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BESCHAULICHE KULTURMETROPOLE UND UNIVERSITÄTSSTADT – FREDERICTON

Rathaus-Historie: Knast und große Oper


Die Hauptstadt von New Brunswick, Fredericton, profiliert sich mit fotogener Architektur und viel Kultur gegen die Konkurrenz in der eigenen Provinz. Kanadas »Poeten-Ecke« punktet auch mit Filmen, Jazz und der Gemäldesammlung nebst gespendetem Museum des einstigen britischen Politikers und Zeitungsmagnaten Lord Beaverbrook, der in New Brunswick aufgewachsen war.


Aber auch zu anderen Jahreszeiten geht es in der Hauptstadt der Provinz New Brunswick recht entspannt zu.

Bei Quizspielen in kanadischen Pubs ist es eine beliebte Frage: Wie heißt die Hauptstadt der Provinz New Brunswick? Wenn denn überhaupt eine Antwort kommt – »Neu-Braunschweig« rangiert nicht sehr weit oben in der Bekanntheitsskala der Kanadier – so lautet die Antwort oft: Saint John. Es ist die größte Stadt der Provinz, die Hauptstadt Fredericton ist – nach Moncton – nur die Nummer 3 mit rund 57 000 Einwohnern. Größter Arbeitgeber ist wie oft in kleinen Hauptstädten der Staat mit seinen Ministerien und Verwaltungen. Der öffentliche Dienst und eine aufkeimende IT-Branche sorgen dafür, dass die überschaubare Kapitale das höchste Einkommen und die höchsten Bildungsgrade pro Kopf in New Brunswick vorweisen kann.

Dass das kleinere Fredericton bei der Suche nach einer Hauptstadt den Vorzug vor Saint John erhielt, hat historisch-strategische Gründe. Fredericton liegt an der Mündung des Nashwaak River in den Saint John River. Dort legten die französisch sprechenden Akadier ein Fort an. Eine Flut zerstörte das Bollwerk, dennoch ließen sich Akadier 1732 an der Pointe Sainte-Anne genannten Stelle nieder, wo sie 1759 von Briten vertrieben wurden. Denen gelang es aber erst 1783, mit Hilfe von »Loyalisten«, den von der Amerikanischen Revolution vertriebenen königstreuen Briten, in St.-Anne’s-Point eine Siedlung zu begründen. 1784 entstand New Brunswick aus einer Abspaltung von Nova Scotia und brauchte eine Hauptstadt. Der Ort der heiligen Anne, das heutige Fredericton, gewann über Parrtown, das heutige Saint John, weil es tiefer im Land lag als die Hafenstadt Saint John und nicht so leicht angegriffen werden konnte.


Im Sommer sind die Straßencafés von Fredericton gefragte Treffpunkte.

Parlament mit weißem Dachgeschoss

Die Rivalität mit Saint John spiegelt sich auch im Parlamentsbau der Provinz, der 1882 nach einem »schäbig aussehenden« Vorläufer im spätviktorianischen Stil entstand. In ihm sahen die »Frederictonians« ein »passendes großes Symbol« des Selbstvertrauens, während die Leute von der Küste den Bau bemäkelten. Mit seinem weißen Dachgeschoss macht das Legislative Building etwas her, insgesamt ist es aber nicht zu protzig für die kleine Provinz. Häufiger abgebildet wird erstaunlicherweise das etwas ältere, im selben Baustil gehaltene Rathaus, zu dem die Rivalen schwiegen – eine Firma aus Saint John hatte die City Hall gebaut. Sie diente zeitweise auch als Opernhaus, als Polizeiwache und Gefängnis sowie als Markthalle. Kein Wunder, dass der dreistöckige Bau als National Historic Site of Canada gelistet ist – eine von zwölf in dieser Stadt.

Das führende Museum in Fredericton ist die Beaverbrook Art Gallery, deren Sammlung internationale und kanadische Kunst sowie eine Extrakollektion von Gemälden aus New Brunswick einschließlich akadischer und indianischer Maler beherbergt. Ein Schwerpunkt sind allerdings Werke britischer Künstler wie zum Beispiel Turner, Constable und Gainsborough, die Beaverbrook in Großbritannien zu sammeln begann.

Partner des Toronto Film Festivals

Das Museum hat erheblich dazu beigetragen, dass Fredericton für 2009 zur »Kulturhauptstadt Kanadas« gewählt wurde. Aber ebenso hilfreich waren sicher das Harvest Jazz & Blues Festival, zu dem schon Musiker wie Oscar Peterson angereist sind, das Silver Wave Film Festival, das dank einer klugen Partnerschaft mit dem großen Festival in Toronto Filme zeigen kann, die es sonst wohl kaum an den Nashwaak River geschafft hätten. Schließlich genießt die Provinzkapitale den Ruf, Kanadas »Poet’s Corner« zu sein, weil zum einen viele Autoren aus der Stadt stammen und zum anderen viele dorthin gezogen sind, um hier zu arbeiten.

TOP ERLEBNISSE

POLITIK BEI SAMOSAS UND FIDDLEHEADS

Samstags lassen sich die Politiker auf dem Boyce Farmers Market beim Wahlvolk sehen und verspeisen ein paar Samosas. Die aus Indien stammenden gefüllten und gut gewürzten Teigtaschen hat Fredericton quasi adoptiert. Eine Ostküstenspezialität sind hingegen im Frühjahr die »Fiddleheads«, die noch eingerollten jungen Spitzen einiger Farne.

STATT EISENBAHN EIN FUSSGÄNGER-REKORD

Als die Eisenbahn 1997 Fredericton aus dem Fahrplan strich, schenkte sie (wohl um die hohen Unterhaltskosten zu sparen) ihre Brücke über den Saint John River – neun Bögen mit 581 Meter Gesamtlänge – der Stadt. Die baute sie um für Fußgänger und Radfahrer und schmückt sich seither mit der »längsten Fußgänger-Brücke der Welt«.

FREDERICTONS SOMMER-SOLDATEN

In der Gründungszeit der Canadian Army erhielt Fredericton 1883 eine Infanterieschule, von der das örtliche Militärmuseum erzählt. Noch touristen- und fotofreundlicher sind die Wachwechsel beim Parlament und Rathaus, die Freiwillige im Juli und August täglich in historischen, britisch-roten Uniformen exerzieren.

WEITERE INFORMATIONEN

www.tourismfredericton.ca


Sehr kanadisch: eine Biber-Plastik im historischen Garrison District.

Das Reisebuch Kanada

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