrauch-Harz und die übrigen Inhaltsstoffe der Droge - ist die andere und für die An- & Verwendung wichtigere Seite.
Das Weihrauch-Harz heißt in der botanischen Fachsprache
Olibanum
; hinzukommen dann lediglich noch Zusätze je nach Herkunft des Harzes bzw. der Boswellia-Spezies.
Bei uns hierzulande sind einzig gebräuchlich die Harze von Boswellia carteri und frereana sowie in immer größeren Umfang die von Boswellia serrata.
Z
uerst das
Weihrauch-Harz
von
Boswellia carterii
:
Es wird allgemein mit
Olibanum
(Weihrauch)
bezeichnet. Synonyme sind
Gummiresina Olibanum
und auch noch mit deutschem Namen
Gummi, Kirchenharz
und
Kirchenrauch
sowie
Weißer Wirk
.
Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch, was die Qualität angeht. In den Erzeugerländern werden drei
„beeyo-Qualitäten“
unterschieden bei Weihrauch von Boswellia carteri. Der europäische Handel seinerseits unterscheidet zwischen
Olibanum electum
- dies ist Weihrauchharz, das direkt vom Baum abgelöst worden war; es handelt sich also um „reines Harz“ - und
Olibanum in sortis
- dies stellt „unreines Harz“ dar, welches vom Boden aufgesammelt wurde -. Letztere Unterscheidung gilt natürlich auch für den Indischen Weihrauch (s.u.).
Bitte Vorsicht!
Hauptverfälschungsmittel des echten Weihrauch-Harzes sind
Kolophonium
(d.i. der Rückstand aus Kiefern-Harz nach dem Ab-Destillieren des Terpentin-Öls). Kolophonium ist zumindest den Streichinstru-menten-Spielern unter Ihnen bekannt als Hilfsmittel zur Erhöhung der Reibung der Bogenhaare; K. wird aber auch viel verwendet für Firnisse, Kitte und Pflaster.
Vorsicht ist aber geboten gegenüber dem
„gemeinen Weihrauch“
, auch genannt
„Wilder Weihrauch“
bzw.
„Olibanum silvestre“
. Eigentlich kein Weihrauch; es handelt sich vielmehr um
Fichten-Harz
, welches in einem Ameisenhaufen gesammelt wurde. Man erkennt es an der Rotfärbung.
Eine dritte Fälschung stellt der
„Russische Weihrauch“
dar. Dies ist das Harz der Schwarzkiefer (Pinus nigra).
Daher mein Rat:
Nicht überall, wo Weihrauch draufsteht,
ist auch der echte und reine Weihrauch drinnen!
Daher:
Stets nachfragen und erklären lassen!
Das Weihrauch-Harz als naturbelassene und nicht verarbeitete Ganzdroge von Boswellia carteri hat einen nur ganz schwachen Eigengeruch; auf glühende Holzkohle (oder Kohle, Holz etc.) gestreut, dann aber einen angenehmen aromatischen Geruch. Der Geruch ist bitter-aromatisch.
Weihrauch bildet - nach dem Austritt aus der Baumrinde - fast kugelige, erbsen- bis zu walnuß-große, tränenförmige Körner daher
auch der Name
Weihrauch-Tränen
oder
Olibanum in lacrimae
(vgl. vorne das Weihrauch-Rezept Nr.3 nach Rody) - in Arabien und dem alten Ägypten auch geheißen
„Tränen der Götter“
! - oder auch „stalaktiten-artige“ Massen, die gelblich, gelb-rötlich oder auch bräunlich eingefärbt sind und außen weiß bestäubt und dabei nur gering durchsichtig sind. Das verfestigte Harz ist leicht zerbrechlich und auffallend glänzend wie Wachs am muscheligen Bruch; in dünnen Harz-Splittern ist es meist durchsichtig und klar.
Beim Kauen des Weihrauch-Harzes (dies haben wir als Buben in der Sakristei oder während längerer Messfeiern und besonders von Prozessionen immer wieder als „Kaugummi-Ersatz gerne genommen) weicht das Harz rasch auf und zerfließt im Munde und hat dann die Konsistenz von Honig und dabei ist der Geschmack angenehm aromatisch.
B
evor ich nun zu den Inhaltsstoffen zu sprechen komme, müssen eigentlich einige Stoff- & Wirkungsgruppen besprochen sein.
Dies lesen Sie bitte bei Interesse in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches nach („Das sollten Sie wissen …“). Das hat auch seine Gül-tigkeit für die nachgehend noch zu besprechenden beiden Boswellia-Spezies:
B. frereana
und
B. serrata
.
Noch ein Hinweis:
Für die arzneiliche Aufbereitung kann und darf nur und einzig das reine Harz -
Olibanum electum
- verwendet werden. Für die Verwendung zu Räucherzwecken oder zur Aroma-Therapie tut es natürlich auch das (billigere) „unreine Harz“, das
Olibanum in sortis.
N
un endlich zu den
Inhaltsstoffen in Boswellia carteri
:
An erster Stelle zu nennen das
ätherische Weihrauch-Öl,
Oleum Olibani carteri [electum in lacrimae]
. Es kommt mit einem Anteil von zwischen 5 bis 9% im Harz vor und hat eine - von Boswellia-Art zu Art leicht differierende - „arten-abhängige“ Zusammensetzung. Dabei lassen sich hier mindestens 42 (!) Komponenten analysieren. So findet sich mit einem 60%-Anteil
1-Octyl-acetat
und mit 12,7%
1-Octanol
. Die beiden machen also den „Löwenanteil“ der Inhaltsstoffe im ätherischen Öl aus. Weitere charakteristische Komponenten sind u.a.
Cembren
mit 1,4%,
Incensol
mit 2,7%,
Isocembren
mit 1,8%,
Iso-Incensol
mit 0,8% und mit 3,5%
alpha-Pinen
.
Weiter kommen noch vor:
Borneol, Cadinen, Camphen, Carvon-Hydrat, p-Cymol, Dipenten, Phellandren, beta-Pinen, Verbenol
und
Verbenon
.
Im
Reinharz
- es macht mit ca. 68% den Hauptanteil aus - finden sich die wichtigen
alpha-
und
beta-Boswellia-Säuren
, dann weitere Boswellia-Säuren wie die
11-Hydroxy-beta-Boswellia-Säure
, die
11-Keto-beta-Boswellia-Säure
und die Methylester der
3-Acetyl-11-Hydroxy-beta-Boswellia-Säure
und diese letzte ist der Hauptbestandteil aller Boswellia-Säuren im Harz. Bis heute konnten 14 verschiedene Boswellinsäuren(-Derivate) nachgewiesen und isoliert werden.
Bevor die beiden anderen Weihrauch-Spezies besprochen werden, ein wichtiger Hinweis:
Die Bedeutung und auch die wichtigsten Wirkungen dieser Inhaltsstoffe im ätherischen Öl und im Harz werden nachgehend für alle Boswellia-Arten gemeinsam abgehandelt.
N
un zu den
Inhaltsstoffen in Boswellia frereana
:
Gesichert ist hier die Zusammensetzung des
Gummiharzes
, welche weitgehend übereinstimmt mit jener für Boswellia carteri.
Was das
ätherische Öl
-
Oleum Olibani frereanae
- angeht, so finden sich - gesichert anhand zahlreicher Analysen -
Cembren, alpha-Cubeben, p-Cymen, Limonen, Mycren, alpha-Pinen, alpha-Terpinen, Terpinen-4-ol
.
Z
uletzt noch zu der - dies im Vorgriff auf spätere Angaben - heute wohl für medizinisch-therapeutische Anwendungen wichtigsten und bedeutendsten Boswellia-Art, zu
Boswellia serrata
und damit zum Lieferanten des
Indischen Weihrauchs
.
Was das
Gummiharz
angeht, so finden sich auch hier zu und mit den übrigen Boswellia-Arten Übereinstimmungen in höchsten Maßen. Dennoch sollen - insbesondere wegen deren Bedeutung in der Medizin - noch einmal die wichtigsten Inhaltsstoffe genannt werden:
Dies sind vor allem die beiden Triterpensäure-Gruppen. Einmal handelt es sich dabei um die
Pentacyclischen Triterpensäuren
-
Acetyl-beta-Boswellia-Säure, beta-Boswellia-Säure
und
11-Keto-Boswellia-Säure
- und die
Tetracyclischen Triterpensäuren
(Tirucallensäure) -
3-alpha-Acetoxy-tirucall-8,24-dien-21-säure
, sowie
3-alpha-Hydroxytirucall-8,24-dien-21-säure
, dann
3-beta-Hydroxytirucall-8,24-dien-21-säure
.
Ferner findet sich im Harz noch der
Diterpen-Alkohol „Seratol“
.
In der
Rinde des Indischen Weihrauchbaumes
,
Cortex Olibani serratae
, finden sich
Catechin-Gerbstoffe, Harzsäuren
(Resino-Säuren),
Phlobaphene
und das wichtige
ß-Sitosterol
[u.a. angewendet zur Behandlung einer gutartigen Prostata-Vergrößerung].
Im sehr fetthaltigen
Samen
,
Semen Olibani serratae
, lassen sich nachweisen: 8,7% gelbes
fettes Öl
, mit 6,2%
Linolen-
, 13,3%
Olein-
, 15,3%
Palmitin-
und 9,5%
Stearin-Säure
.
Aus den
Blättern des Weihrauchbaumes
,
Folia Olibani serratae
, konnte ein
ätherisches Weihrauch-Öl
(Oleum Folia Olibani serratae) isoliert werden mit den Wirksubstanzen
Bornyl-acetat
mit 20%,
beta-Terpineol
mit 13,6%,
alpha-Thujen
mit 32% und in geringeren Konzentrationen auch noch
p-Cymen, Limonen, Terpinolen, alpha-Phellandren
und
alpha-Pinen
.
Zugegeben:
Reichlich viel „Fachchinesisch“ und auch reichlich viel „Theorie“!
Die wichtigsten Wirkstoffe und deren Bedeutung in der Heilkunde und für die therapeutische Anwendung darf ich Ihnen nunmehr nachfolgend - dies im Sinne der Alltags-Praxis - in Kurzform mit auf den Weg und zur Hand geben.
Wobei ich noch einmal darauf hinweise, dass zu diesem wirklich komplexen Thema weitere Ausführungen nachzulesen sind am Ende des Buches in einem eigenen Kapitel („Das sollten Sie wissen …“).
E
rlauben Sie mir einen „kleinen Schwenk“:
Beim Räuchern schlägt Weihrauch eine Brücke von der materiellen zur spirituellen Welt.
Mit und durch den Rauch tritt man in Verbindung mit der göttlichen Kraft und - so auch heute noch in vielen Naturreligionen - setzt sich in „religiöse Verzückung“. Er öffnet die Seele, vermittelt Verstehen für die Lebensgesetze und fördert die Meditation. Er galt & gilt an okkulten Schulen als bestes Mittel für Weihe, Segnung, Reinigung und Schutz.
Weihrauch reinigt nicht nur von Keimen und unangenehmen Gerüchen, sondern er ist einer der stärksten atmosphärischen Reiniger.
Wenn in Räumen gestritten wurde, wenn dicke Luft sich ausbreitet, wenn in Krankenzimmern, Warte- und Prüfungsräumen viele Menschen ihre Sorgen hängen gelassen haben wie Mäntel an einer Garderobe, dann kann eine
Weihrauchräucherung für eine gereinigte, klare Atmosphäre sorgen
.
Sein Rauch soll auch
Wohlstand und Erfolg
herbeiführen können. Für uns heute eignet sich der Weihrauch be-sonders gut als begleitender Duft bei Gebet, Meditation und innerer Sammlung. Er reinigt unsere ‚inneren Räume‘, die feinen Energieka-näle, um uns empfänglich zu machen für heilende, geistige und kos-mische Schwingungsmuster.
Weihrauch ist ein sehr wirksames Anti-Stress-Mittel.
Er kann erhöhten Muskeltonus beruhigen und so ein Gefühl angenehmer Wärme und Schwere erzeugen.
Neben Myrrhe besitzt kaum ein anderes duftspendendes Harz eine so ehrwürdige Geschichte. Bereits von den Ägyptern wurde es für kultische Zwecke, als Räuchermittel, in Salben zum Einbalsamieren sowie als Parfüm-Zusatz benutzt. Obwohl Weihrauch im eigentlichen Sinne die Bezeichnung für einen geweihten Rauch ist, der bei der Verbrennung von Kräutern, Hölzern und Harzen entsteht, wird das Harz landläufig als Weihrauch verstanden.
Zur psychischen Ebene des Weihrauchs nur soviel:
Sein männlicher Charakter stärkt das Selbstbewusstsein, die Willensstärke und das physische wie seelische und geistige Leistungsvermögen!
Zur physischen Ebene:
Weihrauch (be-)reinigt und entspannt und stärkt!
Bevor nun über die Wirkungen der einzelnen Inhalts- bzw. Wirkstoffe und in toto und somit zu den An- & Verwendungen des Weihrauchs näher eingegangen werden soll, sollten Sie sich etwas „verschnaufen“ …