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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.

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Das verkohlte Holz — die Holzkohle — war das wichtigste Brennmaterial für das Ausschmelzen der Erze, sowie für alle hüttenmännischen Operationen in früheren Zeiten. Dies wird bestätigt sowohl durch Ausgrabungen, wie durch viele Stellen griechischer und römischer Schriftsteller. Bei keinem finden wir indes eine genaue Beschreibung des Vorganges der Holzverkohlung, wir wissen nur, dass sie in Gruben und Haufen oder Meilern geschah. Der erste, der ausführlicher über die Holzverkohlung geschrieben hat, ist Vanuccio Biringuccio. Er unterscheidet die Holzverkohlung in Meilern und die in Gruben, und berichtet darüber im zehnten Kapitel des dritten Buches seiner Pyrotechnia, welches überschrieben ist „Von den Eigenschaften und Verschiedenheiten der Kohlen und wie man sie zu machen pflegt“, folgendes:

.... „Gewiss glaube ich, dass die Menschen eher die Erze entbehren könnten, als die Brennmaterialien (das Feuer), wegen des mannigfaltigen Nutzens derselben, und sie (die Natur) hat außer den Bäumen an mehreren Orten auch Steine gemacht, welche die Natur von wirklichen Kohlen haben, und womit sie in jenen Ländern das Eisen bearbeiten, die andern Metalle schmelzen und Steine zubereiten, um Kalk zum Mauern zu machen. Aber wir wollen hier jetzt nicht an entfernte Dinge denken, da wir ja sehen, dass die Natur jedem Bedürfnisse entspricht und hinsichtlich der Erze bietet sie zur Hilfe, wenn nicht auf denselben Bergen, so doch in der Nachbarschaft, stets eine reichliche Menge von Bäumen dar, denn sie weiß, wie viele man davon nötig hat. Die Holzkohle ist der Stoff, welcher in erster Linie für das Schmelzen wichtig ist und besonders, dass man sie von guter Qualität habe, deshalb muss man sich über die Bereitung der Kohlen und über die Verschiedenheit der Holzsorten unterrichten, über welches beides ich nun berichten will.

Zuerst spreche ich von der Verschiedenheit der Hölzer, wovon jeder Praktiker genaue Kenntnis haben muss. Denn alle jene Operationen, welche ein nachhaltiges, kräftiges und lebhaftes Feuer nötig haben, erfordern eine Kohle, die von kräftigem und festem Holze gemacht ist und nicht von weichem.

Wo man aber Flammfeuer nötig hat, wie in den Reverberieröfen, ist die Kohle unnütz, hierzu bedient man sich des reifen, trockenen Holzes. — Harte Kohlen nennt man die von gewissen Holzarten, welche von Natur erdig sind, wie die Eiche, Buche, (eccio?), Ulme, Esche und andere grobe und harte Holzarten; weiche Kohlen aber macht man aus den gewöhnlicheren Holzarten, die mehr lufthaltiger Natur sind, wie die Tanne, Weide, Ulme, Haselstaude und ähnliche von sehr weicher und schwacher Qualität. Alle Kohle ist aber nichts anderes als die hitzige und trockene Holzsubstanz, aus der die wässerigen und fetten Teile, die das Holz enthält, durch das Feuer ausgetrieben sind. — Man muss auch das Holz lange Zeit gespalten an einem trockenen Orte lagern lassen, oder es in einen Wärmeofen bringen, um es trocken zu machen; denn solange es noch Feuchtigkeit enthält, brennt es nicht zu Asche und widersteht dem Feuer.“

Biringuccio betrachtet nun das Wesen der Verbrennung, deren Intensität einerseits von der elementaren Substanz des Holzes, anderseits von der Art und den Mitteln der Verbrennung abhängig sei. Bei der Verbrennung unterscheidet er drei Vorgänge: erstens die Ausdunstung der Feuchtigkeit des Holzes, welche ein unreiner Dampf sei, welcher bei starker Hitze sich entzünde und die Flamme bilde, zweitens die Verbrennung der Kohle und drittens die Abscheidung der erdigen Bestandteile des Holzes in der Asche.

Obgleich die Kohle nicht die lebhafte Flamme des Holzes entwickele, so gäbe es doch eine viel stärkere Hitze als dieses, weil die Feuchtigkeit ausgetrieben, die „lebendige Kraft“ sehr konzentriert sei und die Luft besser eindringen könne. Holz ohne Kohlen gäbe auch trotz des Blasebalges keine genügende Hitze zum Schmelzen. Dabei sei es noch sehr wichtig, das Holz je nach dem Standort, wo es gewachsen, auszuwählen. — Lasse man diese Vorschriften außer Acht, so mache man sich leicht vergebliche Mühe und Kosten. So z. B., wenn man Gold, Silber, Kupfer oder andere Metalle schmelzen wolle und dazu Birkenkohle nehme, würde man sich wohl umsonst abmühen, ebenso, wenn man etwas dickes Eisen schweißen (bollire) wolle und dazu Kohlen von Weiden, Tannen, Maßholder, Espen oder ähnlichen Holzarten nehme, würde man schwerlich die genügende Kraft der Hitze erzielen, Kohle von Kastanien, Weiden und ähnlichen Bäumen könne der Eisenschmied überhaupt nicht gebrauchen.

„Im allgemeinen ist es nicht ratsam, Kohle zu brennen an Orten, wo gutes Holz nur spärlich vorkommt, außer wenn man dazu gezwungen ist. Die Güte des Holzes allein genügt aber nicht, die Art der Bereitung muss auch die richtige sein, und Kohlen von derselben Holzart können starken oder schwachen Brand machen, je nachdem sie auf die eine oder die andere Art gemacht, mit einer oder der andern Erde gedeckt sind, und es macht einen großen Unterschied, ob das Holz noch jung ist oder von alten Bäumen, oder ob es rein ist oder astreich, ob es gesund und stark geschlagen wurde, ob zu einer oder der andern Jahreszeit, ob das Holz trocken und ausgereift oder noch grün war, ob es dann gut aufgesetzt und lufttrocken war, und so macht es auch einen großen Unterschied, ob die Bäume auf hohen Bergen, wo sie frei stehen und die Sonne Kraft hat, oder ob sie an schattigen und sumpfigen Plätzen gewachsen sind. Wo man nur Flamme braucht, ist es gerade umgekehrt, indem das Feuer und die Flamme, das die letzteren geben, sehr stark ist. Manchem mag dies unglaublich scheinen, aber Versuche werden ihn davon überzeugen und den Grund will ich sogleich angeben; da nämlich nur das Holz auf den Bergen gehörig austrocknen und die verbrennliche Feuchtigkeit verdichten kann, wird die Porosität vermindert, wodurch das Feuer nur schwer in das Innere eindringen und die inwendige Feuchtigkeit nur schwer aus den kleinen, engen Poren ausdünsten kann zum Brennen, so dass sie sich fast ohne Flamme verzehrt. Bei dem Holze, welches im Tale oder im Sumpfe wächst, ist dies nicht der Fall. Wenn hier durch das Feuer die überflüssige, kalte, wässerige Feuchtigkeit verjagt ist, bleibt das Holz locker und porös zurück. Durch dieses dringt das kräftige Feuer mit Leichtigkeit ein, was bei frisch geschlagenem Holze wieder viel weniger geschieht, als bei trockenem.

Lassen wir aber jetzt das Holz beiseite, und wenden wir uns zu unserm eigentlichen Gegenstande, zur Kohle. Die Kenntnis derselben ist für die Feuerung von größter Wichtigkeit. Man muss die Art des Holzes kennen, muss wissen, dass es nicht länger als ein Jahr geschlagen ist und ob es auf trockenem oder an einem feuchten und weichen Orte gewachsen ist. Denn nasses Holz, welches das Wasser wie ein Schwamm aufgesaugt hat, taugt nichts, obgleich solches Holz zur Fundamentierung von Gebäuden sehr geeignet sein kann und ich habe selbst solche Hölzer herausziehen sehen, die über 400 Jahre im Boden staken und so frisch aussahen, als ob sie gestern eingesetzt worden wären.

Nun will ich Euch aber die Herstellungsarten der Holzkohlen lehren ..... Es gibt deren zwei. Die erste und von allen die beste nennt man die Meilerverkohlung (à pagliaro — eigentlich nach Art des Strohschobers). Um sie auszuführen, wählt man einen für das Holz, welches geschlagen werden muss, geeigneten Platz. Er sei eben, und wenn er es nicht ist, mache man ihn so und gebe ihm die Form einer kreisrunden Stätte (una ara tonda), in die Mitte stecke man vier starke Stangen ins Geviert oder drei ins Dreieck, so dass sie nahezu eine halbe Elle voneinander stehen und um diese herum legt Ihr Kreis über Kreis all Euer gespaltenes Holz, mit klein gemachten Klötzen (Schmalholz) dazwischen, in Gestalt einer abgestumpften Pyramide oder eines Strohschobers, woher der Name kommt. Um gute Kohle zu machen, muss das Holz wenigstens sechs Monate oder ein Jahr getrocknet sein. Man setzt aber mit gewissen Zwischenräumen Lage über Lage, bis Ihr die Höhe und Breite erreicht habt, welche Ihr dem Meiler geben wollt, und in der Mitte zwischen den Stangen lasst Ihr eine Leere bis oben hin. Wenn dies geschehen ist, bedeckt Ihr alles aufs Beste mit Farnkrautblättern und mit Pfriemkraut und darüber mit guter Erde, so zähe und trocken, wie man sie gräbt, und deckt so bis obenhin, indem man die Decke etwa eine Hand dick macht, alles gut zubereitet und gut geschlossen, dass sie nichts durchlässt, ausgenommen, wo man am Kopfe zehn oder zwölf Luftlöcher lässt, um den Rauch und die Feuchtigkeit, welche das Holz und die Erde enthalten, entweichen zu lassen. Nachdem dies geschehen, lasst Ihr auf den Boden des Loches in der Mitte zwischen den Stangen Feuer werfen und darüber trockene Reiser und dürre Blätter und füllt es damit bis obenhin oder so weit, dass Ihr glaubt, dass das Feuer sich überall mitteile. Alsdann verschließt man auch noch diese oberste Öffnung mit Erde und lässt nur die Luftlöcher offen. So kommt nach und nach in sechs bis acht Tagen der ganze Meiler in Brand und kocht (treibt). Wenn man sieht, dass an den Luftlöchern der starke Rauch aufhört, kann man annehmen, dass er gar ist. Alsdann verschließt man ihn oben, ringsherum und überall mit derselben Sorte von Erde, so dass alle Luftlöcher nichts ausatmen können, damit das Feuer, weil sein Ausatmen gehemmt ist, sofort ersticke und verlösche. Auf diese Art bleibt all Euer Holz in Kohle verwandelt ohne Asche oder Feuchtigkeit. Auch könnt Ihr, wenn Ihr sie nicht ganz abkühlen lassen, sondern sofort davon haben wollt, davon nehmen, indem Ihr eine Seite der Erde der Decke, die Ihr gemacht habt, abhebt, wenn dies auch wegen der Hitze keine ganz unbeschwerliche Sache ist.

Man macht auch noch Holzkohlen auf eine andere Art, und zwar machen es auf diese Weise meistens die Schmiede, wenn sie Kohlen von Birken oder Kastanien machen; dieselben werden dadurch härter, aber weniger gut. Man macht eine Grube in der Erde, anderthalb Ellen im Durchmesser und ebenso tief. Man füllt sie und häufelt sie auch mit Birkenwurzelstöcken oder gespaltenem Kastanienholz oder anderem Holze, und lässt in der Mitte eine Höhlung vom Gipfel bis zum Boden, um das Feuer darin zu entzünden. Das übrige wird mit Farnkraut oder Besenpfriem bedeckt und darauf mit Erde, wie ich es oben bei der Herstellung der großen Meiler beschrieben habe, und ebenso verfährt man auch beim Feuergeben und Auslöschen.


Aber weil nur wenig Feuer (d. h. Brennholz) hier eingesetzt wird, so ist es in acht bis zehn Stunden völlig gar. Sie müssen auch von gutem Holze gemacht werden, besonders wenn man nicht mit dem Winde starker Blasebälge arbeitet, da sie wegen ihrer Härte nicht so gut brennen, als die in Meiler gemachten. Aber wenn sie in Brand gebracht sind, halten sie gut an. Gute Kohle muss von gutem, trockenem Holze sein, gar und nicht verbrannt, wodurch sie zerfallen und matt werden, während gare Kohle große, feste Stücke gibt, die einen Klang geben wie Glas.“

Zum Schlusse hebt Biringuccio noch hervor, wie wichtig es ist, dass die Holzkohlen trocken aufbewahrt werden, indem sie, wenn sie feucht werden, unter Funkensprühen knisternd auseinanderfahren.

Die Meiler, die Biringuccio beschreibt, sind die sogenannten „welschen“, welche einen aus Stangen (Quandelstäben) hergestellten Quandelschacht haben, durch welchen der Meiler von der Mitte aus von oben angezündet wird. Es sind ferner „stehende Meiler“, d. h. solche, bei denen die Holzscheite aufrecht stehend, nur wenig gegen die Achse geneigt, in Kreisen um den „Quandel“ gestellt werden. Es ist dies also dieselbe Art Meiler, welche auch bei uns und in dem ganzen westlichen Europa die gebräuchlichste ist. Die „slavischen“ Meiler mit horizontaler Zündgasse sind mehr im östlichen Europa und die „liegenden“ Meiler, bei denen das Holz horizontal um die Achse gelegt wird, in Skandinavien gebräuchlich. Auch ist die Beschreibung so klar und verständlich, dass wir kaum noch etwas hinzuzufügen haben. Die theoretischen Betrachtungen, namentlich über den Unterschied von hartem und weichem Holze und über die Verbrennung, sowie über die Verkohlung, sind sehr beachtenswert.


Werfen wir noch einen Blick auf die beigefügten Abbildungen, Fig. 10 und 11. Dieselben sind, wie die meisten Zeichnungen Biringuccios, sehr skizzenhaft und nicht durchaus zuverlässig. So ist der fertige Meiler, der in Fig. 10 rechts dargestellt ist, viel zu steil; bei solcher Rüstung würde die Decke gleich herabfallen. Aus dem angefangenen Meiler zur Linken erkennen wir, dass das Holz in vier Stockwerken, in der oben beschriebenen Weise nach dem Quandel zu geneigt, aufgebaut ist. Der Köhler zur Linken des Bildes schleppt das zum Verkohlen bestimmte, nach Maß zugerichtete Holz herbei. Nach der Art, wie er es trägt, dürfen wir schließen, dass es die noch jetzt gebräuchliche Länge von 60 bis 70 cm hat, so dass der ganze Meiler eine Höhe von ungefähr 2 m haben dürfte. Es ist in der Zeichnung nicht angedeutet, dass in den aufeinander folgenden Stockwerken des Meilers die Holzscheite immer mehr geneigt sind, so dass dieselben in dem obersten, der sogenannten „Haube“, welche den Abschluss bildet, mehr liegen als stehen. Doch halten wir dies für ein Versehen des Zeichners. Denn im allgemeinen geht sowohl aus der Zeichnung, wie aus der Beschreibung hervor, dass das Kohlenbrennen in Meilern damals im Wesentlichen gerade so betrieben wurde wie heutzutage, und wie dies wohl auch schon 2000 Jahre zuvor der Fall war, was sich aus dem, was Theophrast und Plinius darüber mitgeteilt haben, schließen lässt.

Die Köhlerei ist ein nur auf Erfahrung beruhendes Gewerbe, um das sich die Spekulation in früheren Perioden nicht bekümmerte, und welches die Theorie, die sich seit kaum mehr als einem Jahrhundert damit befasst hat, auch nicht mehr wesentlich fördern konnte. Vanuccio gebührt aber das Verdienst, den technisch hochwichtigen Vorgang bei der Holzverkohlung zuerst eingehend, klar und ausführlich beschrieben zu haben: und wie keine frühere Schilderung existiert, die dieser an die Seite gestellt werden könnte, so ist auch in den folgenden 200 Jahren bis zu Wallners Schrift über die schwedische Holzverkohlung (1740) nichts Ausführliches darüber veröffentlicht worden. Wir finden nur in einzelnen Werken, wie in Garzonis Schauplatz (113. Gespräch) Auszüge aus Biringuccio. Sehr mit Unrecht wird in der einschlägigen Fachliteratur auf diesen Auszug, der zum Teil ein wörtlicher Abdruck ist, öfter hingewiesen, während ich die viel gediegenere, umfangreichere Quelle in der Pyrotechnia nirgends erwähnt gefunden habe. Über die Grubenverkohlung, wahrscheinlich die älteste Art der Verkohlung, die aber in Deutschland und in Nordeuropa jetzt ganz ungebräuchlich ist, besitzen wir überhaupt keine besseren Nachrichten, als die oben angeführten. Aus der beigefügten Abbildung, Fig. 11, geht hervor, dass bei diesem Verfahren nicht zugerichtetes Scheitholz, sondern Astholz und Wurzelstücke verkohlt wurden, denn solche trägt der Köhler auf der linken Seite in die Grube ein, der Knabe rechts hält einen ziemlich geraden Ast, der jedenfalls als Quandel dienen soll, um den oben beschriebenen mittleren Zugkanal herzustellen. Aus der Abbildung der in Brand befindlichen Grube erkennen wir, dass das Holz noch über der Grube aufgehäuft war. Die Grubenkohlen sind, wie oben erwähnt, hart und zu vielen Zwecken nicht zu gebrauchen, auch fallen viele schlechte Brände, und ist der Abbrand bei ihrer Herstellung größer als in Meilern; aber sie lassen sich leicht und rasch herstellen, und wenn Garzoni erzählt, dass die Kohlenträger, die er unter die Klasse der Fachini rechnet, und welche zu seiner Zeit die Holzkohlen für die Küchen und die Schmiede hausierend in den italienischen Städten herumtrugen, ihre Kohlen häufig selbst machten, so lässt sich vermuten, dass dies auf dem einfachen und raschen Wege der Grubenverkohlung geschah.

Die Verwendung der Steinkohlen war zu Anfang des 16. Jahrhunderts noch eine sehr beschränkte. Doch wurden sie in den Gegenden, wo sie zu Tag anstanden und mit leichter Mühe gewonnen werden konnten, sowohl zum Hausbrand als auch in den Schmieden benutzt. Dies berichtet Biringuccio in der bereits oben angeführten Stelle, wo er sagt, dass man in jenen Ländern, wo sich Steinkohlen fänden, solche verwende, um Eisen zu bearbeiten, Metalle zu schmelzen, Backsteine zu machen und Kalk zu brennen. Aber die Verwendung der Steinkohle in Schmiedefeuern geht in viel frühere Jahrhunderte zurück. Ein Schmied soll es gewesen sein, der die Steinkohlen im Bistum Lüttich im Jahre 1198 entdeckte und zuerst verwendete.

Die Chronik Lamberts des Kleinen, welche von Reinerus, einem Mönch von St. Jacob zu Lüttich, fortgesetzt wurde, setzt die Entdeckung der Steinkohlen 15 Jahre später, erwähnt aber dabei ebenfalls gleich ihre Verwendung für Schmiede und Metallarbeiter. Zum Jahre 1213 ist darin bemerkt: „Das Jahr geht zu Ende, vorher aber will ich noch drei nützliche und höchst merkwürdige Entdeckungen in unsrer Gegend anführen, nämlich Mergelerde, die zur Verbesserung des Bodens dient, schwarze Erde, den Holzkohlen sehr ähnlich (terra nigra carbonum simillima), welche für Schmiede, Metallarbeiter und arme Leute als Feuerungsmittel von großer Bedeutung ist, und drittens, dass Blei in unsrer Gegend aufgefunden worden.“ Hundert Jahre früher aber werden schon „Kolkulen“, Kohlengruben, im Wurmrevier bei Herzogenrath erwähnt, auf dem zur Augustinerabtei Klosterrath gehörigen Grund und Boden. Dies dürften die ältesten Steinkohlengruben des europäischen Festlandes sein. In England wird der Anfang des Steinkohlenbergbaues bis vor die Zeit Wilhelms des Eroberers um die Mitte des 9. Jahrhunderts zurückdatiert.

Während in Aachen und Lüttich, wie in Deutschland überhaupt die Steinkohlen nicht zu den Regalien gerechnet wurden, ihre Gewinnung vielmehr dem Grundbesitzer zustand, erklärte Wilhelm der Eroberer dieselben in England für Regal und verlieh dasselbe mit den übrigen Bergregalien an die Großen des Reiches.

Die Steinkohlengruben von Staffordshire bei Newcastle-under-Lyne, welche damals schon in Betrieb standen, oder bald danach eröffnet wurden, erklärte er als Grundherr (Lord of the manor) für königlichen Besitz. Die Steinkohlen von Newcastle-on-Tyne werden im Jahre 1234 zum ersten Mal erwähnt. In diesem Jahre bestätigte König Heinrich III. das Privileg, welches sein Vater, König Johann, Newcastle gegeben hatte, worin er den genannten „ehrlichen Leuten“ (probi homines) auf ihr Gesuch hin das Recht verlieh, Kohlen und Steine in dem gewöhnlichen Feld außerhalb der Mauer, genannt Castle-Moor, zu graben, wie es scheint, nur für den eigenen Gebrauch. Doch wurden diese Steinkohlen bald danach bereits zu Schiff nach London gebracht. Im Jahre 1273 erhebt zum ersten Mal der in London ansässige Adel bei König Eduard I. Beschwerde gegen den überhand nehmenden Gebrauch der Steinkohlen (sea coals) — es waren hauptsächlich Gewerbetreibende, namentlich die Färber und Bierbrauer, die sich derselben bedienten — und den damit verknüpften Belästigungen durch Rauch und üblen Geruch. Infolgedessen wurden auch Verordnungen dagegen erlassen, doch nahm der Gebrauch und die Zufuhr von Newcastle-on-Tyne nach London trotzdem ständig zu. Zur Zeit Eduards III. waren die Wälder in der Umgegend von London bereits so dünn und infolgedessen das Holz so teuer geworden, dass die ärmere Bevölkerung auf die Benutzung der Schiffskohle angewiesen war.

Eduard III. trug wesentlich zur Hebung des Steinkohlenbergbaues von Newcastle bei, denn wenn Eduard I. den „ehrlichen Leuten“ von Newcastle nur erlaubt hatte, Kohlen im Felde Castle-moor zu graben, so gab Eduard III. die ganzen Felder von Castlemoor und Castlefield den Bürgern von Newcastle in Eigentum, mit dem Recht der Steinkohlengewinnung. Richard II. legte 1379 den ersten Zoll auf die Kohlenschiffe, die von Newcastle nach London kamen. Dieser Zoll warf später große Summen ab. Trotz des Zolles und trotz der wiederholten Petitionen des Adels und der Bürgerschaft von London gegen das schädliche und ungesunde Brennmaterial (to prohibit the further use of so noxious and unhealthy a kind of fuel) stieg die Einfuhr fortwährend. 1421 war dieselbe bereits so groß, dass Heinrich V. besondere Kommissäre anstellte, wegen des richtigen Maßes und der richtigen Verzollung. Seit dieser Zeit war die Steinkohle das allgemein gebräuchliche Brennmaterial in London.

Über das Alter des westfälischen Steinkohlenbergbaues haben wir bereits im ersten Bande Mitteilungen gemacht, auch dort verwendeten die Schmiede bereits die Steinkohlen. In Sachsen soll die Steinkohlengewinnung bis in das 10. Jahrhundert zurückreichen.

Der älteste Bergbau wurde zu Zwickau betrieben. Derselbe war zu Anfang des 15. Jahrhunderts bereits in starker Ausbeute, obgleich damals das Klafter Holz nur sechs bis sieben Groschen kostete, die Steinkohle also nur einen sehr niedrigen Preis haben konnte. Die erste schriftliche Steinkohlenordnung für Zwickau wurde 1520 erlassen, und zwar von den Besitzern, dem Stift Grünhain und dem Ritter von der Planitz; 1532 folgte die erste und 1552 die zweite kurfürstliche Kohlenordnung. Die Steinkohlen wurden schon früh vielfach von den Schmieden benutzt. In den alten Schmiedeartikeln vom Jahre 1348 heißt es: „daz sullet ir wizzen, daz alle smide, die niederhalb der mur sitzen, mit nichte sullen smiden mit steinkolen“.

Bei Wettin im Saalkreise wurden 1466 Steinkohlen entdeckt. Dass die Kohlen von Potschappel bei Dresden und die böhmischen Braunkohlen im 16. Jahrhundert bereits bekannt waren und benutzt wurden, geht aus Kentmanns Mineralogie hervor, der die ersteren als Bitumen Bohemicum, die andern als carbones bituminosi et fossiles non procul Dresdae anführt. Der Grubenbetrieb auf die Braunkohlen auf dem Meißner in Hessen, die aber ebenfalls Steinkohlen ähnlich sind, wurde unter Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel im Jahre 1578 von dem bekannten „Pfarrer, Salzgreven und Holzvogt“ von Allendorf, Johannes Rhenanus, eröffnet. Schon 1571 hatte der Landgraf auf einen Bericht des Rhenanus über das Kohlenvorkommen am Meißner geantwortet, dass er gewillt sei, zum Besten seiner armen Untertanen das Kohlenbergwerk zu bauen. Rhenanus benutzte die Kohle hauptsächlich zum Salzsieden. Er stieß dabei aber auf Schwierigkeiten und ließ deshalb 1588 — was damals noch etwas Neues war — einen eisernen Rost anfertigen. Auch Roste von „gebackenen Steinen“ für Holz- und Kohlenfeuer konstruierte er, woraus hervorzugehen scheint, dass man das Holz vordem noch ohne Rost verbrannt hatte.

Über das Wesen und die Entstehung der Steinkohlen herrschten bereits im 16. Jahrhundert Meinungsverschiedenheiten, zumeist darüber, ob die Kohle, wie die Theologen wollten, etwas Fertiges, mit der Erde zugleich Erschaffenes oder etwas nachträglich Entstandenes, ähnlich den organischen Wesen sei. Die meisten Naturforscher dieser Periode halten die Steinkohle für ein eingetrocknetes Harz. Georg Agricola ist der Meinung, dass die Steinkohle ein fetter, harziger, mit einer schwefligen Materie vermischter Saft sei, der in der Erde verhärtet und zu Stein geworden sei. Cardanus nennt die Steinkohlen „Judenpech“, d. i. Asphalt. Er sagt: England ist voll von schwarzem Judenpech, welches man Bitumen nennt, womit man auch dort Steine aus Erde brennt. Und Libavius sagt: Die Steinkohlen sind gegrabene, schwarze, harzige oder Pech-Kohlen, hart wie Steine und sehr schweflig, gar leicht anzubrennen, daher sie auch zum Einheizen und zu Schmiedearbeiten sehr bequem und dienlich sind. Christoph Encelius kommt unserer modernen Anschauung näher, indem er ihre Entstehung vom Torfe ableitet. Er sagt: Der Torf ist ein Bitumen, welches durch die Sonnenhitze an der Oberfläche der Erde ausgetrocknet ist, er ist ohne Zweifel die Mutter der Steinkohle, welche ein durch die Hitze im Inneren der Erde fest gewordenes Bitumen ist.

Über die Verwendung der Steinkohlen haben wir bereits verschiedene Stellen angeführt. Ihre Hauptverwendung im 16. Jahrhundert war für den Hausbrand der ärmeren Leute und in den Schmieden. Außerdem wurden sie benutzt zum Brennen von Ziegel- und Backsteinen, von Kalksteinen, zum Salzsieden, dagegen konnte man sie zu andern metallurgischen Operationen, zum Schmelzen der Erze, zum Frischen des Eisens u. s. w. in jener Zeit noch nicht verwenden. Agricola spricht sich über den Gebrauch der Steinkohlen am deutlichsten, und zwar im vierten Buche des großen Werkes „De natura fossilium“, welches überhaupt die beste und ausführlichste Abhandlung jener Periode über die Steinkohlen ist, folgendermaßen aus: Denn die Erz- und Eisenschmiede bedienen sich der Steinkohlen, die ihnen viel länger anhält. Aber weil sie durch ihren Fettgehalt das Eisen verdirbt und brüchig macht, so nehmen die, welche feinere Arbeiten machen, sie nicht, außer wenn sie an Holzkohlen großen Mangel haben. Mit demselben Bitumen kochen die, denen das Holz fehlt, ihre Speisen, heizen damit die warmen Stuben, in denen sie im Winter ihr Leben verbringen, und brennen damit Kalk, den bösen Geruch aber vertreiben sie meistens mit Salz, das sie in das Feuer werfen. Die Bauern streichen damit (mit dem daraus gewonnenen Teer) die Weinstöcke an, damit dadurch die Würmer, welche die jungen Triebe abnagen, getötet werden. Derselben heilsamen Wirkung wegen bestreichen sie sich zuweilen die Augenlider und Haare damit. Als Medizin aber wirkt es austrocknend und abführend. Aus dem harten, glänzenden aber macht man menschliche Figuren: kleine Kugeln, an denen man die Gebete abzählt (am Rosenkranze), Edelsteine für Ringe und Knöpfe für die Geldtäschchen. Dieses wird in unsrer Zeit „Gagat“ genannt.

Im allgemeinen war aber die Verwendung der Steinkohlen zu Anfang des 16. Jahrhunderts noch eine sehr geringe und auf die Gegenden, wo Steinkohle auf Tagebau gewonnen werden konnte, beschränkte. Doch beginnt in dieser Periode die Steinkohle Exportartikel zu werden. Zunächst in England, wo sich die Ausfuhr von Newcastle aus nicht auf den Handel mit London beschränkte, sondern Steinkohlen auch nach Schottland, ja sogar bereits nach Holland, Hamburg und Dänemark verladen wurden. Lüttich handelte mit Steinkohlen. Auch auf dem Rheine fing man an, Steinkohlen zu verschiffen. 1545 ging ein Schiff mit Eisen von einem badischen Hüttenwerk nach der Grafschaft Berg und brachte als Rückfracht Steinkohlen zurück, die wie Holz verzollt wurden.

War die Bedeutung der Steinkohle für die Metallurgie im 16. Jahrhundert nur eine sehr geringe, so war die des Torfes fast gleich null. Die Verwendung des Torfes für den Hausbrand war freilich in Deutschland längst gebräuchlich. Friesland und Holland sind die klassischen Länder dafür. Schon Plinius erzählt von den alten Bewohnern Frieslands, den Chauken, dass sie eine lehmige Erde mit den Händen zusammenballten, an der Sonne oder mehr noch durch den Wind trocknen ließen und damit sowohl ihre Speisen kochten als ihre Behausungen erwärmten. Die frühesten Nachrichten über Torfgräbereien stammen aus dem 12. Jahrhundert. Ein Abt Ludolf erlaubte im Jahre 1113 einem Nonnenkloster in der Nähe von Utrecht, auf einem Teile seiner Torfmoore (vena vom altfriesischen venne, holländisch veen) zum eigenen Gebrauche Torf (cespides = gestochener Rasen, Stechtorf) zu graben. Das Wort Torf, Torff, Turf, latinisirt turba, turbo, turbae, turfa, kommt am Ende des 12. Jahrhunderts zuerst vor. Hieraus entstand das Wort turbaria für Torfmoor (1259 bei Matthäus Paris), und turbagium, das Recht Torf zu graben (1308 in einem Diplome Philipps des Schönen). Im 13. Jahrhundert wurde der Gebrauch des Torfes im westlichen Deutschland allgemeiner. In der Eisenindustrie fand er aber noch keine Verwendung, weder im Mittelalter noch im 16. Jahrhundert.

Die Geschichte des Eisens, Band 3: Das 16. Jahrhundert

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