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SALZWIESEN, DÜNEN UND MEERESVÖGEL – KOUCHIBOUGUAC NATIONAL PARK

Im Birkenkanu auf den Spuren der Voyageurs


Als habe der Herrgott zeigen wollen, was man aus einer Küste alles machen kann – so variantenreich präsentieren sich Meeressaum und Hinterland an dieser Ecke von New Brunswick. Kein Wunder, dass 1969 ein Nationalpark aus dieser Vielfalt wurde. Bisweilen gegen den Widerstand jener, die schon in der Idylle wohnten. Einer von ihnen soll angeblich immer noch unbehaust im Park leben. Seemannsgarn?


In den warmen Monaten blühen im Kouchibouguac National Park zahlreiche Wildblumen.

So ein Voyageur-Kanu ist schon ein Brocken, recht breit, mit hochgezogenem Bug und Heck, 7 bis 11 Meter lang und mit hohen Seitenwänden, damit die wertvolle Fracht geschützt ist. Die echten Voyageur-Boote hatten einen Rahmen aus Zedernholz und eine Bespannung aus Birkenrinde – quasi vorindustrieller Leichtbau. Beladen waren die Frachtschiffe mit Pelzen, die zu Ballen verschnürt waren. Ladung, die in Europa begehrt war und dem noch jungen Kanada des weißen Mannes Wohlstand brachte. Ohne die Voyageurs und ihre Kähne wäre dies nicht möglich gewesen, führte damals doch kein anderer Weg in die Wildnis als Flüsse und Seen. Und die Stromschnellen? Um die mussten Boot, Ausrüstung und Fracht meist herumgetragen werden. »Portage« hießen die kraftzehrenden Aktionen.

Respekt vor den Voyageurs

Wir mussten nur einmal solche tragenden Rollen übernehmen, mit leerem Boot und geringer Ausrüstung eher Folklore als Strapaze. Überdies gab es immer wieder Pausen, wenn die Ranger von der Historie der Region erzählten, wenn es Tiere zu beobachten gab oder beim Snack auf der Sandbank, quasi als Nachbarn der Robben. Dennoch waren wir nach drei Stunden Paddeln auf den meist stillen Wassern des Kouchibouguac Nationalpark an der Ostküste von New Brunswick ziemlich platt. Und das haben die Voyageurs über Stunden und Tage ausgehalten? Aber die Erfahrung hätten wir nicht missen mögen. Und wenn wir mit unseren Dickschiffen und mehr oder minder gleichmäßigem Schlag an Kanuten in tüddeligen Plastikkajaks vorbeizogen, glänzten wir vor Stolz. Nein, das war kein Schweiß!

Ein forderndes und Wissen förderndes Programm, das Parks Canada neben anderen Aktivitäten anbietet, in dem Nationalpark mit dem Stolpernamen. Er entstammt der Sprache der Mi’kmaq und bedeutet etwa »Fluss der lang gezogenen Tiden«. Der Park am Meer vereint mehrere signifikante Landschaftsformen: von der See aufgespülte Barriereinseln und hinter der Küste im weißen Licht silbrig schimmernde Lagunen. Dünen, auf denen der Wind zwischen den Gräsern immerzu feine Sandkörner vor sich hertreibt, Salzsumpfland und schließlich ausgedehnte Wälder – knapp 240 Quadratkilometer Vielfalt. Ein Boardwalk, ein erhöhter hölzerner Pfad, durchzieht hier amphibisches Terrain, mehrere Wander- und Radwege führen durch den Park. Im Sommer ist Kelly’s Beach eine Attraktion, zumal der lang gezogene Strand auch den Nacktbadern intimen Raum bietet. Kein Wunder, schwärmen doch die Tourismuswerber von New Brunswick, ohne Widerspruch zu ernten, vom wärmsten Salzwasser nördlich des US-Staates Virginia.

Minimale »Lichtverschmutzung«

Der Nationalpark lockt auch mit regem Nachtleben, zumindest in wolkenarmen Nächten. Dann spielt Kouchibouguac seinen Status als »Dark Sky Reserve« aus, als Terrain mit minimaler »Lichtverschmutzung«: Lampen finden sich nur da, wo man sie braucht, und sie leuchten zum Boden hin. So präsentiert sich der Himmel ideal zur Sternenschau, und viele Himmelsbeobachter nehmen die Gelegenheit gerne wahr. Parks Canada hat diesen Park gemeinsam mit der Royal Astronomical Society of Canada entsprechend eingerichtet.

Kouchibouguac ist einer der Gründe, den Acadian Coastal Drive unter die Pneus zu nehmen. Die 150 Kilometer lange Route führt von Moncton nach Miramitchi. Wer die Strecke befährt, wird in Shediac, der »World Capital of Lobster« einen Fotostopp beim fünf Meter hohen »Weltgrößten Hummer« einlegen. Und gegen Ende der Strecke wartet in Saint Louis de Kent ein weiterer Weltrekord: »The World’s largest Acadian Flag«, eine Kreuzung von Frankreichs Trikolore mit dem einsamen Stern in der Texas-Flagge.


Als bukolische Idylle präsentiert sich der wenig bekannte Nationalpark.


Im Winter gebären Robben vor der Küste ihren Nachwuchs.

TOP ERLEBNISSE

KOUCHIBOUGUAC PRÄSENTIERT HISTORIE UND NATUR

Eine der beiden Ausstellungen im Besucherzentrum des Kouchibouguac-Nationalparks schildert – neben der Geschichte des Parks – die Vertreibung der Acadians aus den Maritimes, den Provinzen an der Ostküste. An gleicher Stelle präsentiert eine Bild-Ton-Schau die Landschaften des Park im Wechsel der Jahreszeiten.

PILGERZIEL SAINT-LOUIS

Das Dorf Saint-Louis-de-Kent beim Eingang des Nationalparks pflegt die Tradition der Acadians. Die französischstämmigen Siedler waren und sind meist katholisch. Deshalb errichtete Saint-Louis, wie es meist verkürzt wird, 1882 eine Kopie der Grotte von Lourdes. Sie ist seither ein Pilgerziel, vor allem zu Mariä Himmelfahrt am 15. August.

VON HARBOUR SEALS UND HARP SEALS

Auf 25 Kilometern reihen sich die Dünen im Kouchibouguac-Nationalpark aneinander, ideal für die Sonnenbäder der Robben. Vor allem Grey Seals (Kegelrobben) und Harbour Seals (Seehunde) lassen sich dort gut beobachten. Wenn im Frühjahr die Robbenjagd wieder Schlagzeilen macht, geht es um Sattelrobben (Harp Seals). Filme über die »Robbenschlächter« ließen den Handel mit Robbenpelzen global zusammenbrechen

WEITERE INFORMATIONEN

www.pc.gc.ca

Das Reisebuch Kanada

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