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Tankstopp für die Beatles – Gander

»Drehscheibe der Welt«


Wie kamen Fidel Castro und Liz Taylor – nicht zusammen – in eine Kleinstadt in Newfoundland? Wie kam ein nagelneuer Lufthansa-Airbus zu dem Namen Gander? Der Grund für beides ist der 1938 eröffnete Flughafen, der kurz darauf vier Runways intensiv nutzte und damals der größte zivile Airport der Welt war. 2001 machte »Gander International« noch einmal Schlagzeilen in der Luftfahrtgeschichte.


Eines der Denkmäler, die an Ganders Luftfahrt-Historie erinnern.

Als die Arbeiter 1936 auf dem alten Bahngelände von Gander bei St. John’s anrückten, hatten sie einen Auftrag: »Baut den größten Flughafen der Welt!« Hier war nämlich die erste Möglichkeit, jenseits des Atlantiks niederzugehen und die fast leeren Tanks zum Weiterflug aufzufüllen. Die Prognose war richtig, nach 1945 entwickelte sich der transatlantische Luftverkehr trotz der schwachbrüstigen Propellermaschinen gewaltig. Bald wurde Gander »Crossroads of the World« genannt, frei übersetzt »Drehscheibe der Welt«. Der Titel war berechtigt, zumindest für die atlantische Welt. Gander gehörte schnell zu den verkehrsreichsten Flughäfen, wobei dieser Ansturm nur bis in die 1960er-Jahre anhielt. Die kleine Stadt erlebte die Weltstars jener Tage, von Elizabeth Taylor und Frank Sinatra bis zu Jackie Kennedy und Fidel Castro. Auch die Beatles zeigten sich beim Tankstopp in Neufundland. Das schnell wachsende Gander nannte seine Straßen nach berühmten Fliegerinnen und Fliegern.

»Hollywood-Epoche« im Inlandsterminal

Die Glanzzeiten gingen zu Ende, als neue Flugzeuge – vor allem mit dem Beginn des Jet-Zeitalters – immer größere Reichweiten hatten und über Gander hinweg die nordamerikanischen Metropolen direkt erreichen konnten. Gander verstand es aber, mit Reparaturwerften und technischem Service für die Luftfahrt weiterhin wichtig zu bleiben. An die »Hollywood-Epoche«, wie sie ein amerikanischer Fliegerveteran bei einem Nostalgie-Urlaub im Nordosten nannte, erinnern heute die Ausstellung »Atlantic Wings« im Inlandsterminal des Flughafens und vor allem das North Atlantic Aviation Museum am Trans-Canada Highway. Neben einigen Flugzeugen aus den 1930er- bis 1950er-Jahren besitzt die Sammlung auch eine mehr als 80 Jahre alte DC-3, die an der Rückwand des Museums zersägt befestigt wurde: Der hintere Teil ragt in die Halle, die Pilotenkanzel scheint die Wand nach außen durchdrungen zu haben. Von der Innenseite kann man ins Cockpit gelangen und hat von dort aus einen Blick über den Lake Gander, der dem Flughafen einst den Namen gab.

Das Museum widmet sich natürlich auch der größten Katastrophe in der kanadischen Luftfahrt: Kurz vor Weihnachten 1985 war eine aus Köln gekommene DC-8 der Arrow Air beim Start zum Weiterflug abgestürzt und ausgebrannt. Alle acht Piloten und Flugbegleiter sowie alle 256 Passagiere, amerikanische Soldaten, die von einer Friedensmission auf dem Sinai zurückkehrten, kamen dabei zu Tode. Ein Denkmal am Trans-Canada Highway ist den Opfern des Unglücks gewidmet.

Ganders generöse Gastfreundschaft

»Operation Yellow Ribbon« (Aktion Gelbes Band) lief unmittelbar nach den Terrorangriffen des 11. September 2001 an. Da der Luftraum über den USA und die Airports von Toronto, Montréal und Ottawa sofort gesperrt wurden, mussten die bereits anfliegenden Jets auf kanadische Flughäfen umgeleitet werden. Am Atlantik nahmen Halifax in Nova Scotia und Gander die meisten Maschinen auf. In Gander parkten schließlich 38 große Langstreckenjets, und in der 10000-Einwohner-Stadt benötigten rund 6656 Passagiere und Crews eine Unterkunft. Viele fanden sie bei hilfreichen Privatleuten. Gander wurde damals über Nacht weltweit bekannt für seine generöse Gastfreundschaft. Auch andere Orte gewannen in diesen Tagen viel Sympathie, Halifax etwa. Die Lufthansa, die mit sieben Flugzeugen und rund 1500 Passagieren betroffen war, taufte 2002 als Zeichen des Dankes einen Airbus A 340 auf den Doppelnamen Gander/Halifax. Eine Ausnahme, denn LH-Passagierjets wurden und werden ausschließlich nach deutschen Städten und Bundesländern benannt.


Auch für Flugboote war der transatlantische Airport Gander auf Neufundland ein wichtiges Ziel.


Twillingate liegt direkt an der »Iceberg Alley«.

TOP ERLEBNISSE

DIE HAUPTSTADT DER EISBERGE

Twillingate, 100 Kilometer nördlich von Gander gelegen, rühmt sich als »Iceberg Capital of the World«, sein Leuchtturm am Long Point (1876) gilt als einer der besten Orte in Newfoundland, um die vorbeigleitenden Eisberge zu bestaunen. Es sind zwar nur Reste der weißen Riesen aus Grönland, aber selbst sie erreichen oft Titanic-Format. Ihre Größe erkennt man erst, wenn man mit Ausflugsbooten hinausfährt. Iceberg Season ist im Mai und Juni. An Bord gibt es Drinks auf Eisberg-Eis, das beim Schmelzen knisternd Jahrhunderte alte Gasperlen freisetzt.

www.visittwillingate.com

SPRACHKENNTNISSE FÜR DIE ICEBERG ALLEY

Wenn der Käpt’n über die »Eisbergallee« tuckert und von den Eigenheiten der driftenden weißen Pracht erzählt, benutzt er auch den »Iceberg Lingo«, die Sprache der Einheimischen, bei dem Schulenglisch an seine Grenzen kommt. Beispiele? »Bergy Bit«, ein »bisschen Eisberg«, das groß wie ein Haus sein kann – über Wasser. Ein »Tip« ist das, was aus dem Atlantik ragt. 90 Prozent bleiben unter Wasser. Die Buckelwale – hier gibt es wohl mehr als sonst irgendwo in Nordamerika – tauchen unter den gefrorenen Monstern hinweg.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gandercanada.com

Das Reisebuch Kanada

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