Читать книгу Das Reisebuch Kanada - Dr. Margit Brinke - Страница 22

Оглавление

DIE ENTDECKUNG AMERIKAS – L’ANSE AUX MEADOWS

Nordmänner waren die ersten Europäer in Amerika


Neufundland ist Weinland. Nein, nicht wegen der »Winery«, die im Inselinneren mehr als 45 Rebsorten getestet hat, und nun mit einigen Sorten die harschen Winterwochen überlebt. Wissenschaftler sind überwiegend der Ansicht, dass die Insel das »Vinland« isländischer Sagas ist und die über tausend Jahre alten Siedlungsrelikte von L’Anse aux Meadows belegten: Die Wikinger waren hier.


Der Fels war schon steinalt, als die Wikinger um 1000 hier eintrafen.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben? Nicht immer, Gospodin Gorbatschow. Christoph Columbus ist das beste Gegenbeispiel. Der Genueser in Diensten der spanischen Krone kam sogar ein halbes Jahrtausend zu spät, und dennoch gilt er weithin als der »Entdecker« Amerikas. Dieser Titel gebührt jedoch nach heutigem Stand der Wissenschaft den Nordmännern, vulgo: Wikingern. Das belegen die Reste einer Siedlung an der Nordspitze von Newfoundland, genannt L’Anse aux Meadows. Um das Jahr 1000 ist sie entstanden, hatte aber, so vermuten die Archäologen, nur wenige Jahre Bestand.

Gründer der wohl ersten europäischen Niederlassung auf amerikanischem Boden könnte der isländische Entdecker Leif Eriksson gewesen sein, wenn man den – im 13. Jahrhundert entstandenen – »Vinland Sagas« über neu entdeckte Gebiete wie Helluland, Markland und Vinland folgt. Leif war ein Sohn von Erik dem Roten, der von Island aus Grönland entdeckte und dort die erste europäische Siedlung anlegte. Wo die drei in den Sagas genannten Regionen lagen, ist bislang nicht genau zu ermitteln. Helluland könnte auf Baffin Island liegen, Markland an der Küste von Labrador und viel spricht aus wissenschaftlicher Sicht dafür, dass Vinland und L’Anse aux Meadows identisch sind.


In einer nachgebauten Hütte arbeitet eine Frau wie einst die Wikingerinnen.

Tyrkir der Deutsche findet die Trauben

Vinland? Wein im Norden von Neufundland? Ja, wilder Wein. Um diese Jahrtausendwende herrschte dort vermutlich ein wärmeres Klima als heute, wie auch der Name Grönland, also Grünland, vermuten lässt. Ein Mann aus Leifs etwa 30-köpfiger Mannschaft, »Tyrkir der Deutsche«, soll die Trauben im Wald entdeckt haben. Als Leifs Expedition nach Grönland zurückkehrte, berichtete sie von dem fruchtbaren Vinland. Die Grönländer kamen dann mit mehreren Schiffen, Männern und einige Frauen zurück. Unklar ist, wann und bei welcher dieser Reisen die Siedlung entstand, die 1978 von der UNESCO zu einer der ersten Weltkulturerbe-Stätten ernannt wurde. Die Nordmänner gaben L’Anse aux Meadows nach wenigen Jahren wieder auf, obwohl das Holz der neufundländischen Wälder in Grönland ein begehrtes Gut war. Die Experten vermuten, die Wikinger gaben auf, weil sie den feindlich gesinnten Skraelingern, den Ureinwohnern, zahlenmäßig deutlich unterlegen waren. Danach geriet der Vorposten in Amerika in Vergessenheit – bis 1960 das norwegische Forscherpaar Anne Stine und Helge Ingstad die Erdhügel entdeckte, und unter ihnen die Reste der Siedlung. Insgesamt standen, wie die erhaltenen Fundamente zeigen, hier elf Gebäude und eine Schmiede. Die staatliche Nationalparkorganisation Parks Canada übernahm die Stätte und die weiteren Ausgrabungen, sie rekonstruierte auch zwei der typischen Langhäuser aus Grassoden. Überdies entstand ein Besucherzentrum. Im Sommer gibt es verschiedene Veranstaltungen, bei denen man die Alltagskultur der Wikinger nacherleben kann.

Übung im Kampfaxtschleudern

Etwa zwei Kilometer entfernt von L’Anse aux Meadows entstand Norstead, der Nachbau eines Handelshafens zu Wikingerzeiten. Hier können die Besucher traditionelle Fertigkeiten der Wikinger vom Kampfaxtschleudern bis zur Töpferei, dem Spinnen von Schafwolle und dem Garnfärben mit selbst gemachten Pflanzenfarben erproben. Wer mag, lässt sich altnordisch die Zukunft weissagen.

TOP ERLEBNISSE

EIN BABY ALS BOOTSPATE

Im Hafen in Norstead gibt es an Land den Nachbau eines Wikinger-Handelsschiffes namens »Snorri«. Der Namenspate ist Snorri Thorfinnsson, geboren zwischen 1005 und 1013 in Newfoundland – das wohl erste europäische Kind, das in Amerika zur Welt kam. Die Familie kehrte später zurück nach Island, wo Snorri die Christianisierung der Insel betrieb.

BÄREN UND FLEISCHFRESSENDE PFLANZEN

Am Fuß der Halbinsel, auf der L’Anse aux Meadows liegt, breitet sich der Gros Morne National Park aus, ein Weltkulturerbe, das Geologen anzieht. Hier lässt sich die Plattentektonik der Erde gut studieren. Tausende Touristen kommen aber eher wegen der Schönheit des Parks, seiner Bären und fleischfressenden Pflanzen. Ein beliebtes Ziel für Bootstouren sind die, pardon, Pissing Mare Falls – 305 Meter hoch.

UNI-INSTITUT FÜR MEERESFORSCHUNG

Die Bonne Bay Marine Station im Gros Morne National Park, ein Institut der University of Newfoundland, ist teilweise für Touristen geöffnet, etwa die Aquarien mit der subarktischen Fauna und Flora. Die Wissenschaftler führen auch durch ihre Sammlung.

WEITERE INFORMATIONEN

www.pc.gc.ca


Auch Neufundland ist Bärenland.

Das Reisebuch Kanada

Подняться наверх