Читать книгу Das Reisebuch Kanada - Dr. Margit Brinke - Страница 11

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Viele eckige und ein runder Turm: Die Bibliothek beim Parlamentskomplex in der Bundeshauptstadt wirkt wie eine Kathedrale.

»Winter – make the most of it or go crazy!«

Tatsächlich bedeckt zwischen November und März eine dicke Schneeschicht den Großteil des Landes. Ausgespart bleiben nur die Regionen im äußersten Westen um Vancouver Island, wo fast mediterranes Klima herrscht, sowie die maritime Ostküste. Hier finden sich entlang der Meerenge von Northumberland, zwischen New Brunswick und Prince Edward Island, die wärmsten Gewässer nördlich des US-Südstaates Virginia: An der Parlee Beach in Shediac werden im Sommer 23 Grad Wassertemperatur gemessen!

Es soll der legendäre Leif Eriksson, Sohn des »roten Erik«, gewesen sein, der von Grönland erstmals nach »Vinland« gesegelt ist. Bei L’Anse aux Meadows, an der Küste Neufundlands, fand man in der Tat Siedlungsspuren der Wikinger aus der Zeit um 1000. Doch das raue Klima und die unfreundlichen Indianer waren selbst den harten Wikingern zu viel; sie zogen rasch wieder ab, und es sollte mehrere Jahrhunderte dauern, bis wieder Schiffe vor Kanada auftauchten.

Der Bretone Jacques Cartier, der auf mehreren Fahrten zwischen 1534 und 1537 die Atlantikküste erforschte, entdeckte die St.-Lorenz-Bucht und segelte erstmals ins Landesinnere, um das Gebiet für den französischen König in Besitz zu nehmen. Zwischen 1603 und 1615 initiierte dann Samuel de Champlain die Besiedelung des St.-Lorenz-Tals und gründete 1608 Québec City. Von hier aus strömten französische Siedler, Händler und Pelzjäger allmählich auch ins Landesinnere.

Nachdem sich die Briten weiter südlich breitgemacht hatten, waren Konflikte zwischen den beiden Kolonialmächten vorprogrammiert. Nach der Eroberung von Québec City (1759) und Montréal (1760) ergab sich Gouverneur Vaudreuil dem britischen General Jeffrey Amherst. Endgültig besiegelte dann der Frieden von Paris 1763 den Waffenstillstand, und das kanadische Neu-Frankreich wurde britische Kronkolonie.

Kanadas Geburtsstunde

Lange unter Selbstverwaltung und nur locker mit der britischen Krone liiert, ratifizierten die Briten am 1. Juli 1867 den Ist-Zustand: Das Dominion of Canada wurde ein eigenständiger Staat, zunächst bestehend aus den Provinzen Ontario, New Brunswick, Québec und Nova Scotia. 1870 trat Manitoba der Konföderation bei, 1871 folgte British Columbia, 1873 Prince Edward Island, 1905 Alberta und Saskatchewan und 1949 Newfoundland. Schließlich gehören noch drei Territories, nämlich Yukon (1898), Northwest Territories (1870) und Nunavut (1999) zu Kanada. Die letzten verfassungsrechtlichen Bindungen mit dem Mutterland wurden mit dem Canada Act von 1982 gelöscht.

Kanada ist bis heute eine parlamentarische Monarchie, deren politisch-demokratisches System dem britischen entspricht. Eine wichtige Rolle für das Zusammenwachsen der Nation und das Entstehen des modernen Staatswesens spielte einerseits der Bau der ersten Überland-Eisenbahnlinie zwischen 1881 und 1885, andererseits die Gründung der North West Mounted Police am 3. Mai 1873. Die legendären rot berockten »Mounties« sorgten nicht nur für Recht und Ordnung, sondern trugen auch erheblich zur Erschließung der kanadischen Wildnis bei.

Ein Land der Einwanderer

Mit nur etwa vier Einwohnern pro Quadratkilometer gehört Kanada zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt. Dabei lebt ein Drittel der über 38 Millionen Kanadier in den drei größten Metropolen Toronto, Montréal und Vancouver, ein weiteres Drittel in den anderen Städten. Fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung konzentrieren sich dabei auf den etwa 500 Kilometer breiten Korridor entlang der US-Grenze.

Nach 1867 war der junge Staat froh um jeden, der mithalf, das Land fruchtbar zu machen. Man warb um Neusiedler, und Millionen von Einwanderern suchten bis zur Verschärfung der Einwanderungsbestimmungen in den 1950er-Jahren ihr Glück in den Weiten Kanadas. Heute können knapp die Hälfte der Kanadier auf britisch-irische und 14 Prozent auf französische Vorfahren verweisen. Mit knapp zehn Prozent bilden die Deutschen die nächstgrößte Gruppe; etwa vier Prozent sind indianischer Herkunft.


Ein Blackfeet-Chief in Alberta.


Frommes Glas: ein Kirchenfenster in der Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit in Québec City.

Vielfalt im zweitgrößten Land der Welt

Der Name Kanada leitet sich von einem Indianerwort ab. In der Sprache der Irokesen bedeutet »kanata« Dorf oder Siedlung. Dieses Kanada ist allerdings ein ganz besonderes »Dorf«, nämlich das nach Russland flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde.

Vom östlichsten Punkt Cape Spear in Neufundland bis zum westlichsten, Mount St. Elias im Yukon Territory an der Grenze zu Alaska, sind es immerhin 5514 Kilometer. Kein Wunder, dass man bei einer Durchquerung des Landes nicht nur sechs Zeit-, sondern auch sechs geografische Zonen passiert: den kanadischen Schild, der mit 4,7 Millionen Quadratkilometern fast die Hälfte Kanadas zwischen Labrador und den Northwest Territories einnimmt, die arktischen Inseln (8 %), das Tiefland zwischen den Großen Seen und dem St.-Lorenz-Strom (1 %), die Bergwelt der Appalachen (3 %), die Prärie (18 %) sowie die Rocky Mountains (16 %).

Angesichts dieser Größe und Vielfalt eine Auswahl zu treffen, ist eine fast unlösbare Aufgabe. Da wird man das eine vermissen oder sich darüber wundern, warum eine andere Attraktion ins Buch aufgenommen wurde. Ziel der Auswahl war, dass diese zusammengenommen einen Überblick über dieses vielgesichtige und sehenswerte Land geben und dazu anregen, Kanada selbst zu erkunden.


Im Frühtau zu Berge.

Das Reisebuch Kanada

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